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Die Toilette ihrer Tochter Laure de Permon war auffallend schlicht, denn die Mutter war der Ansicht, dass das junge Mädchen mit seinen sechzehn Jahren im Haus der Eltern nur mit der eigenen Schönheit glänzen und keinesfalls versuchen dürfe, andere durch seine Toilette auszustechen; es trug ein Kleid aus rosa Taft von gleichem Schnitt wie das Kleid der Mutter, eine Krone aus weißen wilden Narzissen, weiße Wildnarzissen am Saum des Kleides, perlenbesetzte Spangen und Perlenohrringe.

Doch die unangefochtene Schönheitskönigin dieser Abendgesellschaft, die nicht zuletzt zu Ehren der Familie Bonaparte gegeben wurde – sogar der Erste Konsul hatte versprochen zu kommen -, würde Madame Leclerc sein, Madame Laetitias Liebling und auch der ihres Bruders Bonaparte, wie es hieß; um ihren Auftritt besonders triumphal zu gestalten, hatte sie Madame de Permon gebeten, sich bei ihr ankleiden zu dürfen. Ihr Kleid war von Madame Germon geschneidert, der berühmte Friseur Charbonnier war bestellt worden und hatte bei dieser Gelegenheit auch Madame de Permon frisiert, und nun hielt Madame Leclerc sich bereit, um im richtigen Augenblick zu erscheinen: dann, wenn die Räume sich zu füllen beginnen, aber noch nicht allzu gefüllt sind.

Einige der hübschesten Frauen wie Madame Méchin, Madame de Périgord und Madame Récamier waren bereits anwesend, als um halb zehn Madame Bonaparte, ihre Tochter und ihr Sohn angekündigt wurden. Madame de Permon erhob sich und durchschritt das Esszimmer bis zur Hälfte, was sie bis dahin für niemanden getan hatte.

Joséphine trug eine Krone aus Mohnblüten und goldenen Ähren sowie ein weißes Kreppkleid mit ebensolcher Verzierung. Hortense war ebenfalls in Weiß gekleidet und trug Veilchen als einzigen Schmuck.

Fast gleichzeitig kam die Gräfin von Sourdis mit ihrer Tochter – die Mutter in einer butterblumengelben Tunika mit Vergissmeinnichtschmuck, die Tochter mit griechischer Frisur und in einer golden und purpurn bestickten Tunika aus weißem Seidentaft.

Es ist nicht zu leugnen, dass Claire in dieser Aufmachung ganz entzückend aussah und dass sich die goldenen und purpurnen Bänder in ihren schwarzen Haaren bezaubernd ausnahmen. Ihre schmale Taille umgürtete ein Strick aus goldenen und purpurnen Schnüren.

Auf ein Zeichen seiner Schwester eilte Eugène de Beauharnais zu den Neuankömmlingen, ergriff die Gräfin von Sourdis an der Hand und geleitete sie zu Madame de Permon. Diese erhob sich und hieß Madame de Sourdis zu ihrer Linken Platz nehmen; zu ihrer Rechten saß Joséphine; Hortense hatte Claire den Arm gereicht und sich mit ihrer Freundin nicht weit von ihren Müttern gesetzt.

»Und?«, fragte Hortense voller Neugier.

»Er ist da«, sagte Claire, vor Aufregung bebend.

»Wo?«, fragte Hortense noch neugieriger.

»Dort drüben«, sagte Claire, »folge meinem Blick, dort, es ist der in dem granatfarbenen Samtrock mit den engen chamoisfarbenen Beinkleidern und den Ballschuhen mit kleinen Diamantschnallen; eine größere Schnalle, aber ganz ähnlich, steckt an dem Schmuckband seines Huts.«

Hortenses Blick folgte Claires Blick.

»Oh, du hast recht!«, sagte sie. »Er ist so schön wie ein Antinoos. Aber ich muss sagen, so melancholisch, wie du ihn geschildert hast, wirkt er ganz und gar nicht; ich habe sogar den Eindruck, dass er uns ausgesprochen gewinnend zulächelt, dein schöner trauriger Fremdling.«

In der Tat zeigte die Miene des Grafen von Sainte-Hermine, der Mademoiselle de Sourdis seit ihrem Eintreten nicht aus den Augen verloren hatte, einen Ausdruck großer, stiller Freude, und als er sah, dass Claire und ihre Freundin den Blick auf ihn gerichtet hatten, trat er schüchtern, doch keineswegs linkisch auf sie zu und verneigte sich höflich.

