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    Dann berichtete er weiter, wie er durch den Minister zuerst vernommen, daß ein Sohn Don Pedros lebe und wie dieser ihn Tejada und mit welchem Auftrag nachgeschickt habe. In Naëva hatte er alsbald den Sohn seines Capitanos erkannt.

    "Ich sehe, Maxtla, daß mein Vater in dir einen dankbaren Freund gewonnen hat."

    Auf seine Frage, ob der Indianer glaube, daß Tejada hinter diesem Mordanfall stecke und der Tote im Einverständnis mit ihm gehandelt habe, verneinte Maxtla dieses. Seine Ansicht ging dahin, daß Caldas ein ohne Wissen Tejadas abgesandter Mörder sei, der ganz unabhängig von diesem gehandelt habe. Er machte Alonzo auch Mitteilung von dem Neger und dem Boote auf dem Ocoa.

    "Und würdest du mit Sennor Tejada umgegangen sein wie mit dem, der dort liegt, wenn er die Hand gegen mich erhoben hätte?"

    Ein grimmiges Lächeln erschien in des Indianers Gesicht.

    "Der Coyote war Lugarteniente unter deinem Vater und hat Maxtla geschlagen. Ein Chibcha vergißt das nicht, aber Don Pedro hatte Tejada als Spieler und Dieb schon fortgejagt aus dem Lager, ehe ich die Beleidigung sühnen konnte, und nach zehn Sommern sah ich ihn zuerst wieder im Hause der Deinen in Bogotá."

    "Dies alles muß sofort Don Vincente erfahren. Ich reite voraus, Maxtla, komm mir nach."

    Er rief sein Pferd und sprengte den Wohngebäuden zu. Er traf den alten Herrn in seinem Arbeitszimmer zugleich mit dem Cura und machte seinen väterlichen Freunden Mitteilung von dem, was geschehen und was er von Maxtla vernommen hatte.

    Auch sagte er ihnen jetzt, daß er Tejada, genannt Molino, für den Mörder des Gomez halte.

    Die beiden Herren waren nicht wenig erschreckt und erschüttert über einen grauenvollen Vorgang, der das Leben des Jünglings so nahe bedroht hatte. Da niemand das, was im hohen Tabakfelde sich abspielte, gesehen hatte, beschloß man, über den Vorfall und besonders Elvira gegenüber zu schweigen.

    "Wenn du aber," sagte Don Vincente, "diesen Menschen, diesen Tejada in einem solchen Verdacht hattest, Alonzo, warum sagtest du das nicht?"

    "Ich hatte keine Beweise, den blaugestreiften Poncho tragen noch mehr Leute, und du weißt, mein Vater," fügte er lächelnd hinzu, - "Indianer sprechen nur, wenn sie müssen - doch war ich vor dem Menschen auf der Hut."

    "Er ist ein feiger, erbärmlicher Mensch, doch auch ein solcher trifft aus dem Hinterhalte. Er könnte den Mörder nach dir aussenden."

    "Wo sollte er hier eine Hand gegen mich bewaffnen können?"

    Nicht wenig überrascht war man auch von der Entdeckung, daß der schweigsame Indio eine so tiefe Dankbarkeit an Don Pedro und eine solche Anhänglichkeit an Alonzo besaß.

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Maxtla saß wie gewöhnlich in der Nähe der Ställe und rauchte, wenn ihn sein Dienst nicht zwang, seinem Herrn zu folgen, als Tejada heranritt.

    Der Indio erhob sich, um diesem das Pferd abzunehmen.

    "Sattle dein Mulo und hole dann meinen Mantelsack, wir werden Otoño verlassen."

    Maxtla gab zu erkennen, daß er verstanden hatte.

    Tejada fragte, ob Don Vincente zu sprechen sei, und stand gleich darauf vor den beiden alten Herren, denen Alonzo zur Seite stand.

    Er stutzte über den ernsten Ausdruck der Gesichter, sagte aber doch mit seiner gewöhnlichen unverschämten Vertraulichkeit: "Ich habe die Gastfreundschaft dieses Hauses doch schon zu lange in Anspruch genommen, meine sehr verehrten Freunde. Rasch von Entschluß, wie ich bin, habe ich mir vorgenommen, noch heute Otoño zu verlassen. Ich komme, Ihnen meinen herzinnigsten Dank zu sagen und mich zu verabschieden."

    "Haben Sie eine besondere Veranlassung, so rasch aufzubrechen?" fragte Don Vincente ernst.

    Der Bandit stutzte.

    "Wie meinen Sennor das?"

