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»Ich hoffe, ich störe nicht«, sagte sie.

»Nein, überhaupt nicht. Ich habe nur gerade überlegt, weshalb ich eigentlich diese Kriegsgefangenen retten wollte«, gestand er ihr.

Rione lächelte flüchtig. »Weil Sie die lästige Angewohnheit haben, unbedingt das Richtige tun zu wollen, auch wenn der gesunde Menschenverstand etwas ganz anderes sagt.«

»Besten Dank. Was führt Sie zu mir?«

»Die befreiten Kriegsgefangenen von Heradao.«

Es gelang ihm nicht, ein Aufstöhnen zu unterdrücken. »Was ist denn jetzt schon wieder?«

»Das könnten gute Neuigkeiten sein, oder zumindest nützliche.« Rione deutete mit einer Kopfbewegung in Richtung des Konferenzraums. »Nachdem Sie gestern gegangen waren, gestand mir Commander Fensin, das Beste, was man ihm hatte sagen können, sei das gewesen, was Ihr Captain ihm an den Kopf geworfen hat. Sie wissen schon, dass sie ihn an seine Verantwortung als Allianz-Offizier erinnert und ihn aufgefordert hat, dieser Verantwortung gerecht zu werden.« Einen Moment lang hielt sie inne. »Nach allem, was Kai Fensin gesagt hat, sieht es so aus, dass ihm und den anderen Gefangenen eine feste Hand gefehlt hat, jemand, den sie respektieren konnten und der ihnen sagte, was zu tun war. Er ist der Ansicht, dass sie alle von einem Verhalten profitieren würden, wie Ihr Captain es ihm zuteil werden ließ.«

Geary widerstand der Versuchung zu betonen, dass sein »Captain« einen Namen hatte und dass Desjani ohnehin nicht »sein« Captain war. »Das klingt logisch. Sie sind es nicht gewöhnt, ihre vorgesetzten Offiziere zu respektieren oder sich um deren Befehle zu kümmern.«

»Kai schlug vor, dass Sie andere in der Flotte davon in Kenntnis setzen, damit alle wissen, wie sie mit den Gefangenen umgehen sollten. In dieser Hinsicht sind diese Leute nicht so wie die, die wir bei Sutrah befreit haben.«

»Danke«, sagte er. »Ich glaube, er hat damit recht.«

»Ja, und Ihr Captain hatte ebenfalls recht. Mein Instinkt, Commander Fensin zu beschützen, war ein Irrtum.«

»Machen Sie sich deshalb keine Vorwürfe. Desjani und Fensin gehören beide zur Flotte.« Rione nickte nur stumm. »Wie geht es Ihnen?«

Sie sah ihn forschend an. »Warum fragen Sie?«

»Sie scheinen sehr glücklich darüber zu sein, dass Sie Commander Fensin gefunden haben.«

Riones Augen blitzten auf. »Wenn Sie damit andeuten wollen …«

»Nein, nein!« Geary hob entschuldigend die Hände hoch. »Das habe ich damit nicht gemeint. Ich habe nur das Gefühl, dass das Wiedersehen mit ihm Ihnen gut getan hat.«

Ihr Ärger verschwand so rasch wieder, wie er hochgekocht war. »Ja. Er erinnert mich an viele Dinge. An das Leben, das ich einmal hatte.«

»Das habe ich gemerkt.« Er hielt es für das Beste, wenn er nicht erwähnte, dass Desjani es ebenfalls bemerkt hatte.

»Tatsächlich?« Sie ließ den Kopf ein wenig sinken. »Manchmal frage ich mich, was geschehen wird, falls mein Mann noch lebt und wir beide wieder vereint werden. In all den Jahren, seit er weg ist, habe ich mich in vieler Hinsicht verändert. Ich … ich bin nicht mehr die Frau, die er gekannt hat.«

»Ich habe diese Frau gesehen, als Sie mit Kai Fensin auf dem Hangardeck redeten.«

»Wirklich?« Rione seufzte. »Dann gibt es ja doch noch Hoffnung für mich. Vielleicht ist sie ja gar nicht tot.«

»Das ist sie nicht, Victoria.«

Sie sah ihn an und setzte ein schiefes Lächeln auf. »Das ist eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen Sie mich noch immer so anreden dürfen, John Geary. Ich danke Ihnen. Ich musste das hören, was Sie mir zu sagen hatten.« Sie ging zur Luke, blieb aber noch einmal stehen und fügte an, während sie ihm den Rücken zuwandte: »Danken Sie bitte auch Ihrem Captain in meinem Namen für das, was sie zu Commander Fensin gesagt hat. Ich bin ihr dafür wirklich dankbar.« Dann verließ sie sein Quartier, und die Luke schloss sich hinter ihr.

