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«Wie geht es Chica?«fragte der Bärtige hastig.

«Unverändert. «Einer der Greise hob die Schultern.»Die Wehen werden schwächer, aber das hat nichts zu sagen, meint meine Alte. Plötzlich können sie wiederkommen, und dann zerreißt es sie.«

«Sehen wir uns das sofort an!«Dr. Mohr ging auf die Hütte zu, in der Chica wohnte. Der Bärtige hielt ihn am Ärmel zurück.

«Wenn es nicht geht, seien sie ehrlich zu mir, Doctor! Bitte!«

«Wir finden immer eine Möglichkeit!«

«So, wie es Simpson sagte: Mutter oder Kind. Einer von beiden muß geopfert werden.«

«Im äußersten Notfall! — Simpson, was haben Sie da gequatscht.«

«Die Wahrheit, großer Meister. «Simpson hob beide Hände.»Hier darf man alles sagen, muß man alles sagen. Jeder von uns ist abgebrüht genug, auch das Mistigste zu ertragen!«

«Wen würden Sie retten, Doctor: Mutter oder Kind?«fragte der Bärtige leise. Alles Klobige war von ihm abgefallen. Wie alle werdenden Väter war er nur noch voll Sorge.

«Immer die Mutter.«

Der Bärtige seufzte tief.»Das beruhigt mich. Doctor, wenn Sie Chica retten, sind Sie bis zu meinem Lebensende mein Freund! Das

ist wie eine Lebensversicherung für Sie.«

In der Hütte auf einem Eisenbett lag ein junges Mädchen. Der Kopfeines Kindes, große, braune Augen, schwarze Haare, zu dicken Zöpfen geflochten, ein zarter Körper, aus dem sich jetzt wie ein überdehnter Ballon der Bauch wölbte. Sie sah nicht aus wie eine Indianerin, ihr Gesicht war ebenmäßig und wirkte wie eine Miniaturmalerei aus vergangenen Jahrhunderten. Die Haut glänzte schweißnaß… eine hellbraune, ganz glatte Haut. Die Brüste waren klein und spitz, gegen den hohen Leib wirkten sie erschütternd kindlich.

Die Mutter hockte neben dem Bett auf einem Schemel. Demütig grüßte sie mit vor der Brust gekreuzten Armen. Sie war eine alte, von gegerbter Haut überzogene Gestalt mit schütterem Haar und den breiten Backenknochen der Indianer. Sie ist kaum älter als ich, dachte Dr. Mohr erschüttert, und ist schon eine Greisin. Das Elend ihres Daseins hat sie völlig zerstört.

Der Bärtige rannte sofort zu dem Bett, beugte sich über Chica und küßte sie auf die zusammengepreßten Lippen. Sie wollte ihn umarmen, hob schwach die Arme, aber sie fielen kraftlos auf ihren schweren Leib zurück.

«Gleich wird es besser«, sagte der Bärtige. Es war erstaunlich, wie zärtlich und weich er sprechen konnte. Mit seiner großen Hand wischte er Chica den Schweiß vom Gesicht und drehte sich dann zu Dr. Mohr herum.»Sie ist tapfer«, sagte er gepreßt.»So tapfer! Es… es wäre mein erstes Kind. Können Sie es nicht auch retten?«

«Wie kann ich das wissen, wenn Sie dauernd im Weg stehen? Ich komme ja gar nicht an die junge Mutter heran.«

«Sie sind ein grober Klotz, Doctor! Bitte, ich gehe ja schon. «Er beugte sich wieder über Chica und streichelte ihr Gesicht.»Das ist ein großer Arzt, mein Liebling. Er wird dir helfen. Du mußt keine Angst mehr haben.«

Sie nickte, preßte die Lippen fest zusammen und bäumte sich auf. Die Wehen setzten wieder ein. Ihre Mutter legte beide Hände auf den hohen Leib und drückte ihn.

Dr. Mohr setzte sich auf die Bettkante und lächelte Chica ermutigend an. Sie versuchte zurückzulächeln, aber es mißlang kläglich. Ihr schönes Gesicht wurde zu einer verzerrten Fratze. Ihr Körper schüttelte sich in den Wehen.

«Schrei, Mädchen«, sagte Dr. Mohr.»Schrei, was die Lunge hergibt! Das befreit. Nicht unterdrücken, dann wird's unerträglich. -Simpson?«

«Chef?«

«Lassen Sie den Blödsinn! Ist heißes Wasser da?«

«Da hinten blubbert etwas im Kessel.«

«Dann wollen wir mal. «Dr. Mohr klappte seinen Koffer auf, holte eine Sprühflasche mit einem Desinfektionsmittel heraus und winkte Dr. Simpson zu.»Geben Sie Ihre Flossen her. Ich mache sie jetzt steril!«

«Steril! Aber bitte nur die Hände. Nicht tiefer sprühen.«

Simpson grinste. Dr. Mohr sprühte Simpsons und seine Hände bis zu den Unterarmen ein und holte dann aus der runden Sterildose die dünnen Gummihandschuhe. Simpson ließ sie sich überstreifen und stand dann mit gespreizten Händen da. Sein Gesicht glänzte hektisch.

