Выбрать главу

    "Hüte dich mit mir zu spielen -." Die Augen de Vallas funkelten unheimlich.

    "Der Knabe ist damals von den Aimaràs als Gefangener in die Berge geschleppt worden, weilt aber seit einigen Jahren schon in den Llanos."

    "Und das sollte ich erst jetzt erfahren?"

    "Man muß es wohl nicht rätlich gefunden haben, den allgewaltigen Mann, den Erben des Eigentums der Alcantaras, davon in Kenntnis zu setzen," war die spöttische Antwort, denn der Schreck de Vallas hatte Tejada die Zuversicht zurückgegeben.

    "Bursche, spiele nicht mit mir - oder -"

    "Wie würde ich das wagen? Für die Wahrheit meiner Aussage bürgt dieses Stück Papier. Ew. Excellenza entsinnen sich wohl noch der Handschrift unseres gemeinschaftlichen Freundes Gomez."

    Tejada entnahm seiner Tasche ein Stück Papier, auf dem einige Zeilen standen, und überreichte es de Valla. Begierig las dieser: "Und so schwöre ich bei Gott und seinen Heiligen, und so wahr ich im Angesicht des Todes auf Vergebung meiner Sünden und ewige Seeligkeit hoffe, daß dieser vor uns stehende junge Mensch, Alonzo, der Sohn Pedro d'Alcantaras ist, der dem Blutbade im Tale der drei Quellen entging und von den Aimaràs gefangen hinweggeführt worden ist. Enriquez Gomez."

    "Es ist nur ein Konzept, wie Excellenza bemerken werden," sagte Tejada, der wohl gewahrte, wie erregt der Minister war, "aber das Original ist in guter Hand und wird wohl zu geeigneter Zeit vorgezeigt werden."

    "Nicht möglich!" murmelte de Valla grimmig in sich hinein und starrte auf das Papier, dessen Schriftzeichen ihm, als von der Hand Gomez stammend, wohl bekannt vorkamen. "Enriquez Gomes, dieser Schurke, hätte das geschrieben?"

    de Valla ging mehrmals im Zimmer in erkennbarer Erregung auf und ab.

    "Das ist nichts als ein Machwerk meiner politischen Gegner, die seit langem mich zu stürzen trachten. Ich sehe jetzt klar. Man will mir eine Blutschuld aufbürden und in diesem angeblichen Alcantara einen gefährlichen Gegner entgegenstellen. Alonzo d'Alcantara ist seit zehn Jahren tot. Wo befindet sich der Betrüger, der sich für einen Sohn Don Pedros ausgibt?"

    Mit seiner geschmeidigen Höflichkeit erwiderte Tejada: "Das, Excellenza, ist mein Geheimnis, das ich nach meiner Art zu verwerten gedenke."

    de Valla warf dem Banditen einen Blick zu, der ihn erbeben machte.

    "Dein Geheimnis?"

    de Valla ging mehrmals auf und ab und schien zu überlegen.

    "Weißt du," sagte er dann, "daß ich dir dein Geheimnis aus der Seele peitschen lassen könnte?"

    "Excellenza würden das Übel nur vermehren und einen treuen Diener hart behandeln."

    de Valla überlegte immer noch und warf hie und da einen forschenden Blick auf Tejada, den dieser ruhig aushielt.

    "Die Sache ist von meinen Feinden schlau ausgedacht. Die Wahlen zur großen Junta stehen vor der Türe und eine Flut von Verleumdungen würde sich mit dem Auftauchen dieses Pseudoalcantara über mich ergießen. Im Interesse des Staates muß man diesen Betrüger verhindern, gegen mich aufzutreten, und du wirst das übernehmen."

    "Hm," äußerte Tejada, "das ist eine bedenkliche Sache; der junge Mann hat einflußreiche Freunde in den Llanos."

    "Wo man mir nicht hold ist."

    "Wie meinen denn Excellenza, daß man gegen den Menschen vorgehen soll?"

    "Das ist deine Sache, dem Angriff gegen mich muß die Spitze abgebrochen werden. Laß mich hören, daß diese Gefahr beseitigt ist und ich werde dich reich belohnen."

    "Ja, Geld wird die Sache kosten, denn ich setze mein Leben dabei aufs Spiel. Wenn Excellenza fünftausend Pesos anwenden wollen, wird kein Alonzo d'Alcantara gegen Excellenza auftreten."

