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Erik, sag'! fürchtest Du ein Lied, ein Bild?

ERIK.

Du bist so bleich. . . sag', sollt ich es nicht fürchten?

SENTA.

Soll mich des Aermsten Schreckensloos nicht rühren?

ERIK.

Mein Leiden, Senta, rührt es Dich nicht mehr?

SENTA.

O! schweige doch. Was kann Dein Leiden sein?

Kennst jenes Unglücksel'gen Schicksal Du?

Fühlst Du den Schmerz, den tiefsten Gram,

Mit dem herab auf mich er sieht?

Ach, was die Ruh' ihm ewig nahm,

Wie schneidend Weh durch's Herz mir zieht!

ERIK.

Weh' mir! Es mahnt mich ein unsel'ger Traum!

Gott schütze Dich! Satan hat Dich umgarnt.

SENTA.

Was schreckt Dich so?

ERIK.

Senta, lass Dir vertrau'n:-

Ein Traum ist's, -höre ihn zur Warnung an:

Auf hohem Felsen lag ich träumend,

Sah unter mir des Meeres Fluth;

Die Brandung hört' ich, wie sich schäumend

Am Ufer brach der Wogen Wuth:-

Ein fremdes Schiff am nahen Strande

Erblickt ich, seltsam, wunderbar:-

Zwei Männer nahten sich dem Lande,

Der Ein', ich sah's, Dein Vater war. . .

SENTA.

Der Andre?

ERIK.

Wohl erkannt' ich ihn:

Mit schwarzem Wams und bleicher Mien'.

SENTA.

Und düst'rem Aug'. . .

ERIK.

Der Seemann, er.

SENTA.

Und ich?

ERIK.

Du kamst vom Hause her,

Du flogst den Vater zu begrüssen;

Doch kaum noch sah ich an Dich langen,

Du stürztest zu des Fremden Füssen -

Ich sah Dich seine Knie umfangen. . .

SENTA.

Er hob mich auf. . .

ERIK.

An seine Brust; -

Voll Inbrunst hingst Du Dich an ihn,

Du küsstest ihn mit heisser Lust -

SENTA.

Und dann. . . ?

ERIK.

Sah ich auf's Meer Euch fliehn.

SENTA.

Er sucht mich auf! Ich muss ihn sehn!

Mit ihm muss ich zu Grunde gehn!

ERIK.

Entsetzlich! Ha, mir wird es klar;

Sie ist dahin! Mein Traum sprach wahr!

SENTA.

Ach, wo weilt sie etc. etc.

DRITTE SCENE.

DALAND.

Mein Kind, Du siehst mich auf der Schwelle. . .

Wie? kein Umarmen? keinen Kuss?

Du bleibst gebannt an Deiner Stelle. . .

Verdien' ich, Senta, solchen Gruss?

SENTA.

Gott Dir zum Gruss! -Mein Vater sprich!

Wer ist der Fremde?

DALAND.

Drängst Du mich?

Mögst Du, mein Kind, den fremden Mann willkommen heissen!

Seemann ist er, gleich mir, das Gastrecht spricht er an;

Lang' ohne Heimath, stets auf fernen, weiten Reisen.

In fremden Landen er der Schätze viel gewann.

Aus seinem Vaterland verwiesen,

Für einen Herd er reichlich lohnt;

Sprich, Senta, würd' es Dich verdriessen,

Wenn dieser Fremde bei uns wohnt?

Sagt, hab' ich sie zu viel gepriesen?

Ihr seht sie selbst, -ist sie Euch recht? -

Soll noch vom Lob ich überfliessen?

Gesteht, sie zieret ihr Geschlecht!

Mögst Du, mein Kind, dem Manne freundlich Dich erweisen!

Von Deinem Herzen auch spricht holde Gab' er an.

Reich' ihm die Hand, denn Bräutigam sollst Du ihn heissen;

Stimmst Du dem Vater bei, ist morgen er Dein Mann.

Sieh' dieses Band, sieh' diese Spangen!

Was er besitzt, macht dies gering.

Muss, theures Kind, Dich's nicht verlangen?

Dein ist es, wechselst Du den Ring?

Doch -Keines spricht. -Sollt' ich hier lästig sein?

So ist's! Am besten lass ich sie allein.

Mögst Du den edlen Mann gewinnen!

Glaub' mir, solch Glück wird nimmer neu.

Bleibt hier allein; ich geh' von hinnen.

Glaubt mir, wie schön, so ist sie treu!

HOLLAENDER.

