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»Manchmal frage ich mich«, sprach sie nach einer kurzen Pause, »ob die Aliens recht haben, dass die Menschheit sich eines Tages selbst auslöschen wird.«

»Ich will es nicht hoffen. Wie es scheint, hat es bei vielen Leuten in dieser Flotte einen tiefen Eindruck hinterlassen, dass sie mitansehen mussten, was sich bei Lakota abgespielt hat. Man kann sich innerlich nicht von einem Ereignis distanzieren, bei dem man miterlebt hat, wie eine bewohnte Welt mit einem einzigen Schlag so entsetzlich verwüstet wird.«

»Ja, das scheint tatsächlich Wirkung gezeigt zu haben. Und was ist mit Captain Cresida? So wie sie Tulev angesehen hat, verbindet die beiden irgendwas. Stammte sie auch von Elyzia?«

»Nein, aber ihr Ehemann war Flottenoffizier. Sie waren gerade mal ein Jahr verheiratet, als er bei einem Gefecht getötet wurde.«

»Wie lange ist das her?«

»Zwei Jahre.«

Rione nickte. »Auch nach zehn Jahren rechne ich immer wieder damit, doch noch irgendwann meinen Mann wiederzusehen. Würde Captain Cresida meine Beileidsbekundung annehmen?«

»Ich glaube schon. Sie hat mit mir nie darüber gesprochen, aber Sie beide haben den gleichen Verlust erlitten.«

Ihr Seufzer klang wie der letzte Atemzug eines sterbenden Marathonläufers. »Ich weiß nicht, ob die lebenden Sterne Sie tatsächlich geschickt haben, John Geary, aber es gibt Momente, da denke ich über diesen Krieg nach und bete mit aller Kraft, dass sie Sie wirklich geschickt haben und dass Sie dem Ganzen ein Ende bereiten können.«

Dann ging sie, und Geary saß da und starrte auf die geschlossene Luke.

Drei

Heradao.

Als die Schiffe der Allianz-Flotte von Dilawa kommend den Sprungraum verließen, war Gearys erster Gedanke, dass es bis nach Hause nur noch drei Sprünge waren.

Sein zweiter Gedanke galt der Frage, wie schwierig es wohl würde, das Heradao-Sternensystem zu durchqueren. Die Antwort darauf sollte er schon bald bekommen.

Die Sensoren der Flotte, die empfindlich genug waren, um auch winzige Objekte über Entfernungen von mehreren Lichtstunden zu erfassen, suchten die Umgebung ab und aktualisierten hektisch das vor Geary befindliche Display.

»Sie sind hier«, stellte Desjani gelassen fest, auch wenn ihre Augen aus Vorfreude auf das bevorstehende Gefecht aufblitzten. »Aber nicht in unserer unmittelbaren Nähe.«

Geary zwang sich ruhig und gleichmäßig zu atmen, während auf seinem Display immer mehr Lichtpunkte aufleuchteten, die feindliche Schiffe darstellten. Die Hauptflotte der Syndiks, die ihre gewohnte Kastenformation eingenommen hatte, war fast vier Lichtstunden entfernt und hielt sich in einem Orbit um den Stern Heradao selbst auf. Eine zweite, deutlich kleinere Flotte befand sich mit rund fünf Lichtstunden noch etwas weiter von den Allianz-Schiffen fort. Wie Desjani bereits gesagt hatte, konnte man nicht von einer unmittelbaren Nähe zu seiner Flotte reden. Selbst wenn die größere Syndik-Flotte sofort aufbrach und auf einen Abfangkurs zu den Allianz-Schiffen ging, würde immer noch mehr als ein Tag vergehen, ehe die beiden Streitkräfte sich einander so weit angenähert hatten, um den Kampf zu beginnen. »Ich dachte, wir würden hier auf mehr Verteidigungsanlagen stoßen, wo wir doch so dicht an der Grenze sind.«

Desjani machte eine vage Geste. »Ja und nein. Es war eigentlich zu erwarten, dass sie mehr und größere Kriegsschiffe in dieses System schicken, um uns aufzuhalten. Diese kleinere Flotte dürfte wohl die Streitmacht darstellen, die üblicherweise Heradao bewacht. Aber es wundert mich nicht, dass hier keine festen Verteidigungseinrichtungen zu entdecken sind. Wir sind noch immer zwei Sprünge von einem an der Grenze gelegenen Syndik-System entfernt. Die Grenzsysteme haben bei der Verteidigung Vorrang. Ganz bestimmt würden die Syndiks auch die weiter von der Grenze entfernten Systeme besser ausstatten, aber sie stehen vor dem gleichen Problem wie wir: die nötigen Ressourcen und finanziellen Mittel fehlen.« Sie rief eine Anzeige auf, die ein riesiges Gebiet des Weltalls zeigte und in deren Zentrum der Grenzverlauf zu erkennen war. »Das ist umso problematischer, da man mit nur einem Sprung hinter die Grenze gleich die Auswahl zwischen verschiedenen anschließenden Systemen hat. Und die wird mit jedem weiteren System immer größer. Das sind schlichtweg zu viele Sternensysteme, als dass es möglich wäre, sie alle mit gleichwertigen Verteidigungsanlagen auszurüsten.«

