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»Könntest du dich nicht mal konkreter ausdrücken?«

Barris’ Augen tanzten runter den grünen Gläsern seiner Sonnenbrille.

»Dein wildes Augenrollen sagt mir gar nichts«, murrte Charles Freck. »Was ist eigentlich mit dem Cephskop los, an dem du da arbeitest?« Er trat näher, um selbst nachzuschauen.

Barris verkantete das Zentralchassis und sagte: »Fällt dir was an der Verdrahtung hier an der Unterseite auf?«

»Ich sehe zerschnittene Drähte«, sagte Charles Freck. »Und eine ganze Reihe von Stellen, die wie absichtlich herbeigeführte Kurzschlüsse wirken. Wer hat das getan?«

Immer noch tanzten Barris’ fröhliche, wissende Augen, ganz so, als freue er sich über etwas, von dem nur er Kenntnis hatte.

»Langsam gehst du mir mit dieser abgewichsten Geheimnistuerei ganz schön auf den Sack«, sagte Charles Freck. »Wer hat denn nun das Cephskop beschädigt? Wann ist das passiert? Und wann hast du den Schaden entdeckt? Arctor sagte nichts davon, als ich ihn vorgestern das letzte Mal sah.«

Barris sagte: »Vielleicht wollte er noch nicht darüber sprechen.«

»Jetzt hör mir mal gut zu«, sagte Charles Freck. »Von mir aus kannst du ruhig weiter so in bescheuerten Rätseln reden, aber ich jedenfalls werde jetzt in eines der Aufnahmeheime des Neuen Pfades gehen und mich freiwillig zum Entzug melden. Da stehen mir zwar ein ganz übler Turkey und dieses therapeutische Zerstörungsspiel bevor, das sie da mit einem spielen, und ich werde Tag und Nacht mit diesen ausgeflippten Typen Zusammensein, aber dann muß ich wenigstens nicht solche Blödmänner wie dich ertragen, die dauernd einen auf geheimnisvoll machen und sinnloses Zeug schwafeln, von dem ich nicht die Bohne verstehe. Ich kann erkennen, daß dieses Cephskop hier zerdeppert worden ist, aber du sagst mir überhaupt nichts. Du willst doch nicht etwa andeuten, daß Bob Arctor das getan hat, daß er sein eigenes, teures Cephskop zerstört hat? Oder vielleicht doch? Was willst du eigentlich? Ich wünschte mir, ich würde schon drüben im Neuen Pfad leben, wo ich nicht diesen bedeutungsschweren Scheiß ertragen müßte, den ich absolut nicht abkann. Tag für Tag dasselbe, und wenn’s nicht von dir kommt, dann von einem anderen ausgeklinkten Freak, der genauso nervtötend ist wie du.« Seine Augen blitzten.

»Ich habe die Sendeeinheit nicht beschädigt«, sagte Barris in einem seltsamen Tonfall; sein Backenbart zuckte. »Und ich hege auch ernsthafte Zweifel daran, daß Ernie Luckman es getan hat.«

»Und ich glaube, daß Ernie Luckman nie in seinem Leben was kaputtgemacht hat, abgesehen von dem einen Mal, als er von schlechtem Acid ausflippte und den Kaffeetisch und den Rest der Wohnzimmereinrichtung aus dem Fenster des Apartments, in dem er damals mit dieser Puppe Joan zusammenlebte, auf den Parkpklatz runterwarf. Aber das ist was ganz anderes. Normalerweise hat Ernie alles besser im Griff als wir alle. Nein, Ernie würde nie jemandem das Cephskop kaputtmachen. Und Bob Arctor – es ist doch seines, nicht wahr? Würde er so etwas tun? Würde er heimlich mitten in der Nacht aufstehen, ohne sich dessen bewußt zu werden, und sich selbst so ins Knie ficken? Das hier hat jemand getan, um Bob eins reinzuwürgen. Verdammt noch mal, das steckt dahinter, und sonst nichts.« Vielleicht hast du’s ja auch gemacht, du blöder Arschficker, dachte Freck. Du verfügst über das technische Know-how, und dein Geist ist böse. »Denjenigen, der das hier getan hat«, sagte Freck, »sollte man in eine staatliche Klinik für sensorische Aphasie verfrachten – oder dahin, wo er sich die Radieschen von unten anschauen kann. Vorzugsweise letzteres. Bob führ immer richtig auf dieses Altec-Cephskop ab. Man muß das echt mal miterlebt haben, wie er sich die Haube aufsetzte, jedesmal, wenn er abends von der Arbeit nach Hause kam. Er war kaum durch die Tür, da hat er das Ding schon angeschaltet. Jeder Typ hat irgendein Ding, daß er wie einen Schatz hütet. Und das hier war sein Schatz. Und deshalb ist es Scheiße, ihm so was anzutun, Mann, Scheiße!«

