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Seine nächste Aufgabe bestand darin, das Leben hier wieder in allen Einzelheiten in Gang zu setzen: den Ablauf des Lebens im Tempel, auf ganz Aldryne. Man mußte den Menschen von Holsps Verrat berichten — sie durften ihn nicht länger als einen Nationalhelden betrachten.

»Thubar! Heimat!«

Duyair rief die Priester zu sich, und gleich hier im Andachtsraum erzählte er ihnen alles. Sie hörten ihm aufgebracht zu, starrten immer wieder auf den Leichnam Lugaur Holsps.

Als er fertig war, sagte Thubar Frin: »Ich habe Holsps Behauptung, den Hammer zu besitzen, schon mehrmals angezweifelt. Aber das Volk hat ihm geglaubt.«

»Das Volk hat etwas Falsches geglaubt«, sagte Duyair.

Heimat Sorgvoy warf ein: »Der Tempel ist ohne seinen Hohenpriester. Ich schlage Ras Duyair als Nachfolger des Verräters Lugaur Holsp vor — er soll den Thron seines verehrten Vaters einnehmen.«

Duyair schaute in die Runde der versammelten Priester und Akolythen. Keiner sagte ein Wort.

»Ich nehme an«, sagte er dann. »Die Investitur wird unverzüglich durchgeführt.«

Schweigend führte er die Versammelten hinüber in den Thronsaal. Dort sprach Heimat Sorgvoy als ältester Priester des Tempels die erforderlichen Gebete, zelebrierte einen kurzen Gottesdienst, und damit war Ras Duyair zum Hohenpriester des Tempels der Sonnen ernannt.

Mit etwas zitternden Knien stieg er hinauf zum Thron seines Vaters. Bevor er sich setzte, sagte er: »Hiermit übernehme ich Pflichten und Aufgaben dieses Amtes.«

Er ließ sich nieder.

Wodurch in seinem Gehirn eine kleine Explosion ausgelöst wurde.

Wie ein Schleier erhob sich der Nebel, der über seinem bisherigen Bewußtsein gelegen hatte — plötzlich hörte er die Stimme seines Vaters überall in seinem Kopf.

»Der Tag, an dem du den Platz des Hohenpriesters des Tempels einnimmst, mein Sohn, wird der Tag sein, an dem dir all das Nachfolgende wieder bewußt werden wird…

Der Hammer liegt in deiner Hand, du sollst ihn schwingen. Du wirst es sein, der das Imperium zerschlägt und die Freiheit nach Aldryne und zu den anderen Welten der Galaxis bringt.«

In diesem Augenblick, als er den Thron berührt hatte, wußte er Bescheid. Er wußte, wo der Hammer sich befand, wie er funktionierte, wenn man ihn benötigte. Ihm war jetzt klar, daß Lugaur Holsp den Hammer niemals besessen haben konnte — sein Standort war ein Geheimnis, das der alte Vail Duyair so tief in das Bewußtsein seines Sohnes versenkt hatte, daß selbst Ras nicht gewußt hatte, daß es dort verborgen gewesen war.

Jetzt erhob er sich wieder.

»Der Hammer liegt in unserer Hand. Er wird in Kürze in das Geschehen eingreifen.«

6.

Gegen die absolute Schwärze des nächtlichen Himmels waren acht Raumschiffe zu sehen, die von dem Licht des dahinterliegenden Sternhaufens angestrahlt wurden.

Es waren Kampfschiffe des Imperiums — gigantische Einhundert-Mann-Schiffe, deren schwere Kanonen in der Lage waren, innerhalb weniger Stunden einen ganzen Planeten zu vernichten. Ihre gelb-violetten Außenhüllen glitzerten am Himmel. Sie bildeten einen undurchdringlichen Ring um Aldryne — sie warteten ab.

Duyair nahm mit Hilfe der Kommunikationsgeräte, die man provisorisch im Tempel aufgestellt hatte, Verbindung mit ihnen auf.

