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Sie war übersät mit Brandwunden, ihre Haut und Kleidung schwarz und versengt. Owen dachte, daß die Frau vielleicht sogar schön war, wenn ihr Gesicht nicht vor Schmerz und Schock weiß und fleckig gewesen wäre. In der Hand hielt sie die größte und häßlichste Waffe, die Owen je gesehen hatte.

Sie funkelte ihn an und deutete auf das Innere ihres Schiffes.

»Beweg dich endlich, du Idiot! Diese Bastarde kommen jeden Augenblick zurück, und zumindest ich habe nicht vor, noch hierzusein, wenn sie sich von ihrem Schreck erholt haben und zu schießen beginnen. Setz deinen Arsch in Bewegung und komm endlich her, Mann!«

Owen stolperte vorwärts. Er hatte keine Ahnung, wer die Frau war oder was sie von ihm wollte, aber das war auch egal.

Noch vor wenigen Augenblicken war er bereit gewesen zu sterben, aber nun hatte er wieder Hoffnung geschöpft. Er wollte leben. Und Owen erkannte einen Wink, wenn das Schicksal ihm einen gab. Man mußte ihn nicht erst mit der Nase darauf stoßen. Er taumelte die Rampe hinauf und zog eine blutige Spur hinter sich her. Die Frau riß die Rampe im gleichen Augenblick in die Schleuse zurück, als er drinnen war, und knallte die Luke zu. Zwei Sätze von Haltenetzen befanden sich im Innern der Kapsel, und Owen sank dankbar in eines davon, während die Frau sich in das andere warf und hektisch an den Kontrollen hantierte. Das Schiff machte einen Satz, die Maschinen heulten auf, und dann waren sie in der Luft und in Bewegung. Owen ließ sich zurücksinken und betrachtete die Frau nachdenklich. Die nächstliegende Idee war, daß sie die Belohnung auf seinen Kopf kassieren wollte und keine Lust hatte, mit irgend jemand zu teilen. Aber Owen glaubte nicht daran. Er vermutete, daß es das klügste wäre, sie vorsichtig auszufragen und nach und nach herauszufinden, was sie mit ihm vorhatte, doch dazu besaß er einfach nicht mehr genügend Kraft und Ausdauer. Und wenn alles andere nichts hilft, dann sei direkt. Unter Schmerzen räusperte er sich.

»Ich bin Owen Todtsteltzer. Wer seid Ihr, was macht Ihr hier, und warum habt Ihr mir geholfen?«

Seine Stimme erschien ihm schwach und dünn, aber wenn seine Retterin es bemerkte, dann zeigte sie es nicht. »Mein Name ist Hazel d’Ark. Wie ich hergekommen bin, ist eine ziemlich komplizierte Geschichte. Und ich hab’ dich gerettet, weil mir die Übermacht der anderen unfair erschien. Ich hab’

schon immer ein Herz für die Schwächeren gehabt. Was hast du denn angestellt, daß so viele Leute auf deinen Fersen sind?«

»Ich bin vogelfrei. Auf meinen Kopf ist ein hoher Preis ausgesetzt. Wenn es das ist, worauf Ihr aus seid.«

»Entspann dich, Junge. Ich bin ebenfalls vogelfrei. Keine Chance, den Preis für deinen Kopf zu kassieren, ohne meinen eigenen dabei zu verlieren. Heutzutage gibt es eine Menge von uns. Aber so ist sie halt, unsere geliebte Eiserne Hexe.

Todtsteltzer. Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor.«

»Das möchte ich hoffen«, entgegnete Owen mit schiefem Lächeln. »Ich bin der ehemalige Lord dieses schönen Planeten.«

Hazel pfiff durch die Zähne. »Ich bin beeindruckt. Normalerweise bewege ich mich nicht in derart gehobenen Kreisen.

