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„Ja, die Holzköpfe haben es auf meine Anordnung getan und alles in den Keller geschafft" „Sehr gut! Ich habe nämlich einen Plan", fuhr er, zur Versammlung gewandt, fort, „nach dem ich einen automatischen Riesen herstellen will, der uns im Kampf mit Arachna helfen soll. Zu diesem Zweck habe ich auch das Material mitgenommen. Blech, Federn und allerlei andere Dinge."

Der Beifall der Anwesenden war so stürmisch, daß die Fensterscheiben erzitterten, und ihr Stampfen mit den Füßen so heftig, daß der Parkettboden Risse bekam. Der Scheuch mußte lange das Tischglöckchen schwingen, um die Ruhe wiederherzustellen. Als sie schließlich eintrat, fragte Charlie den Mechaniker Lestar: „Kann ich auf Eure Hilfe rechnen? Die Arbeit ist dringend, und wir werden viele Leute brauchen." Lestar versicherte, daß er und seine Gehilfen dem Seemann ganz zur Verfügung stehen. „Wir werden uns mit zwei oder drei Stunden Schlaf täglich begnügen, dafür aber schnell einen Riesen bauen, der es mit Arachna aufnimmt!" sagte der Mechaniker. „Übrigens haben wir aus dem Violetten Lande auch vielerlei Werkzeug mitgebracht, das uns jetzt bestimmt nützen wird." „Wo hast du den Tilli-Willi gelegt?" fragte Black das Mädchen. ,,Da ist er, Onkel."

Das Mädchen nahm die Statuette aus dem Rucksack und reichte sie dem Seemann. Charlie Black hob sie in die Höhe, damit die Ratsmitglieder sie besser sehen konnten. Ein Schrei des Staunens ertönte. Der Götze war furchtbar anzusehen. Seine langen schrägen Augen blickten drohend und finster, eine tiefe Falte furchte die niedrige Stirn, aus dem großen grinsenden Mund ragten vier gewaltige weiße Hauer, und das ganze Gesicht drückte grimmigen Haß gegen die ganze Welt aus. Mit tiefer Beklemmung betrachteten die Zuschauer Tilli-Willi. Ein sechsjähriger Junge, der seinem Vater in den Sitzungssaal gefolgt war, begann so furchtbar zu schreien, daß man ihn schleunigst aus dem Saal führen mußte. „Gefällt er euch?" fragte Charlie schmunzelnd. „Solche Fratzen hat es in unserem Lande noch nie gegeben", sagte der Löwe aus tiefster Überzeugung. „Selbst die Säbelzahntiger haben nicht so schrecklich ausgesehen."

„Dieser Mordskerl wird uns als Vorbild für unseren automatischen Riesen dienen. Stellt euch mal vor, was das bei einem Wuchs von dreißig Ellen für ein Ungeheuer sein wird!"

„Ja, er wird sehr imposant aussehen", sagte der Scheuch.

DER EISERNE RITTER TILLI-WILLI

DIE GEBURT DES RIESEN

Die Werkstätte wurde im großen Keller des Palastes eingerichtet, wo noch die Tische standen, auf denen Urfin Juice mit seinen Gehilfen einst die Holzköpfe gefertigt hatte. Die Luft wurde mit Hilfe von Feuern gereinigt, Kerzen erleuchteten den Raum. Die Arbeit war in vollem Gange. Charlie Black hatte die Zeichnungen angefertigt, nach denen aus dem mitgebrachten Blech die Teile für den Rumpf, den Kopf, die Arme und die Beine des Riesen herausgeschnitten wurden, der den Namen des heidnischen Gottes Tilli-Willi erhielt. Die Arbeit erforderte große Genauigkeit. Die Teile mußten mit Holzhämmern gebogen werden, damit sie die nötige Wölbung erhielten und nach dem Vernieten die Form eines menschlichen Körpers annahmen. Der kleinste Fehler in der Berechnung konnte Folgen haben, die sich nicht beheben lassen würden. Das Werk wurde durch die gewaltige Größe Tilli-Willls erschwert. Charlie Black und Lestar hatten beschlossen, daß TilliWilli größer sein müsse als Arachna, damit er sie zu Tode erschrecke. Für jeden Arm wurden fünf Blechtafeln verbraucht, für die Beine acht und für den gewaltigen Rumpf zwanzig. Zum Glück hatte Charlie Black genügend Material aus Kansas mitgebracht. Zwanzig Stunden am Tag und sogar mehr kreischten in der Werkstätte die Bohrer, klopften die Hämmer, glühten in den Ofen Eisenstäbe und gingen aus den Händen der Schmiede Nieten und anderes Zubehör hervor. Im niedrigen Gewölbe des Kellers war es so heiß, daß die Menschen von Schweiß troffen und manchmal sogar das Bewußtsein verloren. Doch niemand ließ es sich verdrießen, jeder arbeitete aufopferungsvoll, wußte er doch, daß auch von ihm die Rettung der Heimat abhing. Nach und nach entstanden die gewaltigen Hüften, Schenkel und Arme des künftigen Riesen. Sie sahen wie eiserne Tunnels aus, in denen sich die kleinen Zwinkerer mit ihrem Werkzeug bewegten. Diese Teile sollten durch Gelenke verbunden werden. In den mächtigen Kopf des mechanischen Riesen wurden schräge Löcher für die Augen und eine breite Öffnung für den Mund gebohrt. Den Rumpf Tilli-Willis beschloß man im Hof zusammenzubauen, denn täte man es im Keller, würde man ihn durch die Tür nicht hinaustragen können. Rumpf, Kopf und Glieder waren jedoch nur ein Teil der Arbeit, und nicht einmal der wichtigste. Denn Tilli-Willi sollte gehen, laufen und Speer und Schild handhaben können. Zu diesem Zweck mußte er mit unzähligen Zahnrädern. Hebeln sowie großen und kleinen Federn ausgestattet werden, die Muskeln ersetzten. Das forderte viel