»Hier spricht Commander Nolgar Millo des Kaiserlichen Flaggschiffs Peerless. Ich habe den Auftrag, mit Lugaur Holsp, dem Hohenpriester des Tempels der Sonnen, in Kontakt zu treten.«

»Hallo, Commander Millo. Hier spricht Ras Duyair, Nachfolger des Lugaur Holsp, Hoherpriester.«

»Duyair, wissen Sie, weshalb wir hier sind?«

»Sagen Sie es mir.«

Der Kaiserliche Commander schien irritiert. »Um eine Gruppe Verräter aufzunehmen, deren Übergabe uns Ihr Vorgänger zugesichert hat. Oder wissen Sie nichts von dieser Abmachung?«

»Doch«, sagte Duyair. »Nehmen Sie zur Kenntnis, daß es keine solche Gruppe für Sie geben wird — und daß ich Ihnen befehle, in Ihre Ausgangsbasis zurückzukehren und das Aldryne-System unverzüglich zu verlassen.«

»Sie befehlen es uns? Mit welchem Recht?«

»Mit dem Recht meiner Macht«, sagte Duyair. »Verschwinden Sie sofort — oder Sie bekommen den Hammer von Aldryne zu spüren.«

Auf der anderen Seite der Verbindung herrschte Schweigen. Duyair lief mit unterdrückter Spannung in seinem Raum hin und her, wartete. Ihm war aber auch klar, daß die Spannung an Bord dieser Schiffe noch viel größer sein mußte.

Es verging etwas Zeit — gerade genug, damit Commander Millo mit dem Kaiser Rücksprache halten konnte.

Schließlich meldete er sich wieder. »Wir werden landen. Jeder Versuch einer feindseligen Aktion gegen uns wird die Vernichtung des gesamten Planeten zur Folge haben — Befehl von Seiner Majestät.«

»Sie werden nicht landen«, sagte Duyair. Er trat hinaus auf die Tempelbrüstung und berührte einen Knopf auf der wieder in Dienst gestellten Strahlenkanone. Ein Strahl weißglühender Energie schoß hinauf in den Himmel, wurde von den Schutzschirmen der Peerless abgewehrt und verpuffte wirkungslos im All.

Duyair wartete erneut. Nach einem wütenden Gemurmel hörte er dann wieder die Stimme Commander Millos. »Nun gut, Duyair von Aldryne. Mit diesem Schuß wurde das Todesurteil für Ihren Planeten gesprochen.«

Die Schiffe der Imperiumsflotte nahmen Kampfformation ein, ihre schweren Kanonen waren zum Feuern bereit.

Lächelnd legte Duyair einen Hebel auf den Kontrollen seiner großen Kanone um.

Im nächsten Augenblick flammte der gesamte Himmel über Aldryne gleißend auf — die Imperiumskanonen waren in Aktion getreten.

Ein ungeheures Sperrfeuer regnete herab. Tausende von Megawatt prasselten auf Aldryne herunter.

Und achttausend Meter über der Oberfläche des Planeten warf ein unsichtbarer Schutzschirm sie wieder zurück ins All.

»Weiterfeuern!« schrie Commander Millo. »Er kann nicht den gesamten Planeten mit einem Schutzschirm überzogen haben!«

Die Imperiumsschiffe setzten ihren Beschuß fort. Duyair stand auf der Brüstung des Tempels und schaute hinauf. Wabernde Energiebündel erhellten den Himmel, grelles Gleißen versuchte vergeblich, den Schutzschild um Aldryne zu durchdringen.

»Ihr achtes Schiff«, funkte Duyair nach oben. »Achten Sie gut darauf, Commander Millo.«

Dann legte er einen Hebel um. Die Atomkanone brummte für einen kurzen Augenblick auf, ein Energiestrahl schoß gen Himmel, traf genau auf das Schiff, das Duyair Sekunden zuvor benannt hatte. Für ganz kurze Zeit wurde es in helles Licht gebadet, während die Energieschirme dem Angriff standhielten. Dann brachen die Schutzschirme des Schiffes zusammen.

Duyairs Energiestrahl fraß sich mitten durch das Schiff, zerschnitt es im gleichen Augenblick in zwei Teile, die sofort explodierten.

»Ein Schiff ist zerstört«, sagte Duyair. »Die anderen sieben werden folgen. Das war der Hammer von Aldryne, Commander Millo.«

Duyair sah hinunter auf das Tempelgelände. Hunderte von Menschen hatten sich im Angesicht der Imperiums-Armada zum Beten dort versammelt — jetzt sprangen sie alle auf und jubelten. Er hörte ihre Rufe:

»Der Hammer! Der Hammer!«

Über Funk kam Millos verstörte Stimme herein. »Ein Einweg-Schutzschirm, der Sie vor unseren Kanonen schützt und Ihnen erlaubt, unsere Schiffe zu zerstören? Unmöglich!«

»Unmöglich? Ihr siebentes Schiff, Commander.«

Noch einmal löste Duyair einen Schuß aus. Wieder schoß ein Energiestrahl nach oben, erneut brach der Schutzschirm des Gegners unter der Gewalt des Hammers zusammen — ein zweites Schiff wurde vernichtet.

»Das ist ungeheuerlich!« sagte Millo. »Ladung verdoppeln! Vernichtet sie!«