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„Eine Entdeckung! Eine große Entdeckung! Wir haben..." „...ein Mittel zum Kampf mit dem Gelben Nebel gefunden!" fiel Robil ein, der ebenfalls das Blatt von dem Mund gerissen hatte. Er konnte es einfach nicht ertragen, daß sein Freund allein alles erzählte. Mit den Händen fuchtelnd und einander unterbrechend, erzählten die Doktoren folgendes: Als die Erzgräber auf der Flucht vor dem Gelben Nebel mit ihren Familien in die Unterirdische Höhle gezogen waren und auch die Käuer mitgenommen hatten (die Höhle blieb von der Zauberei Arachnas verschont), waren Boril und Robil allein im Dorf geblieben, was gewiß eine Heldentat war, denn die beiden husteten nicht weniger als die anderen Einwohner des Landes. Die Doktoren dachten natürlich nicht an ihr eigenes Wohl, als sie sich der langen Einwirkung der vergifteten Luft aussetzten, sondern suchten nach einem Mittel zur Bekämpfung des Giftes. Sie fanden heraus, daß ein Stück nasser Mull vor dem Mund das Atmen im Gelben Nebel erleichterte, der dann nicht mehr so verderblich auf die Lungen wirkte, und daß dadurch auch der Husten milder wurde. Mull war zweifellos ein gutes Mittel, doch wo sollte man so viel hernehmen, damit es für alle Einwohner des Zauberlandes, für jung und alt, reichte? Außerdem waren ja auch die Tiere noch da. Und da dachten die Doktoren, daß die Natur selbst vielleicht helfen könnte. „Warum", fragten sich Robil und Boril, „sollte es in unseren Wäldern nicht Bäume mit Blättern geben, die die reine Luft durchlassen und die schädlichen Nebelteilchen zurückhalten?"

Sie durchwanderten Wälder und Haine, legten Dutzende Meilen zurück und untersuchten Hunderte Baumarten. Die dicken, fleischigen Blätter warfen sie unbesehen fort, denn es war doch klar, daß solche Blätter nicht nur den Nebel, sondern auch die Luft nicht durchlassen. Dafür aber untersuchten sie sehr genau Blätter mit winzigen Löchern, die man Poren nennt. Schließlich wurde ihre Geduld von Erfolg gekrönt. Die Blätter des Rafaloobaums erwiesen sich als das, was sie suchten. Ihre Poren hielten die giftigen Tröpfchen zurück, während die reine Luft frei hindurchging. Außerdem waren die Rafalooblätter fest genug, um mit Fäden befestigt werden zu können.

„Allerdings müssen die Blätter von Zeit zu Zeit von den Nebelteilchen gereinigt werden, die sich in ihnen ansammeln, aber das kostet nicht viel Arbeit", sagten die Doktoren. Als sie sich von dem ungewöhnlichen Wert ihrer Entdeckung überzeugt hatten, waren sie freudig und auf schnellstem Wege in die Smaragdenstadt geeilt. „Wir haben unterwegs nur durch Rafalooblätter geatmet", erzählten die Doktoren, die sich ständig ins Wort fielen und einander zu überschreien suchten, „und unser Husten hat fast aufgehört." Der Bericht wurde mit stürmischem Beifall quittiert. „Wir müssen sofort eine Expedition ausrüsten, die uns aus dem Blauen Land Rafalooblätter herbeischaff", sagte der Scheuch. „Seid unbesorgt, Exzellenz", erwiderte Boril. „In unserem Dorf haben beim Bau eines Staudamms fünf Holzköpfe gearbeitet, die auf unseren Befehl zehn große Säcke mit den wertvollen Blättern mitgebracht haben. Das reicht für das ganze Land!"

Der Herrscher der Smaragdenstadt ging auf einen Wandschrank zu, öffnete ihn, nahm zwei Orden heraus und heftete sie an die Röcke der freudestrahlenden Doktoren.

„Jetzt wird in diesem Saal eine provisorische Kon-sulta-tionsstelle aufgemacht", sagte der Scheuch. „Es sollen sofort alle städtischen Doktoren, Krankenschwestern, Pflegerinnen und Sanitäter zusammengerufen werden!" befahl er Faramant. „Und ihr, meine Herren, werdet sie in-stru-euren, wie die Rafalooblätter zu verwenden sind, und dann wird dieses Personal das Volk unterweisen."

„Kon-sul-ta-tions-stelle ... in-stru-ie-ren... Kaum auszusprechen, so schwere Worte!" raunte die Krähe mit größter Hochachtung. „Stellt euch vor, keine andere als ich hat dem Scheuch geraten, sich ein Gehirn zu verschaffen! Ich glaube es fast selbst nicht mehr..."

