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»Du... du gehörst nicht zu den Zauberpriestern?« fragte die Errish stockend.

Skar verneinte. »Und Titchs Krieger ebensowenig. Sie gehören zu dem Heer, das uns die Quorrl sandten, um Ikne und die südlichen Länder zu befreien.«

Die Lippen der Errish begannen zu zittern. »Wer... wer bist du?« fragte sie.

»Mein Name ist Skar«, antwortete Skar. »Ich bin ein Satai. Ein Hoher Satai, wenn du es genau wissen willst, du dummes Weib! Del, der Kriegsherr der Satai, sandte mich nach Elay, um mit der Margoi Kontakt aufzunehmen.« Plötzlich wurde er zornig. Sein Entsetzen über dieses neuerliche, sinnlose Töten machte sich in Wut Luft, die er nicht mehr zu beherrschen imstande war. »Er wußte nicht, daß ich auch einen Haufen blindwütiger Amazonen treffen würde, die erst schießen und dann denken! Wer führt euch an ?«

»Ich... ich glaube dir nicht!« antwortete die Errish. Ihre Stimme war schrill. Sie schrie mehr, als sie sprach. »Du lügst! Die Margoi ist tot, wie alle anderen, und... und...« Sie verlor den Faden, begann zu stammeln und schien plötzlich alle Mühe zu haben, die Tränen zurückzuhalten.

Skar sah sie genauer an. Er war ihr jetzt nahe genug, um ihr Gesicht erkennen zu können, und er sah, daß sie ebenso jung war wie das Mädchen, das ihn draußen zwischen den Felsen angegriffen hatte; nur ein paar Jahre älter als Kiina, wenn überhaupt. Und auch die Gesichter der anderen, die nach und nach näher gekommen waren, erschienen ihm nicht wesentlich älter. Großer Gott - hatten sich Titchs Quorrl eine Schlacht mit Kindern geliefert? Aber selbst dieser Gedanke vermochte seine Wut nicht völlig zu besänftigen. Zornig hob er die Waffe, schleuderte sie der Errish vor die Füße und starrte sie an. »Dann erschießt mich meinetwegen!« fauchte er. »Oder ruf deine Schwestern zurück und geh aus dem Weg!«

Ohne die Antwort der Errish abzuwarten, fuhr er herum, ging an ihr vorbei und näherte sich den Felsen, zwischen denen sich Titchs Quorrl verschanzt hatten. Die Errish, denen er begegnete, traten zögernd beiseite. Skar versuchte, in den Schatten vor sich Einzelheiten zu erkennen. Hier und da glühte der Felsen noch, wo er von den Schüssen der fürchtlichen Lichtwaffe getroffen worden war; dumpfes Stöhnen und Schmerzlaute drangen zwischen den Felsen hervor, und überall lagen die massigen Gestalten verletzter oder toter Quorrl.

Skar blieb stehen, als er sich den Felsen bis auf zehn Schritte genähert hatte, und hob die Arme. »Ich bin es, Skar!« rief er, so laut er konnte. »Nicht schießen!«

Er bekam keine Antwort, blieb ein paar Sekunden reglos stehen und ging dann vorsichtig weiter. Die Schatten zwischen den Lavafelsen bewegten sich; Metall klirrte. Skar blieb abermals stehen, ließ die Arme wieder sinken und drehte den Kopf von rechts nach links. »Ist Titch noch am Leben?« rief er.

Nicht weit von ihm bewegte sich etwas. Ein dumpfes Kollern erscholl, und ein verirrter Lichtstrahl brach sich auf Metall und ließ es golden auffunkeln.

»Den Göttern sei Dank, du lebst!« sagte Skar. »Es ist alles in -«

»Ich habe gehört, was ihr geredet habt«, unterbrach ihn der Quorrl, während er sich vollends hinter seiner Deckung aufrichtete. Etwas in seiner Stimme warnte Skar. »Was wolltest du sagen, Mensch?« Er sprach das Wort wie eine Beschimpfung aus. »Daß alles in Ordnung ist? Die Hälfte meiner Männer sind tot, aber es war alles nur ein Irrtum, wie? Ein bedauerliches Mißverständnis?« Er kam näher, und zum ersten Mal seit Wochen wieder kam Skar wirklich zu Bewußtsein, wie groß und unglaublich stark Titch war, selbst für einen Quorrl. Zum ersten Mal seit Wochen hatte er wieder Angst vor ihm.

