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Skar fiel die sonderbare Art auf, in der sie sich bewegten. Die bizarren Rüstungen mußten Zentner wiegen, und er hatte zumindest in (Drasks?) einem Fall gesehen, daß sich darunter ein ganz normaler, eher gebrechlicher Mensch verbarg, aber sie bewegten sich fast schwerelos, schienen eher zu gleiten als zu gehen. Skar hatte im Laufe der Nacht mehrmals erfahren, wie schwierig es war, sich auf der Geröllhalde zu bewegen, aber die Männer in den sonderbaren Rüstungen spazierten fast gemächlich an ihm vorbei, wobei er das unheimliche Gefühl hatte, als würden ihre Füße den Boden fast gar nicht berühren.

Aber das war natürlich Unsinn.

Skar verscheuchte den Gedanken, warf einen letzten, sichernden Blick zur Höhle zurück und folgte der Gruppe schwarzgekleideter Riesen in sicherem Abstand. Er mußte dabei nicht einmal besonders vorsichtig sein, denn die Nacht und der schwarzbraune Fels, über den er sich bewegte, gaben ihm eine vorzügliche Deckung, und keiner der Männer drehte sich auch nur einmal herum - wozu auch? Erst, als sie sich dem Lager der Errish näherten, fiel Skar wieder ein Stück zurück und sah aus sicherer Entfernung zu, was weiter geschah.

Die Zauberpriester betraten das Lager nicht, sondern schwenkten dicht davor nach links und bewegten sich weiter auf die Ebene zu, fast genau zu der Stelle, an der Titchs erstes Lager gewesen war. Irgendwo dahinter bewegten sich Schatten. Skar stockte der Atem, als er sah, was das Ziel der Zauberpriester war.

Die Männer waren nicht zu Fuß gekommen; aber auch nicht zu Pferde oder mit irgendeinem magischen Gefährt, was Skar mittlerweile auch nicht mehr erstaunt hätte. Vor den Felsen bewegten sich die Schatten eines Dutzend titanischer Drachen.

Zumindest beschloß Skar in Gedanken, diese Tiere Drachen zu nennen, solange ihm keine bessere Bezeichnung einfiel.

Es waren Giganten. Bestien, gegen die selbst die legendären Feuerechsen der Errish wie Zwerge erscheinen mußten, riesige, grün und braun und rot geschuppt und nur aus Muskeln und Zähnen und Klauen und Panzerplatten bestehend. Ihre Größe war... absurd: achtzig, wenn nicht hundert Fuß, vom Kopf bis zur Schwanzspitze. Im allerersten Moment erinnerten sie Skar an die Tyrr, die Anschi und ihre Schwestern gezähmt hatten, aber diese Ähnlichkeit beschränkte sich nur auf ihre Gestalt: wie diese gingen sie aufrecht auf zwei muskulösen, fast übertrieben stark ausgebildeten Hinterläufen, während die Vorderbeine zu dürren, aber mit fürchterlichen Krallen versehenen Ärmchen verkümmert waren, die unter einem absurd großen, buckeligen Schädel hervorwuchsen. Die Augen der Monstren waren so klein, daß Skar sie im ersten Moment nicht einmal sah, aber dafür waren ihre Mäuler um so größer. Skar schätzte, daß sie ein ausgewachsenes Pferd verschlingen konnten, ohne mehr als einmal zuzubeißen. Nichts, aber auch rein gar nichts an diesen Ungeheuern erinnerte Skar an die kraftvolle Eleganz der Drachen, wie sie die Errish ritten. An diesen Wesen war nichts Schönes oder Majestätisches. Sie waren einfach nur groß. Groß und häßlich. Und unbeschreiblich wild.

Mühsam löste er sich aus der morbiden Faszination, mit der ihn der Anblick der zwölf Kolosse erfüllte, und suchte die Zauberpriester. Die Männer näherten sich ihren ungeheuerlichen Reittieren fast gemächlichen Schrittes, blieben noch einmal stehen - und schwebten wie lautlos fallende Blätter auf die Rücken der Riesentiere hinauf.

Skar erstarrte. Für Sekunden vergaß er selbst zu atmen. Was er sah, war... unmöglich!

So unmöglich wie Menschen, die von den Sternen gekommen sind? flüsterte eine Stimme in seinen Gedanken. Wie grünes Licht, das betäubt, und ein Geist, der den einer Errish bezwingt? Skar versuchte vergeblich, das Chaos hinter seiner Stirn zu ordnen. Er wußte, daß es eine Erklärung für das vermeintlich Unmögliche gab und daß sie so einfach wie erschreckend war: was er sah, war keine Magie, sondern ein Teil der vergessenen Macht der Alten, von der die Legenden erzählten, aber diese Erklärung bedeutete auch gleichzeitig, daß er die Wahrheit endgültig akzeptieren mußte: er stand den Nachkommen der Sternengeborenen gegenüber. Und es waren Menschen.

