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Die Offizierin benötigte einen Moment, ehe sie sich wieder im Griff hatte. »Ähm … Sir, unser Befehl lautete, in der Nähe des Sprungpunkts zu bleiben, um notfalls als Späher und als Kurier zu handeln.«

»Sehr gut. Ich weiß, das ist kein Auftrag, um den man sich reißt, dennoch erfüllen Sie eine sehr wichtige Funktion. Bleiben Sie auf Ihrem Posten. Sollte es den Syndiks gelingen, das Hypernet-Portal zu zerstören, dann können Sie zuvor beobachten, wie sie die Trossen vernichten. Wenn Sie das sehen, dann warten Sie nicht ab, bis das Portal zusammenbricht, sonst wird die Energiewelle Ihr Schiff auslöschen. Wenn sich der Zusammenbruch des Portals abzeichnet, müssen Sie sofort in den Sprungraum entkommen und melden, dass Varandal wahrscheinlich komplett zerstört wurde.«

»J-ja, Sir.«

»Vielen Dank.« Nachdem das Bild der Befehlshaberin der Howitzer verschwunden war, widmete er sich wieder dem Display und dachte über all die Dinge nach, die schiefgehen konnten. »Tanya, welchen Stand werden die Brennstoffzellen der Schlachtkreuzer haben, wenn wir die Syndiks erreichen?«

»Etwa fünfzehn Prozent, Sir. Das hängt auch davon ab, wie die Syndiks reagieren.«

»Wie viel verbraucht die Flotte bei einem typischen Gefecht?«

Desjani machte eine vage Geste mit den Händen. »Einem Ihrer typischen Gefechte oder einem der Gefechte, bevor Sie das Kommando übernommen haben?«

»Ersteres.«

»Bei Ihnen gibt es keine typischen Gefechte, Sir«, meinte sie und lächelte ihn aufmunternd an. »Wir kommen mit fünfzehn Prozent schon hin.«

»Wenn man Vertrauen in Brennstoffzellen abfüllen könnte, Captain Desjani, dann könnten Sie die gesamte Flotte mit Energie versorgen.«

»Ich bin nicht die Einzige, die Ihnen vertraut, Captain Geary.« Mit ihren Blicken deutete sie auf die Wachhabenden auf der Brücke, die ruhig dastanden oder voller Eifer über die aktuellen Ereignisse diskutierten. Niemand ließ Angst oder Unsicherheit erkennen. »Keiner von ihnen fürchtet sich vor dem Ausgang dieses Kampfs.«

Gut fünf Stunden später beobachtete Geary sein Display. In einem Fenster, das sich dort geöffnet hatte, war Captain Jane Geary zu sehen, die den Erhalt seiner Befehle bestätigte. Haltung und Tonfall waren steif, in ihren Augen loderte ein Feuer. Sie machte einen erschöpften Eindruck, offenbar eine Folge des lang anhaltenden Gefechts, das sie sich mit den Syndiks geliefert hatte, bevor die Allianz-Flotte eingetroffen war. Er wusste, dass sie wegen des Jahrhunderts, das er im Kälteschlaf verbracht hatte, älter war als er, obwohl sie seine Großnichte war. Dennoch empfand er es als eigenartig, eine Verwandte zu sehen, die unter normalen Umständen mehr als eine Generation jünger hätte sein müssen als er. »Hier spricht Captain Jane Geary. Ich bestätige die empfangenen Befehle des Flottenbefehlshabers. Wir werden bis zum Tod kämpfen, um die Syndiks daran zu hindern, das Hypernet-Portal zu zerstören. Geary Ende.«

Sie hatte es vermieden, seinen Namen zu nennen, aber sie hatte seine Befehlsautorität auch nicht angezweifelt. Einen Moment lang verspürte er Verärgerung, weil Jane Geary nicht salutiert hatte, aber dann fiel ihm ein, dass außerhalb seiner Flotte niemand diesen Gruß benutzen würde, den er nach der Übernahme des Kommandos erst wieder eingeführt hatte. Der fehlende Salut war nicht als Beleidigung gemeint gewesen.

Jane Geary hatte den Befehl eindeutig verstanden, dass die Syndiks um jeden Preis aufgehalten werden mussten. War ihr aber auch klar, dass sie dafür sorgen musste, ihre Schiffe so lange wie möglich vor einer Zerstörung zu bewahren?

»Alles in Ordnung, Sir?«, fragte Desjani beiläufig.

