Im Fallen feuerte ich aus beiden Läufen meines Gewehres, obwohl die Vorstellung, dieser mächtige Brocken könnte von irgendeiner menschlichen Waffe angekratzt werden, nicht vernünftiger ist, als mit einer Erbsenschleuder auf Elefantenjagd zu gehen. Ich zielte aber besser, als mir bewußt war, denn mit lautem Knall platzte eine der großen Blasen auf dem Rücken des Monstrums. Ganz klar, meine Theorie war richtig: Die großen Hohlräume waren gefüllt mit Treibgas. Augenblicklich fiel der mächtige, wolkengleiche Körper auf die Seite und versuchte verzweifelt das Gleichgewicht wiederzufinden, während der weiße Schnabel auf- und zuschnappte. Schon war ich im steilsten Sturzflug, den ich wagen konnte. Die volle Motorkraft und die Gravitation zogen mich hinunter wie einen Stein. Weit hinter mir sah ich einen mattvioletten Fleck, der schnell kleiner wurde und im blauen Himmel verschwand. Ich war in Sicherheit, außerhalb des tödlichen Dschungels der Außenwelt.
Einmal außer Gefahr, drosselte ich meinen Motor, denn nichts schlägt eine Maschine schneller in Stücke als ein Sturzflug bei Vollgas. Es war ein herrlicher, spiralförmiger Abwärtsflug von mehr als acht Meilen Höhe - erst zum Niveau der silbernen Wolkenbank, dann zu der Sturmbewölkung darunter und schließlich im prasselnden Regen auf den Erdboden zurück. Ich hatte den Bristol-Kanal unter mir, als ich die Wolkendecke durchstieß, aber mit meinem restlichen Benzin flog ich noch zwanzig Meilen landeinwärts, bevor ich mich auf einem Feld, eine halbe Meile vom Dorf Ashcombe entfernt, wiederfand. Da besorgte ich mir drei Kanister Benzin von einem vorbeifahrenden Auto, und um zehn nach sechs landete ich sanft auf meiner eigenen Wiese bei Devizes. Ich hatte eine Reise hinter mir, die kein Sterblicher vor mir jemals unternommen oder überlebt hatte, um davon zu berichten. Ich habe die Schönheit und die Schrecklichkeit der Höhen gesehen - und größere Schönheit oder größeren Schrecken sind dem Menschen nicht bekannt.
Und jetzt plane ich, noch einmal zu starten, bevor ich der Welt meine Erkenntnisse mitteilen werde. Denn bevor ich diese Geschichte meinen Mitmenschen vorlegen kann, muß ich sicher etwas in Händen haben, was ich als Beweis vorzeigen kann. Es ist wahr, daß bald andere folgen und meine Aussagen bestätigen werden; trotzdem möchte ich als erster den direkten Beweis erbringen. Diese lieblich leuchtenden Seifenblasen sollten nicht schwer zu fangen sein. Sie treiben langsam ihres Weges, so daß ein schneller Eindecker ihren gemächlichen Lauf leicht beenden könnte. Zwar würden sie sich sehr wahrscheinlich in dichteren Atmosphärenschichten auflösen, vielleicht wäre ein kleines Häufchen amorpher Masse das einzige, was ich mitbringen könnte, mit Sicherheit aber würde irgend etwas übrigbleiben, womit ich meine Geschichte, stützen könnte. Ja, ich werde starten, selbst wenn ich damit ein Risiko eingehe. Diese purpurnen Schreckgespenster schienen nicht so zahlreich zu sein. Wahrscheinlich werde ich überhaupt keines sehen. Wenn doch, werde ich eben wieder tauchen. Ansonsten habe ich immer noch mein Gewehr und das Wissen um.«
Unglücklicherweise fehlt hier eine Seite des Manuskripts. Auf der nächsten Seite steht:
»Dreiundvierzigtausend Fuß. Ich werde die Erde niemals wiedersehen. Sie sind unter mir, drei von ihnen. Gott steh mir bei; ein furchtbarer Tod!«
Dies ist das Joyce-Armstrong-Fragment in Gänze. Von dem Mann hat man seitdem nichts mehr gesehen. Teile seines zerschellten Eindeckers wurden auf dem Grundstück des Mr.
Budd-Lushington, an der Grenze zwischen Kent und Sussex, wenige Meilen von der Stelle, wo das Notizheft lag, entdeckt. Wenn die Theorie des unglücklichen Fliegers stimmt, daß dieser Urwald der Lüfte, wie er ihn nannte, nur über SüdwestEngland existierte, dann schien er in höchstem Tempo aus ihm geflohen, jedoch irgendwo in der äußeren Atmosphäre, über der Stelle, wo die grausamen Überreste gefunden wurden, von diesen schrecklichen Kreaturen überholt und verschlungen worden zu sein. Kein Mensch, der an seinem Verstand hängt, wird gern bei dem Bild verweilen, wie das Flugzeug von namenlosen Ungeheuern, die ihm den Weg zur Erde abgeschnitten haben, bis zum bitteren Ende gejagt wird. Wie ich weiß, spotten immer noch viele über die Tatsachen, welche ich hier niedergelegt habe, aber sogar die müssen zugeben, daß Joyce-Armstrong verschwunden ist. Ich möchte ihnen mit seinen eigenen Worten sagen: »Dieses Notizheft möge erklären, was ich zu tun versuchte und wie ich dabei umkam. Aber kein Gefasel über Unfälle oder Mysterien, ich bitte darum.«