»Genau das meine ich auch.«

»Was meinst du auch?«

»Jedesmal, wenn er abends von der Arbeit nach Hause kam‹«, erwiderte Barris. »Ich stelle nun schon seit geraumer Zeit Mutmaßungen darüber an, von wem Bob Arctor wirklich bezahlt wird und was an der Organisation, die ihn beschäftigt, eigentlich so ungewöhnlich ist, daß er uns nicht mal ihren Namen sagen will.«

»Bob arbeitet in so einer beschissenen Briefmarkensammelstelle des Blauen Chip in Placentia«, sagte Charles Freck. »Er hat’s mir mal erzählt.«

»Ich möchte zu gerne wissen, was er da macht.«

Charles Freck seufzte. »Die Briefmarken blau färben vermutlich.« Ihm wurde klar, daß er Barris eigentlich noch nie gemocht hatte. Freck wünschte sich, woanders zu sein. Vielleicht unterwegs, um mir Stoff zu beschaffen, dachte er, und die erste Person, der ich begegne oder die ich anriefe, hat gerade einen größeren Posten im Angebot. Vielleicht sollte ich mich wirklich auf die Socken machen … Aber dann erinnerte er sich an das Gefäß mit Öl und Kokain, das im Gefrierschrank abkühlte: Kokain im Wert von hundert Dollar, und das für nur 98 Cent. »Hör mal«, sagte er, »wann ist das Zeug eigentlich endlich fertig? Ich glaube, du willst mich sowieso nur verarschen. Wie können die Solarcaine-Leute es so billig verkaufen, wenn es ein Gramm puren Kokains enthält? Wie können sie da noch einen Gewinn machen?«

»Sie kaufen«, erklärte Barris, »in großen Mengen.«

In seinem Kopf spulte Charles Freck eine Phantasienummer ab: 30tonner, voll mit Kokain, fuhren rückwärts an die Solarcaine-Fabrik heran – wo auch immer sie auch liegen mochte … vielleicht in Cleveland? – und luden tonnenweise pures, unverschnittenes, hochgradiges Kokain ab, das mit Öl und Treibgas und anderem Dreck vermischt und dann in kleine, bunte Spraydosen abgefüllt wurde, die dazu bestimmt waren, zu Tausenden in 7-11-Läden und Drogerien und Supermärkten aufgestapelt zu werden. Eigentlich, überlegte er, sollten wir einfach einen dieser 30tonner überfallen und uns die ganze Ladung schnappen, sieben- oder achthundert Pfund vielleicht – Hölle, bestimmt noch viel, viel mehr! Was faßt eigentlich so ein 30tonner?

Barris holte jetzt die leere Solarcaine-Spraydose, um sie ihm zu zeigen; er deutete auf das Etikett, auf dem alle Bestandteile aufgeführt waren. »Siehst du? Benzocain. Nur wissenschaftlich gebildete Leute wissen, daß das ein Handelsname für Kokain ist. Wenn sie auf dem Etikett ›Kokain‹ schreiben würden, würden das alle möglichen Leute sofort spitzkriegen und vielleicht genau das tun, was ich hier mache. Aber den meisten fehlt es einfach an der notwendigen Bildung, um den Trick zu durchschauen. Schließlich haben sie nicht die gleiche wissenschaftliche Ausbildung wie ich genossen.«

»Wie willst du denn deine Kenntnisse verwerten?« fragte Charles Freck. »Außer dazu, Donna Hawthorne geil zu machen?«

»Ich beabsichtige, vielleicht einen Bestseller zu schreiben«, sagte Barris. »Ein Handbuch für jedermann, wie man sauberes Dope in seiner eigenen Küche herstellen kann, ohne geltendes Recht zu verletzen. Sieh mal, diese Methode zur Kokaingewinnung verstößt gegen kein Gesetz. Benzocain ist legal. Ich habe eine Apotheke angerufen und nachgefragt. Viele frei verkäufliche Substanzen enthalten Benzocain.«

»Irre«, sagte Charles Freck beeindruckt. Er blickte auf seine Armbanduhr, um festzustellen, wie lange sie noch warten mußten.

*

Bob Arctor hatte von Hank (der eigentlich den offiziellen Decknamen »Mr. F.« trug) den Auftrag erhalten, das örtliche Zentrum des Neuen Pfades einer gründlichen Überprüfung zu unterziehen, um einen großen Dealer ausfindig zu machen, den er schon seit längerem überwachte und der nun urplötzlich von der Bildfläche verschwunden war.