Выбрать главу

Thorin konnte mit seinem Zorn nicht mehr an sich halten: »Wir danken dir, Roac Carcssohn. Du und dein Volk, ihr sollt nicht vergessen werden. Aber kein Stück von unserem Gold soll Dieben oder Räubern in die Hände fallen, solange wir leben. Wenn du uns weiter zu Dank verpflichten willst, dann bring uns Nachricht von allen, die näher kommen. Auch bitte ich dich, wenn manche von euch noch jung sind und starke Flügel haben, sie als Boten zu unseren Verwandten in den Gebirgen des Nordens zu entsenden, nach Westen wie nach Osten, und ihnen unsere Notlage zu melden. Vor allem aber fliegt zu meinem Vetter Dain in den Eisenbergen, denn er hat viele gut gerüstete Krieger und wohnt am nächsten. Er soll sich beeilen.«

»Ich heiße diesen Entschluss weder gut noch schlecht«, krächzte Roac, »aber ich tue, was ich kann.« Dann flog er langsam davon.

»Zurück nun zum Berg!«, rief Thorin. »Wir haben nicht viel Zeit.«

»Und nicht viel zu beißen!«, rief Bilbo, der wie immer in solchen Dingen an das Nächstliegende dachte. Jedenfalls war er der Meinung, dass mit dem Tod des Drachen das Abenteuer nun eigentlich vorüber sei – ein schwerer Irrtum –, und er hätte viel von seinem Gewinnanteil dafür gegeben, wenn diese Streitigkeiten friedlich hätten beigelegt werden können.

»Zurück zum Berg!«, riefen die Zwerge, als hätten sie seinen Einwand gar nicht gehört; also musste er sich ihnen anschließen.

Weil ihr von manchem, das vorangegangen war, schon gehört habt, wisst ihr, dass die Zwerge noch ein paar Tage Zeit hatten. Sie erkundeten die Höhlen noch einmal gründlich und stellten fest, dass, wie zu erwarten, nur das Vordertor offen geblieben war; alle anderen Tore (abgesehen von der kleinen Geheimtür) hatte Smaug schon vor langer Zeit zerstört und versperrt, so dass keine Spur mehr von ihnen zu sehen war. Also begannen sie nun mit allen Kräften, den Haupteingang zu befestigen und einen neuen Weg anzulegen, der von dort ins Tal führte. Werkzeuge, wie sie die alten Bergleute, Steinbrecher und Maurer benutzt hatten, fanden sich in Hülle und Fülle; und in solchen Arbeiten waren die Zwerge noch immer sehr tüchtig.

Währenddessen brachten die Raben ihnen ständig neue Nachrichten. So erfuhren sie, dass der Elbenkönig erst einmal zum See hin gezogen war, was ihnen eine Atempause gewährte. Und besser noch: Sie hörten, dass drei ihrer Ponys dem Drachen entkommen waren und nun an den Ufern des Eilend umherschweiften, nicht weit von ihrem dort zurückgelassenen Vorratslager. Darum wurden Fili und Kili unter Führung eines Raben ausgeschickt, die Ponys zu suchen und so viel wie möglich von den Vorräten mitzubringen, während die anderen die Arbeiten fortsetzten.

Sie blieben vier Tage fort, und in dieser Zeit kam Nachricht, dass die vereinten Heere der Seemenschen und der Elben nun zum Berg heraneilten. Inzwischen waren die Aussichten für die Zwerge besser geworden: Sie hatten nun Nahrung, die zur Not einige Wochen reichen konnte – allerdings hauptsächlich Cram, das sie alle satthatten, das aber immer noch besser war als gar nichts; außerdem hatten sie das Tor in voller Breite mit einer sehr dicken und hohen Mauer, wenn auch nur aus trocken übereinandergelegten Quadersteinen, versperrt. In der Mauer waren Löcher, durch die sie sehen (oder schießen) konnten, aber kein Eingang. Hinein oder hinaus stiegen sie mit Leitern, und Sachen wurden an Seilen hochgehievt. Unter der neuen Mauer ließen sie das Quellwasser durch einen kleinen niedrigen Bogen hinausfließen, doch gleich beim Eingang hatten sie das schmale Flussbett so eingeebnet, dass sich ein breiter Teich von der Bergwand bis zu dem Wasserfall hin erstreckte, über den der Fluss nach Thal hinabfloss. Ans Tor gelangte man, ohne zu schwimmen, nur über einen schmalen Sims, der sich, von der Mauer aus gesehen, auf der rechten Seite an der Felswand entlangzog. Die Ponys hatten sie nur bis an die Treppe über der alten Brücke gebracht, sie dort abgeladen und reiterlos zu ihren Besitzern im Süden zurückgeschickt.

