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»Shuttles gelandet, Marines auf dem Boden.« Die Operation besaß von weit oben betrachtet eine gewisse Schönheit, wenn man mitverfolgen konnte, wie die Shuttles rings um das Lager und in dessen Mitte kreisten, wie sie zur Landung ansetzten, wie die Marines aus den dicht über dem Boden schwebenden Fahrzeugen sprangen, und wie Lichtblitze umherzuckten, als der Gegner auf die Shuttles oder die Marines schoss. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Shuttles waren die der Marines mit defensiven Gefechtssystemen ausgestattet, die sofort Granatenbeschuss und automatisches Feuer auf jene Positionen losließen, von denen aus die Syndiks geschossen hatten. Die Marines fielen in das Sperrfeuer ein und ließen alles in die Luft gehen, was dem Feind als Unterschlupf dienen mochte. Rings um das Lager und an ein paar Stellen nahe dem Landeplatz in der Mitte kam es zu heftigen Schusswechseln und Explosionen.

»Wir wissen nicht, wo die Gefangenen festgehalten werden«, protestierte Rione plötzlich, »und diese Marines gehen einfach hin und legen das ganze Lager in Schutt und Asche!«

Geary schüttelte den Kopf. »Diese Marines kennen jeden Punkt im Lager, an dem sich Gefangene aufhalten sollten. Und was den Rest angeht, müssen wir darauf vertrauen, dass sie ein Ziel erst identifizieren, bevor sie schießen.« Er öffnete den Feed zu den Marines.

»Der Feind hat sich verschanzt«, meldete einer der Offiziere. »Heftiger Widerstand rings um die Landezone.«

»Das wird hässlich werden«, prophezeite Desjani leise.

Fünf

»Konventionelle Bodenartillerie feuert aus Positionen dreißig Kilometer östlich und zwanzig Kilometer südlich auf das Lager!«

Geary markierte weitere Ziele und feuerte Steine auf sie ab. Sein Hauptdisplay glitt zur Seite und zeigte ihm die Lage in einem großen Bereich auf dem Planeten unter ihnen ebenso an wie jene orbitalen Positionen, die der Flotte gefährlich werden konnten. Auf der anderen Seite fand sich die Draufsicht auf das Arbeitslager. Symbole bewegten sich dort hin und her, um anzuzeigen, wo Freund und Feind sich gerade aufhielten. Direkt vor sich hatte Geary eine ganze Reihe von Fenstern geöffnet, die aus verschiedenen Blickwinkeln das Geschehen auf dem Planeten zeigten, das ihm von den Kameras in den Panzeranzügen der Marines übertragen wurde. Er musste sich selbst bremsen, zu sehr auf diese Bilder zu achten, da er sonst Gefahr lief, sich auf Ereignisse zu konzentrieren, die nur einen winzigen Ausschnitt betrafen. Auch wenn diese Bilder von den einzelnen Marines ihm ein gutes Gefühl vermitteln konnten, wie der Einsatz aus der Perspektive dieser Leute aussah, durfte er doch nicht den Überblick über die Flotte als Ganzes verlieren.

Im Augenblick war es allerdings schwer, überhaupt einen Überblick zu bekommen, ganz gleich welche Darstellung er sich ansah. Auf der Gesamtanzeige waren Marines-Züge und -Kompanien zu sehen, die kontinuierlich ins Innere des Lagers vorrückten. Ringsum flammten in rascher Folge Symbole für befreite Kriegsgefangene auf, sobald sie den Zugang zu einer weiteren Kaserne aufgeschossen und die Gefangenen herausgeholt hatten. In anderen Bereichen kamen die Marines nur langsam voran, da sie aus den umliegenden Gebäuden fast ohne Unterbrechung von Syndiks beschossen wurden. Evakuierungsshuttles landeten in der Mitte des Lagers, obwohl während des Landeanflugs immer wieder vereinzelt Schüsse auf sie abgefeuert wurden. Auf dem Landeplatz kamen immer mehr befreite Gefangene zusammen, die noch benommen wirkten, während sie zu den ersten wartenden Shuttles gebracht wurden. Der Kommando-Feed der Marines quoll vor Berichten und Warnungen regelrecht über.

»Shuttles Victor Eins und Victor Sieben durch Beschuss vom Planeten schwer beschädigt. Kehren zu den Basisschiffen zurück.«

»Erfasse Gebäude fünf eins eins! Getroffen!«

»Links sind sie auch. Kleine Gebäude Richtung null zwei eins und null zwei drei.«

»Minen! Wir sind in ein Feld geraten. Zwei Marines getroffen. Alle Einheiten auf Minen achten!«

»Kann nicht mal jemand was gegen diese verdammte Artillerie unternehmen?«

»Die Flotte kümmert sich drum. Bomben schlagen jetzt ein.«

»Feuern Sie auf den Bunker da!«

Desjani, die ebenfalls zuhörte und sich die übertragenen Bilder ansah, schüttelte schwach den Kopf. »Gewinnen wir?«

»Ich glaube schon.« Geary drehte sich um, als sich der Gefechtssystem-Wachhabende zu Wort meldete.

