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Skar sprang auf die Füße, sah sich wild um. Es kam ihm selbst fast unglaublich vor - aber bisher schien niemand auch nur Notiz von ihm genommen zu haben! Die Errish und ihre reptilienhaften Verbündeten konzentrierten sich so auf die Quorrl, daß sie seinen Angriff nicht einmal bemerkt hatten! Vielleicht hatte er doch noch eine Chance.

Er entdeckte, wonach er suchte: die Waffe der Errish. Sie lag nur wenige Schritte von ihm entfernt, halb im Schlamm versunken, aber deutlich zu erkennen. An ihrer Seite leuchtete in regelmäßigen Abständen ein winziges rotes Licht auf, wie ein kleines funkelndes Auge. Hastig lief er hin, bückte sich danach und hörte ein dumpfes Knurren über sich. Der Drache versuchte nach ihm zu beißen, aber es fiel Skar nicht schwer, seinem Angriff auszuweichen. Jetzt, wo er der telepathischen Führung seiner Reiterin beraubt war, war er wieder nichts als ein Tier, ein riesiges, gefährliches Tier, das aber gottlob ebenso dumm wie stark war. Er machte ein paar Schritte zur Seite, hob die Waffe hoch und versuchte, ihre Handhabung zu ergründen.

Eine der Errish sah direkt in seine Richtung. Skar erstarrte - und die Errish drehte sich wieder herum und zielte mit ihrem Scanner auf die Quorrl! Und dann begriff Skar: niemand hatte seinen Angriff beobachtet, und in seinem schwarzen Mantel und über und über mit Schlamm bedeckt, wie er war, hielten sie ihn in der Dunkelheit für eine der Ihren!

Skar wich einen weiteren Schritt zurück, versuchte in den Schatten der Felsen zu kommen und sah abermals die Waffe an. Sie ähnelte in nichts den Scannern, wie er sie von Kiina und den anderen Errish kannte, sondern bestand eigentlich nur aus einem dicken, mit zahllosen Wülsten und Ausbuchtungen übersäten Rohr und einem Schulterstück, aber ihre Handhabung war ihm sofort klar. Es gab einen kleinen Abzug, wie den einer Armbrust, und als er das offene Ende des Rohres berührte, fuhr er schmerzhaft zusammen. Es war glühend heiß.

Skar schob sich vorsichtig an der Felswand entlang. Der Drache knurrte wieder, versuchte aber nicht noch einmal, ihn anzugreifen, sondern verfolgte nur jede seiner Bewegungen aus kleinen, mißtrauischen Augen. Der Verlust seiner Reiterin hatte das Tier verwirrt, aber gottlob nicht rasend gemacht, wie es manchmal bei Drachen vorkam, die lange Zeit mit einer Errish zusammengewesen waren.

Trotzdem umging Skar ihn in respektvollem Abstand, ehe er wieder aus den Schatten der Felsen heraustrat und sich einer Gruppe von drei Errish näherte. Sie mußten seine Schritte hören, aber auch sie schienen ihn für eine der Ihren zu halten, denn keine von ihnen drehte sich auch nur herum - und als sie ihren Irrtum bemerkten, war es zu spät. Skar schlug der ersten die geballte Faust zwischen die Schulterblätter, brachte die zweite mit einem Kolbenhieb der Strahlenwaffe zu Fall und riß die dritte Errish so grob herum, daß sie vor lauter Schrecken ihre Waffe fallenließ und nicht einmal auf den Gedanken kam, sich zu wehren. Skar packte sie, legte den Arm von hinten um ihren Hals und drückte zu; nicht so fest, daß sie keine Luft mehr bekam, aber hart genug, ihr zu verdeutlichen, wie wenig Sinn irgendein Widerstand haben mußte. Dann hob er die Waffe, richtete sie schräg in den Himmel über dem Meer und drückte ab.

Ein brüllender Strom aus gleißendem, unerträglich hellem Licht brach aus dem silbernen Rohr und verwandelte die kreisenden Daktylen in schwarze flatternde Scherenschnitte. Skar sah, daß er keine von ihnen getroffen hatte; trotzdem spritzte ihre Formation in heller Panik auseinander, so daß eine oder zwei Errish nur noch mit Mühe ihr Gleichgewicht auf den Rücken der Drachenvögel halten konnten. Ein Chor überraschter Schreie gellte auf, und die Gesichter der meisten Errish wandten sich in seine Richtung. Unangenehmerweise auch die meisten ihrer Waffen.

