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»Das sind wir auch«, meinte Desjani.

Rione lächelte amüsiert. »Wagemut mag gegen die Syndiks von Nutzen sein, aber damit kommen Sie bei diesem Feind nicht weiter.«

»Das ist uns bekannt«, warf Geary ein, bevor Desjani eine weitere Salve auf Rione abfeuern konnte. »Was ist mit Kila? Sie tut mit jedem Mal etwas lauter kund, dass sie mit meiner Art des Kommandos nicht zufrieden ist.«

Aus Riones Belustigung wurde prompt Verärgerung. »Wie Ihre Offiziere schon sagten und wie es mir von meinen Agenten bestätigt wird, ist Kila zu unbeliebt, als dass man sie als Befehlshaberin dieser Flotte akzeptieren würde. Aber sie ist auch zu arrogant und – im Gegensatz zu Numos – zu intelligent, um sich von anderen für deren Zwecke benutzen zu lassen. Wie es scheint, kommt jetzt ihre wahre Persönlichkeit zum Vorschein, nachdem sie gemerkt hat, dass sie bei Ihnen nicht landen kann, wenn sie versucht, sich genauso einzuschmeicheln wie bei ihren anderen Vorgesetzten. Sie hat noch nie versucht, Sie zu verführen, oder?«

»Was?«

»Nun, es gibt Hinweise darauf, dass das eine ihrer Taktiken sein könnte, um schneller Karriere zu machen. Aber das kann auch nur Tratsch von Leuten sein, die sie nicht ausstehen können. Sie sagen also, dass sie das bei Ihnen noch nicht versucht hat.«

»Nein!« Aus dem Augenwinkel bemerkte er Desjanis Blick, der ihm verriet, dass sie sich am liebsten auf Rione gestürzt hätte. »Wir sind bislang nicht mal gemeinsam auf einem Schiff gewesen!«

Rione nickte bedächtig. »Das könnte es allerdings erklären. Aber abgesehen davon dürfte sie Ihren Ruf gut genug kennen, um zu wissen, dass ein solcher Versuch ohnehin vergeblich wäre.«

»Vielen Dank.« Sie schien genau zu wissen, wie sie ihn mit einer passenden Bemerkung verwirren konnte.

»Aber Kila würde sich nicht als menschlicher Schutzschild vor die eigentlichen Drahtzieher stellen«, überlegte Rione laut. »Wenn sie dahintersteckt, warum sollte sie dann die Aufmerksamkeit auf sich lenken?«

»Wenn meine Feinde so schlau sind, wie wir es glauben, würde sie es nicht machen«, meinte Geary kopfschüttelnd. »Die Leute von der Systemsicherheit halten Ausschau nach weiteren Würmern, aber sie können nicht ausschließen, dass es immer noch irgendwo ein Hintertürchen zu den Kontrollsystemen gibt, von dem sie nichts wissen. Was können wir noch tun?«

»Ich weiß es nicht.« Rione war deutlich anzumerken, wie frustriert sie war. »Stimmt es, dass Ihnen keine weiteren Angebote gemacht worden sind, Diktator zu werden?«

»Nicht in den letzten Tagen.«

»Das Einzige, das einem solchen Schritt noch im Weg steht«, sagte Rione, »ist die Strecke, die wir noch bis ins Allianz-Gebiet zurücklegen müssen. Und natürlich jede Streitkraft, mit der die Syndiks aufwarten können.«

»Und ich ebenfalls«, betonte Geary. »Ich werde mich nicht zum Tyrann aufschwingen.«

Rione sah ihn gelangweilt an. »Wieso glauben Sie, das sei ein entscheidender Faktor? Wenn wir Varandal erreicht haben, werden diejenigen, die wollen, dass Sie die gewählten Führer zum Teufel jagen, erwarten, dass Sie entsprechend handeln.«

Diesmal legte Desjani mit abweisender Stimme Widerspruch ein. »Captain Geary wird seinen Eid gegenüber der Allianz nicht brechen, ganz gleich, wie schlecht die Politiker der Allianz ihre Arbeit auch machen.«

