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»Sir, dieser Plan …«

»… wird es den Schlachtschiffen erlauben, das zu tun, was sie am besten können.«

Desjanis Gesicht lief rot an. »Schlachtkreuzer ziehen nicht hinter anderen Schiffen ins Gefecht! Wir führen die anderen Schiffe an!«

»Diesmal nicht.« Ihm entging nicht, wie sie vor Wut die Fäuste ballte. »Captain Desjani, ich muss die Syndiks auf eine Weise treffen, mit der sie nicht rechnen. Und ich muss verhindern, dass dabei meine eigene Flotte ausgelöscht wird. Die Schlachtkreuzer sollen bei diesem Gefecht nicht in der zweiten Reihe verharren. Sehen Sie sich die nächsten Befehle an.«

Sie kam seiner Aufforderung nach, dann atmete sie tief durch. »Wie Sie schon sagten, das ist ein ungewöhnlicher Plan.«

»Das ist der Sinn der Sache.«

»Mir ist klar, warum Sie das den anderen Schlachtkreuzern nicht im Voraus mitteilen wollen. Die werden allesamt sehr unzufrieden sein. So wie ich. Aber ich werde meine Befehle ausführen, Captain Geary.« Desjani wirkte ein klein wenig besänftigt, aber sie starrte noch immer finster vor sich hin.

»Vielen Dank, Captain Desjani. Ich möchte unter keinen Umständen auf einem anderen Schiff als der Dauntless sein.« Sie reagierte nicht auf seine Worte, und er überlegte, ob er mehr sagen sollte. Aber er hatte nur ausgesprochen, woran er glaubte. »Halten Sie den Plan für durchdacht?«

Er sah ihr an, dass sie versuchte, ihre Gefühle zu kontrollieren und sich auf den Plan wie auf etwas Abstraktes zu konzentrieren. »Wenn unsere Schiffe diese Manöver tatsächlich in der vorgegebenen Zeit ausführen können, werden die Syndiks sehr überrascht sein … so wie auch einige von unseren eigenen Schiffen.«

»Die Steuersysteme sagen, es ist machbar.«

»Theoretisch ja.« Sie sah Geary ernst an. »Das muss komplett von den automatischen Steuerkontrollen erledigt werden. Kein Steuermann in der gesamten Flotte könnte solche Manöver ausführen, ohne dabei eine Katastrophe auszulösen.«

»Ich verstehe.«

»Sir, bitte! Die Dauntless kann weiter vorne platziert werden.«

»Das wird sie auch sein, wenn wir die Formation teilen. Tanya, es ist nur eine einzige lausige Angriffswelle. Wie viele Schlachten haben wir schon gemeinsam auf diesem Schiff ausgetragen? Wie oft hat dabei die Dauntless die Flotte angeführt und den Mittelpunkt der Formation dargestellt, während die Syndiks auf uns gezielt haben?«

Desjani sah wütend nach unten. »Vermutlich hätte ich nicht davon ausgehen dürfen, dass Sie das verstehen würden.«

»Verdammt, Tanya, unter normalen Umständen würde ich Himmel und Erde in Bewegung setzen, um Sie glücklich zu machen. Ich habe aber eine Verantwortung gegenüber der Flotte und gegenüber der Allianz. Das wäre alles viel einfacher, wenn das hier ein anderes Schiff wäre und ich mit einem anderen Captain reden könnte. Aber ich darf nicht zulassen, dass meine persönlichen Gefühle diese Entscheidung beeinflussen.«

Desjani versteifte sich, und er presste die Lippen zusammen. Seine letzte Bemerkung konnte sich auf dienstlichen Respekt und Freundschaft beziehen, es mochte aber auch eine Anspielung auf etwas sein, zu dem keiner von ihnen sich bekennen konnte.

Geary richtete seine Argumentation auf die unpersönliche Realität aus. »Die Dauntless muss es nach Hause schaffen, weil sie den Hypernet-Schlüssel an Bord hat. Ich kann die Dauntless nicht in eine Position bringen, die ihre Zerstörung praktisch garantiert. Und ich muss das auch nicht, weil niemand auf die Idee kommen könnte zu behaupten, die Dauntless oder ihre Befehlshaberin hätten sich in irgendeinem Gefecht nicht ehrenhaft verhalten.«

Eine Weile schwieg Desjani, dann warf sie ihm einen Seitenblick zu. »Sie würden Himmel und Erde in Bewegung setzen?«

Verdutzt nickte er. »Wenn ich es könnte.«

»Vielleicht werde ich Sie noch beim Wort nehmen.« Dann straffte sie die Schultern und salutierte. »Die Dauntless wird ihrer Pflicht nachkommen, und das gilt auch für den Captain. Es ist ein guter Plan, Sir. Er wird den Feind verwirren, und was noch wichtiger ist: Er wird dem Feind wehtun.«

»Danke.« Er erwiderte den Salut und seufzte erleichtert, als Desjani gegangen war.