Dann kam eine Nacht, als im Süden, bei den Ruinen der alten Stadt Thal, plötzlich viele Lichter von Fackeln und Lagerfeuern aufflammten.

»Sie sind da!«, rief Balin. »Ihr Lager ist sehr groß. Sie müssen im Schutze der Dämmerung die Flussufer entlanggekommen sein.«

In dieser Nacht schliefen die Zwerge nur wenig. Der Morgen war noch grau, als sie eine Schar sich nähern sahen. Durch ihre Mauer verfolgten sie den langsamen Aufstieg bis zum Winkel des Tales. Bald konnten sie erkennen, dass unter den Anrückenden sowohl Menschen vom See in Kriegsrüstung als auch elbische Bogenschützen waren. Schließlich kletterten die Vordersten über das Felsgeröll herauf und erschienen oben an den Wasserfällen. Groß war ihr Erstaunen, als sie vor dem Teich standen und das Tor mit einer Mauer aus neubehauenen Steinen versperrt fanden.

Als sie dort standen, die Anlagen betrachteten und miteinander sprachen, rief Thorin mit laut hallender Stimme zu ihnen hinüber: »Wer seid ihr, die ihr wie zum Krieg gerüstet vor meinem Tor steht? Ich bin Thorin Thrainssohn, König unter dem Berge. Was begehrt ihr?«

Aber er bekam keine Antwort. Manche der Neuankömmlinge kehrten sofort um, andere guckten noch eine Weile das Tor und seine Befestigung an und gingen dann ebenfalls. Das Lager wurde an diesem Tag ans Ostufer des Flusses verlegt, an eine Stelle, wo die beiden Berggrate schon dicht zusammenrückten. Wie seit vielen Jahren nicht mehr hallten die Felsen wider von Stimmen und Gesang. Auch liebliche Klänge von Elbenharfen waren zu hören; und ihr Echo, das zu den Zwergen hinaufdrang, schien die kalte Luft zu erwärmen und mit einem Hauch von blühenden Waldblumen im Frühling zu erfüllen.

Gern hätte Bilbo da ihre düstere Festung verlassen und wäre hinuntergestiegen zu den Feuern, um an den vergnüglichen Gelagen dort teilzunehmen. Auch manchen Jüngeren unter den Zwergen ging die Musik nahe, und sie gaben murmelnd zu verstehen, dass sie sich von Herzen wünschten, die Dinge wären anders ausgegangen, so dass sie die Leute draußen als Freunde begrüßen könnten; aber Thorin wollte davon nichts hören.

Nun holten die Zwerge ihrerseits Harfen und andere Instrumente aus ihrem wiedergewonnenen Schatz hervor und machten Musik, um ihren Führer versöhnlicher zu stimmen; aber sie war nicht wie der Elbengesang, sondern ähnlich dem Lied, das sie einst in Bilbos Hobbithöhle gesungen hatten.

Unter dem Berge, hoch und kahl, Der König tritt in seinen Saal. Zu End die Not, der Drache tot! Und Tod den Feinden allzumal!
Scharf ist das Schwert und lang der Speer, Der Pfeil ist schnell, die Axt ist schwer. Und Mut erwacht, wenn Gold ihm lacht! Nun dulden wir kein Unrecht mehr!
Wo einst das Reich der Zwerge lag, Wo glockengleich ihr Hammerschlag Manch Wunder weckt, das still versteckt Schlief in Gewölben unter Tag.
An Silberkettchen Stern an Stern, Des Sonn- und Mondlichts reiner Kern, Von Drachenblut die letzte Glut Schmolz ein in Kronen großer Herrn.
Des Königs Thron ist nun befreit: Ihr Brüder, Vettern nah und weit, Herbei, für Sold in purem Gold, Kommt schnell! Dem König steht zur Seit!
Wir rufen über Berge kalt: Zurück nun in die Höhlen alt! Als Tores Wart der König harrt Hat über Gold und Pracht Gewalt.
Der König tritt in seinen Saal Unter dem Berge, hoch und kahl. Zu End die Not, der Drache tot! Den Freunden Gold, den Feinden Stahl!

Das Lied schien Thorin zu gefallen. Er lächelte wieder und wurde ganz aufgeräumt; dann begann er zu rechnen, wie lange es bei der Entfernung zu den Eisenbergen dauern könnte, bis Dain am Einsamen Berg einträfe, wenn er gleich nach Erhalt der Nachricht aufgebrochen wäre. Bilbo aber war nicht glücklich, weder über das Lied noch über Thorins Reden: Beides klang ihm zu kriegerisch.