Rione nahm von der Bemerkung keine Notiz und sagte gezielt an Geary gerichtet: »Diese Leute werden Ihr Nein nicht ewig akzeptieren. Die wissen auch, dass der größte Teil der Flotte ihnen Rückhalt geben wird, wenn sie auf die Idee kommen, angeblich in Ihrem Namen zu handeln. Keiner von denen benötigt Ihre Erlaubnis für einen Staatsstreich. Sie müssen davon ausgehen, dass diese Leute einfach handeln werden, um Sie vor vollendete Tatsachen zu stellen. Was Sie brauchen, ist ein Plan, wie Sie dieses Problem aus der Welt schaffen, bevor die Allianz-Regierung gestürzt wird.«

»Also gut.« Ihm entging nicht, dass Rione ihm im Wesentlichen den gleichen Ratschlag wie zuvor Desjani gegeben hatte. Allerdings würde er ihr gegenüber davon kein Wort verlauten lassen. »Haben Sie irgendeinen Vorschlag, wie so ein Plan aussehen könnte?«

»Hätte ich mit anderen Politikern zu tun, dann wäre das kein Problem«, erwiderte sie und sah ihn mit überzogen nachdenklicher Miene an. »Aber mit einem militärischen Verstand habe ich immer noch so meine Schwierigkeiten.«

Geary warf Desjani einen Seitenblick zu. »Vielleicht sollten wir es mit einem militärischen Blickwinkel versuchen. Stellen Sie sich das Ganze als ein militärisches Problem vor, als eines von Strategien und Taktiken.«

Riones Minenspiel veränderte sich, als würde sie intensiv darüber nachdenken. »Das könnte hilfreich sein.«

Dass Desjani dabei den Mund zu einem ganz und gar unmilitärischen Grinsen verzog, konnte Rione von ihrer Position aus nicht sehen.

Geary versuchte daraufhin, ihr unauffällig einen warnenden Blick zuzuwerfen, aber natürlich bekam Rione das mit, drehte sich um und schaute Desjani argwöhnisch an. Allerdings war es zu spät, als dass sie den spöttischen Gesichtsausdruck noch hätte sehen können.

»Schaffen Sie das?«, fragte Rione an Geary gewandt. »Können Sie Ihren Leuten in deren Jargon klarmachen, dass sie nicht eigenmächtig handeln sollen?«

»Das versuche ich ja, aber bislang ist mir noch kein wirklich überzeugendes Argument eingefallen.«

Diesmal schnaubte Rione verächtlich. »Stellen Sie sich eine Katastrophe vor, denn genau das wäre ein Militärcoup. Die größte Katastrophe, die Sie sich ausmalen können.«

Desjani zog eine Augenbraue hoch. »Das hört sich an wie eine Beschreibung dessen, was dieser Flotte im Heimatsystem der Syndiks widerfahren ist.«

»Das ist gut«, erklärte Rione. »Das ist wirklich gut. Ein Vorfall, der noch nicht lange zurückliegt, ein einschneidendes Erlebnis, das noch ganz frisch in den Erinnerungen liegt. Etwas, das im ersten Moment vielversprechend klang, das sich aber als ein Debakel entpuppte, durch das wir den Krieg hätten verlieren können. Bestimmt fällt Ihnen etwas Gutes ein, was Sie daraus machen können.«

Geary nickte. »Jetzt muss ich bloß noch wissen, wer in dem Plan der Feind sein soll.«

»Das ist das Einfachste überhaupt«, stöhnte Rione aufgebracht. »Fragen Sie Captain Desjani, sie wird es Ihnen sagen. Oder fragen Sie Captain Badaya. Wer ist daheim der Feind? Ich, und mit mir jeder andere Politiker. Das ist es, was die Leute glauben.« Daraufhin nickte Desjani knapp und ohne jede Spur von Ironie. »Sehen Sie? Ihre Strategie sollte auf dem aufbauen, was Leute wie Badaya für die Wahrheit halten. Dann werden sie viel leichter glauben, was Sie ihnen sagen. Testen Sie Ihre Ideen an ihr, sie hat diesen militärischen Verstand. Außerdem gibt es niemanden, dem Sie mehr vertrauen können als ihr.« Dieses Lob kam so unerwartet, dass Desjani und Geary ihr Erstaunen nicht verbergen konnten. Das wiederum ließ ein flüchtiges Lächeln in Riones Gesicht erscheinen. »Ich bin weder blind noch dumm. Wenn Sie nicht zulassen, dass diese Frau Ihnen Rückendeckung gibt, dann sind Sie ein Idiot, Captain Geary. Die Frage ist nur: Wird sie es Ihnen sagen, wenn sie das Gefühl hat, dass Ihre Ideen nicht wirkungsvoll genug sind?«