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„So etwas gibt es nicht. Ein intelligentes Wesen ist ein intelligentes Wesen und nicht ein Wesen, das als intelligent erklärt wurde.“

„Fuzzys sind intelligente Wesen“, sagte Rainsford. „Das ist meine Meinung, und ich bin qualifizierter Xenonaturwissenschaftler.“

„Meine auch“, fügte Gerd van Riebeek hinzu. „Das ist die Leiche eines intelligenten Wesens. Und das ist der Mann, der es ermordet hat. Leutnant, verhaften Sie ihn, worauf warten Sie noch.“

„He, was ist das?“

Die Fuzzys waren aufgestanden und schoben ihre Garnelentöter unter die Leiche Goldlöckchens. Sie hoben sie auf die stählernen Schafte. Ben Rainsford richtete seine Kamera auf sie, als Cinderella die Waffe ihrer Schwester aufhob und dem Leichenzug damit folgte. Die anderen trugen die Leiche zum anderen Ende der Lichtung. Rainsford blieb hinter ihnen. Von Zeit zu Zeit blieb er stehen, um sie zu fotografieren. Dann eilte er ihnen wieder nach.

Sie setzten die Leiche ab. Mike, Mitzi und Cinderella begannen zu graben. Die anderen suchten Steine. George Lunt war ihnen gefolgt. Jetzt nahm er seine Mütze ab und hielt sie in den Händen. Als die in Gras gehüllte Leiche in das kleine Grab gelegt wurde, senkte er den Kopf.

Als dann der Steinhügel vollendet war, setzte er die Mütze wieder auf, zog die Pistole und lud durch.

„Jetzt bin ich soweit, Jack“, sagte er. „Ich werde jetzt Leonard Kellogg verhaften.“

8.

Das war nicht das erste Mal, daß Jack Holloway gegen Kaution freigelassen wurde, aber noch nie war die Kautionssumme so hoch gewesen. Aber wenn er daran dachte, wie Leslie Coombes' Augen sich geweitet hatten und Mohammed Ali O'Brien den Mund aufgerissen hatte, als er den Beutel mit den Sonnensteinen auf George Lunts Tisch geknallt und George aufgefordert hatte, sich daraus den Gegenwert von fünfundzwanzigtausend Sols herauszuholen, mußte er sagen, daß das Ganze den Spaß wert gewesen war. Besonders nach dem großen Auftritt, den Coombes daraus gemacht hatte, Kelloggs Kaution mit einem dieser berühmten vorbeglaubigten Blankoschecks der Gesellschaft zu bezahlen.

Er sah die Whiskyflasche an, die er in der Hand hielt und griff dann nach einer anderen im Schrank. Eine für Gus Brannhard und eine für den Rest seiner Gäste. Der Ruf, der Gus Brannhard und seinen Fähigkeiten im Vertilgen von Whisky vorausging, war bis zu ihm gedrungen.

Im Augenblick saß Gus in dem größten Stuhl, den Jack Holloway in seinem Wohnzimmer anzubieten hatte, und dieser Stuhl war keineswegs zu groß für ihn. Gus war ein Hüne von einem Mann mit lockigem graubraunem Haar und einem breiten Gesicht unter einem dicht wuchernden Bart. Er trug eine verschossene, schmierige Buschjacke mit Patronenstreifen an der Brust und ein zerrissenes Unterhemd. Baby Fuzzy saß auf seinem Kopf und Mama Fuzzy auf seinem Schoß. Mike und Mitzi hatten sich seine beiden Knie ausgesucht. Die Fuzzys hatten sofort an Gus Gefallen gefunden. Wahrscheinlich hielten sie ihn für einen großen Fuzzy.

„Ich würd's nicht gar zu leicht nehmen, Jack“, sagte Rainsford. „Du hast ja bei dem Verhör gesehen, wen wir alles gegen uns haben.“

Leslie Coombes, der Spitzenanwalt der Gesellschaft, war von Mallorys Port eigens herübergekommen. Seine Privatjacht leistete mindestens Mach 6, und er hatte sie bestimmt auf dem Flug nicht geschont. Mit ihm, geradezu an der Leine, war Mohammed Ali O'Brien gekommen, der Generalstaatsanwalt der Kolonie. Sie hatten beide versucht, den ganzen Fall für nichtig erklären zu lassen — Notwehr seitens Holloway und Tötung eines ungeschützten wilden Tieres seitens Kellogg. Als sie damit nicht durchgekommen waren, hatten sie sich verzweifelt bemüht, die Zulassung eines jeden Beweisstückes, das sich auf die Fuzzys bezog, zu verhindern. Schließlich war das Ganze nur ein Klagegericht; Leutnant Lunt als Polizeichef hatte nur äußerst beschränkte Vollmachten.

„Du hast ja gesehen, wie weit sie gekommen sind, oder?“

„Trotzdem, mir ist nicht ganz wohl in meiner Haut“, brummte Rainsford.

