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»Anschi hat die Daktyle gelenkt, auf der ich geritten bin«, wandte Skar ein.

»Das ist nichts«, behauptete Yul. »Viele von ihnen sind begabt, das ist wahr, aber nicht eine von ihnen könnte einen wirklichen Drachen beherrschen, Skar. Es ist ein langer und mühseliger Weg, mit dem Geist dieser stolzen Wesen zu verschmelzen. Nicht alle schaffen es, und die, denen es gelingt, brauchen ein Leben, um perfekt zu werden. Anschi und die anderen werden diese Zeit nicht haben.«

»Sie beherrschen die Tyrr.«

»Sie lenken sie«, verbesserte ihn Yul. »Wie ein Puppenspieler seine Marionette. Einen Drachen kannst du nicht beherrschen, Skar. Du mußt seine Freundschaft erringen, oder er wird dich töten. Was wir mit den Tyrr tun, ist... schlecht. Es verdirbt sie, denn es bricht ihren Willen, und es verdirbt uns, denn es zwingt uns, unsere Gedanken mit denen eines Tieres zu verbinden. Telepathie ist immer zweiseitig, Skar. Du gibst nicht nur, du nimmst auch, ob du es willst oder nicht.«

Skar schauderte. Yul hatte ihm mit wenigen kurzen Worten einen Einblick in eine Welt gegeben, die ihm vollkommen fremd war. Nicht einmal er, der eine Errish geliebt hatte, hatte sich bisher Gedanken darüber gemacht, wie sie es bewerkstelligen mochten, die riesigen Panzerechsen Enwors zu beherrschen. Es war eben so. Errish ritten Drachen, so wie Satai das Kämpfen und Veden die Seefahrt beherrschten. Ein weiteres Wunder, dachte er bitter, das untergehen würde, ganz gleich, ob sie den Kampf gegen die Sternengeborenen gewannen oder nicht.

Der Gedanke erfüllte ihn mit Zorn, den er kaum mehr zu beherrschen vermochte. »Sie werden dafür bezahlen, Yul«, sagte er. »Ich verspreche es.«

Die alte Errish sah ihn mit sonderbarem Ausdruck an. »Sagtest du nicht vor Augenblicken noch, daß du den Krieg verhindern willst?« fragte sie.

Skar war irritiert, dann erschrocken über seine eigene Reaktion. Er kannte diesen wilden, alle Logik davonfegenden Zorn, der ihn manchmal packte, aber er war nie so plötzlich und grundlos über ihn gekommen. Seltsam, dachte er. Wie in seinem Traum. Er verscheuchte den Gedanken.

»Du hast recht«, sagte er verlegen. »Ich bin nervös. Verzeih.« Yuls Blick blieb forschend, und das auf eine Art, die Skar rasch unangenehm zu werden begann. So sah sie ihn nicht nur mißtrauisch an, sondern so, als suche sie in seinem Blick nach etwas, etwas ganz Bestimmtem, von dem sie ahnte (befürchtete?), daß es da war. Aber sie ging mit keinem Wort mehr darauf ein, sondern hob plötzlich den Kopf und blinzelte aus zusammengekniffenen Augen in den Himmel hinauf. »Anschi kommt zurück«, sagte sie. Auch Skar blickte nach Süden. Obwohl seine Augen ein halbes Menschenalter jünger als die Yuls und zweifellos schärfer waren, dauerte es Sekunden, bis auch er den winzigen, dreieckigen Schatten im Himmel gewahrte, der sich dem Lager in lautlosem Segelflug näherte.

»Komm«, sagte Yul. »Gehen wir ihr ein Stück entgegen. Sie bringt Neuigkeiten von deinem Freund Titch.«

Die Errish kam rasch näher. Sie ritt die große Daktyle, auf der Skar selbst in der vergangenen Nacht gesessen hatte, und er hatte ja erlebt, wie schnell der riesige Drachenvogel war. Sie hatten das Lager kaum halb durchquert, als die Daktyle auch schon mit weit ausgebreiteten Flügeln zur Landung ansetzte und hoppelnd zur Ruhe kam.

Anschi sprang aus dem Sattel, noch ehe die Daktyle ihre Schwingen zusammengefaltet hatte. Allein ihre Art, sich zu bewegen, verriet Skar eine Menge über den Gemütszustand, in dem sie sich befand. Ihr Gesicht flammte vor Zorn, als sie auf Yul und ihn zukam.

»Diese... diese Tiere!« sagte sie aufgebracht. »Diese verdammten Bestien!«

»Sprichst du von den Quorrl?« fragte Skar alarmiert. Was war geschehen?