»Ich wünschte, meine Familienzusammenführung würde unter weniger anstrengenden Umständen stattfinden. Augenblick, die Syndiks reagieren.« Zweieinhalb Stunden zuvor hatte die Reserveflotte den Kurs geändert – in Richtung Hypernet-Portal. Geary berechnete die Zeiten und stellte fest, dass die Syndiks vor seinen Schlachtkreuzern das Portal erreichen würden. »Jetzt hängt alles von Jane Geary ab. Wird sie die Syndiks aufhalten können?«

»Wollen wir’s hoffen.«

Die verbliebenen Verteidiger der Dreadnaught-Eingreiftruppe hatten sich vor den Syndiks zurückfallen lassen und bewegten sich in gleichbleibendem Abstand vor ihnen her in Richtung Hypernet-Portal. Geary verfolgte diesen Rückzug fast eine halbe Stunde lang, während er sich immer wieder fragte, was Jane Geary unternehmen würde.

Die Antwort kam umgehend, als auf dem Display Minentreffer an den Schiffen der Syndik-Reserveflotte angezeigt wurden. »Sehr schön«, lobte Desjani. »Sie haben gewartet, bis die Syndiks auf einen festen Verfolgerkurs eingeschwenkt waren, und dann haben sie die Minen ausgelegt. Sehen Sie, dieser Syndik-Schlachtkreuzer hat drei Treffer abbekommen.«

»Und sie haben einen ihrer Schweren Kreuzer verloren«, ergänzte Geary. Keines der anderen Syndik-Schiffe schien ernstere Schäden davongetragen zu haben, aber auf ihre Weise trugen die Minen dennoch dazu bei, dass der Feind ein wenig geschwächt wurde.

Doch die Syndiks rückten weiter vor, bis fünfzehn Minuten später ein weiteres Minenfeld zwei Jäger zerstörte und zahlreiche weitere Schiffe beschädigte. »Wie viele Minen hat sie wohl noch?«, überlegte Desjani.

»Diese Frage werden sich die Syndiks wohl auch stellen.«

Diesmal blieb die Reserveflotte nicht auf ihrem Kurs, sondern beschleunigte und stieg auf, um die Dreadnaught-Eingreiftruppe aus einem anderen Winkel anzufliegen. Doch die Allianz-Schiffe reagierten prompt mit einem Ausweichmanöver, woraufhin die Syndiks auf einen Verfolgungskurs gingen, der sie vom Hypernet-Portal wegführte. »Sie versucht, die Syndiks abzulenken«, bemerkte Desjani erfreut. »Sie ist eben eine Geary.«

Allerdings setzte nicht die gesamte Flotte zur Verfolgung an, denn auf einmal teilte sich die Kastenformation auf. Ein halbes Dutzend Schlachtschiffe, zwei Schlachtkreuzer und eine Reihe von Eskortschiffen folgten den Allianz-Schiffen, während der Rest wieder auf den alten Kurs einschwenkte und weiter auf das Portal zuflog.

»Was soll …?« Bevor Geary ausreden konnte, hatten die Dreadnaught, die Dependable und die Intemperate erneut den Kurs geändert und stürmten nun auf ihre Verfolger los. Allerdings war das Kräfteverhältnis auch so aus der Sicht der Allianz-Schiffe noch immer sehr ungünstig. Mit einem unguten Gefühl verfolgte Geary, was sich weiter abspielte, wobei er wusste, dass das alles schon vor zwei Stunden geschehen war.

Dann strebten die beiden Kriegsschiffgruppen plötzlich wieder voneinander fort, ohne dass eine von beiden Seiten irgendwelche erkennbaren Verluste davongetragen hatte. »Sie ist ihnen ausgewichen. Die Syndiks haben damit gerechnet, dass sie ihnen geradewegs in die Arme fliegt, aber sie hat ihre Schiffe wegtauchen lassen, um Treffer zu vermeiden.« Fasziniert sah Desjani auf ihr Display. »Sir, die Dreadnaught macht absichtlich einen Bogen um die Syndiks. Sie hat erkannt, dass die Syndiks die ferngelenkten Schweren Kreuzer nicht losschicken können, solange sich die Dreadnaught und die anderen Schiffe in der Nähe des Portals aufhalten. Sie könnte diese Kreuzer mühelos erledigen, wenn sich die anderen Syndiks zurückziehen.«

»Da müssten sich wohl erst ein paar Syndiks mit einem Himmelfahrtskommando einverstanden erklären«, meinte Geary. »Das ist nicht das Gleiche wie bei Lakota: Diese Schiffe wissen, was passiert, wenn das Portal zusammenbricht. Könnte der Befehlshaber der Reserveflotte genügend Schiffe überreden, in der Nähe des Portals zu bleiben, um die Dreadnaught fernzuhalten, während sie die Trossen zerstören?«

»Das möchte ich bezweifeln. Eine kleine Spezialeinheit auf ein Selbstmordkommando zu schicken, ist eine Sache, aber eine komplette Schiffsbesatzung? Das gehört nicht zu deren Aufgabenbeschreibung.«