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Singet nun leis, ihn in Schlummer zu wiegen, Lasset die Träume sich an ihn schmiegen! Bach, stell dein Rauschen ein! Quakt nicht, ihr Frösche! Wind, hör zu pfeifen auf! Mondlicht, erlösche!
Schweiget nun alle, Eschen und Eichen! Wasser, Gezweig und Mond, haltet stille! Lieget nun ruhevoll bis zum Weichen Des Dunkels am Morgen, dies ist Traumes Wille.

»Na, ihr seid mir ein fideles Völkchen!«, sagte Bilbo, als er zu ihnen hinausschaute. »Welche Mondstunde ist das denn jetzt? Mit eurem Schlaflied könntet ihr ja einen betrunkenen Ork aufwecken. Trotzdem, danke!«

»Und dein Schnarchen hört sich an, als würdest du einen versteinerten Drachen mittendurch sägen – und trotzdem, danke!«, antworteten sie unter Gelächter. »Es geht schon auf die Morgendämmerung zu, und du hast seit dem Abend geschlafen. Vielleicht wirst du morgen von deiner Müdigkeit geheilt sein.«

»Schon ein kurzer Schlaf in Elronds Haus heilt vieles«, sagte er, »aber von dieser Medizin kann ich nie genug kriegen. Darum jetzt zum zweiten Mal gute Nacht, Freunde!« Und damit ging er wieder zu Bett und schlief bis in den späten Vormittag hinein.

Bald fiel in diesem Haus die Müdigkeit von ihm ab, und er tanzte und alberte mit den Elben des Tales, ob früh oder spät. Aber selbst dort hielt es ihn nun nicht mehr lange, denn er sehnte sich heim in seine Hobbithöhle.

Nach einer Woche sagte er daher Elrond Lebewohl, machte ihm ein paar Geschenke, die so klein waren, dass man sie nicht ablehnen konnte, und ritt mit Gandalf davon.

Als sie eben das Tal hinter sich ließen, verdunkelte sich vor ihnen im Westen der Himmel, und Wind und Regen schienen nur auf sie gewartet zu haben.

»Wie lieblich ist der Maien!«, sagte Bilbo, als ihm der Regen ins Gesicht schlug. »Aber nun haben wir die Sagen und Mären hinter uns und kommen heim. Dieser Regen gibt uns wohl den ersten Vorgeschmack der Heimat.«

»Es ist noch ein weiter Weg bis dahin«, sagte Gandalf.

»Doch dies ist das letzte Stück«, sagte Bilbo.

Sie kamen an den Fluss am äußersten Rand der Gegenden, die an die Wilden Lande angrenzten, und zu der Furt unter dem steilen Ufer, an die ihr euch vielleicht noch erinnert. Der Fluss war angeschwollen, sowohl von der Schneeschmelze beim Nahen des Sommers als auch von dem tagelangen Regen; aber mit einiger Mühe kamen sie trotzdem hinüber, und als es Abend wurde, ritten sie weiter, zur letzten Etappe ihrer Reise.

Diese war ganz so wie beim vorigen Mal, aber stiller, weil sie ja nur zu zweit waren; und Trollen begegneten sie dieses Mal nicht. An jeder Stelle des Weges fiel Bilbo ein, was sie vor einem Jahr – aber es kam ihm vor, als wäre es zehn Jahre her – dort getan, gesagt oder gesehen hatten; und natürlich wusste er noch genau, wo das Pony in den Fluss gefallen war und wo sie sich vom Weg entfernt und die unangenehme Bekanntschaft mit Tom, Bert und Bill gemacht hatten.

Nicht weit ab von der Straße fanden sie das Gold der Trolle unberührt vor, wo sie es vergraben hatten. »Ich habe davon schon genug für den Rest meines Lebens«, sagte Bilbo, als sie es ausgegraben hatten. »Nimm du es lieber, Gandalf! Ich glaube, du kannst etwas damit anfangen.«

»Und ob!«, sagte der Zauberer. »Aber lass uns redlich teilen! Vielleicht hast du es doch nötiger, als du meinst.«

Also füllten sie das Gold in Säcke und luden es den Ponys auf, die überhaupt keine Freude daran hatten. Von nun an kamen sie langsamer voran, denn die meiste Zeit mussten sie laufen. Aber das Land war grün, und der Hobbit spürte mit Wonne das dichte Gras unter den Fußsohlen. Er tupfte sich mit einem roten Seidentaschentuch das Gesicht ab – mit einem von Elrond entliehenen; von seinen eigenen war keines übrig geblieben –, denn mit dem Juni war der Sommer eingezogen, und es war wieder schönes und heißes Wetter.