Allerdings machte er sich ein wenig Sorgen über ihre Bemerkung, ihn »beim Wort nehmen« zu wollen, da ihm nicht klar war, was genau sie damit meinte.

»Ich darf davon ausgehen, dass Sie jetzt einen Plan haben?«, fragte Rione.

Geary, der auf seinen Platz auf der Brücke der Dauntless zurückgekehrt war, drehte sich um und nickte ihr zu. »Es ist eine Überraschung.«

»Großartig. Aber so wie es aussieht, wollen Sie damit nicht nur den Feind, sondern auch Ihre eigenen Schiffe überraschen. Sehe ich das richtig?«

»In gewisser Weise.«

»Da es nur noch eine Stunde bis zum Kontakt ist, nehme ich an, dass wir in Kürze erfahren werden, was Sie sich ausgedacht haben.« Desjani verzog keine Miene, doch wie es schien, konnte Rione sogar daraus etwas herauslesen. »Natürlich nur diejenigen, die Sie nicht längst eingeweiht haben.« Mit diesen Worten nahm Rione Platz und gab sich äußerlich völlig ungerührt.

Desjani wartete ein paar Minuten, dann beugte sie sich zu Geary, um innerhalb der Energieblase mit ihm zu reden, die nichts von ihrer Unterhaltung nach außen dringen ließ. »Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen.«

»Nein, müssen Sie nicht. Um ehrlich zu sein, hatte ich mit einer noch viel heftigeren Reaktion gerechnet.«

»Das meine ich nicht.« Sie schaute an ihm vorbei zu Rione. »Ich hatte mich gefragt, ob Sie die Dauntless auf ihr Drängen hin zurückhalten wollten, damit der Schlüssel der Syndiks in Sicherheit ist. Mir hätte klar sein sollen, dass Sie so etwas nicht tun würden. Es tut mir leid, dass ich so etwas gedacht habe.«

»Ist schon in Ordnung. Jetzt konzentrieren Sie sich lieber auf das kommende Gefecht, Tanya. Das wird ziemlich hart werden, und ich brauche von Ihnen wirklich das Beste.«

»Sie bekommen immer mein Bestes, Sir«, meinte sie grinsend und lehnte sich auf ihrem Platz zurück.

Noch eine halbe Stunde bis zum Kontakt. Vor zwölf Stunden hatte Geary absichtlich die Allianz-Formation zu einem Spiegelbild der Syndik-Formation angeordnet, mit einer größeren und vier kleineren Unterformationen. Bald würde er eine erneute Umordnung vornehmen lassen müssen. Bald, aber jetzt noch nicht. Die Syndiks blieben auf ihrem Kurs und behielten ihre Geschwindigkeit bei, als wollten sie geradewegs mit der Allianz-Flotte kollidieren. Tatsächlich jedoch ging Geary davon aus, dass sie mit einer Änderung seiner Flottenvektoren in letzter Minute rechneten.

»Möchten Sie ein paar Worte an die Flotte richten?«, fragte Desjani in einem Tonfall, der nahelegte, dass er das in der Tat so machen wollte, ob es ihm nun bewusst war oder nicht.

»Gute Idee.« Er hielt einen Moment inne, um seine Gedanken zu ordnen, dann öffnete er den Kanal, der ihn mit allen Schiffen verband. »An alle Schiffe der Allianz-Flotte, diese Syndik-Flotte blockiert unseren Weg zurück nach Hause. Was uns an Vorräten fehlt, werden wir durch Erfahrung und Kampfgeist wettmachen.« Er wollte damit nicht in die Fußstapfen von Captain Falco treten, der der Meinung gewesen war, die Erwähnung des »Kampfgeistes« würde die Gefechtsfähigkeiten einer Streitmacht wie von Zauberhand vervielfältigen. Aber es war wichtig. Es bewirkte etwas, solange man nicht dem Irrglauben erlag, damit mystischen Schutz gegen Feindbeschuss zu erlangen. Erfahrung dagegen konnte von entscheidender Bedeutung sein. »Diese Syndiks werden uns nicht aufhalten, weil wir am heutigen Tag einen weiteren Sieg erringen werden, der in die Annalen der Allianz-Flotte eingehen wird.«

Er beendete die Übertragung und verspürte angesichts solch hochtrabender Worte ein deutliches Unbehagen. Dann jedoch bemerkte er Desjanis zustimmenden Blick. »Vor einem Gefecht halten Sie immer gute Ansprachen, Sir. Kurz und knapp, direkt und kraftvoll.«