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»Oh«, sagte Bonaparte, »das freut mich aber, dass es in Frankreich einen Mann gibt, der noch beschäftigter ist, als ich es bin. Doch dass Monsieur de Trénis wortbrüchig wurde, Mademoiselle Loulou, ist kein Grund, uns des Vergnügens zu berauben, Sie das Menuett der Königin tanzen zu sehen. Er ist nicht da, Sie sind daran nicht schuld, nehmen Sie sich einen anderen Tänzer.«

»Nimm Gardel«, sagte Madame de Permon.

»Aber er ist mein Tanzlehrer«, sagte Loulou.

»Na, dann nimm Laffitte; schließlich ist er der beste Tänzer von ganz Paris nach Gardel.«

Monsieur Laffitte ließ sich im Salon sehen.

»Monsieur Laffitte, Monsieur Laffitte, kommen Sie her!«, rief Madame de Permon.

Monsieur Laffitte trat überaus nonchalant und elegant näher. Er war ausgesucht gekleidet und sah sehr gut aus.

»Monsieur Laffitte«, sagte Madame de Permon, »erweisen Sie mir den Gefallen, mit meiner Tochter das Menuett der Königin zu tanzen.«

»Wie bitte?«, rief Monsieur Laffitte. »Madame, Sie tun mir zu viel der Ehre an, weiß Gott. Das wird ein Duell mit Monsieur de Trénis«, fügte er lachend hinzu, »aber dieses Wagnis gehe ich gerne ein; allerdings rechnete ich nicht mit dieser Ehre und habe deshalb keinen Hut bei mir.«

Um die letzten Worte zu verstehen, muss der geneigte Leser wissen, dass die Verbeugung bei diesem Menuett, sein Höhepunkt, sein choreographischer Dreh- und Angelpunkt, mit einem Hut à la Ludwig XV. und mit keinem anderen Hut zu geschehen hatte.

Ein passender Hut wurde gesucht und im Handumdrehen gefunden. Das Menuett wurde unter größtem Beifall getanzt, und als Monsieur Laffitte Mademoiselle de Permon zu ihrem Platz zurückbrachte, begegnete er Monsieur de Trénis, der völlig außer Atem erschien, weil er sich verspätet hatte, seine Verabredung mit Mademosielle Laure wahrzunehmen.

Monsieur de Trénis blieb vor den beiden Tänzern stehen, verblüffter noch als erzürnt. Das Menuett, das er hatte tanzen sollen, wie jedermann wusste, war nicht nur ohne ihn getanzt worden, sondern obendrein, wie sich dem leise verebbenden Beifall entnehmen ließ, mit nicht geringem Erfolg.

»Oh, Monsieur«, sagte Mademoiselle de Permon verschämt, »ich habe bis nach Mitternacht auf Sie gewartet, sehen Sie selbst die Uhrzeit, und das Menuett war für elf Uhr angekündigt. Um Mitternacht schließlich hat meine Mutter darauf bestanden, dass ich es mit Monsieur Laffitte tanze«, fuhr sie fort und fügte kichernd hinzu: »Und der Erste Konsul hat es befohlen.«

»Mademoiselle«, sagte Trénis ernst, »wenn Madame de Permon dieses Opfer von Ihnen verlangte, war sie als Herrin des Hauses dazu befugt, und sie schuldete das Menuett ihren Gästen. Bedauerlicherweise war ich verspätet, und sie war im Recht; wenn jedoch der Erste Konsul« – und Monsieur de Trénis, der eine gute Handbreit größer war als der Erste Konsul, maß ihn verächtlich von oben herab – »befehlen lässt, einen Tanz zu beginnen, der ohne mich nicht getanzt werden kann, dann überschreitet er seine Befugnisse, und zwar bei Weitem. Ich werde ihn nicht auf den Schlachtfeldern eines Besseren belehren wollen, und er sollte es in meinen Salons genauso halten. Ich werde seine Lorbeeren nicht schmälern, und er sollte es mit den meinen ebenso halten«, und indem er stolz neben Madame de Permon Platz nahm: »Zum Glück bin ich Philosoph genug, mich darüber zu trösten, dass ich diesen Tanz nicht mit Ihnen tanzen konnte, insbesondere da das Versäumnis meine Schuld war, so dass ich Ihnen meiner Verspätung wegen nicht gram sein kann, dass Sie Ihr Wort nicht hielten; dennoch hätte dieses Menuett der Königin uns den Lorbeerkranz des Tanzens eingebracht. Ich hätte es voller Ernst und Tiefsinn getanzt, nicht traurig wie Monsieur Laffitte. Nun, es hat mir dennoch gefallen. Oh, diesen Anblick werde ich nie vergessen, nie!«

Um Monsieur de Trénis hatte sich ein großer Kreis von Zuhörern gebildet, die dem Erguss seines Kummers lauschten, darunter der Erste Konsul, dem diese Art von Sprache so neu war, dass er versucht war zu glauben, er habe es mit einem Geisteskranken zu tun.