Trotz allem hatte sich ein Teil von ihm noch immer an die große Lüge geklammert, die die Geschichte Enwors war. Anschis Worte, alles, was er erlebt hatte, ja, selbst sein eigener Kampf mit der Netzkreatur und das Wissen, das er dabei erworben hatte, dies alles hatte ihm die Wahrheit immer und immer wieder vor Augen geführt, und trotzdem traf ihn der Anblick wie ein Hieb, denn es war der letzte, unleugbare Beweis. Er konnte sich jetzt nicht einmal mehr selbst belügen.

Aber er konnte etwas anderes tun.

Plötzlich waren aller Schrecken und alle Furcht verschwunden. Skar fühlte... nichts. Es war, als hätte es erst des Anblickes der furchtbaren Magie der Zauberpriester bedurft, um ihn wieder zu dem zu machen, was er vor einer kleinen Ewigkeit einmal gewesen war: einem Satai. Zum ersten Mal seit langer, langer Zeit wieder fühlte er jene Kälte und Gelassenheit in sich aufsteigen, die die Grundfeste der Satai-Disziplin war, jene schon fast maschinenhafte Logik und Ruhe, die die Satai erst zu dem machte, was sie waren.

Reglos wartete er ab, bis auch der letzte Zauberpriester auf den Rücken seines gewaltigen Reittieres hinaufgeschwebt war. Die schuppigen Kolosse begannen sich zu bewegen, und die Erde unter Skars Füßen zitterte. Ein Hagel aus Staub und kleinen Gesteinssplittern ging auf Skars Versteck nieder, als einer der Giganten den Schwanz peitschen ließ und einen hausgroßen Felsbrocken zermalmte, aber er bewegte sich auch jetzt noch nicht, sondern wartete, bis sich die Ungeheuer eines nach dem anderen herumgedreht hatten und mit scheinbar schwerfälligen, aber unglaublich weitgreifenden Schritten in der Nacht verschwanden. Erst dann erhob er sich aus seiner Deckung und huschte zurück in die Richtung, aus der er gekommen war.

Der Geröllhang war nicht mehr leer, als er an dessen Fuß zurückkehrte. Ein halbes Dutzend schlanker Gestalten in den schwarzen Zeremonienmänteln der Errish suchte die zerklüftete Halde ab, Fackeln wurden geschwenkt, Rufe schwirrten hin und her. Skar verspürte ein flüchtiges Gefühl von Schadenfreude, als er Kiina sah, die mit offensichtlich wachsender Verwirrung die Stelle absuchte, an der sie ihn niedergeschlagen hatte. Aber er verscheuchte auch dieses Gefühl. Anschi war nicht dumm. Es würde nicht mehr lange dauern, und sie würde die richtigen Schlüsse aus der Tatsache ziehen, daß er nicht mehr da war. Skar huschte zur Seite, tauchte in die Schatten der Nacht ein und näherte sich zum dritten Mal der Höhle unter dem Berggipfel.

Er war auch dieses Mal sehr vorsichtig. Zwar bestand kaum die Gefahr, auf einen der Zauberpriester zu treffen, aber er hatte nicht vergessen, was Drasks Doppelgänger zu Anschi gesagt hatte: die Errish würden auf jeden Fall zurückkehren, um Titch zu holen. Er näherte sich der Höhle in einem weiten Bogen, spähte vorsichtig hinein und stellte erleichtert fest, daß sie leer war. Trotzdem achtete er sorgsam darauf, aus dem Schein des bereits halb heruntergebrannten Feuers zu bleiben, als er sich Titch näherte, und er kniete auch so neben dem Quorrl nieder, daß er den Höhleneingang im Auge behalten konnte. Er hatte keine besondere Lust, zum zweiten Mal mit einem Stein oder Kiinas Nervengriff Bekanntschaft zu machen.

Der Quorrl lag auf dem Rücken. Sein goldener Helm war verrutscht, die rechte Seite, auf die er gefallen war, eingedrückt, und Titchs Augen standen offen, wie die des Kriegers unter dem Eingang. Skar untersuchte ihn flüchtig und stellte erleichtert fest, daß auch er noch atmete.

Aber das war auch schon alles, was ihn erleichterte. Er sah keine Möglichkeit, den Quorrl aufzuwecken.