Wie aus der Ferne längst vergang'ner Zeiten

Spricht dieses Mädchens Bild zu mir;

Wie ich geträumt seit langen Ewigkeiten,

Vor meinen Augen seh' ich's hier.

Wohl hob auch ich voll Sehnsucht meine Blicke

Aus tiefer Nacht empor zu einem Weib:

Ein schlagend Herz liess, ach! mir Satans Tücke.

Dass eingedenk ich meiner Qualen bleib'!

Die düst're Gluth, die hier ich fühle brennen,

Sollt' ich Unseliger sie Liebe nennen?

Ach nein! die Sehnsucht ist es nach dem Heil!

Würd' es durch solchen Engel mir zu Theil!

SENTA.

Versank ich jetzt in wunderbares Träumen,

Was ich erblicke, ist es Wahn? -

Weilt' ich bisher in trügerischen Räumen,

Brach des Erwachens Tag heut an? -

Er steht vor mir mit leidenvollen Zügen,

Es spricht sein unerhörter Gram zu mir;

Kann tiefen Mitleids Stimme mich belügen?

Wie ich ihn oft geseh'n, so steht er hier.

Die Schmerzen, die in meinem Busen brennen,

Ach! dies Verlangen, wie soll ich es nennen?

Wonach mit Sehnsucht es ihn treibt -das Heil,

Würd es, du Ärmster, dir durch mich zuteil!

HOLLAENDER.

Wirst Du des Vaters Wahl nicht schelten?

Was er versprach, wie? dürft' es gelten? -

Du könntest Dich für ewig mir ergeben,

Und Deine Hand dem Fremdling reichtest Du?

Soll finden ich nach qualenvollem Leben

In Deiner Treu' die lang ersehnte Ruh? -

SENTA.

Wer Du auch seist, und welches das Verderben,

Dem grausam Dich Dein Schicksal konnte weih'n:

Was auch das Loos, das ich mir sollt' erwerben:

Gehorsam stets werd' ich dem Vater sein.

HOLLAENDER.

So unbedingt, wie? könnte Dich durchdringen

Für meine Leiden tiefstes Mitgefühl?

SENTA.

O, welche Leiden! Könnt' ich Trost Dir bringen!

HOLLÄNDER.

Welch holder Klang im mächtigen Gewühl! -

Du bist ein Engel! -Eines Engels Liebe

Verworf'ne selbst zu trösten weiss! -

Ach, wenn Erlösung mir zu hoffen bliebe,

Allewiger, durch diese sei's!

SENTA.

Ach! wenn Erlösung ihm zu hoffen bliebe,

Allewiger, durch mich nur sei's!

HOLLÄNDER.

O könntest das Geschick Du ahnen,

Dem dann mit mir Du angehörst:

Dich würd' es an das Opfer mahnen,

Das Du mir bringst, wenn Treu' Du schwörst.

Es flöhe schaudernd Deine Jugend,

Dem Loose, dem Du sie willst weih'n:

Nennst Du des Weibes schönste Tugend,

Nennst heil'ge Treue Du nicht Dein!

SENTA.

Wohl kenn' ich Weibes hohe Pflichten, -

Sei d'rum getrost, unsel'ger Mann!

Lass über die das Schicksal richten,

Die seinem Spruche trotzen kann!

In meines Herzens höchster Reine

Kenn' ich der Treue Hochgebot:

Wem ich sie weih', schenk' ich die Eine;

Die Treue bis zum Tod!

HOLLÄNDER.

Ein heil'ger Balsam meinen Wunden,

Dem Schwur, dem hohen Wort entfliesst!

SENTA.

Von mächt'gem Zauber überwunden,

Reisst mich's zu seiner Rettung fort:

HOLLÄNDER.

Hört' es: mein Heil hab' ich gefunden,

Mächte, die ihr zurück mich stiess't!

Du Stern des Unheils, sollst erblassen!

Licht meiner Hoffnung, leuchte neu.

Ihr Engel, die mich einst verlassen,

Stärkt jetzt dies Herz in seiner Treu'!

SENTA.

Hier habe Heimath er gefunden,

Hier ruh' sein Schiff im ew'gen Port!

Was ist's, das mächtig in mir lebet?

Was schliesst berauscht mein Busen ein?

Allmächt'ger, was mich hoch erhebet,

Lass es die Kraft der Treue sein!

DALAND.

Verzeiht, mein Volk hält draussen sich mehr;

Nach jeder Rückkunft, wisset, giebt's ein Fest:-

Verschönern möcht' ich's, komme deshalb her,

Ob mit Verlobung sich's vereinen lässt? -

Ich denk', Ihr habt nach Herzenswunsch gefreit? -