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„Oh, Ruth, Sie wissen genau, daß nichts mir ferner liegt. Bitte, verstehen Sie mich nicht falsch“, bettelte Kellogg. „Aber das ist hochspezialisierte Arbeit…“

„Ja; wie viele Fuzzyspezialisten haben Sie denn im Center, Leonard?“ wollte Rainsford wissen. „Der einzige, den ich mir denken kann, ist Jack Holloway — und der ist hier.“

„Nun, ich hatte an Dr. Mallin, den Chefpsychologen der Gesellschaft, gedacht.“

„Der kann auch kommen, solange er begreift, daß er meine Genehmigung für alles braucht, was er mit den Fuzzys anfangen möchte“, erklärte Jack. „Wann dürfen wir Sie erwarten?“

Kellog meinte, vielleicht am nächsten Nachmittag. Dann versuchte er, die auf den Nullpunkt gesunkene Stimmung wieder zu heben, was ihm aber kläglich mißlang, und so schaltete er ab.

6.

Die Stimme im Lautsprecher verstummte; einen Augenblick summte das Bandgerät leer. In der Stille war das doppelte Klicken der Fotozelle besonders laut zu hören, die mit einem Relais verbunden ein Segment des Sonnenschildes öffnete und ein anderes auf der entgegengesetzten Seite der Kuppel öffnete. Raumkommodore Alex Napier blickte von seinem Schreibtisch auf und musterte die schroffe Landschaft von Xerxes und die Schwärze des luftlosen Weltalls über dem nahen Horizont.

„Nun, meine Herren?“ fragte der Kommodore.

„Pancho?“ Captain Conrad Greibenfeld, der I. O. wandte sich Leutnant Ybarra, dem Chefpsychologen, zu.

„Kann man sich auf das Zeug verlassen?“ fragte dieser.

„Nun, ich habe Jack Holloway vor dreißig Jahren gekannt, das war auf Fenzis. Ich war damals noch Fähnrich. Er muß jetzt mindestens siebzig sein. Wenn Holloway etwas sagt, glaube ich es. Und Bennett Rainsford ist natürlich absolut verläßlich.“

„Und wie steht's mit dem Agenten?“ drängte Ybarra.

Er und Stephen Aelborg, der Abwehroffizier, tauschten Blicke, und Aelborg meinte:

„Einer der besten. Einer von unseren eigenen Leuten, Leutnant in der Marinereserve. Sie brauchen sich wirklich keine Gedanken wegen seiner Glaubwürdigkeit zu machen, Pancho.“

„Nach allem, was ich gehört habe, glaube ich, daß sie vernunftbegabt sind“, meinte Ybarra. „Wissen Sie, das ist etwas, was ich die ganze Zeit halb erhofft und halb befürchtet habe.“

„Sie meinen, ein Grund, dort unten einmal richtig dazwischenzufunken?“ fragte Greibenfeld.

Ybarra starrte ihn ausdruckslos an. „Nein. Nein, ich meine einen Fall von Vernunft, der gerade an der Grenze liegt; etwas, worauf unsere geheiligte 'Sprache- und Feuer-Regel' nicht zutrifft.“

„Aber wenn diese Fuzzys vernunftbegabte Wesen sind“, meinte Conrad Greibenfeld, „dann ist diese ganze Geschichte drunten illegal — die Gesellschaft, die Kolonialverwaltung, alles. Zarathustra wäre dann ein Planet Klasse IV.“

„Wir werden nicht eingreifen, solange wir nicht dazu gezwungen sind. Pancho, ich glaube, die Entscheidung wird im wesentlichen bei Ihnen liegen.“

Pancho Ybarra erschrak.

„Großer Gott, Alex! Das kann nicht Ihr Ernst sein. Wer bin ich denn? Ein Niemand. Ein ganz gewöhnlicher Doktor der Medizin und Doktor der Psychologie obendrein. Die besten Psychologen in der ganzen Föderation…“

„… sind nicht auf Zarathustra, Pancho. Sie sind auf Terra, fünfhundert Lichtjahre von hier entfernt, sechs Monate Schiffsreise. Natürlich werde ich zu entscheiden haben, ob wir uns einschalten oder nicht, aber die Entscheidung, ob die Fuzzys vernunftbegabte Geschöpfe sind oder Tiere, die liegt bei Ihnen. Ich beneide Sie nicht, aber ich kann Ihnen die Verantwortung nicht abnehmen.“

Gerd van Riebeeks Vorschlag, daß alle drei Besucher im Luftboot schlafen sollten, war nicht ernst genommen worden. Gerd selbst wurde in einer Kammer des Wohngebäudes untergebracht, Juan Jimenez begab sich mit Ben Rainsford für die Nacht in dessen Lager, während Ruth Ortheris die Kabine des Bootes übernahm. Rainsford rief gleich am nächsten Morgen an, während Jack, Gerd, Ruth und die Fuzzys gerade frühstückten; er und Jimenez hatten beschlossen, seinen Airjeep zu nehmen und die Gegend um den Cold Creek abzusuchen, da sie davon überzeugt waren, daß sich in den Wäldern noch weitere Fuzzys aufhalten mußten.

