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Durch Vermittlung des Kriegsministers hatte er den Tuilerienpalast von seiner Ankunft in Paris benachrichtigen lassen und umgehend die Bestätigung seiner Audienz für den nächsten Tag, den 19. Februar, um neun Uhr vormittags erhalten.

Und zu dieser Audienz begab sich der Erste Konsul Bonaparte in unserem ersten Kapitel so eilig und neugierig.

8

Die Begegnung

Die drei royalistischen Anführer warteten im großen Empfangssalon, den man offiziell weiterhin den Salon Ludwigs XIV. und inoffiziell den Salon der Kokarde nannte. Alle drei trugen die Uniform der royalistischen Heerführer, denn das hatte Cadoudal zur Bedingung gemacht.

Diese Uniform bestand aus einem weichen Filzhut mit weißer Kokarde und einem grauen Rock mit grünem Kragen, bei Cadoudal mit goldener Tresse, bei den rangniederen Offizieren mit silberner. Dazu trugen sie bretonische Hosen, lange graue Gamaschen und Westen aus weißem Pikeestoff.

Die drei Offiziere traten vor, den Säbel an der Seite.

Duroc berührte bei ihrem Anblick Bonapartes Arm, und der Erste Konsul blieb stehen und sah seinen Aide de Camp an.

»Was ist los?«, fragte Bonaparte.

»Sie haben ihre Säbel«, sagte Duroc leise.

»Und wenn schon!«, erwiderte Bonaparte. »Sie sind schließlich keine Gefangenen. Oder?«

»Schon gut«, sagte Duroc, »ich werde die Tür offen lassen.«

»Ha! Das werden Sie auf keinen Fall tun! Es sind Gegner, aber loyale Gegner. Haben Sie vergessen, was unser armer Kamerad Roland uns von ihnen erzählt hat?«

Schnellen Schritts und ohne Zögern betrat er den Salon, in dem die drei Chouans warteten, und bedeutete Rapp und zwei weiteren Offizieren, die sich zweifellos auf besondere Ordre dort aufhielten, den Raum zu verlassen.

»Aha, da sind Sie endlich!«, sagte Bonaparte, der Cadoudal zwischen seinen beiden Gefährten aufgrund der Beschreibung erkannte, die ihm gemacht worden war. »Unser gemeinsamer Freund, den wir leider in der Schlacht von Marengo verloren haben, Oberst Roland de Montrevel, hat nur das Beste über Sie berichtet.«

»Das wundert mich nicht«, erwiderte Cadoudal. »Während der kurzen Zeit, in der ich die Ehre der Bekanntschaft Monsieur Roland de Montrevels hatte, ist mir sein überaus ritterliches Betragen aufgefallen. Sie wissen, wer ich bin, General, doch es obliegt mir, Ihnen die zwei Männer vorzustellen, die mich begleiten und die Ehre Ihrer Gegenwart genießen.«

Bonaparte verneigte sich leicht, wie um anzudeuten, dass er zuhöre.

Cadoudal legte dem älteren der Offiziere die Hand auf den Arm. »Als junger Mann in die Kolonien verbannt, hat Monsieur Sol de Grisolles die Meere überquert, um nach Frankreich zurückzukehren, und dabei Schiffbruch erlitten; allein und ohnmächtig wurde er auf einer Planke mitten im Ozean aufgefischt, als die Wogen ihn zu verschlingen drohten. Unter der Revolution eingekerkert, durchbrach er die Wand seines Verlieses und konnte fliehen. Am Tag darauf kämpfte er in unseren Reihen. Ihre Soldaten waren fest entschlossen, ihn gefangen zu nehmen, koste es, was es wolle. Während der Friedensverhandlungen dringen sie in das Haus ein, das ihm als Zuflucht dient. Allein bietet er fünfzig Soldaten die Stirn; bald genug hat er keine Munition mehr und muss sich entscheiden, ob er sich ergeben oder aus einem Fenster in zwanzig Fuß Höhe springen will. Er zögert nicht, springt, stürzt mitten unter Republikaner, fällt, steht auf, tötet zwei von ihnen, verwundet drei, läuft los und entkommt im Hagel der Kugeln, die ihm um die Ohren pfeifen, ohne ihn zu treffen. Und dieser hier«, Cadoudal blickte zu Pierre Guillemot, »wurde vor einigen Tagen während einer Rast auf einem Bauernhof überrascht. Ihre Leute waren in sein Zimmer eingedrungen, bevor er zu Säbel oder Karabiner greifen konnte. Er nimmt eine Axt und spaltet dem ersten Soldaten, der ihm entgegentritt, den Kopf. Die Republikaner weichen zurück, Guillemot, der seine Axt schwingt, erreicht die Tür, pariert einen Bajonettstoß, der ihn nur ritzt, und jagt querfeldein davon; ein Schlagbaum mit Schildwache versperrt ihm den Weg, er tötet die Schildwache und läuft weiter; ein Blauer, ein schnellerer Läufer als Pierre, droht ihn einzuholen, Guillemot dreht sich um, reißt ihm mit einem Axthieb die Brust auf und entkommt als freier Mann zu mir und meinen Chouans. Was mich betrifft -«, fuhr Cadoudal mit einer bescheidenen Verbeugung fort.

