Выбрать главу

Und etwas in Skar übernahm die Kontrolle über sein bewußtes Denken.

Es war nicht die entsetzliche Dämonenkraft seines Dunklen Bruders, sondern seine Reflexe und Instinkte als Satai, schnell und präzise wie immer, aber gespeist von einem Zorn und einer Furcht, wie er sie beide nie zuvor in dieser Intensität verspürt hatte. Blitzschnell rollte er zur Seite, warf sich mitten in der Bewegung herum und sprang auf die Füße, federte zurück und zur Seite und riß sein Tschekal aus dem Gürtel, alles in einer einzigen Bewegung und fast schneller, als das Auge ihr zu folgen vermochte.

Seine Vermutung, was den Ultha betraf, war richtig gewesen - das Monstrum war schneller als ein Mensch, mindestens zehnmal. Aber es war nicht schnell genug.

Skars Schwert zuckte hoch. Die Klinge aus unzerstörbarem Sternenstahl beschrieb einen blitzschnellen Halbkreis vor den zupackenden Klauen des Monsters und trennten sie ab. Der Ultha stieß einen hohen, trällernden Laut aus und fiel vornüber, versuchte aber trotz seiner fürchterlichen Verletzung noch nach ihm zu greifen. Dunkles Insektenblut besudelte Skar, als er das Schwert ein zweites Mal herabsausen ließ und den Schädel der Bestie zertrümmerte. Das Monster fiel, wälzte sich kreischend auf dem Boden und schrie, ein unglaublich hoher, schriller Laut, der Skars Schädel zum Zerbersten zu bringen schien. Er taumelte zurück, schlug eine Errish nieder, die sich auf ihn stürzen wollte, und brachte sich mit einem Satz aus der Reichweite der verstümmelten Insektenarme, die im Todeskampf auf den Boden trommelten. Ein weiterer Pfeil zischte heran, verfehlte den zweiten Ultha hinter Yul um eine Handbreit und ließ einen Funkenschauer aus dem Feuer schießen, als er hineinfuhr. Skar wirbelte herum, war mit einem Satz bei Kiina und begriff, daß er zu spät kam. Der Ultha, der sie hergebracht hatte, beging keineswegs den Fehler, ihn anzugreifen, sondern tat etwas, das Skar vielleicht von einem menschlichen Gegner erwartet hätte, niemals aber von diesem gigantischen Insekt: Er packte Kiina, riß sie in die Höhe und hielt sie wie einen lebenden Schutzschild vor sich.

Skar zögerte, nur den Bruchteil einer Sekunde, aber schon diese winzige Zeitspanne war zu vieclass="underline" Zwei, drei Errish sprangen ihn an, und die pure Wucht ihres Angriffes ließ Skar taumeln. Er befreite sich mit zwei, drei harten Stößen, aber die winzige Ablenkung hatte genügt. Plötzlich wuchs der Schatten des vierten Ultha vor ihm empor. Eine unmenschlich starke Hand packte seinen Arm und verdrehte ihn. Skar schrie auf, taumelte zurück und ließ das Schwert fallen. Verzweifelt drehte er den Kopf, als sich die schreckliche Insektenklaue des Ultha seinem Gesicht näherte. »NEIN!«

Yuls Schrei war so schrill und so voller Panik, daß er fast in den Ohren schmerzte. Aber das Wunder geschah: Die tödliche Klaue des Ultha verharrte mitten in der Bewegung, nur noch Zentimeter von Skars Augen entfernt.

»Töte ihn nicht«, sagte Yul. Ihre Stimme zitterte, und ihre Augen waren weit vor Angst.

Wieder ertönte dieses helle, peitschende Geräusch, und plötzlich senkte sich ein ganzer Hagel von Pfeilen auf den Platz herab. Skar sah schattenhafte Bewegung auf den Felsen, die das Lager umgaben, und plötzlich schrie eine der tanzenden Errish auf und brach mit einem Pfeil im Rücken zusammen. Die anderen führten ihren Tanz unbeeindruckt fort, und Skar begriff erst jetzt, daß keine von ihnen bisher auch nur Notiz von dem Angriff genommen hatte, obgleich seit dem ersten Schuß fast eine halbe Minute vergangen sein mußte. Auch die Ultha, die an der sonderbaren Zeremonie teilnahmen, standen noch immer reglos und wie gelähmt da, ebenso tief und unaufweckbar in Trance versunken wie Yuls Mädchen.

