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    "Don Diego, das ist ein ganz greulicher Irrtum. Verhaften Sie lieber diesen Räuber, der mich angefallen hat auf offener Straße."

    "Nimm ihn, Majordomo, und bewache ihn wohl," sagte in aller Ruhe Maxtla, "er ist ein grimmiger Mörder, auf den in Bogotá der Strick wartet. Hier hast du, was ich ihm abgenommen habe," er übergab dem Majordomo die Brieftasche und das Geld, "ich muß fort."

    "Wo willst du hin?"

    "Nach Otoño - die Mörder Don Alonzos sollen einen Chibchakrieger aus den Bergen noch heute auf ihrer Spur haben, sie sollen sterben wie Caldas, wie jener, der sie ausgesandt."

    Damit gab er seinem Maultier die Sporen und jagte davon.

    Der Majordomo folgte langsamer mit dem Gefangenen.

Achtzehntes Kapitel.

Die Pirateninsel

    Nach langem erschöpfendem Ritte traf Maxtla auf zusammenbrechendem Tiere in Otoño ein und berichtete von Tejadas Gefangennahme. Man machte ihm mit dem bekannt, was man wußte, mit dem, was man getan hatte - keine Spur war von Alonzo gefunden - das Wasser mußte seinen Leichnam bergen.

    Der Indio lauschte ernst und sagte dann: "Du, kleines Canoa auf dem Fluß?"

    "Ja, da sind mehrere für die Fischer."

    "Gut, mir geben. Mörder kommen von Wasser, dort nachsehen."

    Der unermüdliche Mann wurde von einem jungen Arbeiter der Hacienda zum Flußufer gebracht, wo ein Canoa indianischer Arbeit lag. Maxtla sandte den Mann zurück, bestieg das Boot und ruderte langsam das Ufer des hier sanft dahinströmenden Flusses entlang nach der Stelle zu, wo der Pfad mündete, an dessen Ausgang der Neger Caldas erwartet hatte.

    Mit allen Instinkten des Wilden begabt, war Maxtla in den blutigen Kämpfen der Parteien zu einem unvergleichlichen Krieger nach indianischer Weise geworden.

    Während er so langsam dahinruderte, mit funkelnden Augen das Schilf und die Bambusstauden durchforschend, gewahrte er bald eine Stelle, an der ein größeres Boot sich den Weg zum Lande erzwungen haben mußte. Unschwer war das erkennbar.

    Maxtla trieb sein leichtes Canoa an derselben Stelle an das Land.

    Deutlich waren hier Fußspuren zu sehen, die sich dem weichen Boden tief eingeprägt hatten. Mit großer Vorsicht stieg Maxtla aus und betrachtete die Spuren aufmerksam. Das Schilf, das hier wuchs, war ringsum zerstampft, auch erkannte der Indianer deutlich, daß die Insassen des Bootes sich hier einen Weg durch das Schilf gebahnt hatten, auf dem sie auch wieder zum Wasser zurückgekommen waren.

    Maxtla ging diesem Wege vorsichtig nach. Durch Weidengestrüpp gelangte er in hochstämmigen Wald. Hier hatte, das war deutlich zu erkennen, die Machete gearbeitet, um Bahn durch Schlingpflanzen und Unterholz zu brechen.

    Maxtla ging den Spuren immer nach. Der Weg führte den Feldern zu.

    Nach einiger Zeit traf er auf eine zerstampfte Stelle des Bodens, zerrissene Büsche und Schlingpflanzen.

    Er ging weiter und kam auf den Pfad, den Caldas gekommen.

    Hier sah er wieder stark zertretenen Boden dicht an dem Pfade.

    Er betrat diesen, doch waren die Leute der Hacienda hier so hin und her gelaufen, daß keine Spur mehr zu erkennen war. Er ging auf der anderen Seite in den Wald, doch hier hatte kein Menschenfuß geweilt.

    Zurückkehrend gewahrte er eine Stelle, an der fünf Leute ruhig dicht beieinander gestanden hatten und zwar hinter einem dichten Busche von Farnkraut. Unweit davon fand sich die erste Stelle, an der der Boden in so auffälliger Weise zerstampft war.

    Maxtla suchte an Blättern und Halmen nach Blutspuren, doch nichts zeigte sich dem Auge.