»Sir, hier gehen laufend Bitten von den Marines ein, Objekte zu bombardieren …«

»Alle Bitten, die Bombardements außerhalb der Sicherheitszone von hundert Metern rund um unsere Leute betreffen, sollten doch automatisch genehmigt werden«, gab Geary etwas gereizt zurück.

»Stimmt, Sir. Aber wir könnten etwas schneller auf sie reagieren, wenn sie zu hundert Prozent von den automatischen Systemen erledigt würden, so wie es auch der Fall ist, wenn wir gegen Schiffe kämpfen.«

Geary schüttelte den Kopf. »Lieutenant, wir könnten ein paar Sekunden Reaktionszeit gewinnen, wenn wir so vorgehen. Aber die Marines haben ausdrücklich darum gebeten, dass ein Besatzungsmitglied sich erst noch mit eigenen Augen davon überzeugt, dass die richtige Stelle anvisiert wird. Ich werde mich in diesem Fall nicht über einen solchen Wunsch der Marines hinwegsetzen.« Der Lieutenant schien über diese Antwort nicht sehr glücklich zu sein, also nahm sich Geary einen Moment Zeit, um zu erklären: »Wenn wir auf Kriegsschiffe der Syndiks treffen, dann bleibt uns gar keine andere Wahl, als das Abfeuern unserer Waffen komplett den Schiffssystemen zu überlassen. Es ist für einen Menschen körperlich unmöglich, bei den extremen Geschwindigkeiten der verschiedenen Objekte schnell genug zu reagieren. Aber auf dem Planeten da unten bewegen sich weder die Syndiks noch unsere Marines mit Beinahe-Lichtgeschwindigkeit, und da können wir es uns erlauben, einen Menschen zwischenzuschalten. Falls Sie Berichte empfangen, dass von der Bitte bis zum Bombardement zu viel Zeit vergeht, dann lassen Sie mich das wissen. Glauben Sie mir, die Marines werden die Ersten sein, von denen wir hören, wenn sie nicht zufrieden sind.«

»Ja, Sir.« Der Lieutenant, der nur ein wenig verlegen wirkte, widmete sich wieder seinen Aufgaben.

»Sie sind mit Lieutenants ziemlich nachsichtig«, stellte Desjani fest, ohne den Blick von ihrem Display abzuwenden.

»Ich war selber mal einer. Und Sie übrigens auch.« So wie Desjani war auch Geary fast völlig auf die Entwicklungen auf dem Planeten konzentriert, dennoch war er über alles froh, was die Anspannung ein wenig linderte. Er vermutete, dass sie ihm angemerkt hatte, wie angespannt er war, und dass sie versuchte, ihn mit ihrer Bemerkung abzulenken.

»Ich nicht«, widersprach sie. »Ich bin schon als Befehlshaber eines Schlachtkreuzers zur Welt gekommen.«

»Das muss aber für Ihre Mutter eine schmerzhafte Geburt gewesen sein.«

Sie grinste ihn an. »Mom ist hart im Nehmen, allerdings gefiel ihr die Ehrengarde im Kreißsaal nicht.« Schlagartig wurde sie ernst, da eine dringende Meldung über das Marines-Netz hereinkam.

»Die Dritte Kompanie sitzt fest!«

Geary tippte verschiedene Fenster an, bis er den Lieutenant gefunden hatte, der diese Einheit befehligte. Das Bild, das von dessen Kamera übertragen wurde, zeigte teilweise eingestürzte Wände, die unter dem Beschuss durch die Syndiks erzitterten und weiter in Trümmer gesprengt wurden. »Schwere Geschützstellungen und verborgene Bunker«, berichtete der Lieutenant weiter. »Wir müssen auf eine Art von Zitadellengebiet gestoßen sein. Wir werden von allen Seiten beschossen, und wir haben bereits erhebliche Verluste zu beklagen.«

Colonel Carabalis Stimme ertönte: »Können Sie sich schrittweise zur Lagermitte zurückziehen, Lieutenant?«

»Negativ, Colonel, negativ!« Das Bild verwischte, als eine Explosion erfolgte, die genug Wucht besaß, um einige Marines durch die Luft zu wirbeln. »Wir können uns nicht von der Stelle rühren, ohne sofort beschossen zu werden. Bitte um alles verfügbare Feuer von der Flotte!« Geary sah mit an, wie eine taktische Darstellung der Umgebung auf dem Display des Lieutenants aktiviert wurde, der daraufhin in rascher Folge rings um die Position seiner Marines der Dritten Kompanie etliche Ziele markierte. »Erbitte Unterstützung durch Bombardierung der folgenden Koordinaten. Feuer so schnell wie möglich eröffnen!«