«Mein Gott«, stammelte er.»Gummihandschuhe. Richtige Gummihandschuhe! Wissen Sie, wann ich die zum letzten Mal getragen habe? Vor zehn Jahren! Und ausgerechnet hier bekomme ich sie wieder. Am Arsch der Welt!«

Dr. Mohr hatte sich über Chicas Unterkörper gebeugt und untersuchte manuell die Lage des Kindes. Ein Blick auf das Becken Chicas ließ ihn nachdenklich werden. Er hatte schon zarter gebaute Mütter gesehen, die ihre Kinder problemlos bekamen. Daß sich Chi-cas Becken nicht dehnen konnte, wie der Bärtige vermutete, glaubte er nicht mehr.

Die neue Wehe preßte Mohrs Hand in Chicas Leib fest. Er wartete ab, bis die Verkrampfung nachließ, und zog dann die Hand zurück.

«Eine schöne Scheiße!«sagte er laut.»Nicht das Becken ist zu eng, das Kind liegt falsch! Wir müssen es drehen.«

«O Himmel! Eine Hicksche Wendung?!«Dr. Simpson starrte den Bärtigen an.

«Was glotzen Sie mich an?«brüllte der Koloß.»Bin ich daran schuld?! Können Sie diesen Kicks?«

«Hicks!«

«Das frage ich Sie auch!«sagte Dr. Mohr.

«Ich will's versuchen. «Dr. Simpson blickte unsicher auf Chicas gewölbten Leib.»Verdammt, ich war mal ein guter Gynäkologe. Aber wie lange ist das her.«

«Er faßt meine Frau nicht an!«keuchte der Bärtige. Schweiß, Angstschweiß, tropfte in seinen zerzausten Bart. »Er nicht. Dieses Saufloch.«

«Ich helfe Ihnen, Simpson«, sagte Dr. Mohr.

«Wie denn? Das muß ich allein tun. Ich allein kann fühlen, wie ich auf der Bauchdecke nachdrücken muß. Oder haben Sie Röntgenaugen? Na also! Aber wenn ich nicht darf..«

«Los! Fangen Sie an!«brüllte der Bärtige.»Aber wenn es mißlingt, du Schnapsflasche. «Er stellte sich neben das Bett, zog seine Pistole und blickte Dr. Simpson finster an.

Simpson kniete sich vor das Bett und nickte.»Beine anwinkeln«, sagte er.»Chef, halten Sie die Beine fest.«

«Sie sollen das dämliche Chef weglassen!«

Dr. Simpson untersuchte und blickte dann hoch. Die Pistole war genau vor seinem Kopf in der Hand des Bärtigen.

«Total falsche Lage«, sagte er gepreßt.»Und durch die Preßwehen wird das Kind noch mehr festgeklemmt. Verdammt, ich kann nicht arbeiten, wenn immer jemand auf meinen Kopf zielt!«

«Gehen Sie hinaus!«sagte Dr. Mohr laut.

«Nein!«Der Bärtige lehnte sich gegen die Hüttenwand.»Ich will sehen, was ihr mit meiner Frau anstellt!«

«Wie Sie wollen! Simpson, brechen Sie ab! Die Handschuhe aus. «Verwirrt blieb Dr. Simpson hocken und rührte sich nicht. Der Bärtige fuhr wie nach einem Stich zu Dr. Mohr herum.

«Auch Sie sind nicht unsterblich!«schrie er.

«Bitte. «Dr. Mohr zeigte auf Chica.»Vielleicht können Sie mehr! Schießen Sie das Baby aus dem Leib. Aber wenn Sie das nicht können, dann verschwinden Sie sofort aus dem Haus und warten draußen, bis alles vorbei ist. Weder ich noch Dr. Simpson rühren eine Hand, solange Sie hier mit der dämlichen Pistole herumfuchteln. Also.«

Der Bärtige steckte die Waffe in die Hosentasche zurück.»Ich bin ganz friedlich, Doctor«, sagte er leise.

«Raus!«

«Bitte.«

«Raus! Simpson, stehen Sie auf.«

«Ich gehe ja schon. «Der schwere Mann tappte zur Tür, blickte noch einmal zurück auf Chica und wischte sich über das schweißnasse Gesicht.»Ich liebe dich«, sagte er heiser.»Draußen steht ein Priester, mein Kleines. Ich werde mit ihm für dich beten.«

Die Tür schlug zu. Chica bäumte sich auf, und jetzt schrie sie, hell, kindhaft, durchdringend. Sofort flog die Tür wieder auf. Der Bärtige stürzte in die Hütte.

«Raus!«brüllte Dr. Mohr.»Das nächste Mal trete ich Sie in den Unterleib. Vielleicht verstehen Sie das dann endlich!«