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»Sie dachten, Sie würden das alles in Akko finden, General.«

»Das war meine einzige Niederlage, Georges«, sagte Bonaparte, »und hätte ich gesiegt, dann hätte ich ganz Europa aus der Fassung gebracht, glauben Sie mir! Hätte ich gesiegt! Ich will Ihnen sagen, wie ich dann vorgegangen wäre: Ich hätte in der Stadt die Schatzkammern des Paschas geplündert und mir Waffen für dreihunderttausend Mann beschafft; ganz Syrien, das sich über Djasars Blutrünstigkeit empörte, hätte ich aufgewiegelt und bewaffnet, ich hätte Damaskus und Aleppo belagert, meine Armee hätte ich während des Vordringens im Land mit allen Unzufriedenen gefüllt, ich hätte den Völkern die Abschaffung der Knechtschaft und der Tyrannenherrschaft der Paschas verkündet, in Konstantinopel wäre ich mit bewaffneten Menschenmengen angekommen, ich hätte das Osmanische Reich gestürzt, hätte im Orient ein neues Großreich begründet, das mir einen Platz in der Nachwelt garantierte, und über Andrinopel oder Wien wäre ich nach Vernichtung des Habsburgerreichs nach Paris zurückgekehrt!«

»Cäsar, der den Krieg gegen die Parther zu führen gedenkt«, erwiderte Cadoudal unbeeindruckt.

»Ha! Ich wusste doch«, sagte Bonaparte mit unfrohem Lachen, »dass wir bei Cäsar ankommen würden. Nun denn! Sie sehen, dass ich bereit bin, Sie die Diskussion in jede Richtung wenden zu lassen, die Ihnen beliebt. Angenommen, Cäsar wäre mit neunundzwanzig Jahren, also in meinem Alter, nicht der größte Wüstling Roms und der am höchsten verschuldete Patrizier seiner Zeit gewesen, sondern der erste Citoyen seines Stadtstaates; angenommen ferner, er hätte seinen Gallischen Krieg hinter sich gehabt, seinen ägyptischen Feldzug bewältigt und seinen Krieg in Spanien glücklich zu Ende gebracht; angenommen also, er wäre zu diesem Zeitpunkt neunundzwanzig und nicht fünfzig Jahre alt gewesen – denn die Siegesgöttin liebt die jungen Sieger und lässt die alten im Stich -, denken Sie nicht, dass er dann sowohl Cäsar als auch Augustus gewesen wäre?«

»Gewiss«, erwiderte Cadoudal lebhaft, »wenn er nicht trotz alledem von den Dolchen des Brutus, des Cassius und des Casca gemeuchelt worden wäre.«

»Auf einen Meuchelmord also rechnen meine Widersacher!«, sagte Bonaparte melancholisch. »In diesem Fall wird die Sache ein leichtes Spiel sein und am allerleichtesten für Sie, denn Sie sind mein Gegner. Wer sollte Sie daran hindern, mich in diesem Augenblick niederzumachen, wie Brutus Cäsar niedermachte, wenn Sie seine Überzeugung teilen?«

»Nein«, sagte Georges. »Nein, wir rechnen nicht auf einen Meuchelmord, und ich glaube, es erforderte äußerst drastische Umstände, damit einer von uns freiwillig zum feigen Mörder würde. Aber mit den Wechselfällen des Krieges muss man rechnen.

Ein einziger Trommelschlag kann Sie all Ihres Einflusses berauben, eine Kugel kann Sie den Kopf kosten wie Marschall Berwick oder Sie tödlich verwunden wie Joubert oder Desaix. Und was soll dann aus Frankreich werden? Sie sind kinderlos, und Ihre Brüder -«

Bonaparte richtete einen durchdringenden Blick auf Cadoudal, der seinen Satz mit einem Schulterzucken beendete.

Bonaparte ballte zähneknirschend die Fäuste.

Georges hatte die Achillesferse seines Gegenübers entdeckt.

