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Volker der Spielmann und die Suche nach dem Feuervogel

Einst hat Volker der Spielmann geliebt wie nie zuvor in seinem Leben. Doch die Morrigan, Hohepriesterin im Elfenland, ist verschwunden. Nur der sagenumwobene Feuervogel scheint Völker zu seiner Geliebten führen zu können. Als ein durchreisender Barde ihm in Worms ein düsteres Märchen vom Feuervögel erzählt, läßt Volker sich nicht mehr aufhalten. Zusammen mit seinem getreuen Helfer Golo reitet er ins feindliche Land der Franken. Hier will er das Rätsel um den Feuervogel lösen - hier aber wartet auch der Ketzerfürst mit seinen Kriegern aus Eisen, um seinen blutigen Feldzug zu beginnen.

Volker von Alzey, der Spielmann des Nibelungenliedes, und sein Kampf um einen magischen Vogel. Ein neues großes Abenteuer aus der Welt der Nibelungen.

ECON Unterhaltung

Die Nibelungen:

Kai Meyer, Der Rabengott (TB 27410)

Alexander Nix, Das Drachenlied (TB 27411)

Jana Held, Die Flammenfrau (TB 27412)

Bernhard Hennen, Das Nachtvolk (TB 27413)

Jörg Kastner, Das Runenschwert (TB 27414)

Alexander Nix, Die Hexenkönigin (TB 27415)

Bernhard Hennen, Der Ketzerfürst (TB 27417)

Alexander Nix, Der Zwergenkrieg (TB 27418)

Volker von Alzey ist nicht nur ein berühmter Barde, sondern auch ein hervorragender Krieger. Als er mit seinem Freund und Gehilfen Golo ins Land der Franken zieht, ahnt er bald, daß er die Laute mit dem Schwert vertauschen muß. Denn statt dem legendären Feuervogel, der ihn zu seiner Geliebten führen soll, begegnet er dem grausamen Grafen Ricchar, der mit seinen Kriegern aus Eisen einen Feldzug gegen Burgund plant. Doch Volker eilt ein sonderbarer Mann zur Hilfe; ein Rebellenkönig, der von allen nur der »Eber« genannt wird. Gemeinsam versuchen sie das Unmögliche - Ricchar zu besiegen.

Bernhard Hennen, Jahrgang 1966, studierte Germanistik, Geschichte und Altertumskunde. Er lebt in Köln und ist freier Schriftsteller und Journalist. Von ihm sind bei ECON erschienen: »Der Flötenspieler« (TB 25123) und »Der Tempelmord« sowie aus der Nibelungenserie »Das Nachtvolk« (TB 27413).

Bernhard Hennen

Der Ketzerfürst

Roman

Der Romanzyklus »Die Nibelungen« entstand nach einer Idee von Kai Meyer

Konzeption: Kai Meyer/Reinhard Rohn

ECON Taschenbuch Verlag

Veröffentlicht im ECON Taschentuch Verlag

Der ECON Taschenbuch Verlag ist ein Unternehmen der ECON & List Verlagsgesellschaft

Originalausgabe

© 1997 by ECON Verlag GmbH, Düsseldorf und München

Umschlaggestaltung: Init GmbH, Bielefeld

Titelabbildung: Dieter Jüdt

Gesetzt aus der Goudy, Linotype

Satz: Josefine Urban KompetenzCenter, Düsseldorf

Druck und Bindearbeiten: Ebner Ulm

Printed in Germany

ISBN 3-612-27417-1

Prolog

... und ein eisiger Winter lag über dem Land. Drei Jahre und drei Tage war der junge Prinz durch die Berge geritten, um nach seiner Liebsten zu suchen. Er hatte in jener Zeit weder sein Haar noch seinen Bart geschoren. Ein großer grauer Wolfshund, der ihm zugelaufen war, als er die Burg seines Vaters verlassen hatte, war sein einziger Begleiter auf der Suche gewesen.

Der junge Prinz spürte, daß er nun an das Ende seines Weges gelangt war. Das Feuer vor ihm brannte nieder, und die Kälte kroch ihm die Glieder hinauf und hatte fast schon sein Herz erreicht. Der große Hund hob seinen Kopf und blickte zum Prinzen, so als könne er spüren, wie der Tod sich dem Eingang der Höhle näherte.

