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«Entlassen. «Leutnant Salto legte seine MP weg.»Sie war tatsächlich unschuldig.«

«Wo ist sie jetzt?«

«Weiß ich das? Bei ihren Eltern.«

«Hier in der Stadt?«

«Unbekannt. Warum?«

«Ich hätte sie gerne noch einmal gesprochen«, sagte Dr. Mohr langsam.

«Aha!«

«Nichts aha! — Wie heißt sie?«

«Wie heißt sie?«brüllte Salto die Polizisten an. Sie zogen die Köpfe ein und zuckten mit den Schultern.

«Margarita.«, wagte einer zu sagen.

«Ist denn kein Protokoll aufgenommen worden?«Das war Dr. Mohrs einzige Hoffnung.

«Wozu? Sie wollte ja nur ihre Schwester besuchen und kam in eine von Revaila angeordnete Straßenruhe hinein. Diesen Revaila kaufe ich mir noch! Spielt hier den starken Mann!«

«Kennt jemand die Schwester?«

«Wer kennt die Schwester?«schrie Salto.

«Ich!«Ein Polizist trat vor.»Sie heißt Perdita.«

«Weiter!«

«Nichts.«

«Es wird schwer werden!«seufzte Leutnant Salto.»Meine Leute haben statt Hirn gegorenen Eselsdreck im Kopf! Doctor, an Ihre Margarita kommen wir nicht mehr heran. Wenn sie in den Bergen wohnt. glauben Sie mir, es ist einfacher, einen zehnkarätigen Smaragd zu finden. Zugegeben, sie war ein hübsches Ding. Aber von denen gibt es hier genug. «Salto blickte sich um.»Machen wir den Laden dicht, Senores. Wir haben uns den Schlaf ehrlich verdient.«

«Ich wohne über der >Bar<«, sagte Pater Cristobal.

«Das ist doch nicht möglich!«schrie Major Gomez.»Bei den quietschenden Weibern?«

«Auch Straßenbahnen quietschen in den Schienen.«

«Ein köstlicher Vergleich!«

«Ich schlafe bei Revaila.«, warf Dr. Mohr ein.

«Bei wem?«Leutnant Salto beugte sich vor.

«Christus Revaila. Die Nummer eins in der Stadt. Er erwartet mich.«

«Das sagen Sie so ruhig?«

«Soll ich dabei herumhüpfen?«

«Was ich in der letzten halben Stunde über diesen Gangster gehört habe, reicht mir.«

«Zu mir war er, seiner Art entsprechend, sehr freundlich. «Dr. Mohr winkte den Offizieren zu.»Wann sehen wir uns morgen, Senores?«

«Ich fahre schon früh nach Muzo zu meinem Bataillon weiter. «Gomez winkte zurück.»Dann kehre ich mit der Truppe zurück und kämme einmal Penasblancas durch.«

Auf der Straße stiegen Dr. Mohr und Pater Cristobal in den alten Jeep und fuhren den kurzen Weg bis zur >Bar<. Dort stieg der Priester aus und holte seinen Seesack und den Beutel aus dem Wagen.

Miguel, der Portier mit dem Boxergesicht, schien darauf gewartet zu haben. Er stürzte aus der Tür auf die Straße und schleppte Monteros Gepäck ins Haus.

«Sie hatte nicht ganz recht!«sagte Pater Cristobal.»Das ist doch das Hilton von Penasblancas. Ein guter Service.«

«Du wirst wieder Feuer saufen müssen, Cris, wenn >Mama< dich erwartet.«

«Eine ganze Flasche, wenn sie am Sonntag zur Messe kommt!«

«Nie!«

«Sag niemals >nie<, Pete. «Pater Cristobal drückte Dr. Mohr die Hand.»Ich werde mit meiner Firma eher funktionstüchtig sein als du.«

«Kunststück! Du brauchst dich nur hinzustellen und >Gelobt sei Jesus Christus< zu rufen.«

«Und du brauchst nur Pillen zu verteilen.«

Sie lachten, umarmten sich, und als Montero im Haus verschwunden war, fuhr Dr. Mohr weiter. An der Straßenecke wartete Christus Revaila. Wortlos stieg er in den Jeep, ließ sich in den Sitz fallen und sagte erst dann:»Mein Hintern brennt. Ich merke, hier hat ein Pfaffe gesessen. Fahren Sie geradeaus, dann links um die Ecke, dann wieder geradeaus. Das Steinhaus mit den weißen Holzsäulen ist's.«

«Oha! Welch ein Luxus!«

«Man kann nur befehlen, wenn die anderen heraufschauen!«sagte Revaila mit der Philosophie aller Diktatoren.»Haben Sie einen König gekannt, der aus einer Grube hinaus regierte? Ich nicht! Und ich bin der König von Penasblancas.«

Es klang nicht stolz oder überheblich, es klang ganz natürlich. Christus Revaila kannte seinen Wert. Er brauchte ihn nicht zu demonstrieren.