»Monsieur de Trénis«, sagte Mademoiselle de Permon, »ich verstehe Sie nicht. Was habe ich getan, um Sie zu kränken?«

»Was Sie getan haben? Madame, Sie, die Sie so tanzen, dass es mir ein Vergnügen ist, mit Ihnen zu tanzen, Sie, die Sie Ihr Menuett mit Gardel geübt haben – oh, es lässt sich nicht in Worte fassen! Sie tanzen dieses Menuett mit jemandem, der sicherlich ein guter Tänzer ist, aber ein Tänzer, der sich für die Contredanse eignet und für mehr nicht. Jawohl, für mehr nicht! Nein, Madame, nein, nie in seinem Leben hat er je die große Reverenz mit dem Hut auszuführen verstanden! O nein, ich wiederhole es, nie in seinem Leben!«

Und als er auf manchen Mienen ein Lächeln entdeckte: »Ha! Das finden Sie komisch! Nun, ich werde Ihnen sagen, warum er noch nie verstanden hat, die große Reverenz auszuführen, die feierliche Verbeugung, die den Maßstab für die Beurteilung eines Menuetttänzers bildet: Das liegt daran, dass er nicht weiß, wie er seinen Hut aufzusetzen hat; und dieses Wissen, meine Herren, ist das Einzige, worauf es ankommt, fragen Sie nur die Damen, die ihre Hüte von Leroy anfertigen, sie sich aber von Charbonnier aufsetzen lassen! Ha! Fragen Sie nur Gardel, was es mit dem Aufsetzen des Hutes auf sich hat, er wird es Ihnen sagen können. Seinen Hut aufsetzen kann jeder, mehr oder weniger richtig, wie ich annehme. Aber die Würde, aber der Schwung, mit denen die Bewegung des Arms und des Unterarms zu erfolgen hat... Sie gestatten?«

Und Monsieur de Trénis nahm den unförmigen Dreispitz aus den Händen dessen, der ihn hielt, und trat vor einen Spiegel, wo er, gefolgt von der Hälfte der Gäste, die sich an seine Fersen geheftet hatten, die Melodie der Reverenz des Menuetts summte und mit vollendeter Anmut und unvergleichlicher Feierlichkeit salutierte; dann setzte er den Hut mit all der Förmlichkeit ab, die ein solcher Anlass zu verlangen schien.

Bonaparte, auf Monsieur de Talleyrand gestützt, war ihm gefolgt.

»Fragen Sie ihn doch«, sagte er zu Letzterem, »wie er sich mit Monsieur Laffitte versteht; nach seinem Ausfall gegen mich«, fügte er lachend hinzu, »wage ich es nicht mehr, das Wort an ihn zu richten.«

Monsieur de Talleyrand formulierte die Wünsche des Ersten Konsuls so feierlich, als erkundigte er sich nach dem Stand der Beziehungen zwischen England und Amerika seit dem letzten Krieg.

»Ach, wir verstehen uns so gut«, erwiderte Monsieur de Trénis, »wie zwei Männer von Talent wie wir uns auf so sensiblem Terrain verstehen können. Ich muss allerdings einräumen, dass er als Rivale sehr großzügig und gutherzig ist und mir meinen Erfolg nicht im Geringsten neidet. Vielleicht macht der eigene Erfolg ihn nachsichtig. Sein Tanz ist kraftvoll und lebhaft. Bei den ersten acht Schritten der Gavotte Panurge ist er mir überlegen, ganz zweifellos. Aber was die jetés betrifft, oh, da kann er mir nicht das Wasser reichen, nicht im Mindesten. In puncto Sehnigkeit übertrifft er mich fast immer, aber ich bin ihm in Sachen Geschmeidigkeit weit voraus.«

Bonaparte betrachtete ihn und lauschte ihm sprachlos vor Verblüffung.

»Nun«, fragte Monsieur de Talleyrand, »sind Sie jetzt beruhigt, Citoyen Erster Konsul? Es wird zu keinem Krieg zwischen Monsieur de Trénis und Monsieur Laffitte kommen. Ich wünschte, das Gleiche könnte ich auch von Frankreich und England sagen.«

Während der unterbrochene Ball Monsieur de Trénis Gelegenheit bot, sich über seine Theorie zum Aufsetzen des Dreispitzes zu verbreiten, verhandelte Claire mit ihrer Mutter einen Gegenstand, der ihr mindestens ebenso am Herzen lag, wie es Monsieur de Talleyrand und dem Ersten Konsul daran gelegen zu sein schien, den Frieden zwischen den zwei herausragendsten Tänzern von ganz Paris und damit den Weltfrieden zu bewahren.

Der junge Graf, der Claire nicht eine Sekunde lang aus den Augen ließ, las ihrer lächelnden Miene ab, dass ihre Verhandlungen offenbar zum gewünschten Erfolg geführt hatten, und er täuschte sich nicht.