„Was meinst du, Ben?“ fragte Brannhard. „Was glaubst du, daß sie tun werden?“

„Ich weiß nicht. Das beunruhigt mich ja so. Wir stellen uns gegen die Zarathustragesellschaft, und die Gesellschaft mag es nicht, wenn man sich gegen sie stellt“, antwortete Rainsford. „Die versuchen jetzt bestimmt, Jack irgend etwas anzuhängen.“

„Und der Lügendetektor? Das ist doch lächerlich, Ben.“

„Glaubt ihr, wir können beweisen, daß die Fuzzys intelligent sind?“ fragte Gerd van Riebeek.

„Wer soll die Intelligenz definieren? Und wie?“ fragte Rainsford. „Coombes und O'Brien können festlegen, daß nur die Sprache- und Feuer-Regel gilt.“

„Das laßt nur meine Sorge sein“, warf Brannhard ein. „Wenn ich beweisen will, daß Jack Holloway im Recht war, als er Kurt Borch niederschoß, muß ich zuerst beweisen, daß Kurt Borch nicht im Recht war, als er Jack mit der Pistole bedrohte. Und um das tun zu können, muß ich wiederum den Beweis liefern, daß Kellogg im Unrecht war, als er auf dem Fuzzy herumtrampelte. Und das ist er nur dann, wenn Fuzzys intelligenzbehaftete Wesen sind. Folglich muß ich meine ganze Verteidigung darauf aufbauen.“

„Das wird nicht leicht sein“, wandte Rainsford ein. „Wir brauchen dazu die Aussage von Psychologen, und ihr wißt ja vermutlich, daß die einzigen Psychologen auf diesem Planeten Angestellte der Zarathustragesellschaft sind.“ Er leerte sein Glas und blickte wehmütig auf die Reste von Eiswürfeln auf dem Boden des Glases und schenkte sich dann nach. „Ich hätte genauso gehandelt wie du, Jack aber trotzdem wäre mir lieber, wenn das alles nicht passiert wäre.

„Hah!“

Mama Fuzzy fuhr erschreckt zusammen, als sie Brannhards Ausruf hörte.

„Was glaubt ihr, was Victor Grego sich im Augenblick wünscht?“

Victor Grego legte gerade den Hörer auf die Gabel. „Das war Leslie auf der Jacht“, sagte er.

„Sie kommen jetzt herein. Sie machen am Krankenhaus Station, um Kellogg abzuliefern, dann kommen sie hierher.“

Nick Emmert knabberte an einem Sandwich. Er hatte rötliches Haar, wäßrige Augen und ein weichliches Gesicht.

„Holloway muß ihn ziemlich zugerichtet haben“, sagte er.

„Ich wollte, er hätte ihn umgebracht!“ stieß Grego hervor. Der Generalresident zuckte zusammen.

„Das ist doch nicht Ihr Ernst, Victor!“

„Den Teufel ist es!“ Er deutete auf das Bandgerät, wo soeben die Aufnahme des Verhörs abgelaufen war.

„Das ist nur ein Vorgeschmack auf das, was bei der Verhandlung herauskommen wird. Wissen Sie, was auf dem Grabstein der Gesellschaft stehen wird? ‚Zu Tode getrampelt, zusammen mit einem Fuzzy, von Leonard Kellogg!‘

„Aber, Victor, sie werden Leonard doch nicht wegen Mordes verurteilen“, sagte Emmert. „Nicht, weil er eines von diesen kleinen Viechern umgebracht hat.“

„Unter Mord ist die vorsätzliche und ungerechtfertigte Tötung eines vernunftbegabten Wesens einer jeden Rasse zu verstehen“, zitierte Grego. „So lautet das Gesetz. Wenn sie vor Gericht beweisen können, daß die Fuzzys vernunftbegabte Wesen sind…“

— dann würden eines Tages zwei Gerichtsbeamte Leonard Kellogg in den Gefängnishof führen und ihm eine Kugel durch den Kopf schießen, spann er den Gedankenfaden weiter. Das für sich allein betrachtet wäre kein großer Verlust. Das Unangenehme daran würde nur sein, daß sie gleichzeitig mit ihm auch dem Vertrag der Zarathustragesellschaft ein Ende bereiten würden. Vielleicht konnte man verhindern, daß Kellogg vor Gericht auftreten mußte. Es kam oft genug vor, daß auf ein startendes Raumschiff in letzter Minute ein betrunkener Raummatrose geschmuggelt wurde, und wenn man überlegte, wie Holloway Kellogg zugerichtet haben mußte, würde es gar nicht schwer sein, ihn als betrunkenen Raumfahrer zu deklarieren. Die fünfundzwanzigtausend Sol Kaution mußten dann eben abgeschrieben werden — für die Gesellschaft war das ein Pappenstiel. Nein, dann galt es ja immer noch den Hollowayprozeß durchzustehen.