»Aufhören!« brüllte Skar. »Hört sofort mit diesem Wahnsinn auf!«

Sein Schrei wäre nicht einmal nötig gewesen. Das Scannerfeuer hatte aufgehört, und auch die Reptilienwesen stellten ihre Angriffe auf die verschanzten Quorrl ein, was Skars Vermutung bestätigte, daß sie von den Errish telepathisch gelenkt wurden; der Kampf erlahmte binnen einer Sekunde, und Skar konnte beinahe körperlich fühlen, wie sich aller Aufmerksamkeit auf ihn konzentrierte. Eine der schwarzgekleideten Gestalten vor ihm hob ihre Waffe, schoß aber nicht, und über der Steilküste erschien wieder der flatternde Schatten einer Daktyle.

»Hört auf!« rief Skar noch einmal, »ihr wißt nicht, was ihr tut!«

»Du weißt nicht, was du tust!« Eine der Errish kam näher. Skar konnte ihr Gesicht nicht erkennen, aber allein der Klang ihrer Stimme verriet ihm, daß er es mit einer Frau zu tun hatte, die es gewohnt war, Befehle zu erteilen. »Laß Rani los, oder du bist tot!« Sie hob ihren Scanner, um ihre Worte zu unterstreichen. Skar verstärkte den Druck auf die schmale Gestalt in seinem Arm noch ein wenig, und die Errish stöhnte vor Schmerz.

»Keinen Schritt weiter!« drohte er. »Oder deine Schwester stirbt! Ich bin nicht euer Feind! Ich will nur mit euch reden!« Die Errish kam zögernd näher. Die Waffe in ihrer Hand blieb unverändert auf Skars Gesicht gerichtet, aber er spürte, daß sie nicht abdrücken würde. Die Gefahr, auch die Errish zu töten, die er wie einen lebenden Schutzschild vor sich hielt, war zu groß. »Nur reden? Wer bist du? Wo ist Mira? Sie -« Die Errish brach ab, als sie die reglose Gestalt neben dem Drachen erblickte. »Du hast sie umgebracht!« Sie hob ihre Waffe. »Dafür stirbst du!« Skar wich zurück und machte gleichzeitig zwei, drei rasche Schritte zur Seite. Hinter seinem Rücken erklang abermals das drohende Knurren des Drachen, und er konnte den scharfen Reptiliengestank spüren, den das Ungeheuer ausstieß. »Dann solltest du aber verdammt gut zielen«, sagte er. »Wenn du den Drachen triffst und er anfängt zu toben, dann überlebt in diesem Tal niemand.«

»Was willst du?« fragte die Errish aufgebracht. »Gehörst du zu diesen verdammten Zauberpriestern? Du täuschst dich, wenn du glaubst, daß wir tatenlos zusehen, wie deine verdammte Quorrl-Bande und du -«

»Verdammt, ich stehe auf eurer Seite!« brüllte Skar. »Und die Quorrl auch!«

Für ein paar Sekunden wurde es still. Vollkommen still. Selbst das Prasseln der Flammen, die sich hier und da noch gegen den Regen wehrten, schien gedämpft. Auf den Zügen der Errish machte sich ein fassungsloser, fast entsetzter Ausdruck breit, aber nur für einen Moment. Dann schüttelte sie heftig und mehrmals hintereinander den Kopf und verzog abfällig das Gesicht.

»Du lügst!« sagte sie.

»Ich bin ein Satai«, antwortete Skar. »Schau mich an. Hast du jemals gehört, daß ein Satai lügt? Ich kam hierher, weil ich mir Hilfe von den Errish versprach!«

»Und die Quorrl?«

»Sie begleiten mich«, antwortete Skar. »Ich ließ sie zurück, damit niemand in Elay bei ihrem Anblick die Nerven verliert und einen Fehler macht - nicht, damit deine Leute sie abschlachten!« Und dann tat er etwas, was die Errish vollkommen verblüffte - mit einer wütenden Bewegung stieß er seine Gefangene von sich, trat auf die Gestalt im schwarzen Mantel zu und senkte seine Waffe, »Und jetzt erschieß mich, wenn es dir Spaß macht, du Närrin!« Die Errish starrte ihn an. Ihre Waffe blieb weiter auf Skar gerichtet, aber auf ihren Zügen kämpften widerstrebende Empfindungen miteinander; sie war verunsichert und auf eine Weise entsetzt, die er nur zu gut nachempfinden konnte. Aber er spürte, daß er gewonnen hatte, wenn er nicht im letzten Moment noch einen Fehler beging.