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    Hätten Blicke töten können, der Bandido wäre vor denen des Ministers leblos hingesunken.

    "Es ist so, edle Herren," sagte Tejada in dem allgemeinen Schweigen, "Ich habe Don Carlos behandelt wie meinen Bruder, und er hat auch hinter mir, einem ehrenwerten Manne, den er verführt hatte, einen Bandido in Gestalt eines schuftigen Indianers hergeschickt, der mir bald sehr gefährlich geworden wäre, wenn meine alterprobte Tapferkeit seine Tücke nicht vereitelt hätte. Pfui, Don Carlos, das war kein Freundschaftsdienst. Nun habe natürlich auch ich alle Rücksichten beiseite gesetzt."

    Jetzt endlich ermannte sich der sonst so kaltblütige und redegewandte de Valla: "Will man mich hier von einem Narren und einem gemeinen Bandido, der schon längst dem Strick verfallen ist, beschimpfen lassen?"

    Tobendes Geschrei seiner Anhänger unterstützte ihn, und man drängte auf Alonzo zu.

    Da erhob sich der greise Cura, und seine hochgeachtete Persönlichkeit gebot auch den Freunden de Vallas Schweigen. "Hier ist das Bekenntnis eines sterbenden Mannes, namens Gomez, in meiner Gegenwart in seinen letzten Augenblicken gemacht, und von ihm mit einem Eide bekräftigt und unterschrieben, das Carlos de Valla als den intellektuellen Urheber des Verbrechens im Tale der drei Quellen bezeichnet. Den letzten Dienst im Leben erwies dem durch de Valla gedungenen Helfershelfer dieser Jüngling hier, der Sohn des Ermordeten."

    Das war eine furchtbare Anklage, und selbst die Anhänger des Ministers schwiegen. Hier war der unanfechtbare Beweis geführt, daß die Verantwortung für die furchtbaren Vorgänge im Tale der drei Quellen in erster Linie de Valla traf.

    Eine große tiefgehende Erregung hatte sich aller bemächtigt.

    Da flüsterte einer der vertrautesten Genossen de Vallas einem anderen zu: "Soldados, oder wir sind verloren!"

Fünfzig Montaneros traten ein, die Büchsen in den Händen.

Eilig entfernte sich der Angeredete, aber Minas, der es gehört hatte, trat zu einem Fenster und winkte hinaus.

    "Ich schlage vor," ließ der, der nach Soldaten gerufen hatte, sich vernehmen, "wir nehmen diesen jungen Mann, der sich d'Alcantara nennt, in Haft, bis seine Ansprüche an diesen Namen und die Beschuldigungen, die er erhoben hat, vor einem Gerichtshofe erwiesen sind."

    "Ja, so sei es," brüllten die in ihren eigensten Interessen bedrohten Freunde des Ministers.

    Minas, Fernando Mosquera, eine Anzahl junger Hacienderos aus den Llanos eilten zu Alonzo, der mit den Blicken der tiefsten Verachtung auf den zusammengebrochenen de Valla schaute. - Draußen dröhnten die Füße vieler Menschen, und herein drang eine Schar Soldaten.

    Doch im gleichen Augenblicke öffnete sich die entgegengesetzte Türe, und fünfzig Montaneros traten, die Büchse in der Hand, ein.

    Auf der Plaza hatte sich eine starke Schar Llaneros zusammengezogen, die langen Lanzen in der Hand, zahlreiche Montaneros flankierten sie, die Büchsen schußfertig.

    Da rief Fernando de Mosquera: "Der Friede des Hauses ist gebrochen. Hinaus die Soldaten und Montaneros, im Namen des Gesetzes!"

    Die Soldaten, denen beim Anblick der entschlossenen Bergschützen nicht wohl ward, entfernten sich - ihnen folgten die Montaneros.

    Da erhob sich leichenblaß de Valla und sagte bebend: "Ich will nicht die Ursache des Unfriedens in dieser Versammlung sein, ich sehe, daß meine Feinde ein boshaftes Komplott gegen mich geschmiedet haben, ich überlasse die gegen mich erhobenen Beschuldigungen dem Urteile des Richters."

    Unter allgemeinem Schweigen wankte er hinaus, ein innerlich und äußerlich gebrochener Mann. Seine Anhänger erkannten, daß ihre Sache verloren war.