Gerd und Ruth beschlossen, den Morgen im Lager zu verbringen und sich mit den Fuzzys besser bekannt zu machen. Die Familie hatte ausgiebig genug gefrühstückt, um den Garnelen ziemlich gleichgültig gegenüberzustehen, und so erhielten sie ein neues Spielzeug, einen großen bunten Ball. Sie rollten ihn eine Weile im Gras herum und beschlossen dann, ihn für ihr Abendvergnügen aufzuheben. Sie brachten ihn ins Haus. Dann spielten sie eine Weile ziel- und planlos mit irgendwelchem altem Gerümpel im Schuppen. Gelegentlich kam einer heraus und sah sich nach Garnelen um, aber mehr als Sport, denn um der Nahrung willen.

Ruth, Gerd und Jack saßen am Frühstückstisch im Freien und plauderten. Mama Fuzzy und Baby rannten im hohen Gras herum. Plötzlich stieß Mama einen schrillen Schrei aus und rannte zum Schuppen, wobei sie Baby vor sich hertrieb und ihn mit der flachen Seite ihres „Schwerts“ zur Eile antrieb.

Jack rannte ins Haus. Gerd packte seine Kamera und sprang auf den Tisch. Ruth war es, die den Grund zur Störung zuerst entdeckte.

„Jack! Dort drüben!“ Sie deutete auf die Lichtung. „Zwei fremde Fuzzys!“

Er rannte weiter, brachte aber anstelle des Gewehrs, das er hatte holen wollen, seine Filmkamera und etwas ExTe drei. Als er wieder herauskam, hatten die beiden Fuzzys die Lichtung betreten und Standen jetzt nebeneinander da. Beides waren Weibchen, und beide trugen hölzerne Garnelentöter.

„Haben Sie genug Film?“ fragte er Gerd. „Hier, Ruth. Nehmen Sie das.“ Er reichte ihr seine Kamera. „Ich werde jetzt versuchen, mich mit den beiden anzufreunden.“

Er ging mit dem ExTe drei in der Hand auf sie zu und redete leise und besänftigend auf die beiden Fuzzys ein. Als er nahe genug herangekommen war, blieb er stehen.

„Die unseren kommen dicht hinter Ihnen“, sagte Gerd. „In einer richtigen Schlachtreihe; ihre Garnelenstecher heben sie hoch in die Luft. Jetzt sind sie etwa dreißig Fuß hinter Ihnen stehengeblieben.“

Jack brach ein Stück ExTe drei ab, steckte es in den Mund und aß. Dann brach er zwei weitere Stücke ab und hielt sie den Fuzzys hin. Damit führte er sie zweifellos in Versuchung, aber nicht in dem Maße, daß sie unvorsichtig wurden. Schließlich warf er ihnen die beiden Stücke hin. Eine der Fuzzys rannte vor, warf ihrer Begleiterin ein Stück zu und schnappte sich dann das andere Stück, um gleich darauf damit umzukehren.

Dann standen sie nebeneinander, knabberten und gaben leise Geräusche des Wohlbehagens von sich.

Seine eigene „Familie“ schien gar nicht davon erbaut zu sein, daß er diese Kostbarkeiten an Fremde verschwendete. Die beiden Fremden dagegen beschlossen, näher zu treten, und er hatte sie bald soweit, daß sie ihm aus der Hand aßen. Aber das war wiederum für seinen eigenen Stamm zuviel, und sie rückten quiekend näher.

Die beiden fremden Weibchen zogen sich ein paar Schritte zurück und hoben ihre Garnelentöter. Alles schien mit einem Kampf zu rechnen, und niemand wollte ihn. Nach allem, was Jack von der Geschichte Terras wußte, war das eine Situation, die sich zu ernsthaften Schwierigkeiten auswachsen konnte. Dann trat Ko-Ko vor. Er hatte seinen Garnelentöter gesenkt und näherte sich den beiden Weibchen, wobei er leise quiekte und zuerst die eine und dann die andere berührte. Dann legte er seine Waffe auf den Boden und stellte den Fuß darauf.

Und damit war die Krise behoben. Die anderen Mitglieder seiner Familie traten vor, steckten ihre Waffen in die Erde und begannen die Fremden zu streicheln. Dann setzten sie sich alle im Kreise auf den Boden und schwankten rhythmisch mit den Oberkörpern. Kurz darauf umarmten sich alle und quiekten zufrieden. Dann marschierten sie im Gänsemarsch durch das Gras und auf das Haus zu.