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Die eiserne Rüstung nahm dem Angriff die schlimmste Kraft, aber allein die pure Wucht von Skars Anprall reichte aus, Ian regelrecht gegen den Boden zu nageln. Skar hob das Schwert, um noch einmal zuzuschlagen, ließ die Waffe aber dann wieder sinken und griff statt dessen nach Ians Armen. Mit einem kräftigen Ruck verdrehte er sie, hielt seine Handgelenke für einen Moment nur mit einer Faust und zerrte mit der anderen den Gürtel herunter, um Ian damit zu fesseln. Der Zauberpriester wehrte sich nicht, obwohl Skar seine Arme so sehr verdrehte, daß er vor Schmerz aufstöhnte.

Schweratmend richtete Skar sich auf und sah über die Schulter zu Titch zurück, fest davon überzeugt, daß auch der Quorrl mittlerweile seinen Gegner zu Boden geworfen oder getötet hatte. Aber sonderbarerweise war das nicht der Fall.

Titch hatte den Zauberpriester niedergerungen, aber der Mann in der schwarzen Rüstung schien ihm an Kraft und Entschlossenheit ebenbürtig zu sein, denn es war Titch nicht möglich, seinen Widerstand zu brechen. Ganz im Gegenteiclass="underline" Skar beobachtete mit einem Gefühl wachsender Fassungslosigkeit, wie Titchs Arme langsam, aber unerbittlich zurückgebogen wurden und sich der Gestürzte Stück für Stück wieder in die Höhe arbeitete!

Der Quorrl änderte seine Taktik. Knurrend vor Zorn und Wut sprang er auf die Füße, wartete, bis sein Gegner halb aufgestanden war und schlug ihm die ineinanderverschränkten Fäuste in den Nacken, ein Hieb, der einen Menschen auf der Stelle getötet, wenn nicht enthauptet hätte. Auch der Zauberpriester fiel, aber das Unglaubliche geschah: er blieb nur eine Sekunde liegen, dann stemmte er die Hände in den Boden und richtete sich, benommen, aber keineswegs kampfunfähig, wieder auf. Titch wich mit einem überraschten Keuchen und ein paar Schritte von ihm zurück und zog sein Schwert. Die Hand des Zauberpriesters glitt zum Gürtel und schmiegte sich um die klobige Waffe, die darin steckte. Titch sah die Bewegung, riß das Schwert in die Höhe und griff mit einem gellenden Schrei abermals an, aber Skar sah, daß er zu langsam war. Die furchtbare Strahlenwaffe ruckte hoch und richtete sich auf den angreifenden Quorrl.

Skar stieß sich mit aller Gewalt ab. Er war zu weit entfernt und in einer zu schlechten Position, um den Priester wirklich zu Boden reißen zu können, aber seine weit ausgebreiteten Arme schlossen sich um dessen Beine und zerrten mit der ganzen Wucht des Sturzes daran.

Es war, als versuche er einen Baum auszureißen. Der Mann wankte, aber er dachte nicht daran, zu fallen, sondern schüttelte Skar mit einer fast beiläufigen Bewegung ab, die ihn meterweit davonrollen und halb betäubt liegenbleiben ließ. Seine Waffe spie einen grünen Lichtblitz aus, der Titch nur um eine knappe Handbreit verfehlte.

Skar schleuderte sein Schwert.

Die Waffe traf den linken Arm des Riesen und riß seine Rüstung und das Fleisch darunter von der Handwurzel bis zur Schulter auf. Der Priester brüllte vor Schmerz, aber er stürzte noch immer nicht, sondern taumelte nur und legte sofort wieder auf Titch an. Aber in diesem Moment war der Quorrl bereits heran.

Er versuchte nicht einmal, sein Schwert zu benutzen, sondern senkte im letzten Moment das Haupt und rammte dem Schwarzgekleideten Kopf und Schultern in den Leib.

Und diesmal stürzte der Gigant. Die Waffe flog aus seiner Hand und verschwand in der Dunkelheit, während Titch sich auf ihn warf und seine gewaltigen Fäuste immer und immer wieder auf seinen Helm und die Brust herunterprasseln ließ, mit Schlägen, die Eisen zerbrochen hätten, dem schwarzen Schuppenpanzer des Zauberpriesters jedoch nichts anzuhaben vermochten. Das Blut, das über den Helm des Riesen lief, stammte aus Titchs aufgeplatzten Fäusten.

