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Der Rest seiner Worte ging im donnernden Krach eines Schusses unter. Brennan hatte blitzschnell das Gewehr herumgerissen und einen der Läufe abgeschossen. Die Schrotladung fuhr harmlos einen halben Meter vor McMudocks Füßen in den Boden, aber dieser erbleichte trotzdem und wich zwei, drei Schritte zurück.

»Sei still, Lon!« sagte Brennan drohend. »Diese Teufel haben dich verhext, genau wie dieses närrische Weib da. Aber mich können sie nicht täuschen. Sie sind Teufel, und ich werde sie behandeln, wie man Teufel behandelt.«

»Ich werde nicht zusehen, wie du drei wehrlose Menschen erschießt, Brennan«, sagte McMudock leise.

»Erschießen?« Brennan lachte böse. »Wer spricht von erschießen, Lon? Sie werden brennen. Ihretwegen ist die halbe Stadt niedergebrannt, und jetzt sollen sie spüren, wie heiß das Feuer sein kann.« Er gab seinen Begleitern einen Wink. »Packt sie!«

Einer der Männer machte einen Schritt in unsere Richtung, aber die anderen rührten sich nicht von der Stelle.

»Was ist?« fauchte Brennan. »Habt ihr plötzlich Angst?«

»Nein«, sagte einer der Männer. »Aber Lon hat recht - irgendwas stimmt hier nicht, Fred. Warum läßt du sie nicht reden?«

»Damit sie uns auch noch verhexen?« Brennan lachte. »Nein.«

»Glauben Sie wirklich, Sie wären hier, wenn wir in der Lage wären, Sie oder irgend jemanden sonst zu verhexen?« Howard richtete sich mühsam in eine halb sitzende Position auf, zog ein Taschentuch aus der Weste und preßte es gegen den blutigen Schnitt an seinem Hals. Er hustete. »Verdammt, Mister Brennan, wenn wir auch nur die Hälfte der Fähigkeiten hätten, die Sie uns zusprechen, dann wären Sie und all Ihre Freunde jetzt tot und wir schon ein paar tausend Meilen weit weg.«

Er wollte aufstehen, aber Brennan versetzte ihm einen derben Stoß mit dem Lauf seines Gewehres, der ihn wieder zurückfallen ließ.

»Halten Sie den Mund!« befahl er. »Sie täuschen mich nicht. Das alles hier ist Ihr Werk! Sie -«

»Und Landers?« fragte einer seiner Begleiter.

McMudock runzelte die Stirn. »Was ist mit Landers?« fragte er.

Brennan fuhr mit einem ärgerlichen Knurren herum. »Halt den Mund!« befahl er.

Aber der Mann antwortete trotzdem. Sein Blick wanderte unstet zwischen Brennan, McMudock und mir hin und her. »Er ... ist verschwunden«, sagte er. »Draußen im Wald.«

»Verschwunden?« Howard richtete sich abermals auf, und diesmal hinderte ihn Brennan nicht mehr daran. Er schien zu spüren, daß der Rückhalt, den er sich von seinen Begleitern versprochen hatte, nicht mehr da war, und seine Selbstsicherheit schwand zusehends. »Was meinen Sie mit verschwunden?« fragte Howard alarmiert.

»Verschwunden eben«, antwortete der Mann. »Wir... hatten einen Moment angehalten, und als ... als wir weiterreiten wollten, war er weg.«

»Verdammt, ich habe gesagt, du sollst die Schnauze halten!« brüllte Brennan und begann wild mit seinem Gewehr herumzufuchteln. »Das ist alles ihr Werk! Sie -«

»Warum gehst du nicht nach oben, Brennan?« sagte McMudock leise.

Brennan verstummte abrupt, drehte sich zu ihm herum und sah ihn mißtrauisch an. »Was meinst du damit?« fragte er.

McMudock deutete mit einer Kopfbewegung auf die Treppe.

»Da oben«, sagte er. »Wenn du wirklich wissen willst, gegen wen wir kämpfen, dann geh dort hinauf.«

»McMudock!« Howard blickte ihn alarmiert an. »Sie -«

»Es ist schon gut, Howard«, unterbrach ihn McMudock. »Lassen Sie ihn gehen. Vielleicht begreift er dann, was wirklich los ist.« Er deutete herausfordernd auf die Treppe, »Warum gehst du nicht, Brennan? Oder hast du Angst?«

Brennan starrte ihn noch einen Moment lang trotzig an, dann drehte er sich herum, nahm die Petroleumlampe vom Kaminsims und ging zur Treppe. »Paßt auf sie auf«, sagte er an seine Männer gewandt, »Und wenn ich in fünf Minuten nicht wieder da bin, dann erschießt sie.« Er warf Howard, McMudock und mir der Reihe nach einen drohenden Blick zu, wandte sich mit einer übertrieben kraftvollen Bewegung um und begann rasch die Treppe hinaufzusteigen.

