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»Wie weit ist er denn gekommen?«

Donna sagte: »Der hat mir mit seinen Schmierfingern die Möpse betatscht.«

»Das ist aber keine 40 000 wert.«

Gemeinsam gingen sie den Weg zu Charles Frecks Wagen zurück.

»Hast du was zu verkaufen?« erkundigte sich Freck. »Ich brauch’ wirklich dringend was. Ehrlich gesagt, ich bin praktisch auf Null runter, stell’ dir das mal vor, total auf Null! Ich war’ schon mit ein paar zufrieden, wenn du welche lockermachen könntest.«

»Ich kann dir welche besorgen.«

»Tabletten«, sagte er. »Ich schieße nicht.«

»Ja.« Donna nickte bestimmt, den Kopf leicht gesenkt. »Aber, hör mal, die Dinger sind im Moment Mangelware – die Nachschubquelle ist zeitweilig ausgetrocknet. Wahrscheinlich hast du das schon selbst mitgekriegt. Ich kann dir nicht sehr viele besorgen, aber …«

»Wann?« unterbrach er sie. Sie hatten mittlerweile den Wagen erreicht; Charles Freck blieb stehen, öffnete die Tür und stieg ein. Auf der anderen Wagenseite stieg auch Donna ein. Und dann saßen sie da, Seite an Seite.

»Übermorgen«, sagte Donna. »Aber nur, wenn ich den einen Typ irgendwie erwischen kann. Ich nehme an, es wird klappen.«

Scheiße, dachte Charles Freck. Übermorgen erst. »Geht’s nicht eher? Nicht bis, sagen wir mal, heute abend?«

»Allerfrühestens morgen.«

»Wie viel?«

»Sechzig Dollar pro Hunderterpack.«

»O Mann«, sagte Charles Freck. »Das ist aber ‘n stolzer Preis.«

»Dafür sind sie auch echt Spitze. Ich hab’ schon früher welche von dem Typen bekommen; die sind wirklich nicht so wie das Zeug, was einem sonst angedreht wird. Mein Wort darauf, der Stoff ist echt sein Geld wert. Wenn’s eben geht, kaufe ich immer bei dem Typen. Aber er hat nicht immer welche. Weißt du, der Typ hat gerade eine Tour in den Süden runter gemacht, denke ich mir. Er ist gerade erst zurückgekommen. Er hat den Stoff selbst rangeschafft, ohne Zwischenhändler, darum weiß ich, daß die Tabletten mit Sicherheit gut sind. Und du mußt mir nichts im voraus bezahlen. Erst, wenn ich sie habe. Okay? Ich vertraue dir.«

»Ich leg’ nie Geld hin, bevor ich die Ware sehe«, sagte er.

»Manchmal muß man’s aber. «

»Okay«, sagte er. »Kannst du mir dann mindestens ein Hunderterpack besorgen?« Er versuchte rasch durchzukalkulieren, wie viele er sich leisten konnte; vielleicht konnte er binnen zwei Tagen 120 Dollar flüssig machen und zweihundert Tabletten von ihr kaufen. Und wenn er in der Zwischenzeit irgendwo einen besseren Deal abschließen konnte, mit anderen Leuten, die Stoff anboten, dann konnte er den Deal mit Donna ja wieder vergessen und bei denen kaufen. Das war der Vorteil dabei, wenn man nie Geld vorstreckte – das und die Tatsache, daß man nie abgelinkt werden konnte.

»Da hast du aber mächtig Glück gehabt, daß wir uns getroffen haben«, sagte Donna, als er den Wagen anließ und rückwärts auf die Straße setzte. »Ich treff mich in ungefähr ‘ner Stunde mit so einem Macker, der mir vielleicht alles abkaufen würde, was ich eben ranschaffen könnte … du scheinst ja ‘ne ziemliche Pechsträhne gehabt zu haben, aber jetzt geht’s wieder bergauf.« Sie lächelte, und er erwiderte ihr Lächeln.

»War’ nur toll, wenn du sie eher kriegen könntest«, sagte Freck.

»Wenn’s klappen sollte …« Donna öffnete ihren Geldbeutel und holte einen kleinen Notizblock und einen Stift mit dem Aufdruck SPARKS AUTO-ELEKTRO­SERVICE heraus. »Wie kann ich dich erreichen? Und dein Name ist mir übrigens immer noch nicht wieder eingefallen.«

»Charles B. Freck«. sagte er. Er gab ihr seine Telefonnummer – eigentlich war es gar nicht seine, sondern die eines Spießerfreundes, über die er solche Kontakte immer laufen ließ –, und sie schrieb die Nummer sorgfältig auf. Wie schwer ihr das Schreiben doch fällt, dachte Freck. Malt einen Buchstaben nach dem anderen hin … Die bringen den Puppen in der Schule auch nur noch Scheiß bei, dachte er. Hat wohl immer unter der Schulbank gesessen. Aber ‘ne heiße Puppe ist sie ja. Na ja, dann kann sie eben kaum lesen und schreiben; was soll’s? Was bei ‘ner Puppe wichtig ist, das sind handliche Titten.