Skar stand auf, trat einen Schritt auf die Kämpfenden zu und zögerte. Sich zwischen die beiden tobenden Giganten zu werfen, wäre glatter Selbstmord. Ein einziger, achtloser Hieb Titchs oder des Zauberpriesters reichte völlig aus, ihn zu töten oder zumindest schwer zu verletzen. Aber er konnte auch nicht tatenlos zusehen, wie Titch niedergerungen wurde, und die Kräfte des Quorrl begannen bereits zu erlahmen. Die furchtbare Wunde, die Skar seinem Gegner zugefügt hatte, schien ihn nicht im geringsten zu beeinträchtigen.

Er hob sein Schwert auf, zögerte. Er wollte den Zauberpriester nicht töten, aber er würde es tun müssen, wenn er keine andere Möglichkeit fand, Titch zu helfen - und zwar in den nächsten Sekunden!

Skar fuhr herum, war mit einem Satz bei Ian und drehte ihn auf den Rücken. Seine Hand zerrte die Waffe aus dem Gürtel des Priesters. »Wie benutzt man sie?« herrschte er Ian an. »Sprich, oder...« Er hob drohend das Schwert, aber Ian reagierte nicht, sondern starrte ihn nur trotzig durch die dünnen Sehschlitze seines Helmes an.

Skar schleuderte die Waffe mit einem Fluch davon, drehte sich herum und sah sich wild um.

Kaum zwei Schritte neben ihm glühte ein böses, grünes Auge im Sand. Brols Waffe, die er bereits gezogen und aktiviert hatte. Es kostete Skar alle Überwindung, sich nach dem abgeschlagenen Arm des Zauberpriesters zu bücken und die Waffe aus seinen verkrampften Fingern zu lösen, aber er tat es, sprang auf und lief wieder zu Titch zurück.

Er kam keine Sekunde zu spät. Titchs Kräfte begannen mehr und mehr zu erlahmen. Er hielt seinen Gegner noch am Boden, aber es war nur noch eine Frage von Augenblicken, bis sich das Blatt vollkommen wenden mußte. Der Zauberpriester hatte Titchs linken Arm gepackt und bog ihn zur Seite, und seine andere Hand schnürte dem Quorrl unbarmherzig den Atem ab.

»Titch!« brüllte Skar. »Zurück!« Gleichzeitig richtete er die Waffe auf die beiden ineinandergekralltcn Feinde, drückte aber noch nicht ab.

Titch schien zu begreifen, was er vorhatte, denn er versuchte sich von seinem Gegner zu lösen, aber plötzlich war es der Zauberpriester, der ihn festhielt. Skar sah, wie sich Titchs gewaltige Muskeln bis zum Zerreißen anspannten, aber es gelang ihm nicht, den unbarmherzigen Griff des anderen zu sprengen, der ihn festhielt und ihm gleichzeitig den Atem abschnürte.

»Titch!!« schrie Skar mit überschnappender Stimme. »Verschwinde!«

Der Quorrl bäumte sich auf. Sein Gesicht hatte sich vor Atemnot dunkel verfärbt, und seine Bewegungen wurden bereits schwächer. Aber noch war er nicht besiegt. Mit einer verzweifelten Kraftanstrengung gelang es ihm, die Hand des Zauberpriesters von seinem Hals zu fegen und halbwegs auf die Füße zu kommen, aber der andere ließ Titchs Arm nicht los, so daß der Quorrl ihn halbwegs mit in die Höhe zerrte.

Und Skar drückte ab.

Eine Flut giftgrünen Lichts hüllte den Schwarzgekleideten ein. Für den Bruchteil einer Sekunde glühte sein Körper, aber auch Titchs linker Arm, wie unter einem kalten inneren Feuer auf, dann kippte er lautlos zur Seite und riß Titch dabei mit sich.

Skar ließ die Waffe fallen, taumelte ein paar Schritte zurück, brach in die Knie und übergab sich vor Schwäche.

Es dauerte zehn Minuten, bis Skar wieder so weit bei Kräften war, sich auf Hände und Knie hochzustemmen und nach Titch herumzudrehen. Der Quorrl hockte nach vorne gebeugt und verkrümmt vor seinem bewußtlosen Gegner. Sein linker Arm hing schlaff herab und war gelähmt, und Titchs Gesicht war eine Maske aus Qual. Er stöhnte leise. Als er auf die Füße zu kommen versuchte, versagten seine Kräfte. Er stürzte, schlug schwer auf dem Boden auf und blieb einen Moment reglos liegen. Skar wollte zu ihm gehen und ihm helfen, aber die wenigen Schritte bis zu dem Quorrl erschienen ihm endlos; Meilen, die er nicht mehr schaffen würde, in seinem Zustand. Und er wußte auch, daß der Quorrl seine Hilfe nicht annehmen würde.