»Mademoiselle, hätten Sie die Güte«, sagte er zu Claire, »mir den ersten Reel oder die erste Anglaise zu gewähren, die Sie tanzen werden?«

»Den ersten Reel, Monsieur, gewiss«, stammelte Claire, die kreidebleich geworden war, als der Graf sich genähert hatte, und die jetzt spürte, wie die Röte in ihre Wangen stieg.

»Von Mademoiselle de Beauharnais«, fuhr Hector fort, der sich vor Hortense verbeugte, »erwarte ich nichts als die Worte aus ihrem Mund, die mir meinen Platz unter ihren zahlreichen Bewunderern zuweisen werden.«

»Die erste Gavotte, Monsieur, wenn es Ihnen recht ist«, erwiderte Hortense, denn sie wusste, dass Duroc, im Übrigen ein gewandter Tänzer, keine Gavotte tanzte.

Graf Hector entfernte sich nach einer dankenden Verneigung und schlenderte zu dem Zirkel um Madame de Contades, die soeben eingetroffen war und deren Schönheit und Toilette alle Blicke auf sich gezogen hatten. Im selben Augenblick ging ein Murmeln der Bewunderung durch den Raum, das verkündete, dass eine Rivalin ihr die Krone der Schönheit streitig zu machen gedachte; der Wettstreit war eröffnet, denn mit dem Tanzen würde bis zur Ankunft des Ersten Konsuls gewartet werden.

Die furchterregende Rivalin, die in den Ring trat, war niemand anders als Pauline Bonaparte, von vertrauten Freunden Paulette genannt, Ehefrau des Generals Leclerc, der am 18. Brumaire Bonaparte so trefflich unterstützt hatte.

Madame Leclerc verließ das Zimmer, in dem sie sich angekleidet hatte; bewundernswert kokett zog sie erst beim Eintreten ihre Handschuhe aus, was die Schönheit ihrer runden weißen Arme mit den Armbändern aus Gold und Kameen ganz unvergleichlich zur Geltung brachte.

Ihre Frisur schmückten Bänder aus weichem Leder, gemustert wie Leopardenfell, sowie goldene Trauben: die vollkommene Nachbildung der Kamee einer Bacchantin; die Klarheit ihrer Züge verlieh ihr das Recht, sich mit der Antike zu messen, und ihr Kleid aus zartestem indischem Musselin – gewebte Luft, wie Juvenal es ausdrückt – war am Saum mehrere Fingerbreit mit einer purpurnen Girlande bestickt. An den Schultern hielten die Tunika Kameen von unschätzbarem Wert, und die kurzen, leicht plissierten Puffärmel mit schmaler Einfassung waren ebenfalls von Kameen gerafft. Der Gürtel unmittelbar unterhalb der Brust wie bei griechischen Statuen war ein flacher Ring aus bronzefarbenem Gold, dessen Verschluss ein kostbarer Edelstein bildete.

Dieser liebreizende Anblick war von so vollendeter Harmonie, dass bei Madame Leclercs Erscheinen wie gesagt ein Raunen der Bewunderung laut wurde, das sich ohne Rücksicht auf die anderen Damen in die weiteren Räume fortsetzte.

»Incessu patuit dea«, sagte Dupaty, als sie an ihm vorbeiging.

»Citoyen Dichter, was sagen Sie da Böses über mich in einer Sprache, die ich nicht verstehe?«, fragte Madame Leclerc lächelnd.

»Wie soll das angehen«, erwiderte Dupaty, »Sie als Römerin, Madame, wollen des Lateins nicht mächtig sein?«

»Ich habe es vergessen.«

»Es ist ein Vergilisches Hemistichon, Madame, über das Erscheinen der Venus vor Äneas; Abbé Delille hat es mit den Worten übertragen: Sie wandelt, und ihr Schritt verrät die Göttin.«

»Reichen Sie mir den Arm, Sie Schmeichler, und tanzen Sie zur Strafe den ersten Reel mit mir.«

Dupaty ließ sich das nicht zweimal sagen. Er hielt ihr den Arm hin, streckte das Bein und ließ sich von Madame Leclerc zu einem Boudoir führen, das sie unter dem Vorwand betrat, es sei dort weniger warm als in den Empfangsräumen, in Wahrheit aber, weil es in diesem Boudoir ein riesengroßes Kanapee gab, das der göttlichen Kokette erlaubte, nach Gutdünken ihre Toilette und ihre Person zur Schau zu stellen.