»Ich glaube, ich erinnere mich jetzt wieder an dich«, sagte Donna. »Vage jedenfalls. Es ist alles irgendwie verschwommen, der ganze Abend; ich war richtig weggetreten. So richtig weiß ich eigentlich nur noch, wie ich das Pulver in diese kleinen Kapseln getan hab’ – richtig, Librium-Kapseln … wir hatten den Originalinhalt weggeschüttet. Ich muß die Hälfte runtergekippt haben. Auf den Boden, meine ich.« Sie blickte ihn nachdenklich an, wie er so am Steuer saß und fuhr. »Du scheinst ja ganz okay zu sein«, sagte sie. »Vielleicht können wir öfters miteinander ins Geschäft kommen? Du willst doch hinterher bestimmt noch mehr von dem Zeug, oder nicht?«

»Sicher«, sagte Charles Freck. Zugleich überlegte er, ob es ihm wohl gelingen würde, den Preis zu drücken, wenn sie sich das nächste Mal sahen; er hatte so das Gefühl, als ständen seine Chancen gar nicht mal so schlecht. Aber auch wenn er Donna nicht herunterhandeln konnte, hatte er es wieder einmal geschafft. Was hieß: Er hatte wieder eine neue Nachschubquelle auf getan.

Glücklichsein ist, dachte er, wenn du weißt, daß du ein paar Pillen kriegen kannst.

Draußen, außerhalb des Wagens, strömten der Tag und all die geschäftigen Menschen, das Sonnenlicht und das pulsierende Leben der Stadt unbemerkt vorbei; Charles Freck war glücklich.

Irre, was er da durch Zufall entdeckt hatte – und das nur, weil sich eine Polizeistreife ohne jeden besonderen Grund an seine Fersen geheftet hatte. Eine unerwartete neue Quelle für Substanz T! Was konnte er mehr vom Leben verlangen? Er konnte jetzt vielleicht damit rechnen, daß zwei Wochen vor ihm lagen, nahezu ein halber Monat, bevor er krepierte oder wenigstens beinahe krepierte – was bei einem Entzug von Substanz T praktisch das gleiche war. Zwei Wochen! Charles Freck wurde es wunderbar leicht ums Herz, und für einen winzigen Augenblick roch er die erregenden Düfte des Frühlings, die durch das offene Fenster des Wagens hereinwehten.

»Möchtest du mitkommen, wenn ich Jerry Fabin besuche?« fragte er das Mädchen neben sich.« Ich bring’ ihm eine Ladung Klamotten rüber in die Staatliche Nervenklinik Nummer Drei, wo sie ihn letzte Nacht hingebracht haben. Ich schaffe jedesmal nur ein bißchen rüber, weil’s ja immer noch möglich wäre, daß er bald wieder rauskommt, und ich habe keine Lust, dann alles zurückkarren zu müssen.«

»Ich möchte ihn lieber nicht besuchen«, sagte Donna.

»Du kennst ihn? Jerry Fabin?«

»Jerry Fabin denkt, daß ich es gewesen bin, der ihn zuerst mit diesen Wanzen verseucht hat.«

»Blattläusen.«

»Nun, damals wußte er noch nicht, was das für Viecher waren. Ich halte mich besser von ihm fern. Als ich ihn zum letzten Mal sah, wurde er richtig bösartig. Es sind die Wahrnehmungszentren, in seinem Gehirn … glaube ich wenigstens. Es scheint mit den Wahrnehmungs­zentren zusammenzuhängen, das steht wenigstens neuerdings in den Regierungsinfos.«

»Das läßt sich doch wieder in Ordnung bringen, nicht wahr?« sagte Freck.

»Nein«, sagte Donna. »Das ist für immer im Arsch.«

»Die Leute in der Klinik haben mir gesagt, daß ich ihn besuchen dürfte und daß sie glauben würden, daß er wieder …« Er machte eine hilflose Geste. »Verstehst du, daß er nicht …« Wieder bewegte er seine Hände hilflos hin und her; es war schwierig, das in Worte zu fassen, was er über seinen Freund sagen wollte.

Donna blickte ihn besorgt an. »Du hast doch nicht etwa einen Schaden am Sprachzentrum?« erkundigte sie sich. »Eine Schädigung der – wie nennt man die Dinger doch gleich – der Hinterhauptslappen?«