»Das sind deine verdammten Quorrl-Freunde!« schrie Anschi plötzlich. Erregt deutete sie auf einen der Schatten, die über dem Lager erschienen waren, ein dunkler, monströser Umriß, ebenso groß wie die Ultha, aber ungleich massiger. »Ich hätte sie alle umbringen sollen!«

»Skar tu etwas!« schrie Yul. »Sie dürfen nicht herkommen! Etwas Entsetzliches wird geschehen, wenn

Aber es geschah bereits. Yuls Worte gingen in einem urgewaltigen Kampfschrei aus drei Dutzend rauher Kehlen unter, als Titchs Krieger wie eine lebende Lawine zwischen den Schatten der Hütten hervorquollen. Ein ganzer Hagel von Pfeilen und Wurfgeschossen prasselte auf die Errish nieder. Drei, vier der schlanken Gestalten gingen getroffen zu Boden, und plötzlich zerbrach das komplizierte Muster aus tanzenden, sich wiegenden Körpern. Anschi schrie vor Zorn und Schrecken. Ihre Hand fiel auf den Gürtel hinab, aber er war leer. Sie war unbewaffnet, so, wie sie hier herausgekommen war, um zu tun, was immer die Errish hier taten. Und mit einem Male begriff Skar, daß sie alle unbewaffnet waren. Was hier gleich geschehen würde, das war nicht die Fortsetzung der Schlacht vom vergangenen Abend - es war ein Massaker, das die Quorrl unter den wehrlosen Errish anrichten würden!

Aber es kam anders; völlig anders.

Die schwarze Klaue, die Skars Handgelenk umklammert hatte, löste sich plötzlich. Der Ultha fuhr herum, seine Zangen öffneten sich, und aus seinem dreieckigen Insektenmaul drang ein fürchterliches, zischendes Geräusch. Mit einer Bewegung, der Skar kaum noch mit den Augen zu folgen vermochte, wirbelte der Ultha herum und warf sich den Quorrl entgegen.

Und nicht nur er.

Auch das Monstrum, das Kiina gehalten hatte, ließ seinen lebenden Schutzschild einfach fallen und warf sich den Angreifern entgegen, ebenso wie die fünf oder sechs übrigen Ultha, die zwischen den Errish gestanden hatten.

Es war ein bizarrer, unwirklicher Kampf. Skar hatte niemals zuvor erlebt, daß ein Quorrl auf einen Gegner gestoßen war, der ihm waffenlos überlegen gewesen wäre - aber die Ultha waren es. Das knappe halbe Dutzend schwarzer hornglänzender Gestalten wirkte fast lächerlich gegen die Lawine aus schuppigen Panzerplatten und Stahl, der es sich entgegenwarf, aber dieser Eindruck zerbrach im gleichen Moment, in dem die beiden ungleichen Heere aufeinanderprallten.

Und es war kein Kampf, es war...

Skar suchte vergeblich nach Worten, um das grauenerregende Gemetzel zu beschreiben, das sich vor ihnen abspielte. Es war kein Kampf mehr, sondern das Wüten zweier Völker, die seit Urzeiten Feinde waren, die es immer gewesen waren und es immer sein würden, ganz gleich, was geschah und wieviel Zeit verging, ein blindwütiges Töten und Vernichten, das keinem anderen Zweck diente, als den Gegner auszulöschen. Die Ultha griffen die Quorrl erbarmungslos an, und für einen Moment sah es fast so aus, als könnten sie ihren Ansturm ganz allein aufhalten: Titchs Krieger stürzten reihenweise unter den unbarmherzigen Hieben ihrer dürren Chitinklauen, und nur zu viele blieben liegen. Aber die überlebenden Quorrl kämpften kaum weniger verbissen. Zu zweit oder dritt stürzten sie sich auf einen ihrer unheimlichen Gegner, und sie nahmen dabei keinerlei Rücksicht mehr auf ihr eigenes Leben. Die Unterschiede zwischen Quorrl und Ultha schienen sich für einen Moment zu verwischen; während der wenigen Sekunden, die der verbissene Kampf in Wirklichkeit nur dauerte, schienen sie gleich zu werden, die eine wie die andere Seite keine lebenden Wesen mehr, sondern große, fürchterliche Maschinen, die nur noch dem einzigen Befehl gehorchten: zu vernichten. Skar sah Titch, der, ohne Rücksicht auf seine Verletzung zu nehmen, sein gewaltiges Schwert mit beiden Händen schwang und einen Ultha tötete, der von gleich drei Quorrl zu Boden gerissen worden war. Nur einer der drei Quorrl-Krieger erhob sich wieder.