Als die Sonne schien, erwachte Penasblancas nach der merkwürdig stillen Nacht wieder zu vollem Leben. Aus den Bergen, von den heimlichen Schürfstellen, aus den flachen, unabgestützten Stollen der alten Gruben, von den Gebirgsbächen, die mit ihren Wasserfällen und Stromschnellen die Smaragde aus dem Gestein schwemmten, kamen die Guaqueros in die Stadt, ihre verknoteten Taschentücher auf dem Leib tragend, in der Hand ihre Revolver oder Pistolen.

Die >Büros< waren geöffnet. >Mama< saß breit und wohlwollend in einem Anbau ihrer >Dancing-Bar<. Es war eine kleine Festung mit schußsicherem Glas, Eisengittern, fünfLeibwächtern und einem Panzerschrank. Im anderen Teil der Stadt lauerten die >Schlepper< von Christus Revaila auf die Schürfer und lockten sie in die >Oficina< des Königs von Penasblancas. Der tägliche blutige Kampf hatte wieder begonnen. Die grünen Steine beherrschten diese Welt. Eine gnadenlose Welt zwischen unzugänglichen Bergen.

Leutnant Salto bekam sofort Arbeit. Aufkäufer von Revaila hat-ten einen Aufkäufer von >Mama< erschossen. Nicht in der Stadt, sondern auf dem Weg zu den verlassenen Minen. Das alte Leiden: Man lauerte den Guaqueros schon auf dem Pfad aus ihren geheimen Schürfstellen auf, um sie mit Preisangeboten zu locken.

Da es nur einen Toten gab, aber keinen, dem man das Schießen nachweisen konnte, war die Polizei wie immer unlustig und sorgte nur für den Abtransport des Erschossenen. Den Toten kannte natürlich niemand.

Er vermehrte die Gräber der Namenlosen, die auf dem Friedhof von Penasblancas lagen.

Pater Cristobal erschien, sprach ein Gebet und legte ein roh gezimmertes Holzkreuz auf die Brust des Ermordeten. Seit fünf Uhr früh, ohne vorher geschlafen zu haben, stellte er aus Latten Holzkreuze her. Miguel, der Portier, half ihm dabei. Im Hof des Hauses, zwischen leeren Kartons und Kisten, umgeben von stinkenden Abfalltonnen, hämmerten sie seit Stunden unermüdlich vor sich hin.

Dr. Mohr, ebenfalls bemüht, stellte den Tod des Erschossenen fest. Das war völlig sinnlos, denn jeder sah, daß der Schuß ins linke Auge gegangen war, aber da man jetzt einen Medico hatte, mußte er auch beschäftigt werden. Die Verletzten aus diesem Feuergefecht jedoch sah Dr. Mohr nicht.

Vier Tage lang ging er danach spazieren, besuchte Leutnant Salto, hörte, daß Major Gomez tatsächlich heil in Muzo angekommen war und sein Bataillon in einem Zustand vorfand, der bejammernswürdig war, fuhr mit seinem Jeep in die Berge und wunderte sich, wo hier 30.000 Guaqueros mit ihren Familien hausen wollten. In der Nacht sah er rund herum in den Felsen die lodernden Feuer. Am Tag war die Gegend wie ausgestorben. Vier Familien sah er, in primitiven Laubhütten, die als Vordächer einer Höhlenwohnung dienten. Frauen, Kinder, drei Greise, von der gnadenlosen Natur ausgelaugt, am Rande menschlicher Existenz. Als sich Dr. Mohr den Hütten näherten, flüchteten die Kinder und Frauen ins Innere. Da blieb er stehen, ging zum Jeep zurück und fuhr weiter. Er wollte helfen, nicht provozieren. Sie werden eines Tages von selbst

zu mir kommen, dachte er. Zuerst einer, dann zwei, drei, fünf… und sie werden erzählen und die anderen ermutigen. Noch war ihr Mißtrauen ungeheuer. Warum konnte ein Arzt nicht auch ein Spitzel und ihr Feind sein?

Kapitel 3

Am Sonnabendabend stand die Kirche.

Aus Kunststoffplanen, alten Kistendeckeln und Felssteinen, geklauten Brettern und Wellblech, das Miguel organisiert hatte, baute Pater Cristobal so etwas wie ein Zelt, in dessen Mitte er ein großes Holzkreuz aufstellte.

Am Sonntag läutete er die >Glocke<: Mit einem Hammer schlug er auf eine eiserne Bratpfanne. Kommt herbei, ihr Kinder Gottes, auch wenn ihr alle Verfluchte seid!