    Von neuem erhob Don Fernando die Stimme: "Die Wahlen zu dieser Junta sind unter ungesetzlichen Mitteln, unter dem furchtbaren Drucke des unheilvollen Mannes, der uns eben verlassen hat, zu stande gekommen. Es ist Zeit, daß unser schönes, leider von Parteien zerrissenes Vaterland eine Regierung an seiner Spitze sieht, die allein das Wohl des ganzen im Auge hat. Ich schlage vor, wir benutzen unser Mandat und ernennen eine provisorische Regierungskommission, die Neuwahlen anordnet, die deutlich den Willen des Volkes aussprechen."

    Alle, die nicht unbedingte Kreaturen de Vallas waren, stimmten ihm bei, und die Gegner schwiegen.

    Auf seinem Vorschlag wurde eine Kommission ernannt, in der die beiden Vivandas und auch Minas saßen - die sofort ihr Amt antraten und die Versammlung auflösten.

    Gänzlich niedergedonnert entfernten sich de Vallas Anhänger.

    Öffentlich wurde sodann Alonzo d'Alcantara als Sohn und Erbe Don Pedros anerkannt.

    Das Volk von Bogotá nahm diese Wendung der Sache, den Sturz de Vallas, das Erscheinen eines Alcantaras mit stürmischer Begeisterung auf. Die Soldaten bekamen Befehl zum Abmarsch nach der Küste.

    Als sie, aufgehetzt von den Freunden de Vallas, eine drohende Haltung annahmen und einige Häuser zu plündern begannen, versammelte Alonzo d'Alcantara rasch seine entschlossenen Freunde aus den Llanos und den Bergen. Und als die langen Lanzen der Steppenreiter sich zum Angriff senkten, die Montaneros unter Antonio de Minas Befehl sich zum Feuern fertig machten, die Bürger zu den Waffen griffen, zogen die eingeschüchterten Banden ab.

    Als aber die gegen de Valla erhobenen Anklagen bekannt wurden, ergriff die Bewohner der Stadt ein grenzenloser Zorn, und nur mit Mühe wurde das Haus, das de Valla bewohnte, das Haus der d'Alcantaras, vor Zerstörung geschützt.

    Der Minister selbst, der, ergriffen, unzweifelhaft der Volkswut zum Opfer gefallen sein würde, war verschwunden.

    Tejada, dem man für seine Bekenntnisse freies Geleit zugesichert hatte, wurde über die Grenze gebracht mit dem Rate, sich anderswo hängen zu lassen. Die provisorische Regierung übte, unterstützt von einer aus Llaneros und Montaneros bestehenden Miliz, die unter Alonzos Kommando stand, ein kräftiges Regiment aus, und alle ehrenwerten Leute des Landes atmeten auf.

    Eine der ersten Maßnahmen der provisorischen Regierung galt der Pirateninsel, zu der von Orocuë und Cabuyaro aus eine Anzahl tapferer Männer abgeschickt wurden.

    Man fand das Nest ausgeflogen, und nur einzelne Leichname, wie die eines Zambo und eines Handelsagenten aus Orocuë, zeugten von blutigen Vorgängen auf dem Felseneiland. Die Piraten waren verschwunden und der Orinoko fortan frei von der Beunruhigung durch jene gesetzlose Bande.

    Von de Valla wußte man nur, daß er in seinem Hause erschienen sei, einige Papiere und Geld an sich genommen und bei der in der Stadt herrschenden Aufregung diese unbemerkt verlassen hatte, ohne daß man wußte wohin. Man hat nie wieder etwas von ihm vernommen und vermutete, daß er sein Ende im Hochgebirge, wohin eine Spur leitete, in schreckenvoller Weise gefunden habe.

    Von Don Eugenio, der die Nachrichten über die für sein Sohnesherz so entsetzlichen Vorgänge in der Junta noch im Lande empfangen hatte, trafen Briefe ein, in denen er allen Ansprüchen auf das ehemalige Eigentum der Alcantaras entsagte.

    An Alonzo schrieb er, und dieser las es tiefgerührt: "Seien Sie glücklich, Sie, den ich so gern meinen Freund genannt hätte. Denken Sie milde, so milde Sie können von Carlos de Valla; er war mir stets der gütigste, zärtlichste der Väter; ich werde mein Leben lang für seine Seele beten."