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»Das klingt ziemlich verrückt für meine Ohren. Soweit ich weiß, bist du für die Firma noch immer so wertvoll wie eh und je. Und die Rolle, die du spielst, um diese Wu-Sache zu erleichtern, wird deine Stellung hoch oben nur weiter festigen helfen.«

»Und dieser Staatsstreich? Nehmen wir an, die Gerüchte, die ich gehört habe, besitzen eine reale Grundlage? Diese südkalifornische Gruppe? Nehmen wir an, es gibt sie, nehmen wir an, es gibt so einen Plan. Glaubst du ehrlich, dass die nicht irgendwie mit K-M zusammenhängen?«

»Woher sollte ich das wissen? Bin ich Japaner? Benutze doch dein Gehirn, Emilio! Ich bin nur ein Firmenexpediteur, Stufe Neun. Das ist zwar ziemlich hoch in der Hierarchie, aber doch keinesfalls auch nur annähernd auf dem Niveau, auf dem Firmenpolitik gemacht wird. Die Leute in New Kyoto holen mich nicht zu ihren Konferenzen, um ihre Geheimplanung mit mir zu besprechen.«

»Du denkst also, die Leute, die diesen Staatsstreich planen, sind weiter nichts als eine Bande von kriminellen Freelancern, die in South California völlig auf eigene Faust arbeiten? In Southern California?«

»Gott-im-Himmel!« Farkas war inzwischen an seiner Toleranzgrenze angelangt. »Habe ich denn nicht ausreichend klargemacht, dass alles, was ich über diesen idiotischen Staatsstreich weiß, das ist, was du mir soeben darüber gesagt hast? Ich habe keinerlei Anlass oder Beweis, dass es sowas überhaupt gibt, und anscheinend hast du selbst auch nicht viel mehr in der Hand. Aber, okay. Okay! Lass mich zu deiner Beruhigung sagen, Emilio, dass meiner Einschätzung nach diese Staatsumstürzler, falls es sie überhaupt gibt und wer immer sie sein mögen, weit eher geneigt sein würden, mit dir zu kooperieren, als dich auszubooten, wenn sie nämlich über ein Minimum an politischem Verstand verfügen, und wenn und falls sie kurz vor einer Invasion hier stehen sollten, dann könnten sie kaum was Gescheiteres tun, als sich mit dir in Verbindung zu setzen und sich deiner Hilfe beim Sturz des Generalissimo zu versichern. Außerdem wirst du auch weiterhin Rückendeckung von Kyocera-Merck haben, was immer geschieht, weil K-M – aus weißgottwelchen Gründen – ein Interesse daran hat, diesen beschissenen kleinen Orbitalsatelliten hier seiner Einflusssphäre einzugliedern, und außerdem hat man dich bereits als den nächsten Generalissimo vorgesehen, also wird man kaum tatenlos zusehen, wenn eine Gang unorganisierter Krimineller aus Kalifornien den eigenen Erwählten aus dem Fenster stürzen will. Okay, Emilio? Geht's dir jetzt besser?«

Olmo sagte eine ganze Weile lang nichts.

Dann: »Danke. Wenn du irgendwie mehr über diese Sache hörst, Victor, sagst du mir dann Bescheid?«

»Selbstverständlich.«

»Bueno«, sagte Olmo, den Bruchteil einer Sekunde früher, ehe Farkas es sagen konnte. »Ich vertraue dir, mein Freund. Soweit ich irgendeinem traue.«

»Also, ganz und gar nicht, stimmt's?«

Olmo lachte herzhaft. Auf einmal wirkte er viel gelöster nach diesem langen ärgerlichen Ausbruch von Farkas. »Ich weiß, du wirst nichts zu meinem Schaden tun, außer du findest es absolut unvermeidlich, zu deinem eigenen Nutzen, dich gegen mich zu stellen.«

»Das klingt ziemlich korrekt für mich.«

»Ja. Ja.«

»Und du wirst mir also Nachricht zukommen lassen, wenn du von irgendeiner Seite etwas über diesen Verschwörungsplan erfährst?«

»Himmel! Ich hab dir doch bereits versprochen, dass ich das tun werde. Zu den Bedingungen, die du soeben formuliert hast. Stellt dich das zufrieden?«

»Ja.«

»Dann können wir uns also wieder den laufenden Geschäften zuwenden? Du hast dich bereiterklärt, dafür zu sorgen, dass Wu und Juanito prompt auf den K-M-Laborsatelliten expediert werden, wie die Firma dies von uns verlangt. Ja?«

»Absolut.«

»Bueno«, sagte Farkas. Und beide lachten.