Hast du eine Idee, in welche Richtung ich diesen Kahn bewegen soll? Hinter uns sind fünf Flieger, und sie nähern sich schnell. Ich habe das Gefühl, ich sollte dir nicht verschweigen, daß dieses Schiff eigentlich nur eine Rettungskapsel ist und die Energiezellen beinahe leer sind. Also fang nicht an, ehrgeizige Pläne zu entwickeln. Uns bleiben vielleicht noch vierzig Minuten Flugzeit, aber nur, wenn ich keine Energie mehr in die Schutzschilde umleiten muß.«

Owen zögerte einen Augenblick. »Ihr habt immer noch nicht gesagt, warum Ihr Euer Schiff und Euer Leben riskiert habt, um mir zu helfen.«

»Ausgestoßene müssen als erstes lernen, aufeinander aufzupassen. Weil es sonst nämlich niemand tut. Und ein Gesetzloser braucht alle Freunde, die er nur finden kann. Das wirst du schnell lernen, wenn du diese Geschichte überlebst. Ein Leben als Vogelfreier kann sehr lehrreich sein.«

»Also gut. Nehmt Kurs nach Norden. In fünfzehn oder zwanzig Kilometern Entfernung sollten wir zu einem großen See kommen, es sei denn, ich habe mich noch viel weiter verirrt, als ich gedacht habe. Sagt mir Bescheid, wenn wir dort angekommen sind.«

Owen lehnte sich in seinem Netz zurück und kämpfte darum, einen klaren Kopf zu behalten. Er besaß nun eine Verbündete und mit ihr eine zweite Chance zur Flucht. Wenn sie ihn nur bis zur Sonnenschreiter bringen könnte, würde er vielleicht doch überleben und Rache nehmen können. Der Gedanke weckte neue Kräfte, und zum ersten Mal warf Owen einen gründlichen Blick auf seine Umgebung. Abgesehen von den Sicherheitsnetzen, den Kontrollen und den Schottenwänden gab es nicht viel zu sehen. Nur die notwendigsten Einrichtungen befanden sich an Bord, aber sie machten wenigstens einen vertrauenerweckenden Eindruck. Außerdem schien es wenig sinnvoll, Luxus und Überfluß in eine Rettungskapsel einzubauen.

»Es ist schon lange her, daß ich in etwas so Primitivem gereist bin«, begann Owen schließlich. »Was hat es für einen Antrieb – Dampf?«

»Noch so eine dämliche Bemerkung, und du kannst rausgehen und schieben«, erwiderte Hazel. »Schimpf nicht über diesen Kahn hier. Er hat deinen und meinen Arsch gerettet.«

Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: »In Ordnung. Die Frontsensoren zeigen an, daß wir uns einem größeren Gewässer nähern. Und die Hecksensoren melden einen ganzen Sack voller Leute, die hinter uns her sind in allem, was irgendwie fliegt. Du machst jetzt besser einen vernünftigen Vorschlag, wie wir aus diesem Schlamassel herauskommen, Owen Todtsteltzer, weil mir nämlich nichts mehr einfällt.«

»Nur die Ruhe«, erwiderte Owen. »Ich habe ein As im Ärmel, und zwar keins von schlechten Eltern. Eigentlich steckt es nicht in meinem Ärmel, sondern wartet am Grund des Sees.«

Hazel warf ihm einen scharfen Blick zu. »Heißt das, wir werden tauchen

»Ihr habt es erfaßt. Meine private Jacht liegt am Grund des Sees in ihrem eigenen kleinen, getarnten Hangar, wo sie unauffindbar ist für alles, bis auf die allerstärksten Sensoren.

Nur ich weiß von ihrer Existenz. Ich hatte das Gefühl, daß das vielleicht eines Tages ganz nützlich sein könnte. Wißt Ihr, die Paranoia geht in meiner Familie nicht nur einfach um, sie galoppiert. Das kommt davon, wenn man zur Oberschicht gehört. Werft diesen Pott hier in den See und haltet ihn dicht über dem Grund. Ich werde Kontakt mit der Jacht aufnehmen, die Schilde herunterfahren und die Maschinen anwerfen. Eure Sensoren werden die Sonnenschreiter bemerken, wenn wir nahe genug herangekommen sind. Geht dann einfach längsseits und verankert die Rettungskapsel neben der Schleuse.

Meine Sonnenschreiter ist ein ganz besonderes Schiff. Hat all die Energie und die Mittel, die wir für unsere Flucht

benötigen, und noch einiges mehr. Wenn wir erst aus dem Wasser und in Bewegung sind, dann kann uns nichts mehr aufhalten.

Die Sonnenschreiter besitzt einen ultramodernen Hyperraumantrieb, basierend auf den allerneuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Es gibt nur ein Dutzend Schiffe im gesamten Imperium, die mit diesem Antrieb ausgerüstet sind, und keines davon befindet sich zur Zeit in unserem Sektor der Galaxis. Das Schiff hat mich ein Vermögen gekostet, aber ich kaufe immer nur das Beste vom Besten. Bringt uns jetzt bitte nach unten.«