    "Es waren fünf Männer," murmelte der Indianer, "und sie haben dem arglosen Jünglinge einen Lasso oder einen Poncho übergeworfen und ihn dann in die Büsche gezerrt. Er hat sich gewehrt, der Sohn Don Pedros - aber er hatte fünf gegen sich und war machtlos. Hier ist ihm auch die Büchse losgegangen."

    Wieder suchte er emsig nach Blutspuren, fand aber auch jetzt keine.

    "Sie haben ihn lebend nach dem Flusse geschleppt."

    Er ging auch den tiefen Spuren nach. Eine Gruppe Stechpalmen zeigte einige Wollfasern, ein Poncho mußte die Dornen gestreift haben.

    Die Fußspuren, die roh und formlos dem Waldboden eingeprägt waren, ließen nur auf die Fußbekleidung schließen, wie sie allgemein von den Leuten der niederen Klassen getragen wurde.

    Er gelangte wieder an das Wasser.

    "Sie haben ihn lebend in das Boot gebracht."

    Sein scharfes und geübtes Auge, das unablässig den Boden und die Umgebung durchforschte, stieß auf eine Stelle dicht am Ufer, die den Abdruck eines Stiefels zeigte, undeutlich, aber unverkennbar eines Stiefels.

    Er forschte weiter und fand dessen vollen, deutlich erkennbaren Abdruck. Der Mann mußte im Boote gestanden und nur einen Augenblick das Ufer betreten haben, als man Alonzo brachte.

    Der Indianer zischte leise.

    "Bei den Unsichtbaren, es ist die Spur des Mannes, dem der Alguacil folgte, der zu den Piratas gehört."

    "Sie haben Don Alonzo auf das Wasser geschleppt. Warum? Als Gefangenen? Welchen Wert hatte der Sohn Don Pedros für die Piratas? Um ihn in das Wasser zu versenken und so jede Spur zu verwischen. Armer Jüngling - ich kann dir nur das Totenlied singen. Du wärst groß geworden unter deinem Volke, Sohn Don Pedros. Du gingst zu früh dahin in das Land der Geister."

    Er trat in das Canoa und ruderte still und traurig den Fluß hinab bis zu der Stelle, wo es gelegen hatte.

    Am Lande blieb er stehen und blickte zur Erde nieder, dann hob er das Haupt empor, und eine eherne Entschlossenheit prägte sich in dem dunklen, von dem straffen schwarzen Haar umrahmten Gesicht aus. "Ich kann dich rächen, Sohn Don Pedros, dich und deinen Vater, der gütig gegen den armen Indio war, und ich will es tun, sie sollen alle sterben oder die Götter meines Volkes sollen mich in die ewige Nacht schleudern."

    Er ging zurück und berichtete, was er ermittelt hatte, sprach auch seinen Verdacht aus, daß die Flußpiraten hier verderbenbringend eingegriffen hatten.

    Die Mitteilungen des erfahrenen und Alonzo so ergebenen Mannes löschten den letzten Funken der Hoffnung in den Herzen der beiden tief betrübten Männer aus.

    Es war ihnen jetzt kein Zweifel mehr, daß man ihren Liebling in den Fluß versenkt habe, um jede Spur zu tilgen.

    "Es ist dem furchtbaren Manne in Bogotá sein finsterer Anschlag doch geglückt, o Gott, wo ist deine Gerechtigkeit?" stöhnte in bitterem Schmerze Don Vincente.

    "Lästere nicht, Bruder, und zweifle nicht an Gottes Güte. Hat er den Jüngling vor der Zeit zu sich gerufen, so entsprach es einer ewigen Weisheit und er weilt jetzt in des Himmels Seligkeit. Wir dürfen nicht murren."

    Nach einiger Zeit sagte der Indianer: "Maxtla jetzt schlafen gehen, er müde. Dann geben ihm gutes Pferd, geben ihm Büchse, geben ihm etwas Geld, er reiten."

    "Du sollst alles haben, aber was willst du beginnen?"

    "Ihr haben Don Alonzo lieb? Wie?"

    "Du siehst es wohl."

    "Maxtla ihn auch lieb. Maxtla gehen töten seine Feinde. Holen ihn ein mit Pferd, Pferd schneller als Boot, Fluß machen Windung, Pferd gerade aus!"

    "Die Rache ist mein, spricht der Herr," sagte mit tränendem Auge abwehrend der Geistliche.