Geschick und Zeit. Zum Glück waren die Zwinkerer seit jeher hervorragende Handwerker gewesen, und außerdem hatten sie in den letzten Jahren beim Auseinandernehmen und Zusammenfügen des Eisernen Holzfällers und seiner komplizierten Teile viel Erfahrung gesammelt. Man gönnte sich weder Rast noch Ruhe, denn der Frost wurde mit jedem Tag grimmiger. Den wichtigsten Teil der Arbeit, den Einbau der Zahnräder, Hebel und Federn, übernahmen Charlie und Lestar, die täglich nur zwei Stunden schliefen und so erschöpft waren, daß sie sich kaum noch auf den Beinen hielten. Damit der Schlaf sie nicht während der Arbeit überwältige, tranken sie einen Aufguß aus Nuch-Nuch-Nüssen. Schließlich war man so weit, daß die Montage des mechanischen Riesen beginnen konnte. Sie sollte im Hof vor sich gehen. Für die Teile der Arme und Beine war die Tür groß genug, für den Kopfjedoch zu klein, und man mußte ein großes Loch in die Wand bohren, um ihn hinauszuschaffen. Im Hof brannten viele Feuer, an denen sich die Arbeiter wärmten, wenn es ihnen zu kalt wurde. Die Feuer waren auch deshalb gut, weil sie die Luft im Hof reinigten, wofür die Handwerker Dank für Urfin Juice empfanden, denn ohne seinen Rat hätten sie mit Rafalooblättern vor dem Mund wie mit Maulkörben arbeiten müssen. Die Zimmerleute hatten Leitern und hohe Bühnen vorbereitet, die man nach Bedarf verstellen konnte. An einer festen Stange, die auf zwei hohen Pfählen ruhte, hingen Flaschenzüge. Die Montage begann damit, daß der Rumpf Tilli-Willis mit starken Seilen angehoben wurde. Um ihn in die notwendige Höhe zu befördern, wurde die Seile über Flaschenzüge von 170 Mann gezogen, denen der Eiserne Holzfäller in eigener Person half. Das Kommando führte Charlie Black. Der Rumpf war der wichtigste Teil des Riesen, denn er beherbergte die Steueranlage, die alle Bewegungen lenkte. Deshalb hatten die Meister in Tilli-Willis Bauch eine Kabine eingebaut, in die man durch eine schmale Tür einsteigen konnte. An den Boden der Kabine wurde ein Drehsessel festgeschraubt, von dem aus ein Mensch, der die Bewegungen Tilli-Willis steuern sollte, bequem alle Hebel und Knöpfe zur Betätigung der Federn bedienen konnte. Es versteht sich, daß zu diesem Zweck nur Lestar geeignet war, der geschickteste Mechaniker im Land der Zwinkerer, der schon viele Geräte und Vorrichtungen erfunden und installiert hatte. Jetzt kam auch noch sein kleiner Wuchs zustatten und nicht zuletzt die Kraft und Ausdauer, die er immer noch besaß. Nach Aufhängung des Rumpfes gingen die Arbeiter an die Montage der Arme, der Beine und des Kopfes. Die Anlage war von unzähligen Seilen umgeben, an denen, in Rauch und Dunst gehüllt, Schwebebühnen auf- und abglitten, die Handwerker mit Bohrern, Meißeln, Hämmern und Zangen trugen.