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»Das weiß ich. Deswegen werde ich die Sache auch selbst in die Hand nehmen.«

»Wie bitte?«

»Ja; ich weiß genau, es ist meine Pflicht, die Allgemeinheit von dieser unglaublichen Gefahr zu befreien, und außerdem muß ich auch an meine eigene Sicherheit denken. Ich kann mich doch nicht von dieser Bestie vom College vertreiben lassen. Ich weiß schon, was ich machen werde. Zunächst, können Sie mir für eine Stunde Feder und Papier zur Verfügung stellen?«

»Natürlich; auf dem Tisch dort findest du alles, was du brauchst.«

Eine Stunde lang saß Smith vor dem leeren Blatt, dann jagte die Feder nur so über das Papier. Er füllte Seite um Seite, während sein Freund in seinem Lehnstuhl saß und ihm geduldig dabei zusah. Am Ende sprang Smith mit einem Seufzer der Erleichterung auf, sortierte seine Papiere und legte die letzte Seite vor Peterson auf den Tisch.

»Würden Sie bitte hier als Zeuge unterschreiben?« sagte er.

»Als Zeuge? Wofür?«

»Ich möchte nur, daß Sie meine Unterschrift und das Datum beglaubigen. Das Datum ist das Wichtigste. Vielleicht hängt mein Leben davon ab.«

»Mein lieber Smith, was redest du da. Bitte, geh doch zu Bett und schlafe dich einmal richtig aus!«

»Ich verspreche, daß ich sofort schlafen gehen werde, wenn Sie unterschrieben haben. Ich bin mir meiner Sache wirklich sicher.«

»Was hast du da überhaupt geschrieben?«

»Auf diesen Seiten habe ich noch einmal alles festgehalten, was ich Ihnen heute abend erzählt habe. Ich möchte nur noch, daß Sie meine Unterschrift beglaubigen und gegebenenfalls bezeugen, daß ich Ihnen alles heute so erzählt habe, wie es hier steht.«

»In Ordnung«, sagte Peterson und setzte seinen Namen unter den seines jungen Freundes. »So, das war's. Doch sag mir: Was führst du im Schilde?«

»Nehmen Sie die Aufzeichnungen nur in Verwahrung, und gehen Sie damit zur Polizei, falls ich verhaftet werde.«

»Weswegen sollte man dich verhaften?«

»Vielleicht wegen Mord. Es ist alles möglich, ich möchte auf alles vorbereitet sein. Es bleibt mir keine andere Wahl, ich muß etwas unternehmen.«

»Um Himmels willen, tue bitte nichts Unüberlegtes!«

»Unüberlegt wäre, jetzt noch stillzuhalten, glauben Sie mir. Ich hoffe, es wird nicht nötig sein, doch es beruhigt mich, zu wissen, daß Sie über meine Motive Bescheid wissen und notfalls diese Aufzeichnungen vorlegen können. Und jetzt werde ich Ihren Rat befolgen und schlafen gehen; morgen früh muß ich ausgeruht sein. Gute Nacht, mein Freund.«

Abercrombie Smith war nicht gerade der Mann, den man sich als Feind gewünscht hätte. Er war gewöhnlich kaum aus der Ruhe zu bringen, doch wenn er einmal gezwungen war, zu handeln, konnte ihn nichts mehr aufhalten. Alles, was er unternahm, tat er mit derselben geradlinigen Entschlossenheit, die ihn auch als Student auszeichnete. Für einen Tag ließ er seine Arbeit ruhen, und diesen Tag wollte er auf keinen Fall verschwenden. So war er am nächsten Morgen schon um neun Uhr unterwegs nach Oxford, nachdem er sich von Peterson verabschiedet hatte, ohne ihm aber von seinen weiteren Plänen zu erzählen.

In der High Street ging er in Cliffords Waffenladen und kaufte einen schweren Revolver und eine Schachtel Patronen. Sechs davon schob er in die Trommel, dann spannte er den Hahn und steckte die Waffe in seine Manteltasche. Er mußte noch bei Hastie vorbei, den er beim Frühstück antraf, zwischen Kaffee und »Spotting Times«.

»Hallo! Was gibt's? Kaffee gefällig?«

»Nein danke. Ich möchte, daß du mitkommst, du kannst mir helfen.«

»Aber sicher, mein Junge.«

»Nimm am besten einen schweren Knüppel mit.«

»Heihei!« Hastie sah ihn verdutzt an. »Ich habe noch einen Totschläger, mit dem ich einen Ochsen umhauen könnte.«

»Noch etwas. Du hast doch einen Satz Amputiermesser. Ich hätte gern das längste davon.«

»Mann, o Mann, du scheinst wohl auf dem Kriegspfad zu sein. Aber bitteschön. Brauchst du noch etwas?«

