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Die terranische Basis bestand aus ein paar Blockhäusern, einer ausgedehnten Kaserne und einer großen Radarschüssel — alles auf einer beinahe mathematisch genauen Ebene. Shaula II war eine große Welt der Ebenen. Kolumbus hätte sich wohl sehr plagen müssen, um den Leuten zu beweisen, daß diese Welt auch eine Kugel war!

Murchison leitete uns zu einer glasig aussehenden Fläche in der Nähe des Stützpunktes, und wir setzten auf. Die Felicific ächzte und stöhnte ein wenig, als die Landestützen ihr Gewicht aufnehmen sollten. Im ganzen Schiff flammten grüne Lämpchen auf. Wir durften hinausgehen.

Ein Empfangskomitee wartete draußen: acht Mitglieder der Stützpunktbesatzung, lediglich in kurze Hosen gekleidet. Auf dem backofenheißen Shaula II scherte sich niemand um Bekleidungsvorschriften. Die acht schienen sichtlich erfreut, uns zu sehen.

Über die flache sandige Ebene kamen ein weiteres Dutzend Männer auf uns zu, und dahinter konnte ich noch mehr sehen. Sie freuten sich selbstverständlich darüber, daß wir hier waren. Achtundzwanzig von ihnen hatten ein volles Jahr auf Shaula hinter sich gebracht, und jetzt stand ihnen ein Jahr Heimaturlaub zu.

Und da waren noch andere Wesen — die sich uns näherten. Sie kamen langsam und würdevoll. Ich hatte erwartet, daß ich von den Shaulanern beeindruckt sein würde, und ich war es auch.

Sie waren aufrecht gehende Zweibeiner von vielleicht einem Meter zwanzig Größe und langen dünnen Armen, die ihnen bis zu den Knien hingen. Ihre graue Haut war körnig und rauh, und ihre dunklen Augen — sie hatten drei davon, die im Dreieck angeordnet waren — saßen tief in den Höhlen. Eine Art Kapuze wuchs ihnen vom Nacken über den runden haarlosen Kopf. Die Fremden waren sechs an der Zahl, und selbst der jüngste von ihnen schien mir uralt.

Ein junger Mann mit gebräuntem Gesicht und auftätowierten Sternen trat vor und sagte: „Ich bin General Gloster. Ich bin der Leiter des Stützpunktes hier.“

Der Kapitän erwiderte seinen Gruß. „Knight von der Felicific. Wir haben Ablösung für einige Ihrer Leute.“

„Das will ich auch verdammt hoffen“, sagte Gloster. „Wäre ziemlich albern, den ganzen Weg ohne die Leute zu kommen.“

Wir lachten alle ein wenig über den Scherz. Inzwischen waren wir von mindestens fünfzig Erdmenschen umringt — wahrscheinlich die gesamte Besatzung des Stützpunktes — und den sechs Fremden.

Die achtundzwanzig jungen Männer, die wir mitgebracht hatten, sahen sich neugierig um und schienen sich über den heißen, trockenen, flachen Planeten, der das ganze nächste Jahr ihre Heimat sein würde, keinen Illusionen hinzugeben.

Die Mannschaft der Felicific hatte sich in einem kleinen Knäuel um die Schiffsschleuse gesammelt. Die meisten von ihnen schienen meine Empfindungen zu teilen — Freude darüber, daß wir bereits in wenigen Tagen wieder auf dem Heimweg sein würden.

Murchison schielte zu den sechs Fremden hinüber. Ich fragte mich, was er wohl denken mochte.

Wir schlenderten die halbe Meile zu der Ansiedlung hinüber. Gloster schritt neben Knight und mir und erging sich in Lobreden über den großen Fortschritt, den der Stützpunkt machte. Die achtundzwanzig ,Neuen’ mischten sich unter die achtundzwanzig Männer, die sie ablösten. Murchison ging für sich allein. Er wühlte bei jedem Schritt, den er machte, ganze Staubfontänen auf und war wie üblich mürrisch. Die sechs Fremden folgten uns in einigem Abstand.