Als der Scheuch dieses Lob Kaggi-Karrs hörte, plusterte er sich vor Stolz auf, sein Kopf schwoll, und die Nadeln seines Gehirns traten zum Vorschein. In diesem Augenblick kam Ruf Bilan herein. Der Wachhabende am Tor, Faramants Gehilfe, hatte ihn ohne grüne Brille in die Stadt eingelassen. Als er die lebhafte Stimmung im Saal gewahrte, sagte der Botschafter Arachnas: „Nach euren freudigen Gesichtern zu urteilen, darf ich wohl annehmen, meine Herren, daß ich der Zauberin Arachna eine günstige Antwort überbringen kann. Ihr habt wahrscheinlich beschlossen, euch zu unterwerfen?"

Der Scheuch schritt gemächlich auf seinen Thron zu, setzte sich würdevoll und sagte streng, jede Silbe betonend: „Unsere freudigen Gesichter bedeuten, daß wir die Drohungen deiner Herrin verachten und ihre Macht ka-te-go-risch zurückweisen! Wisse, Verräter, wir haben gefunden..." Der Scheuch hätte sich fast versprochen, doch in diesem Augenblick legte Ruschero den Zeigefinger warnend vor den Mund... Der Scheuch verstand das Zeichen, und, findig wie er war, beendete er den Satz mit den Worten: „Wir haben gefunden, daß wir es unserer Würde schuldig sind, ihr dreistes Angebot zurückzuweisen. Geh und sag das deiner Herrin!" Verständnislos verließ Ruf Bilan den Palast. Als er gegangen war, sagte Ruschero zum Scheuch: „Es hat nicht viel gefehlt, und Ihr hättet dem Feind ein wichtiges Kriegsgeheimnis preisgegeben!" „Ja, ich muß eingestehen, mein hitziger Kopf hat uns fast einen bösen Streich gespielt... Wer weiß, welche Maßnahmen die Hexe ergreifen würde, wenn ich unser Geheimnis vor Ruf Bilan ausgeplaudert hätte. Doch da schon einmal von diesem Verräter die Rede ist, so sage mir, ehrwürdiger Ruschero, warum haben eure Erzgräber diesen Bilan nach seinem Erwachen nicht umerzogen?"

Ruschero erwiderte: „Aus dem Bericht des Mannes, der in der Höhle Dienst tat, weiß ich, was damals geschah. Als Ruf Bilan erwachte, begann man ihn wie die anderen Höflinge umzuerziehen. Das dauerte jedoch nur zwei Tage, denn Bilan verschwand plötzlich. In dem Haus, das er bewohnte, fand man Reste von Leckerbissen aus der Oberen Welt, und neben seinen Spuren entdeckte man Spuren von zwei kleinen Füßen... " „Mir ist jetzt alles klar", sagte der Scheuch. „Arachnas Leute haben ihn fortgebracht, und sie hat ihn dann in ihrer Weise erzogen. Sehr schade, daß es so kam, doch jetzt läßt sich wohl nichts mehr ändern..." Mittlerweile versammelten sich im Palast die Ärzte, Krankenschwestern und Sanitäter, die man gerufen hatte. Holzköpfe brachten Säcke mit Rafalooblättern und eine Menge bunten Zwirn herein. Doktor Boril und Doktor Robil zeigten den Versammelten, mit welcher Seite man die Blätter an den Mund zu legen hat und wie man sie anbindet. Während dieses geschäftigen Treibens ließ der Scheuch die Krähe rufen und fragte sie: „Was meinst du, Kaggi-Karr, wachsen Rafaloobäume in der Umgebung der Smaragdeninsel?" „Warum interessiert dich das?" „Siehst du, die Doktoren haben viele Blätter mitgebracht, doch diese Menge reicht nur für die Menschen. Wir müssen aber auch an die Tiere denken. Und deshalb ist eine Expedition notwendig. Das Blaue Land liegt jedoch sehr weit von hier. Da habe ich mir gedacht, daß Rafaloobäume vielleicht irgendwo in der Nähe wachsen?"

Nach kurzem Überlegen sagte die Krähe: „Wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt, habe ich im Wald der Säbelzahntiger Rafaloofrüchte gegessen. Bis zu diesem Wald ist die Entfernung von der Smaragdeninsel nur halb so groß wie bis zum Blauen Land."

„Wenn dem so ist, bitte ich dich, einen Trupp Holzköpfe hinzuschicken... Sag ihnen, daß sie möglichst viele Säcke mitnehmen sollen." Der Saal lichtete sich, Doktoren, Krankenschwestern und Sanitäter verließen mit dem zum Schutz der Menschen gegen den Giftnebel notwendigen