Er schrieb eine Nachricht an die Captains seiner Flotte, die ehemaligen Kriegsgefangenen von Heradao nicht mit Samthandschuhen anzufassen und ihnen schnellstmöglich irgendwelche Aufgaben zuzuweisen, damit sie sich sinnvoll betätigen konnten. Nachdem er die Nachricht abgeschickt hatte, lehnte sich Geary zurück und betrachtete wieder das Sternendisplay.

Nur noch etwas mehr als zwei Tage, dann erreichte die Flotte den Sprungpunkt nach Padronis. In dem System sollten keine Überraschungen auf sie lauern, war doch nichts über eine Präsenz der Syndiks bekannt. Das Gleiche sollte auch für Atalia gelten, das letzte Syndik-System, das sie durchqueren mussten, auch wenn sich dort Menschen angesiedelt hatten. Wenn die Geheimdienstinformationen der Allianz annähernd zutrafen, dann hatten die Syndiks so gut wie alles gegen die Allianz-Flotte aufgeboten und verloren. Demnach konnten sie über keine ausreichend große Zahl an Kriegsschiffen mehr verfügen, um sie seiner Flotte in den Weg zu stellen.

Sollte er sich tatsächlich endlich entspannen können?

Fünf Minuten später meldete sich Lieutenant Iger vom Geheimdienst mit einer sehr dringenden Mitteilung.

Sieben

Wenn Lieutenant Iger aus der Geheimdienstabteilung sich meldete, hatte er meistens etwas Interessantes und manchmal etwas sehr Überraschendes zu bieten. Gearys Erfahrungen sagten ihm, dass es nie angenehme Überraschungen waren. Aber was er zu vermelden hatte, entpuppte sich oft als entscheidende Information.

Da Iger keine glückliche Miene machte, als Geary bei ihm eintraf, konnte er sofort davon ausgehen, dass es wieder eine von den unangenehmen Überraschungen werden würde. »Sagen Sie mir bitte, dass der Bürgerkrieg in diesem System uns keinen weiteren Ärger bereiten wird, Lieutenant.«

»Oh … ja, Sir. Der Bürgerkrieg sollte für uns keine weiteren Konsequenzen nach sich ziehen, Sir. Mir geht es um ein ganz anderes Problem.«

»Ah, wunderbar. Ein großes Problem?«

»Ja, Sir, ein sehr großes.«

Geary rieb sich den Nacken und merkte, wie ein leichter Kopfschmerz begann. »Also gut, dann lassen Sie mal hören.«

»Wir haben den Funkverkehr der Syndiks in diesem Sternensystem überwacht, Captain Geary«, begann Iger. »Damit beziehe ich mich auf die Nachrichten, die bereits gesendet worden waren, als wir hier eintrafen. Das ist eine standardmäßige Vorgehensweise, um wichtige Mitteilungen aufzufangen und sie so schnell wie möglich zu entschlüsseln. Zuerst fiel uns dabei auf, dass eine deutlich überdurchschnittliche Zahl an Übermittlungen der höchsten Priorität gesendet wurde. Dabei muss ich noch einmal betonen, dass das bereits vor dem Zusammenbruch der Syndik-Kontrolle über das System so war.«

Geary nickte. Die Grenzen, die die Lichtgeschwindigkeit mit sich brachten, stellten für gewöhnlich ein Problem dar – nur dann nicht, wenn man versuchte, Nachrichten abzufangen, die bereits vor Stunden oder Tagen gesendet wurden, also lange vor dem Moment, da irgendjemand wissen konnte, dass die Allianz-Flotte in diesem speziellen System auftauchen würde. Diese Nachrichten bewegten sich noch immer mit Lichtgeschwindigkeit durch das System und ließen sich empfangen, wenn man wusste, was zu tun war. »Und können Sie etwas zum Inhalt sagen? Die Syndiks haben sich gedacht, wir könnten hier auftauchen, und das würde dieses hohe Aufkommen eigentlich erklären.«

»Aber das gilt nicht für alle, Sir. Wir waren in der Lage, einige der aufgefangenen dringenden Nachrichten zu entschlüsseln.« Iger drehte sich um und betätigte ein paar Tasten, dann tauchten auf einem Display mehrere Textzeilen auf. »Die hier stammen aus Stimmübertragungen und verschiedenen Textübertragungen. Solche informellen Kommunikationen sind üblicherweise die nützlichsten, weil die Leute reden, ohne nachzudenken. Es gibt mehrere Verweise auf eine Sache, von der wir bislang nie etwas gehört haben. Und zwar hier, hier und dort unten.«