Duyair kicherte leise. Er berührte den Auslöser seiner Kanone noch zweimal — ein drittes und ein viertes Schiff der Angreifer wurden vernichtet.
»Der Hammer!« riefen die Menschen von unten. »Er zerstört die Schiffe des Imperiums!«
Wieder schlug der Hammer zu, ein fünftes Schiff brach auseinander. Dann das sechste.
»Eine unbesiegbare Kanone, Commander Millo, gekoppelt mit einem undurchdringlichen, planetenweiten Schutzschirm. Das ist der Hammer von Aldryne«, sagte Duyair. »Das haben wir in Reserve gehalten, damit haben wir auf den Tag gewartet, wo wir es einsetzen können — wir haben gewartet, bis die Zeit reif dafür war, das Imperium zu zerschlagen!«
Noch einmal betätigte er den Auslösemechanismus der Kanone, und als der Himmel wieder frei wurde, hing nur noch das Flaggschiff Peerless zwischen den Sternen über Aldryne.
»Wir geben auf! Wir ergeben uns!« schrie Commander Millo herunter.
»Akzeptiert«, sagte Duyair. »Ich befehle Ihnen, zum Kaiser zurückzukehren, Millo. Erzählen Sie ihm, was an diesem Tag auf Aldryne geschehen ist. Gehen Sie, ich verschone Sie.«
Commander Millo brauchte keine zweite Aufforderung. Die Triebwerke des Flaggschiffes röhrten auf, drehten das Schiff, und dann raste es mit Höchstgeschwindigkeit in Richtung Dervonar davon — der einzige Überlebende der stolzen Imperiumsflotte.
Duyair wartete, bis das Schiff nicht mehr zu orten war, dann wandte er sich an die Priester neben sich.
»Übernehmt die Kommunikationsgeräte«, ordnete er an. »Die Nachricht über diesen Sieg muß zu jedem Planeten des Imperiums gelangen. Heute ist die Nacht gekommen, in der wir uns gegen Dervon erheben!«
Er verstummte, um sich die Stirn zu wischen. Dann lächelte er; der Hammer hatte funktioniert, die Installation war korrekt durchgeführt worden. Die alte Kanone, die all die Jahre nutzlos gewesen war, hatte sich als ideales Instrument für den Einsatz der gewaltigen Kräfte des Hammers geeignet.
Der Schutzschirm und die Kanone — das war eine Kombination, mit der Duyair die Galaxis beherrschen konnte, wenn er wollte. Aber er verspürte keinen Wunsch, ein neues Imperium zu errichten.
»Nachricht von Dykran«, sagte ein Priester. »Von einem Bluir Marsh. Er schickt Glückwünsche und die Information, daß heute nacht dreitausend Welten gegen den Kaiser losschlagen.«
»Bestätigen Sie den Empfang«, sagte Duyair. Dann trat er wieder auf die Brüstung des Tempels hinaus. Inzwischen hatten sich weitere Tausende Bürger eingefunden.
»In sehr kurzer Zeit«, sagte er laut, »wird ein Schiff mit dem Hammer an Bord diesen Planeten verlassen. Und da es unbesiegbar ist, wird es ganz allein die Imperiumsflotte vernichten. Noch heute wird das Imperium zusammenbrechen, werden zehntausend unabhängige Welten seinen Platz einnehmen!«
»Duyair!« brüllte die Masse. »Hammer! Duyair! Hoch!«
Es war soweit.
7.
Dem Untergang eines Reiches zuzuschauen, das dreitausend Jahre bestanden hatte, war nicht sehr angenehm, aber der letzte Kaiser einer Dynastie zu sein ist sehr schmerzhaft.
Dervon XIV. saß allein in seinem Thronsaal in dieser letzten Nacht. Seine Minister waren schon längst tot — gestorben durch ihre eigene Hand. Die Revolte war selbst hier auf Dervonar ausgebrochen.
Sein Blick fiel auf die Karte, die die sich ausbreitende Revolte anzeigte — aus dem Aldryne-System hinaus in den Sternenhaufen, dessen Teil es war, dann wie ein Buschbrand durch das gesamte Milchstraßensystem.
Dervon schüttelte traurig den Kopf. Das Imperium war zum Untergang verurteilt gewesen — aber daß es so kommen mußte! Ihm wurde bewußt, daß seine eigenen Anstrengungen, es zu erhalten, die Hauptursache für die Zerstörung des Reiches gewesen waren.
Er hatte von der Rebellion auf Dykran gewußt. Ein entschlossenerer Kaiser hätte beide Welten im Aldryne-System vernichtet, solange er es noch gekonnt hätte. Aber Dervon hatte gezögert. Er hatte befürchtet, die Unterstützung der übrigen Galaxis wegen einer solch grausamen Aktion zu verlieren. Damit hatte er Aldryne Zeit verschafft, den Hammer zu installieren.
Jetzt hatte man dort rebelliert und war vom Imperium abgefallen. Deutlich war es Dervon bewußt, daß er nichts hätte tun können, das Imperium zu retten. Es war unter seinem eigenen Gewicht, unter seinem extrem hohen Alter zusammengebrochen.
Düster starrte er auf das Gyrospielzeug in seiner Hand. Aus der Ferne kam der ständig sich wiederholende Laut Bumm… bumm…
Der Hammer, dachte er. Er kommt immer näher und näher. Mit einem bitteren Lächeln starrte der sterbende Kaiser eines bereits toten Imperiums auf die Farbmuster im Innern seines Spielzeugs. Seufzend wartete er auf das Ende, während es ihm so schien, als würden die Schläge des Hammers immer lauter.
TTB 337
Robert Silverberg
Jenseits der Zeit
ERICH PABEL VERLAG KG · RASTATT/BADEN
Titel des Originals:
VALLEY BEYOND TIME
Aus dem Amerikanischen von H. P. Lehnert
TERRA-Taschenbuch erscheint monatlich im Erich Pabel Verlag KG, Pabelhaus, 7550 Rastatt
Copyright © 1972 by Robert Silverberg
Titelbild: David A. Hardy
Deutscher Erstdruck
Redaktion: Günter M. Schelwokat
Vertrieb: Erich Pabel Verlag KG
Gesamtherstellung: Clausen & Bosse, Leck
Verkaufspreis inklusive gesetzliche Mehrwertsteuer
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Printed in Germany
März 1981
INHALT
Jenseits der Zeit
(VALLEY BEYOND TIME)… 5
Der Hammer von Aldryne
(THE FLAME AND THE HAMMER)… 71
Der Racheschwur
(SPACEROGUE)… 127