Und da alles einmal ein Ende haben muss, auch diese Geschichte, kam endlich der Tag, an dem sie das Land vor Augen hatten, wo Bilbo geboren und aufgewachsen war und wo er jeden Baum und Strauch kannte wie seine Westentasche. Als sie auf eine Anhöhe kamen und er in der Ferne den Bühl sah, blieb er stehen und sagte:

Die Straße gleitet fort und fort, Weg von der Tür, wo sie begann, Weit überland, von Ort zu Ort, Ich folge ihr, so gut ich kann. Ihr lauf ich raschen Fußes nach, Bis sie sich groß und breit verflicht Mit Weg und Wagnis tausendfach. Und wohin dann? Ich weiß es nicht.
Die Straße gleitet fort und fort Durch Berg und Schlucht, durch Feld und Tann, Bald säumend hier, bald eilend dort, Hin zu der Tür, wo sie begann. Das Aug, das Feuer sah und Schwert, Gefahr und Greuel ohne End, Nun schaut es wieder, heimgekehrt, Baum, Bach und Hügel, die es kennt.

Gandalf sah ihn an. »Mein lieber Bilbo«, sagte er, »irgendwas stimmt nicht mit dir! Du bist nicht mehr der Hobbit, den ich mal kannte.«

Dann kamen sie über die Brücke und an der Mühle am Fluss vorüber, und bald standen sie vor Bilbos Tür.

»Du lieber Himmel, was ist denn hier los?«, rief Bilbo. Dort war nämlich ein Auflauf. Leute jeden Schlages, achtbare und weniger achtbare, standen dichtgedrängt um die Tür, viele gingen ein und aus – ohne sich auch nur auf der Matte die Füße abzutreten, wie Bilbo empört bemerkte.

Wenn er schon überrascht war, die Leute waren es noch mehr. Er war mitten in eine Versteigerung hineingeplatzt. An der Tür hing ein großer schwarzroter Anschlag, der besagte, dass das Auktionshaus Wühler, Kramer & Stiebitz am zweiundzwanzigsten Juni die Hinterlassenschaften des seligen Herrn Bilbo Beutlin aus Beutelsend unter dem Bühl, Hobbingen, veräußern werde. Beginn der Versteigerung Punkt zehn Uhr. Inzwischen war es fast Mittag, und die meisten Sachen waren zu unterschiedlichen Preisen, mal für ein Butterbrot und mal für einen Apfel und ein Ei (wie es bei Auktionen zu gehen pflegt) schon verkauft worden. Die Sackheim-Beutlins, Bilbos Vettern, waren sogar schon dabei, die Zimmer auszumessen, um zu sehn, wie ihre eigenen Möbel hineinpassten. Kurz, Bilbo war für tot erklärt worden, und nicht alle, die sagten, dass sie den Irrtum bedauerten, waren froh, dass es ein Irrtum war.

Sowohl unter dem Bühl wie über dem Bühl und jenseits der Wässer stiftete die Rückkehr des Herrn Bilbo Beutlin einige Aufregung; sie war nicht mehr und nicht weniger als eine Sensation. Die juristischen Scherereien zogen sich über Jahre hin, und es dauerte eine ganze Weile, bis Herr Beutlin auch von Rechts wegen wieder am Leben war. Die Leute, die bei der Auktion besonders schöne Schnäppchen gemacht hatten, waren schwer zu überzeugen, und am Ende musste Bilbo, um Zeit zu sparen, einen beträchtlichen Teil seiner Möbel zurückkaufen. Viele seiner silbernen Löffel jedoch, die niemand ersteigert hatte, blieben auf rätselhafte Weise verschwunden. Bilbo hatte die Sackheim-Beutlins in Verdacht, die ihrerseits den heimgekehrten Beutlin nie als echt anerkannten. Ihr Verhältnis zu Bilbo wurde auch in späteren Jahren nie mehr sehr freundschaftlich. Sie hätten seine schöne Hobbithöhle so gern für sich gehabt.

Aber Bilbo merkte bald, dass er noch mehr verloren hatte als seine Löffel – er hatte seinen guten Ruf eingebüßt. Zwar blieb er für alle Zeiten ein Elbenfreund und hatte die Ehre, Zwerge, Zauberer und solcherlei hergelaufenes Volk bei sich zu empfangen; aber so ganz ehrbar war er nun nicht mehr. Alle Hobbits in der Nachbarschaft fanden, er sei »nicht recht bei Trost« – ausgenommen seine Neffen und Nichten auf der Tukseite, aber auch deren Eltern sahen ihren Umgang mit Bilbo nicht gern.

Leider muss ich sagen, dass ihn das alles nicht kümmerte. Er war ganz zufrieden, und der Teekessel auf seinem Herd hatte selbst in den ruhigen Zeiten vor dem unerwarteten Besuch der Zwerge nie musikalischer gepfiffen. Sein Schwert hängte er über den Kaminsims; sein Kettenhemd wurde an einem Ständer in der Diele zur Schau gestellt (bis er es als Leihgabe einem Museum überließ). Sein Gold und Silber ging zum großen Teil für Geschenke drauf – sowohl nützliche wie auch überflüssige –, woraus sich, bis zu einem gewissen Grad jedenfalls, die Zuneigung seiner Neffen und Nichten erklärte. Seinen Zauberring hielt er geflissentlich geheim und benutzte ihn fast nur, um unerwünschten Besuchern zu entgehen.