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«Vom Orden der >Grünenden Dornenkrone<.«

«Die werden Sie nötig haben, Don Montero. Wollen Sie unbedingt Märtyrer werden, Pater?«Er zeigte auf den am Straßenrand stehenden Seesack.»Steigen Sie aus und machen Sie's wie Ihr Gepäcksack: Kle-ben Sie am Boden!«

«Und Sie?«Pater Cristobal lehnte sich auf dem stählernen Jeepsitz zurück.»Was soll ich Ihnen raten? Rückkehr ins Bett einer schönen Senorita?«

«Hui! Das sagt ein Priester?!«

«Wir kennen die Welt. «Der Pater sah Mohr ernst an.»Sie sind kein Smaragdsucher.«

«Du lieber Gott, woran sieht man das?!«

«Sie haben noch viel zuviel Zivilisation an sich hängen! Aber das ändert sich schnell! — Was treibt Sie nach Penasblancas?«

«Smaragde! Ich will anfangen, zugegeben, aber ich habe große Chancen in den verlassenen Minen.«

«Das sagen alle und verwandeln sich in kurzer Zeit in Ratten.«

«Ich bin Geologe. Ich suche gezielt.«

«Die anderen zielen auch. Mit Revolvern und Gewehren, Messern und Macheten.«

«Und Sie, Sie kluger Pfaffe?«sagte Mohr ziemlich grob.»Wenn Sie zum erstenmal das Kreuz heben, heißt das für die anderen: Feuer! Sie exekutieren sich selbst, Pater.«

«Irrtum! Da hinten in den Bergschluchten und Wäldern, an den Wildwassern und Höhlen, auf den Straßen und in den Saloons wird täglich gemordet. Und dann geschieht ein Wunder: Jemand geht hin und legt dem Toten ein Kruzifix auf die Brust. Und wenn er in der Erde liegt, steht ein Kreuz über ihm, und wenn's ein schiefes Kreuz aus Krüppelholz ist! Es ist ein Kreuz!«Pater Cristobal stieg aus, wuchtete seinen Seesack in den Jeep, knallte ihn auf Mohrs Aluminium-Arztkoffer und schwang sich wieder auf den Sitz.»Los geht's, Pedro Morero! Bin froh, daß gerade Sie gehalten haben. Ich ahne es: Sie haben mich nötig!«

«Ich bin aus der Kirche ausgetreten, Pater!«knurrte Mohr.»Wegen Unglaubwürdigkeit der Predigten.«

«Recht hatten Sie, Pedro. Es ist schlimm, als Satter für Satte zu predigen. Aber wohin wir jetzt kommen, sind Verhungerte, körperlich und geistig, und wenn sie es auch nie sagen: Gott ist ihnen nahe.«»Beim Morden.«

«Eben! Sie glauben an Gott, weil ihr Leben so kurz und täglich in Gefahr ist.«

Mohr nickte. Er hat recht, dachte er. Darum fahre ich ja auch hin. Ein Priester und ein Arzt, sie haben vieles gemeinsam. Fast jeder braucht den einen oder anderen einmal in seinem Leben. aber die wenigsten danken es ihnen.

«Sie haben mich überzeugt«, sagte er und fuhr an.»Außerdem ist es besser, wenn vier Augen die Straße beobachten. Können Sie schießen?«

«Ich habe es an Spielkarten geübt.«

«Spielkarten?«

«Eine in die Luft werfen, abdrücken. Wenn das Loch mitten in der Karte sitzt, können Sie schießen.«

«Hervorragend. Ich bekomme ein ganz anderes Kirchenbild.«

«Halten Sie an!«

Mohr bremste scharf. Sein Kopf flog herum.»Was haben Sie, Pater?«

«Nichts. «Cristobal Montero hielt Mohr wieder die Hand hin.»Lassen Sie uns Du zueinander sagen. Sag einfach Cris zu mir.«

«Pedro oder Pete.«

«Pete. «Pater Cristobal nahm das Schnellfeuergewehr aus der Halterung und klemmte es zwischen seine Beine.»Jetzt weiter, Pete! Ich glaube nicht, daß wir Penasblancas heute noch erreichen. In der Nacht möchte selbst ich allein mit Gottes Hilfe nicht fahren.«

«Ich fahre.«

«Nachts ins Gebirge?«

«Wenn du Angst hast, Cris, bete zu deinem Chef.«

«Der unterstützt keine Verrücktheit! Vergeblich!«

«Dann halte dich an das Gewehr. Cris, mein Pfäfflein, ich glaube wirklich, wir passen gut zueinander.«

Nach einer Stunde gab es einen neuen Halt. Hinter ihnen tauchte ein Wagen auf, näherte sich sehr schnell und erwies sich als ein großer Geländewagen, der mit Vollgas über die Todesstraße preschte. Warum man sie so nannte, konnte sich Mohr noch nicht erklären. Bisher waren sie fast allein gewesen, abgesehen von vier Maultiertreibern, die bei ihrem Anblick sofort in den Wald sprangen und in Deckung gingen.

