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»Nichts zu meckern - der taugt was!«, kam es endlich aus seinem Schnabel, und ich begriff, dass es um mich ging.

»Danke, Buriwuch«, wollte ich in scherzhaftem Ton sagen, doch meine Stimme klang sehr ernst.

Juffin nickte. »Das ist ein großes Lob, Max! Du hättest hören sollen, wie er über andere geurteilt hat.«

»Was haben Sie denn da so gesagt?«, fragte ich interessiert.

»Dienstgeheimnis!«, teilte Kurusch gelassen mit. »Und jetzt an die Arbeit!«

Meine Aufgabe bestand darin, etwas in einer unverständlichen Sprache zu sagen. Wie sich herausstellte, handelte es sich dabei um eine uralte Zauberformel, deren Kraft mich angeblich für immer an die Interessen der Krone band.

»Aber ich merke gar nichts!«, sagte ich verwirrt, nachdem ich die Formel ausgesprochen hatte.

»Musst du auch nicht«, meinte Juffin. »Als ich die Formel aufsagte, ist auch nichts Besonderes passiert. Kann sein, dass es nur Aberglaube ist, aber vielleicht funktioniert es ja tatsächlich. Gib Acht - ich lese dir jetzt in Gegenwart unseres Kurusch eine dienstliche Anweisung vor. Du brauchst sie nicht zu verstehen. Denk einfach an etwas Angenehmes, denn das Ganze dauert ziemlich lange. Notfalls wiederholt Kurusch die eine oder andere Passage für dich. Stimmt's, mein Süßer?«, fragte Juffin und sah den Vogel zärtlich an. Das Tier spreizte stolz die Flügel.

Ich möchte den Inhalt dessen, was ich vorgelesen bekam, nicht im Einzelnen berichten. Es ging ungefähr darum, dass ich zu allem verpflichtet sei, was ich tun solle, und auf keinen Fall tun solle, was ich nicht dürfe. Damit solche Binsenweisheiten in mein Ohr drangen, hatte ein am Hofe lebender Bürokrat ein paar Blätter bestes Papier verbraucht. Sir Juffin opferte eine halbe Stunde, mir das literarische Meisterwerk vorzutragen, und beendete seinen Auftritt mit einem erleichterten Seufzer. Ich tat es ihm nach. Buriwuch Kurusch hingegen schien das Ganze richtig Spaß gemacht zu haben.

»Warum arbeitet ihr klugen Vögel eigentlich für die Menschen?«, wollte ich wissen. Diese Frage hatte mich schon eine halbe Stunde beschäftigt.

»Da wir nur wenige sind, fällt es uns schwer, uns allein durchzuschlagen«, antwortete das Tier. »Bei Menschen zu leben, ist unter solchen Umständen bequem und interessant. Dort, wo es viele von uns gibt, können wir ohne Hilfe überleben und sind durchaus mächtig. Aber in dieser Dienststelle ist es wirklich spannend! Es gibt so viele Worte und Geschichten!«

»Eine würdige Antwort«, meinte Juffin und lächelte gönnerhaft. »Begreifst du jetzt, Max? Die Vögel finden uns unterhaltsam!«

Dann bekam ich feierlich meine Dienstwaffe überreicht - einen kleinen Dolch, der sich besser zum Reinigen der Fingernägel als zum Töten eignete. Der Griff des Dolchs enthielt einen Zeiger, der auf erlaubte wie verbotene Magie reagieren sollte. Ich hatte etwas Ähnliches schon im Einsatz gesehen und wusste, dass dieses Instrument nicht sehr zuverlässig war. Vielleicht war es besser, von Anfang an keine Illusionen zu haben.

Als wir mit den Formalitäten fertig waren, gingen wir ins oberste Stockwerk des Hauses an der Brücke. Dort wurde ich einem kleinen, gutmütigen Dicken vorgestellt, der einen grell orangen Mantel trug und auf Sir Juffins einleitende Worte munter ausrief: »Sehr erfreut! Mein Name ist Kumba Kurmak. Ich bin Sir Juffins Kanzleichef und die netteste Person in diesem finsteren Gebäude, weil ich für Auszeichnungen, Orden und andere angenehme Dinge zuständig bin.«

»Außerdem fungiert Sir Kumba in unserer Dienststelle als Vertreter des Königs«, fügte Juffin hinzu. »Egal wie sehr wir uns anstrengen: Ohne seine Vermittlung dringt nichts nach oben durch.«

»Schenken Sie diesen Worten keinen Glauben«, meinte der freundliche Dicke lächelnd. »Wenn Sie jemanden bei Hofe um etwas bitten wollen, ist Juffin der richtige Mittelsmann. Allerdings hoffe ich, dass ich der Erste war, der dem König von Ihren großartigen Verdiensten erzählt hat.«

Schockiert sah ich meinen Chef an. »Welche Verdienste denn?«, fragte ich ihn zweifelnd per Stummer Rede.