„Wir bauen die ganze Zeit“, erklärte Gloster, als wir uns innerhalb der Umfriedung befanden. „Die Radarschüssel dort oben war beispielsweise letztes Mal noch nicht da.“

Ich sah mich um. „Sieht gut aus, General.“ Es war eigenartig, einen Mann, der nur halb so alt war wie er, General zu nennen, aber so ist das eben manchmal bei der Raummarine. „Wann wollen Sie Ihr Teleskop aufbauen?“

„Vielleicht nächstes Jahr.“ Er blickte durch das Fenster auf die eintönige Landschaft hinaus. „Wir bauen die ganze Zeit. Müssen etwas aus diesem Planeten machen. Wir tun hier verdammt gute Arbeit — in ein paar Jahren kennen Sie das Nest hier nicht mehr.“

„Und was ist mit den Eingeborenen?“ fragte der Kapitän. „Haben Sie viel Berührung mit ihnen?“

Gloster zuckte die Achseln. „Soviel sie zulassen. Sie sind eine sehr stolze alte Rasse — und nur noch eine Handvoll von ihnen ist übrig. Aber früher müssen sie einmal großartige Burschen gewesen sein.“

Glosters jungenhafter Enthusiasmus begann mir auf die Nerven zu gehen. „Meinen Sie, wir könnten, ehe wir zurückfliegen, mit einem von den Eingeborenen sprechen?“

„Ich will sehen, was sich machen läßt.“ Gloster griff nach dem Telefon. „McHenry? Sind Eingeborene in der Umfriedung? Gut. Schicken Sie ihn uns herauf, ja?“

Ein paar Augenblicke später erschien einer der Soldaten Hand in Hand mit einem Eingeborenen. Aus der Nähe -gesehen wirkte der Shaulaner beinahe erschreckend alt. Ein Labyrinth von Runzeln und Fältchen überzog sein nasenloses Gesicht von den im Dreieck angeordneten Augen über die punktförmigen Nasenlöcher herunter bis zu dem herunterhängenden Mund mit den wulstigen Lippen.

„Das ist Azga“, sagte Gloster. „Azga. ich möchte Ihnen Kapitän Knight und Zweiten Offizier Loeb von der Felicific vorstellen.“

Das Wesen verbeugte sich linkisch und sagte mit tiefer, beinahe menschlich klingender Stimme: „Ich freue mich über Ihre Anwesenheit, Kapitän Knight und Zweiter Offizier Loeb.“

Azga richtete sich mühsam wieder auf, und seine drei Augen hefteten sich auf die meinen. Ich hätte am liebsten weggesehen, aber das ging natürlich nicht. So erwiderte ich seinen Blick — es war, als wenn man in einen Spiegel sieht, der sein Bild verzerrt.

Und doch war etwas Ruhiges, Weises und Gutes an diesem grotesken Geschöpf, etwas furchtbar Zerbrechliches. Die rauhe graue Haut sah wie seltenes Leder aus, und der Hautvorsprung über dem Kopf schien alle Sorgen und Bedrängnisse von ihm fernzuhalten. Ein Moderduft ging von dem Fremden aus.

Wir sahen einander an — Knight und Gloster und McHenry und ich — und blieben stumm. Was sollten wir jetzt sagen, jetzt, da der Eingeborene da war? Gab es irgend etwas, was dieses uralte Wesen nicht schon wußte?

Ich wollte gerade den Mund aufmachen, als das scharfe Summen des Telefons das peinliche Schweigen durchschnitt.

Gloster nickte McHenry zu, worauf dieser abhob. Der Mann lauschte einen Augenblick und sagte dann: „Für Sie, Kapitän Knight.“

Knight nahm erstaunt den Hörer in Empfang. Nach ein paar Augenblicken wandte er sich zu mir um. „Loeb, fordern Sie einen Wagen an und fahren Sie zum Schiff zurück. Murchison hat sich mit einem der Eingeborenen angelegt.“

* * *

Ich raste hinunter und entdeckte einen Rekruten, der an einem Wagen beschäftigt war. Wenige Minuten später hielten wir vor der Schleuse der Felicific.

Ein junger Matrose stand an der offenen Schleuse.

„Wo ist Murchison?“ fragte ich.

„Drunten in der Funkkabine, Sir. Er hat einen Fremden bei sich. Das wird Ärger geben.“

Ich erinnerte mich an Denebola und rannte die Treppe hinunter.

Die Funkkabine war Murchisons Allerheiligstes, eine kleine Zelle auf dem Astrodeck, wo er arbeitete und das gesamte Fernmeldesystem der Felicific in Schuß hielt.

Ich riß die Tür auf und sah ihn am anderen Ende der Kabine. Er hielt einen schweren Schraubenschlüssel in der Hand und bedrohte damit einen Shaulaner, der mir seinen Rücken zuwandte und Murchison gegenüber klein und hilflos wirkte.

Murchison sah mich sofort. „Verschwinden Sie hier, Loeb. Das geht Sie nichts an.“

„Was geht hier vor?“ herrschte ich ihn an.