«Die haben es fast geschafft«, sagte Pater Cristobal.

«Vier Smaragdsucher. Sie denken, wir seien Aufkäufer der Großhändler und wollten uns auf ihre Funde stürzen. Man kann nämlich auch so >einkaufen<. Wer sieht's den Smaragden später an? Ihr leuchtendes Grün läßt nie den Gedanken an rotes Blut aufkommen.«

Der schnelle Geländewagen überholte die beiden Männer in ihrem Jeep, bremste vor ihnen und zwang sie, ebenfalls anzuhalten. Dr. Mohr trat auf die Bremse und riß gleichzeitig seinen Revolver heraus. Pater Cristobal hatte das Schnellfeuergewehr längst entsichert im Anschlag. Aus dem großen Wagen sprangen zwei Männer in Uniform. Ein Offizier der Armee und ein Offizier der Polizei. Ihre Maschinenpistolen an den Hüften kamen sie näher.

«Die Waffen weg!«brüllte der Armee-Offizier.»Hände hinter den Nacken! Aus dem Jeep raus! Aber schnell!«

Pater Cristobal legte das Gewehr weg, stieg aus und hob die rechte Hand.»Gott segne dich, mein Sohn!«sagte er laut.»Wenn du in Not bist, ich gebe dir ein Heiligenbildchen.«

«Ein Verrückter!«schrie der Offizier dem anderen zu.»Und du da? Weg vom Steuer!«

Auch Dr. Mohr stieg aus und kam langsam näher.»Wie kann man einen friedlichen Tag so vermiesen?«fragte er.»Ich dachte, ich befinde mich hier auf einer Straße in die Freiheit?!«

«Noch ein Verrückter!«brüllte der Offizier.»Namen!«

«Pater Cristobal Montero.«

«Geologe Pedro Morero.«

«Auf dem Wege nach Penasblancas.«

«Mit einer Erlaubnis des Innenministers.«

«Scheiße!«sagte der Offizier und senkte den Lauf der Maschinenpistole.»Ich bin Luis Gomez. Major der Armee. Ich soll das II. Bataillon in Muzo übernehmen.«»Felipe Salto!«Der andere Offizier, in Polizeiuniform, machte eine knappe Verbeugung.»Leutnant. Abkommandiert als neuer Polizeichef von Penasblancas.«

«Welch eine illustre Versammlung!«lachte Pater Cristobal.»Meine Herren, wir sollten jetzt sofort am Straßenrand einen Gottesdienst abhalten. Drei von Ihnen laufen Gefahr, bald leblos auf dem Rücken zu liegen. Polizeichef von Penasblancas — Leutnant, ist Ihnen klar, was das bedeutet?«

«Ja!«Felipe Salto, ein kleiner, drahtiger Mann mit einem Schuß Indianerblut, ansonsten stolzer Nachkomme seiner spanischen Eroberer, nickte.»Ordnung!«

«Amen!«Pater Cristobal schlug ein Kreuz.»Wie fahren wir nun?«

«Gemeinsam!«schlug Major Gomez vor. Er war groß und stark wie ein andalusischer Bulle.

«Nach Penasblancas also?«

«Ja! Geradenwegs!«

«Ich glaube, man hat uns alle ganz gewaltig in den Hintern getreten«, sagte Dr. Mohr.»Sie mit Ihren Versetzungen, wir mit unserer freiwilligen Gegenwart. Irgendwie sind wir verrückt, so offiziell einzumarschieren!«

«Vorschlag!«rief Pater Cristobal.»Wir nennen uns >Die idiotischen Vier<. Bedenkt: Gott ist bei denen, die schwach im Geiste sind.«

«Daß Gott mir das antut: einen Pater in meinem Bezirk!«

Major Gomez schlug die Hände zusammen.»In die Wagen! Ich funke zu meinem Bataillon, daß ich erst morgen in Muzo eintreffe und in Penasblancas übernachte.«

«Ihre Männer werden sich bereits zur Trauerfeier rüsten!«sagte Cristobal.»Wer fährt vor?«

«Sie!«Polizeileutnant Salto grinste breit.»Gott ist immer der erste.«

Sie trafen gegen Mitternacht in Penasblancas ein.

Das erste kleine Wunder hatte sich vollzogen: Niemand belästigte die beiden Wagen auf der Fahrt. Niemand beschoß die Insassen. Keine Straßensperre hielt sie auf. Es lag eine seltsame Ruhe über der Berglandschaft und in den von Urwald überwucherten Niederungen und Schluchten. Selbst die vielstimmigen Nachtgeräusche der Wildnis schienen verstummt. Mit in der Stille geradezu donnernden Motoren rumpelten die beiden Autos durch die von Schlaglöchern übersäten Straßen in die Stadt.