»Dann können wir ja jetzt unsere Wunden lecken und weiterziehen, wie?« fuhr Titch fort: kalt, gefühllos, als versuche ein Stein zu reden. »Es war ja alles nicht so gemeint. Und es tut mir auch wirklich leid, Satai, wenn wir eine oder zwei deiner Errish verletzt haben sollten, bei dem Versuch, unser Leben zu retten.«

»Bitte, Titch«, sagte Skar. »Ich verstehe ja, daß du -«

Titchs Hand zuckte vor, packte Skar und riß ihn mit brutaler Kraft in die Höhe. Skar verlor den Boden unter den Füßen, keuchte vor Schrecken und unterdrückte im letzten Moment den Impuls, sich losreißen zu wollen. Titchs Augen funkelten ihn durch den dünnern Sehschlitz des schweren goldenen Helmes an wie glitzernde Diamanten, und er sah Haß darin, einen brennenden, unbezwingbaren Haß, der ihn schaudern ließ. Er wollte etwas sagen, aber er bekam keine Luft; Titchs Faust schnürte ihm den Hals zu.

»Du«, knurrte der Quorrl, »verstehst gar nichts, Satai. Du bist auch nur -« Er brach ab, starrte Skar eine weitere, quälende Sekunde lang aus brennenden Augen an und öffnete warnungslos die Faust. Skar taumelte zurück, konnte einen Sturz nicht mehr ganz verhindern und fiel auf ein Knie herab.

Als er sich wieder aufrichtete, hatte der Quorrl sich herumgedreht und die gesunde Hand zur Faust geballt. Er stand vollkommen reglos da, breitbeinig, die gewaltigen Schultern gebeugt wie unter einer unsichtbaren Zentnerlast, und trotzdem überragte er Skar noch immer um mehr als Haupteslänge.

»Titch, ich -«

»Schweig«, sagte der Quorrl. »Bitte.«

»Kein Kampf mehr?« fragte Skar leise.

Sekundenlang antwortete Titch nicht. Dann schüttelte er kaum merklich den Kopf. »Nein. Geh, Satai. Geh zu deinen Freunden.« Skar wollte weiterreden, aber dann spürte er, daß Worte jetzt sinnlos waren. Was immer er sagen konnte, es würde alles nur noch schlimmer machen. Niedergeschlagen drehte er sich um und ging zu den Errish zurück.

Er sah jetzt, daß es nicht sehr viele waren; zusammengenommen mit den dreien, die er niedergeschlagen hatte, nicht viel mehr als ein Dutzend, die zwischen den knorrigen Gestalten der Reptilienwesen sonderbar klein und verwundbar wirkten. Und sie waren wirklich alle so jung, wie er geglaubt hatte. Die Gesichter, die ihn schreckensbleich unter den schwarzen Kapuzen hervor anstarrten, waren die von Kindern, die nicht einmal begreifen konnten, was sie getan hatten.

Er trat wieder auf die Errish zu, mit der er gesprochen hatte. »Sie legen die Waffen nieder«, sagte er bitter. »Der Kampf ist vorbei.«

»Du meinst, sie ergeben sich?« fragte die Errish.

Skar ohrfeigte sie.

Er wollte es nicht, aber seine Hand bewegte sich einfach ohne sein Zutun und versetzte ihr eine schallende Ohrfeige, die sie meterweit zurücktaumeln ließ. Eines der Mädchen neben ihr sog scharf die Luft ein und hob seine Waffe. Skar starrte sie an, und der Scanner senkte sich wieder. Wütend eilte er der Errish nach, packte sie bei den Schultern und riß sie herum. »Nein!« sagte er. »Sie ergeben sich nicht! Sie beenden den Kampf, falls du den Unterschied begreifst! Sie wissen nämlich, wer ihre Feinde sind!«

Die junge Errish hob erschrocken die Hand vor das Gesicht, als hätte sie Angst, noch einmal geschlagen zu werden, und plötzlich sah Skar Tränen in ihren Augen. »Es... es tut mir leid, Satai!« stammelte sie.

»Leid?« Skar lachte böse. »So? Dort drüben liegen zwanzig tote Männer, Kleines! Warum gehst du nicht zu Titch hinüber und entschuldigst dich bei ihm?« Er versetzte ihr einen Stoß, der sie abermals zurück - und in die Arme einer ihrer Schwestern taumeln ließ. Zorn packte ihn, ein furchtbarer, hilfloser Zorn, der vielleicht um so schlimmer war, als er gleichzeitig begriff, daß diese Kinder nicht einmal verstanden, was er überhaupt meinte. Wütend drehte er sich herum, machte ein paar Schritte zurück in Richtung auf die Felsen, zwischen denen sich die Quorrl allmählich aufrichteten, und blieb wieder stehen.