»Wo bist du, Feuervogel? Ich weiß nicht mehr, wo ich dich suchen soll«, flüsterte der Königssohn leise. »Du allein weißt, wo meine Liebste verborgen ist, doch nicht einmal dich konnte ich finden.«

»Du hättest mich rufen sollen, mein Prinz. Ich war bei dir, seit du die Burg deines Vaters verlassen hast«, erklang eine warme Stimme, und als der Königssohn sein müdes Haupt hob, war die Höhle von goldenem Licht erfüllt, und dort, wo eben noch der Wolfshund gelegen hatte, saß ein Vogel, so schön, daß Worte ihn nicht zu beschreiben vermochten. Sein Gefieder war aus lodernden Flammen, und seine Augen funkelten wie Rubine.

»Sag mir, Feuervogel, wie werde ich meine Liebste wiederfinden?«

»Es ist die Kälte in dir, die auf das Land gefallen ist. Die Prinzessin findest du in einem Turm aus weißem Marmor, der auf dem Gipfel des höchsten aller Berge steht, doch kein Sterblicher kann seine eisigen Abhänge erklimmen. Dort liegt sie, in einem Sarg aus Diamant, und nur eine Träne, in glühender Sehnsucht vergossen, vermag sie zu befreien.«

Das Feuer zu Füßen des Prinzen war verloschen, und der Königssohn spürte, wie die Kälte nun mit eisigen Fingern nach seinem Herzen griff. So breitete er die Arme aus und hauchte mit ersterbender Stimme: »Trag mich zum weißen Turm, Feuervogel.« Und die Flügel aus Flammen schlossen sich um den Prinzen, und er ritt hoch über den dunklen Schneewolken bis fast in den Himmel hinein. Die Wächter des Turms aber konnten ihn im strahlenden Licht der Vogelschwingen nicht sehen, und so gelangte er vor den Sarg aus Diamant.

Lange Zeit stand er still und sah die Sommerkönigin einfach nur an. Ihre Haut war so weiß wie Kirschblüten im Frühling, ihr Haar rotgolden wie der große Fluß bei Sonnenuntergang. Er erinnerte sich an jenen Tag, an dem seine unbedachten Worte ihr Glück zerstört hatten. Und er hatte gewußt, was geschehen würde, noch bevor er es aussprach, und dennoch konnte er damals seine Zunge nicht im Zaume halten. Eine Träne perlte von seiner Wange und zerstob auf dem diamantenen Sargdeckel. Es war die erste Träne seit drei Jahren und drei Tagen. In den Bergen ringsherum erklang es wie Donner. Der Diamant, den kein Schwert der Welt hätte zerbrechen können, zerbarst in tausend Stücke. Unsichtbare Hände hoben die Sommerkönigin auf, und sie wurde davongetragen auf die Insel, die sie vor so langer Zeit verlassen hatte.

Mit ihr kehrte der Frühling ins Land zurück, und bald trugen die Kirschbäume an den Ufern des großen Flusses wieder schneeweiße Blüten. Die Hirten trieben ihre Herden in die Berge, und das Lachen und die Liebe kehrten in das Land zurück, in dem es so lange Winter gewesen war. Der Königssohn jedoch ward nicht mehr gesehen.

Drei Jahre und drei Tage vergingen, bis ein Hirte vor die Prinzessin trat und ihr von einer Höhle hoch in den Bergen berichtete, wo er einen Mann mit einem Bart aus Eis gefunden hatte, der mit toten Augen, doch einem Lächeln auf den Lippen, in eine verloschene Feuerstelle starrte. Und inmitten der kalten Asche hatte eine Feder gelegen, so rot wie der Sonnenuntergang.

Geron, der Märchenerzähler, verneigte sich vor dem König. Noch war es ganz still im großen Saal der Burg. Schließlich hob Gunther die Hände und begann zu klatschen. So als sei ein Bann gebrochen, taten die anderen Adligen und Höflinge es ihm gleich. Nur einer blieb unfähig sich zu rühren und starrte den Märchenerzähler an. Es war Volker von Alzey, der Spielmann des Königs. Ein junger Ritter mit schulterlangem, blondem Haar und verträumten Augen. Er hatte ein feiner geschnittenes Gesicht als die anderen Krieger bei Hofe, und auch sein Körper schien nicht so massig und gedrungen. Der erste Eindruck mochte täuschen, denn mit seinen schlanken Fingern verstand er ebenso geschickt, das Schwert zu führen wie die Laute zu schlagen.