»Ich räume ein«, sagte Bonaparte, »dass Sie recht haben, wenn man es unter diesem Gesichtspunkt betrachtet; ich setze jeden Tag mein Leben aufs Spiel, und es kann mir jeden Tag genommen werden; Sie mögen nicht an die Vorsehung glauben, ich vertraue auf sie. Ich vertraue darauf, dass sie nicht ziel- und planlos wirkt. Ich bin überzeugt, sie hat es deshalb so eingerichtet, dass am 13. August 1769, auf den Tag genau ein Jahr nachdem Ludwig XV. das Edikt erlassen hatte, das Korsika an Frankreich anschloss, in Ajaccio ein Kind geboren wurde, das später einmal der Mann des 13. Vendémiaire und des 18. Brumaire sein würde, weil sie mit diesem Kind Großes im Sinn hatte. Dieses Kind bin ich, und bis heute hat die Vorsehung in allen Fährnissen ihre Hand über mich gehalten. Wenn ich eine Sendung habe, kenne ich keine Furcht, denn die Sendung ist mein Schutzpanzer; sollte ich mich aber täuschen und keine Sendung haben, sollte ich von zweiundzwanzig Messerstichen getroffen werden wie Cäsar, statt die nächsten fünfundzwanzig oder dreißig Jahre zu erleben, die ich für die Vollendung meines Werks als nötig betrachte, sollte mir der Kopf weggeschossen werden wie Berwick, sollte mir eine Kugel in die Brust beschieden sein wie Joubert oder Desaix: dann wird die Vorsehung ihre Gründe dafür haben, und sie wird wissen, was für Frankreich das Beste ist. Die Vorsehung, Georges, glauben Sie mir, die Vorsehung lässt eine große Nation nie im Stich. Wir sprachen von Cäsar, Sie führten ihn mir vor Augen, wie er zu Füßen der Statue des Pompejus zusammenbrach, ermordet von Brutus, Cassius und Casca. Als die trauernden Römer den Diktator zu Grabe trugen, als das Volk die Häuser seiner Mörder niederbrannte, als die Ewige Stadt beim Anblick des Trunkenbolds Antonius und des Heuchlers Lepidus erbebte und in allen Himmelsrichtungen der Welt nach dem genialen Kopf Ausschau hielt, der den unablässigen Bürgerkriegen ein Ende setzen würde, hätte niemand ernsthaft den Schüler aus Apollonia, den jungen Octavius, in Betracht gezogen. Wer hätte mit diesem Bankierssohn aus Velletri gerechnet, weiß bestäubt vom Mehl seiner Ahnen? Wer hätte sich um diesen schwächlichen Knaben geschert, dem alles Furcht einjagte, Hitze, Kälte, Donner? Wer hätte in ihm den künftigen Herrscher über die Welt geahnt, als er wie ein Nachtvogel bleich und mit blinzelnden Augen angehinkt kam, um Cäsars alte Kumpane vorbeidefilieren zu sehen? Nicht einmal der weitsichtige Cicero. Ornandum et tollendum, lautete seine Devise. Aber dieses Kind, das bei seinem ersten Auftreten gefeiert und bei erstbester Gelegenheit beiseitegeschafft werden sollte, dieses Kind täuschte geschickt alle Grauköpfe im Senat und regierte Rom, das Cäsar ermordet hatte, weil es keinen König wollte, fast genauso lange wie Ludwig XIV. Frankreich. Georges, Georges, stellen Sie sich nicht gegen die Vorsehung, die mich leitet, denn sonst wird die Vorsehung Sie vernichten.«

»Wohlan denn!«, sagte Georges, der sich verneigte, »dann werde ich wenigstens vernichtet, weil ich dem Weg und der Religion meiner Väter gefolgt bin, und Gott wird mir vielleicht meinen Irrtum vergeben, weil er von einem frommen Gläubigen und treuen Sohn begangen wurde.«

Bonaparte legte dem jungen Mann die Hand auf die Schulter.

»Nun gut!«, sagte er. »Aber bleiben Sie neutral. Lassen Sie die Geschehnisse ihren Lauf nehmen, lassen Sie die Throne wackeln und die Kronen fallen; üblicherweise müssen die Zuschauer bezahlen, ich aber werde Sie für das Zuschauen bezahlen.«

»Und wie viel wollen Sie mir dafür bezahlen, Citoyen Erster Konsul?«, fragte Cadoudal.