Ich sah ihm mit gemischten Gefühlen nach. Irgendwie glaubte ich zu spüren, daß der Moment der größten Gefahr - was ihn betraf - vorüber war. Männer wie Brennan sind nur in ganz bestimmten Situationen und in ganz bestimmten Momenten wirklich stark. Er hatte den Moment, in dem er noch handeln konnte, eindeutig verpaßt. Aber Männer wie Brennan sind auch unberechenbar.

»Glauben Sie, daß das klug war?« fragte Howard.

McMudock schnaubte. »Bei Brennan ist überhaupt nichts klug«, sagte er zornig. »Aber ich glaube nicht, daß wir hier herauskommen, wenn wir uns auch noch mit einem Verrückten herumschlagen müssen.« Er seufzte, blickte zum Fenster und schüttelte den Kopf. »Ich wollte, es würde bald hell.«

»Wie ... wie meinst du das, Lon?« fragte einer der Männer. McMudock schürzte geringschätzig die Lippen, ging zur Tür und blickte einen Moment schweigend in die Dunkelheit hinaus, ehe er antwortete:

»Ihr seid durch den Wald geritten, oder?«

»Natürlich.«

»Dann weißt du, was ich meine«, antwortete McMudock düster. Diesmal schwieg der Mann. Aber ich spürte die Furcht, die sich in seine Seele - und die der anderen - gekrallt hatte, überdeutlich.

Die fünf Minuten, von denen Brennan gesprochen hatte, waren noch nicht zur Hälfte vorbei, als er zurückkam. Selbst im schwachen Licht der Petroleumlampen war zu erkennen, wie blaß er geworden war, und der Blick seiner weit aufgerissenen, starren Augen wirkte seltsam leer, als er auf Howard zuging und dicht vor ihm stehenblieb. Seine Hände zitterten.

»Was ... was ist das, da ... da oben?« krächzte er. »Dieses ... Ding?«

»Eines von den Biestern, die wirklich an allem schuld sind«, sagte McMudock an Howards Stelle. Das entsprach nicht ganz der Wahrheit, aber es war im Augenblick wahrscheinlich klüger, als Brennan eine umständliche Erklärung zu geben, die er sowieso nicht verstand. »Und ein zweites oder vielleicht noch ein paar mehr schleichen wahrscheinlich jetzt noch durch den Wald und warten nur darauf, daß du die Nase ins Freie steckst.«

Brennan begann zu zittern. Howard nahm ihm die Lampe aus der Hand, ehe er sie fallen ließ. »Aber das ist...«, stammelte er, »das ... mein Gott, so etwas Grauenhaftes habe ich noch nie gesehen. Was ist das ... für ein Ding?«

»Es ist tot und kann uns nichts mehr tun«, sagte Howard beruhigend. »Aber ich fürchte, Mister McMudock hat recht. Es könnten noch mehr davon draußen sein. Ich fürchte sogar, es ist so.«

Brennans Kopf ruckte mit einer erschrockenen Bewegung herum. Aus weit aufgerissenen Augen starrte er zum Fenster, als erwarte er, dort jeden Augenblick alle Dämonen der Hölle auftauchen zu sehen. »Wir müssen weg!« keuchte er. »Wir ... müssen hier raus!«

McMudock lachte leise. »Dann geh doch«, sagte er. »Bitte, die Tür ist offen. Wenn du morgen früh noch leben solltest, dann kommen wir dir nach.«

Brennan fuhr herum. »Das ist alles nur ihre Schuld!« schrie er und deutete anklagend auf Howard und mich. »Das ist ihr Werk! Das ist Hexerei! Sie ...«

McMudock nahm ihm mit einer fast gelassenen Bewegung das Gewehr aus den Fingern, lehnte es neben sich an die Wand und schlug ihm mit der flachen Hand über den Mund. Brennan taumelte zurück, preßte die Hand gegen seine aufgesprungene Lippe und starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an. In diesem Moment war sein Blick der eines Menschen, der auf dem schmalen Grat zwischen Normalität und Wahnsinn entlangbalancierte. Er begann zu schluchzen und kleine, würgende Geräusche auszustoßen. McMudock holte zu einem weiteren Schlag aus, aber Brennan duckte sich blitzschnell unter seinem Arm hindurch, versetzte ihm einen Stoß und sprang mit einem kaum mehr menschlich klingenden Schrei an ihm vorüber. »Ich will weg!« brüllte er. »Ich will raus hier!«