Kapitel 8

Exakt um acht Uhr trat Carpenter aus seinem Hotel, um auf Rhodes zu warten. Es war ein milder Abend, dumpf, eine feuchtwarme Brise wehte von der See herein. Fast hätte man glauben wollen, dass es bald regnen werde. Aber wenn man ein bisschen Bescheid wusste, wie die Witterungsabläufe an der Westküste in der letzten Zeit verliefen … dann war klar, dass die Wiederkunft Christi in San Francisco an diesem Abend eine höhere Wahrscheinlichkeit besaß als Regen. Aber Rhodes verspätete sich, natürlich, und in der dumpfigen Luft hing ein widerwärtiger saurer, in die Nase stechender chemischer Gestank, der Carpenter ein Gefühl des Unbehagens vermittelte, während er da so länger draußen und ohne Atemmaske stand, trotz der ganzen Versicherungen, die Rhodes ihm am Nachmittag über die relativ angenehme Atemluft in der Bay-Region gemacht hatte. Er ging ins Hotel zurück und spähte durch die Sichtluken der Hotellobby. Rhodes fand sich schließlich zehn Minuten nach acht ein.

Er fuhr einen großen breitnasigen Wagen, eine antiquiert aussehende Kiste, in der die Leute dicht aufeinander hockten. Carpenter stieg hinten neben eine massig wirkende romanisch aussehende Frau mit einer Kaskade von dunklem Lockenhaar, die ihm gewaltig und unverschämt unecht leuchtturmstrahlend entgegengrinste. Ihre Augen hatten den Glanz und die sichtliche Vorwölbung, die Carpenter sogleich verriet, dass sie stark hyperdex-süchtig war. Sie wollte sich gerade mit ihm bekanntmachen, doch noch ehe sie ein Wort sagen konnte, streckte ein untersetzter braungesichtiger Mann, der auf ihrer anderen Seite saß, Carpenter die Hand hin, packte Carpenters Hand und schüttelte sie mit bemerkenswerter Heftigkeit, und dann sagte er mit einer tiefen kräftigen Stimme und mit einem nicht genau bestimmbaren europäischen Akzent: »Ich bin Meshoram Enron. Aus Israel.«

Als hätte ich das nicht von selbst erraten können, dachte Carpenter.

»Paul Carpenter«, sagte er. »Ein Freund von Dr. Rhodes. Ein Freund aus Kindertagen, um genau zu sein.«

»Sehr angenehm. Ich freue mich enorm, deine Bekanntschaft zu machen, Dr. Carpenter. Ich arbeite für Cosmos, Wissenschaft, Technologie. Du kennst das Magazin? Es ist eine der bedeutendsten Publikationen der Welt. Ich sitze in unserem Büro in Tel Aviv. Und ich bin erst vorgestern aus Israel gekommen, hauptsächlich um mit deinem Freund zu sprechen.«

Carpenter nickte. Er fragte sich, ob dieser Enron jemals einen Satz sagte, der nicht die erste Person singularis im Vordergrund hatte. Eins-zu-drei? Eins-zu-fünf?

»Ich bin Jolanda«, sagte die massige Frau mit den üppigen Haaren und dem Lächeln und den Hyperdex-Augen, als Enron für einen Augenblick den Mund hielt.

Eine geschulte Theaterstimme, rund und klangvoll dunkel, als käme sie direkt aus dem Zwerchfell. Während sie sprach, schien eine Duftwolke von Pheromonen von ihr auszuströmen, und Carpenter verspürte eine unmittelbare Reaktion in seinem Unterleib. Aber er hatte zuviel Erfahrung, als dass er irgendwelche Glückserwartungen damit verbunden hätte. Wahrscheinlich begegnete sie jedem Mann auf diese Weise: Auf Anhieb hohe Voltspannung, aber nichts dahinter.

Ohne sich umzuwenden, sagte Rhodes: »Paul, dies ist Isabelle.«

Die Frau, die vorn neben Rhodes saß, wandte sich um und blitzte ihm ein sehr flüchtiges ›Hallo-wie-geht's‹-Lächeln entgegen, kühl und sehr beiläufig. Carpenter verspürte sofort etwas wie eine unerklärliche Abneigung gegen sie. Sie war sehr attraktiv, das sah er, bevor sie sich wieder von ihm abwandte; aber sie war attraktiv auf eine merkwürdig unstimmige Weise, zuviel Power in den Augen, zu wenig im Rest des Gesichts, und die gewaltige Corona der wilden scharlachroten Haare wirkte wie ein schreiendes Hohngelächter gegen die üblichen konventionellen Schönheitsnormen. Wahrscheinlich eine ganze Handvoll und noch was dazu, dachte Carpenter, ohne den geringsten Anlass dafür zu haben. Eine unvorhersehbare Mischung aus Sanftmut und Ungezähmtheit.