»Wir waren davon ausgegangen, dass Kalixa stärker verteidigt sein würde«, stimmte Geary ihr zu, »weil es dort ein Hypernet-Portal gibt und das System wohlhabender ist als Heradao.«

»Ja, und wenn wir Padronis erreichen, werden wir vermutlich feststellen, dass dort niemand auf uns wartet, weil es dort nichts gibt, was zu verteidigen sich lohnt. Atalia wird uns viel mehr abverlangen.« Desjani gab einen verärgerten Laut von sich, dann deutete sie auf ihr Display. »Ich habe den Kurs zum Sprungpunkt nach Padronis berechnet. Die Syndik-Verbände befinden sich in Umlaufbahnen, von denen aus es ihnen möglich ist, uns abzufangen, sobald wir den Sprungpunkt ansteuern.«

Geary stutzte, sein Verstand konzentrierte sich auf die Hauptstreitmacht. Während die Allianz-Flotte über zwanzig Schlachtschiffe und sechzehn Schlachtkreuzer verfügte, konnten die Syndiks mit dreiundzwanzig Schlachtschiffen und einundzwanzig Schlachtkreuzern aufwarten, zudem mit etlichen Schweren und Leichten Kreuzern sowie mit Zerstörern, sodass sie auch in dieser Hinsicht einen deutlichen Vorteil hatten. Die zweite feindliche Flotte war erheblich kleiner, sie setzte sich aus einem Dutzend Schwerer Kreuzer und einigen Leichten Kreuzern und Zerstörern zusammen. Die anstehende Konfrontation würde keine Leichtigkeit werden, und wenn er einen Fehler machte, konnte es schlimmer enden als bei Lakota und Cavalos. »Warum stört Sie das?«, fragte er Desjani. »Wir haben damit gerechnet, dass sie versuchen werden uns daran zu hindern, das nächste System zu erreichen.«

»Weil sie uns in dieser Umlaufbahn nicht davon abhalten können, den Sprungpunkt nach Kalixa zu erreichen«, antwortete sie. »Wenn unsere Berechnungen der Verluste der Syndiks, die unsere Flotte ihnen in den letzten Monaten zugefügt hat, auch nur annähernd den Tatsachen entsprechen, dann dürfte das da so ziemlich alles sein, was sie noch aufzubieten haben. Warum stört es sie nicht, dass wir nach Kalixa springen könnten? So gut kann das System auch nicht geschützt sein.«

Dann wurde ihm klar, worauf sie hinauswollte. »Kalixa besitzt ein Hypernet-Portal. Vielleicht wollen sie es hochgehen lassen, sobald wir dort eintreffen.« Unwillkürlich zuckte er zusammen, als er sich vorstellte, ein weiteres bewohntes Sternensystem könnte durch ein kollabierendes Portal verwüstet oder sogar völlig ausgelöscht werden. Angesichts der Taktiken, zu denen die Syndik-Führung in der Vergangenheit gegriffen hatte, war nicht auszuschließen, dass genau das passieren würde.

»Könnte sein«, stimmte Desjani ihm widerstrebend zu. »Es wirkt fast so, als wollten sie, dass wir den Sprungpunkt nach Kalixa ansteuern. Dann könnten sie uns folgen und das beseitigen, was von der Flotte nach dem Kollaps des Hypernet-Portals noch übrig sein wird. Aber die Syndiks wissen auch, dass wir den Zusammenbruch des Portals bei Lakota ohne schwere Schäden überstanden haben, also können sie keine Gewissheit haben, dass ihre Taktik unsere Flotte tatsächlich kampfunfähig machen wird. Wenn wir das überleben, dann wäre diese Flotte dort uns zwar dicht auf den Fersen, könnte uns aber nur einholen, wenn wir absichtlich trödeln. Warum sollten sie so ein Risiko eingehen?«

Sie dachte intensiv darüber nach, und was sie dann sagte, das glich erschreckend dem, was Geary durch den Kopf ging: »Was könnte bei Kalixa noch auf uns warten?«