»Was Sie betrifft«, unterbrach ihn Bonaparte, »weiß ich mehr über Sie, als Sie mir erzählen könnten. Sie haben die Heldentaten Ihrer Väter übertroffen, denn statt einer Schlacht der Dreißig haben Sie eine Schlacht der Hundert geschlagen, und später einmal wird man den Krieg, den Sie geführt haben, den ›Krieg der Riesen‹ nennen«, dann, indem er einen Schritt vortrat: »Kommen Sie, Georges, ich muss mit Ihnen sprechen.«

Georges folgte ihm, wenn auch zögernd. Offensichtlich wäre ihm lieber gewesen, dass seine zwei Begleiter die Worte hören konnten, die zwischen ihm und dem Oberhaupt der französischen Republik gewechselt wurden.

Stattdessen wahrte Bonaparte so lange Schweigen, bis sie außer Hörweite waren.

»Hören Sie, Georges«, sagte er, »Männer von Ihrer Tatkraft benötige ich, um das Werk zu vollenden, das ich begonnen habe. Ich hatte ein Herz aus Erz an meiner Seite, auf das ich mich wie auf mich selbst verlassen konnte. Sie kannten ihn: Roland de Montrevel. Ein Kummer, dessen Ursache ich mir nie erklären konnte, hat ihn in den Selbstmord getrieben, denn nichts anderes als Selbstmord war sein Tod. Wollen Sie einer der Meinen sein? Ich habe Ihnen den Rang eines Obersten anbieten lassen, das ist unter Ihrer Würde: Ich biete Ihnen den Rang eines Divisionsgenerals an.«

»General, ich danke Ihnen aus tiefstem Herzen«, erwiderte Georges, »aber nähme ich an, müssten Sie mich verachten.«

»Und warum?«, fragte Bonaparte erzürnt.

»Weil ich den Bourbonen Treue geschworen habe und ihnen die Treue halten will.«

»Hm, hm«, sagte der Erste Konsul, »gibt es denn keinen Weg, Sie für meine Seite zu gewinnen?«

Cadoudal schüttelte den Kopf.

»Man hat mich bei Ihnen verleumdet«, sagte Bonaparte.

»General«, fragte der royalistische Offizier, »erlauben Sie mir, Ihnen alles, was ich gehört habe, zu wiederholen?«

»Warum nicht! Denken Sie, mir gebräche es am erforderlichen Gleichmut, Gutes wie Böses, was über mich geredet wird, zu ertragen?«

»Vergessen Sie nicht«, sagte Cadoudal, »dass es nicht meine Worte sind, sondern die Worte, die ich gehört habe.«

»Sprechen Sie sie aus«, sagte der Erste Konsul mit leicht beunruhigtem Lächeln.

»Es wird behauptet, Ihre glückliche Rückkehr aus Ägypten, die unterwegs von keinem einzigen englischen Geschwader gestört wurde, verdanke sich einem Abkommen zwischen Ihnen und dem englischen Kommodore Sidney Smith, und dieses Abkommen habe zum Gegenstand, dass man Sie ungehindert nach Frankreich zurückkehren ließ und Sie sich dafür verpflichteten, den Thron unserer einstigen Herrscher wiederzuerrichten.«

»Georges«, sagte Bonaparte, »Sie gehören zu denjenigen, deren Achtung mir etwas wert ist und bei denen ich mich nicht verleumdet wissen will. Seit meiner Rückkehr aus Ägypten habe ich zwei Briefe des Grafen von Provence erhalten. Wenn es dieses Abkommen mit Sir Sidney Smith wirklich gäbe, glauben Sie nicht, dass Seine Königliche Hoheit es dann wenigstens in einem der zwei Briefe erwähnt hätte, die mir zu schreiben er mir die Ehre erwiesen hat? Nun gut! Sie werden beide Briefe lesen und sich selbst vergewissern können, ob der Vorwurf, den man mir macht, begründet ist.«

Da sie sich beim Auf- und Abwandern im Gespräch wieder der Tür genähert hatten, riss Bonaparte sie auf.

»Duroc«, befahl er, »lassen Sie sich von Bourrienne in meinem Namen die zwei Briefe von Monsieur dem Grafen von Provence und meine Antwort aushändigen; sie befinden sich in der mittleren Schublade meines Schreibtischs, in der roten Mappe«, und während Duroc seinen Auftrag ausführte, fuhr er fort: »Was seid ihr Plebejer nur für ein kurioser Menschenschlag mit eurer inbrünstigen Verehrung eurer einstigen Könige! Angenommen, ich führte ihre Herrschaft wieder ein – wozu ich nicht die mindeste Neigung habe, wie ich nicht eigens betonen muss -, was hätten Sie dann davon, Ihr Blut für die Wiedereinführung dieser Herrschaft vergossen zu haben? Nicht einmal die Bestätigung des Rangs, den Sie sich verdient haben. Ein Müllerssohn als Oberst! Das wäre ja noch schöner! Und haben Sie jemals in einer königlichen Armee einen Oberst von nichtadeliger Herkunft gesehen? Haben Sie jemals erlebt, dass ein Mann es bei diesen Undankbaren aus eigenem Verdienst oder gar mittels geleisteter Dienste zu einer höheren Stellung gebracht hätte? Bei mir dagegen, Georges, können Sie alles erreichen, was Sie wollen, denn je weiter ich komme, desto weiter kommen jene, die mich begleiten. Aha! Sehen Sie, da haben wir die Briefe. Gib her, Duroc.«