    "Sollte man es vielleicht an der schuldigen Aufmerksamkeit gegen Sie fehlen haben lassen?"

    "O, keineswegs - im Gegenteil, Otoños Gastfreundschaft wird ewig in meinem dankbaren Herzen leben - aber Sie müssen mir verzeihen, es steckt immer noch etwas vom Soldaten in mir - ich bin zu dem Entschluß gekommen, das Land weiter nördlich auf meine Zwecke hin zu untersuchen."

    Die beiden Vivandas neigten ernst das Haupt und sahen die dargebotene Hand Tejadas nicht.

    "Gib unserem Gast das Geleite, Alonzo."

    "Sennores, nochmals meinen besten Dank und meine Empfehlung an Donna Elvira."

    Tejada verbeugte sich und ging innerlich unruhig über diese Verabschiedung hinaus, gefolgt von Alonzo, der sein "indianisches Gesicht", wie seine Freunde seine undurchdringliche Miene nannten, aufgesetzt hatte.

    "Ich komme gleich," sagte Tejada draußen, "ich will nur noch einen Blick in mein Zimmer werfen, um zu sehen, ob mein Peon nichts vergessen hat."

    Damit schritt er in den Korridor.

    Alonzo ging hinaus.

    Da stand Maxtla mit Tejadas Pferd und seinem Maultier.

    Alonzo stellte sich mit dem Rücken nach dem Indianer hin und fragte leise in der Chibchasprache: "Hörst du mich?"

    "Ich höre," erwiderte Maxtla ebenso leise und nach einer anderen Richtung blickend.

    "Wirst du ihn begleiten?"

    "Ich muß ihn überwachen, damit er nicht Unheil stiftet, aber ich kehre zu dir zurück."

    "Es ist gut."

    Schon kam Tejada aus dem Hause und schritt auf sein Pferd los.

    "So muß ich auch von dem Sohne meines alten teueren Kriegsgefährten scheiden, doch ich hoffe auf ein glückliches Wiedersehen in Bogotá."

    Mit seinem ernsten Gesicht sagte Alonzo: "Empfehlen Sie mich jedenfalls Ihrem Freunde Sennor Tejada, und sagen Sie ihm, daß ich selten mit der Büchse fehle, wie im Tale der drei Quellen vor fünf Jahren."

    Der Bandit wurde fahl im Gesichte bei diesen Worten und griff unwillkürlich nach dem versteckt getragenen Doppelpistol.

    "Wie, Sennor - ich verstehe nicht."

    "Meine Worte sind auch nur Sennor Tejada verständlich."

    Hastig schwang sich Tejada in den Sattel. "Adio, Sennor," murmelte er, und in seinen Augen zeigte sich unverkennbare Angst.

    Alonzo zog grüßend den Hut.

    Der Bandit sprengte hastig davon, und mit einem seltsamen Lächeln folgte ihm Maxtla.

    "Was war das?" murmelte Tejada, dessen Gesicht immer noch fahl war, vor sich hin. "Wahrhaftig, da war ich in die Höhle eines Kuguar geraten. Woher weiß der junge Mensch, wer ich bin, was weiß er von dem Tale der drei Quellen? Wer mag hier geschwatzt haben? Man kennt mich hier? Hat dieser Picaro den Schuß damals abgefeuert? Gut, daß ich aus dieser Nachbarschaft fortkomme, das ist unheimlich. Nun, lange, Bursche, wirst du es nicht mehr treiben, wenn der Mann von der Pirateninsel sein Wort hält."

    Er ritt so rasch, daß Maxtla auf seinem Maultiere ihm kaum folgen konnte.

    Bald nach Dunkelwerden erreichten sie die Posada, in der sie, ehe sie nach Otoño gingen, Aufenthalt genommen hatten, und blieben da die Nacht.

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Auf Otoño beriet man ernst, ob man versuchen sollte, des Negers, der auf Caldas wartete, habhaft zu werden, obgleich das bei der früh in jenen Gegenden hereinbrechenden Nacht schwierig sein mußte, und wie man den Leichnam des Erschlagenen still in die Erde senkte.

    Alonzo erbot sich, seiner kühnen Natur entsprechend, den Neger zu fangen.

    "Es ist zu gefährlich, Kind."

    Alonzo lachte.

    "Glaubst du, daß noch mehr Bandidos in den Feldern lauern? Tejada ist fort und Maxtla hinter ihm. Ich kenne den Wald und den Pfad nach dem Ocoa und will den Schwarzen vor meiner Büchse haben, ehe er es ahnt. Habe ich umsonst zwischen den schleichenden Kriegern der Wildnis gelebt?"