»Nein; das sollte reichen.« Er schob das Messer unter seinen Mantel und ging voraus Richtung Turm. Als sie davor angekommen waren, sagte er zu Hastie: »Ich glaube zwar, daß ich allein fertig werde, doch zur Sicherheit ist es besser, wenn du hier unten wartest. Ich habe ein paar Worte mit Bellingham zu reden. Bekomme ich es nur mit ihm zu tun, werde ich dich natürlich nicht brauchen. Andernfalls komm herauf, wenn ich schreie, du wirst dann schon sehen, was los ist, und schlage mit deiner Keule zu, so fest du kannst. Hast du verstanden?«

»In Ordnung. Ich komme, sobald ich dich brüllen höre.«

»Gut, warte jetzt hier. Es kann etwas dauern, aber gehe nicht, bevor ich wieder herunterkomme.«

»Du kannst dich auf mich verlassen.«

Smith ging die Treppe hinauf riß Bellinghams Tür auf und ging hinein. Bellingham saß an seinem Tisch und schrieb. Neben ihm, inmitten seines fremdartigen Gerumpels, stand der Mumiensarg. Die Versteigerungsnummer 249 klebte immer noch auf dem Deckel. Ohne sich um Bellingham zu kümmern, schloß er die Tür hinter sich, ging quer durch das Zimmer und machte ein Feuer im Kamin. Bellingham starrte ihn aus seinen Schweineäuglein wütend an.

»Fühlen Sie sich nur wie zu Hause, Sie Schwachkopf«, zischte er.

Smith setzte sich unbeeindruckt an den Tisch, legte seine Uhr vor sich hin, zog die Pistole, spannte sie und hielt sie locker in der rechten Hand. Dann zog er das lange Amputiermesser unter seinem Mantel hervor und knallte es vor Bellingham auf den Tisch.

»Los jetzt«, sagte er, »an die Arbeit. Mit dem Messer können Sie Ihre stinkende Mumie leicht in handliche Teile zerlegen.«

»Oh, das ist es, was Sie wollen.« Bellingham grinste verächtlich.

»Ja, das ist es. Ich habe gehört, daß das Gesetz Ihnen nichts anhaben kann. Es gibt aber auch noch andere Möglichkeiten. Zum Beispiel kann ich Ihnen versprechen, daß Sie in fünf Minuten eine Kugel in Ihrem schmierigen Kopf haben werden, wenn Sie bis dahin noch nicht gespurt haben.«

»Sie würden mich umbringen?«

Bellingham lehnte verkrampft über dem Tisch. Sein Kopf war puterrot.

»Ja, das würde ich«, sagte Smith ruhig.

»Und wozu?«

»Um Ihr Treiben zu beenden. Eine Minute ist schon vorbei.«

»Was habe ich denn getan?«

»Ich weiß es, und Sie wissen es auch.«

»Sie können mich nicht einschüchtern.«

»Aufgepaßt, gleich sind schon zwei Minuten vorbei.«

»Aber warum? - Sie sind ein Irrer - ein gefährlicher Irrer. Warum sollte ich mein Eigentum zerstören? Die Mumie ist sehr wertvoll.«

»Sie werden sie zerschneiden und verbrennen.«

»Nichts werde ich tun!«

»Vier Minuten.«

Sein Gesicht war unerbittlich, sein Griff um die Pistole wurde fester, langsam hob er den Arm, sein Finger lag auf dem Abzug.

»Nein, bitte nicht!« schrie Bellingham; er schaute jetzt genau in die Mündung des schweren Revolvers. - »Ich mache es, ich mache es ja schon!«

In panischer Hast griff er das Messer und hackte damit auf die Mumie ein, wobei er sich immer wieder ängstlich zu seinem Nachbarn umsah, der immer noch gnadenlos die Waffe auf ihn gerichtet hatte. Unter den Hieben der scharfen Klinge krachte und knirschte der verschrumpelte Körper, der durch die Kunst des Präparators die Jahrtausende überdauert hatte, dicker, gelber Staub wirbelte auf, getrocknete Kräuter und Essenzen fielen zu Boden, und plötzlich gab mit einem Krachen das Rückgrat nach, die Figur stürzte in sich zusammen, übrig blieb nur ein bräunlicher Haufen spröder Knochen und ledriger Hautfetzen auf dem Fußboden.

»Nun ins Feuer damit!« sagte Smith.

Die getrockneten Leichenreste brannten wie Zunder, und sofort pufften dicke, schwere Rauchwolken in das kleine Zimmer, der Geruch verbrannten Harzes und versengter Haare verpestete die Luft. Und immer noch arbeitete der dicke Mann wie ein Besessener, um alle Überreste der Mumie ins Feuer zu bringen, während der andere ruhig hinter ihm saß und ihn beobachtete. Nach einer Viertelstunde schließlich zog der Rauch ab; übrig blieb nicht mehr als ein Häufchen schwarzer Asche.