    "Gut, ich will dieses Opfer bringen, aber wer bürgt mir für die Gewißheit?"

    "Mein Vorteil. Euer Gnaden geben mir jetzt tausend Pesos, denn ich muß als Caballero auftreten können, und die fünftausend, wenn ich sie überzeuge, daß die Gefahr vorüber ist."

    "Sei es."

    Mit dem ihm eigenen Gemisch von Unverschämtheit und kriechender Höflichkeit setzte der Bandit hinzu: "Nur müssen Excellenza die Gnade haben, mir wegen Lebens und Sterbens eine Anweisung auf Dero Kasse zu geben."

    de Valla zögerte.

    "Du verlangst viel. Genügt dir mein Wort als Caballero nicht?"

    "O Excellenza, vollständig - aber - für alle Fälle-"

    "Sei es."

    Der Minister setzte sich an den Schreibtisch und schrieb: Vorzeiger dieses ist von mir beauftragt worden. Nachforschungen nach dem angeblich von den in der Sierra Moreno hausenden Aimaràs gefangen gehaltenen Alonzo d'Alcantara anzustellen und erhält fünftausend Pesos von mir ausbezahlt, wenn er mir bis zum 1. Oktober dieses Jahres günstige Nachrichten von dem Sohn meines verstorbenen Freundes Don Pedro bringt.

    Bogotá, 17. Juli 1853

Carlos de Valla,

    Staatsminister.

Tejada steckte diese Anweisung, nachdem er sie aufmerksam gelesen, schmunzelnd ein.

    "Meine Interessen sind jetzt die Eurer Excellenza. Dieser Alcantara wird Sie nicht belästigen."

    "Diene mir treu und du wirst einen wohlwollenden Gönner an mir haben."

    de Valla gab dem Banditen amerikanische Banknoten, die im Lande sehr gern genommen wurden, und mit grinsendem Behagen verleibte sie Tejada seiner schmutzigen Brieftasche ein.

    "Verlasse rasch die Stadt und hüte dich vor den Alguacils."

    "Euer Gnaden werden bald von mir hören."

    Er verbeugte sich und ging, die Hand am Pistolenkolben, denn immer noch schwebte die Besorgnis über ihm, de Valla könnte ihn festhalten lassen. Erst als er auf der Plaza war, atmete er auf. Er hatte auch jetzt nicht den hinter der Treppe kauernden Indianer gesehen, und auch der Indianerknabe, der ihm folgte, während er eine Posada aufsuchte, fiel ihm nicht auf.

    de Valla blickte ihm mit einem düsteren Gesicht nach.

    "Schade, daß ich dich nicht hängen lassen konnte, Schurke. - Don Pedros Sohn am Leben? Hat dieser Gomez mich betrogen? Seine Handschrift ist es. Was ist das alles? Welche Rätsel sind hier zu lösen? Und das erfahre ich erst jetzt und durch diesen Banditen? Wer steckt dahinter? Du glaubtest klug zu handeln, Tejada, indem du mir den Aufenthaltsort des jungen Menschen vorenthieltest," murmelte er, "ich will dir einen Bluthund an die Ferse heften, der dich bewacht, und wenn es geboten sein sollte, zerreißt; hüte dich, wenn du mich betrügst."

    Er klingelte und ein Diener trat ein.

    "Ist der Indio Maxtla in der Nähe?"

    "Er ist draußen, Excellenza."

    "Schicke ihn herein."

    Gleich darauf trat der Indianer, der hinter der Treppe gesessen hatte, in das Zimmer.

    Der Mann, eine untersetzte breitschultrige Gestalt, mit dem traurigen, fast stumpfsinnigen Gesichtsausdruck, wie er den Indianer dieser Länder, als Nachwirkung Jahrhunderte alter Sklaverei, kennzeichnet, richtete die dunklen Augen auf den in Gedanken versunkenen Gebieter und harrte geduldig, bis er ihn bemerken würde.

    Der Indianer mochte etwa vierzig Jahre zählen, sein Äußeres ließ auf Körperkraft schließen. Bewegungslos stand er da, selbst in seinem braunen Gesicht regte sich kein Muskel.

    Endlich hob de Valla, dessen Gedanken in der Vergangenheit geweilt, die ihm Tejada so unerwartet zurückgerufen hatte, das Haupt.

    "Ah, gut daß du da bist. Ich habe einen Auftrag für dich, der dir viel Geld einbringen wird, wenn du ihn treu ausführst."