»Er meint die Sache mit dem Spiegel des alten Sir Makluk«, erklärte Juffin mir auf gleichem Wege. »Natürlich hast du da noch nicht offiziell zu uns gehört. Desto größer ist die Ehre, die dir widerfahren ist! Das Vereinigte Königreich soll um seine Helden wissen.«

»Sie sind der Erste, Sir Max, der seinen Dienst in Echo mit einer Auszeichnung beginnt«, erklärte Sir Kumba Kurmak und verbeugte sich ehrerbietig. »Ich arbeite hier schon sehr lange. Glauben Sie mir also ruhig und freuen Sie sich«, sagte er und reichte mir eine kleine dunkle Holzschachtel. Ich wusste schon, dass man in Echo jedes Geschenk sofort öffnen muss. Also wollte ich den Deckel aufmachen, doch es ging nicht.

»Das ist ein Geschenk des Königs, Max«, mischte sich Juffin ein. »Leicht bekommt man das nicht auf. Dazu braucht man, wenn ich nicht irre, Weiße Magie vierten Grades. Mach die Schachtel daheim auf, denn in der Öffentlichkeit ist Zaubern verboten.«

»Verzeihung«, rief ich und errötete vermutlich. »Ich hab noch nie ein königliches Geschenk bekommen.«

»Kein Problem, Max«, tröstete mich der gutmütige Sir Kumba. »Wenn Sie wüssten, wie viele Leute zwar genau wissen, wie man mit einer solchen Auszeichnung umzugehen hat, sie aber nie bekommen! Ihre Lage scheint mir wirklich beneidenswert.«

Ich bedankte mich vielmals. Danach verließen Juffin und ich Sir Kumbas Büro.

»Sie hätten mich wirklich warnen können«, meinte ich verärgert, als wir wieder in Juffins Zimmer waren. »Sie genießen meine Blamage - das merk ich doch.«

»So ist es für alle besser. Was für ein »Grenzbarbar* wärst du schließlich, wenn du alles richtig machen würdest? Du musst etwas leiden, Junge. Konspiration ist nun mal nicht leicht.«

»Schon gut. Helfen Sie mir, das Kästchen zu öffnen? Allein schaff ich es nicht.«

»Stell dich nicht so an. Versuch's, und ich helfe dir notfalls. Aber mach die Tür zu! Keine Sorge, hier sind schon ganz andere Dinge geschehen.«

Ich legte die Schachtel auf Juffins Schreibtisch und versuchte, mich zu entspannen und an alles zu erinnern, was ich gelernt hatte. Vergeblich! Beschämt zuckte ich die Achseln.

»Hoppla, sollte ich mich doch getäuscht haben? Schauen wir uns das Ding mal an ... Nein, hier ist höchstens Magie vierten Grades nötig. Das kannst du schon, Max. Probier's noch mal!«

Ich wurde ärgerlich - auf die Schachtel; auf den König, der sie mir angedreht hatte,- auf Juffin, der mir nicht helfen wollte. Na gut, dachte ich, versuchen wir's anders. In meinem Zorn gab ich dem schlafenden Wachmann nebenan per Stummer Rede sehr energisch einen Auftrag und hatte den Eindruck, ihn vom Sessel purzeln zu hören. Ein paar Sekunden später klopfte er schüchtern an die Tür. Sir Juffin sah mich staunend an.

»Welcher Teufel ist in dich gefahren, Max?«

»Ohne frische Kamra komm ich hier nicht weiter.«

»Keine schlechte Idee.«

Der vor Schreck zitternde Wachmann stellte das Tablett auf den Tisch und verschwand. Juffin schaute befremdet zur Tür, die sich gerade schloss.

»Was ist da los? Er hat zwar Angst vor mir, aber doch nicht so viel!«

»Das war ich. Ich hab ein wenig gebrüllt, als ich nach ihm rief.«

»Na, das macht nichts. Sie sollen ruhig Angst vor dir bekommen, weil du neu bist. Wenn du sie nicht gleich erschrickst, musst du später stundenlang warten, bis sie in ihrer Faulheit geruhen, auf deinen Ruf zu reagieren. Bist du zornig, Max?«

»Und wie!«, brüllte ich, trank meine Kamra in einem Zug aus und klopfte mit dem kleinen Finger neben der Schachtel auf den Tisch, wie ich es gelernt hatte. Erstaunt sah ich, dass sie sich in Staub verwandelte. Aber ein darin versteckter kleiner Gegenstand blieb ganz. Das war zu erwarten gewesen. Mein Zorn verrauchte.

»O weh«, sagte ich. »Was hab ich nur getan?«

»Na ja, du hast Magie sechsten statt vierten Grades benutzt, dadurch aber nur die hübsche Schachtel ruiniert. Der Rest ist unversehrt. Zum Glück ist mein Büro von den übrigen gut isoliert. Ich kann mir lebhaft vorstellen, welchen Tumult es sonst gegeben hätte! Mein Chef wäre über diesen Fehler vermutlich entzückt gewesen.«