»Ja, das tue ich«, fauchte Anschi. »Ich spreche von deinen Freunden, diesem Monstrum Titch und den anderen Fischgesichtern!«

»Anschi!«

Yuls Stimme klang eher verzeihend als scharf, aber die junge Errish fuhr trotzdem zusammen und blickte ihre Lehrerin vergebungheischend an.

»Verzeiht, Herrin«, sagte sie. »Ich weiß, ich sollte nicht so reden, aber...«

»Was ist geschehen?« fragte Skar. »Hattest du Streit mit Titch?«

»Sprich, Kind«, sagte Yul, als Anschi nicht sofort antwortete, sondern ihn nur voller Feindseligkeit anstarrte. »Berichte. Du hast den Quorrl meine Botschaft überbracht?«

Anschis Lippen wurden zu einem dünnen, blutleeren Strich. »Ja, das habe ich«, antwortete sie. »Aber sie wollen nicht warten.« Sie wandte sich an Skar. »Ich soll dir von Titch ausrichten, daß du wüßtest, wo du ihn finden kannst, und daß er glaubt, du würdest seine Hilfe jetzt nicht mehr brauchen. Sie sind bereits aufgebrochen.«

Sie starrte Skar so voller Feindseligkeit an, als wäre es seine Schuld, und irgendwie spürte er auch, daß es so war - ganz gleich, was die Quorrl taten oder unterließen, Anschi würde immer ihm die Verantwortung dafür zuschreiben, schon weil er es gewesen war, der sie hierhergebracht hatte.

»Und was ist geschehen?« fragte er. Die Tatsache allein, daß Titch sein Wort nicht hielt, konnte schwerlich der Grund für Anschis Erregung sein. Ganz im Gegenteil wäre die junge Errish wahrscheinlich eher erleichtert gewesen, wären die Quorrl nur weitergezogen.

»Die Verwundeten«, stieß Anschi hervor. »Titchs Krieger. Er hat sie getötet! Ich... ich habe ihm angeboten, sie hierzulassen, bei uns. Wir hätten sie gepflegt, bis sie wieder kräftig genug gewesen wären, ihm zu folgen. Aber er hatte nicht einmal darauf geantwortet. Dieses Ungeheuer hat sie getötet, vor meinen Augen.« Skar schwieg betroffen. Anschis Worte überraschten ihn nicht einmal wirklich. So rätselhaft ihm Titchs Persönlichkeit noch immer war, so vorausberechenbar waren seine Reaktionen als Quorrl. Er war auch nicht schockiert. Er machte sich nur Vorwürfe, den Quorrl allein gelassen zu haben. Er hätte wissen müssen, was geschah.

»Das scheint dir überhaupt nichts auszumachen, wie?« fauchte Anschi, als er nicht so reagierte, wie sie wohl erwartet hatte. »Doch«, antwortete Skar ruhig. »Aber es ist nun einmal die Art der Quorrl, ihre Verwundeten zu töten, wenn sie sie nicht mitnehmen können.«

»Es ist nicht deine Schuld, Kind«, sagte Yul sanft. »Und es steht uns auch nicht zu, über Titch zu urteilen. Er hat nach den Gesetzen seines Volkes gehandelt, wie wir nach den unseren.«

»Er hat sie abgeschlachtet, wie Vieh«, protestierte Anschi. »Vor meinen Augen. Es war... unmenschlich.«

»Titch ist kein Mensch«, erinnerte sie Skar, aber er spürte sofort, daß er damit alles höchstens noch schlimmer machte. Und er begriff plötzlich auch, warum: die Errish fühlte sich für das Ende der Quorrl verantwortlich.

»Wohin ziehen sie?« fragte er rasch, ehe Anschi Gelegenheit fand, weiterzusprechen und sich vielleicht noch mehr in Rage zu reden. »Direkt nach Norden?«

»Nein«, antwortete Anschi. »Ich habe ihnen geraten, einen Bogen um Elay zu schlagen, und ich hoffe, dieser dickköpfige Quorrl ist wenigstens klug genug, darauf hören.« Plötzlich lächelte sie, ZU aber es war nicht sehr viel Humor in dieser Miene. »Wenn du willst, sorge ich dafür, daß sie nicht weit kommen. Ich glaube nicht, daß sie es wagen, den Weg einer Herde wilder Tyrr zu kreuzen.«

»Was für ein Unsinn«, sagte Yul. »Du wirst nichts dergleichen tun, Anschi. Und jetzt geh. Laß dir etwas zu essen geben und beruhige dich ein wenig. Und dann komm zu uns. Skar und ich erwarten dich in Kiinas Hütte.«

Anschi entfernte sich ohne ein weiteres Wort, aber mit Bewegungen, die ihren Zorn nur um so deutlicher machten. Skar sah ihr kopfschüttelnd nach, während Yul sich ein dünnes, verzeihendes Lächeln gestattete.