„Den Kellogg-Fall wollen sie zuerst verhandeln“, sagte Gus Brannhard gerade. „Und ich konnte nichts dagegen tun. Ihr versteht doch, warum sie das machen? Sie werden also zuerst gegen Kellogg verhandeln, wobei Coombes gleichzeitig Ankläger und Verteidiger ist, und wenn es ihnen gelingt, ihn freizusprechen, ist das ein Präjudiz gegen die Beweise für die Intelligenz der Fuzzys, die wir in deiner Verhandlung vorlegen wollen.“
Mama Fuzzy versuchte erneut, ihm das Glas wegzuschnappen, das er gerade zum Munde führte, aber der Anwalt war schneller. Baby hatte seine Versuche aufgegeben, sich auf seinen Kopf zu setzen und spielte jetzt hinter seinem Schnurrbart Verstecken.
„Zuerst“, fuhr er fort, „werden sie jede Spur von einem Beweis für die Fuzzys ausschließen. Viel wird es nicht sein, aber es wird uns schwerfallen, auch nur das Geringste durchzubekommen, und was sie nicht ausschließen können, werden sie angreifen. Sie werden die Glaubwürdigkeit anzweifeln. Natürlich können sie bei einem Zeugenverhör unter dem Lügendetektor nicht behaupten, daß jemand lügt, aber sie können sehr wohl behaupten, daß eine Selbsttäuschung vorliegt. Du stellst also eine Behauptung auf, die du für richtig hältst, und der Lügendetektor gibt dir recht. Dann werden sie eben sagen, daß du dich zwar im Recht glaubst, aber nicht das Wissen besitzt, um wirklich die Wahrheit zu erkennen. Und zu guter Letzt werden sie von dem, was sie nicht anfechten können, behaupten, daß es kein Beweis für die Intelligenz der Fuzzys sei.“
„Was zum Teufel wollen sie denn für einen Beweis?“ brauste Gerd auf. „Atomenergie und Kontragrav und einen Hyperantrieb?“
„Sie werden eine hübsche, saubere, pedantische Definition haben, die genau auf unseren Fall zugeschnitten ist und die Fuzzys ausschließt. Sie werden diese Definition vor Gericht präsentieren und alles tun, daß sie angenommen wird. An uns liegt es nun zu erraten, worin diese Definition bestehen wird, eine Gegenthese bereitzuhalten und dazu unsere eigene Definition.“
„Ihre Definition wird die Khooghars vom Planeten Vischnu einschließen. Gerd, begraben die Khooghars ihre Toten?“
„Zum Teufel, nein, sie fressen sie auf. Aber du mußt ihnen immerhin zugestehen, daß sie sie zuerst kochen.“
Ben Rainsford wollte etwas sagen, hielt aber inne, als er eine Polizeisirene über dem Camp heulen hörte. Die Fuzzys blickten interessiert auf. Sie wußten, wer das war. Pappi Jacks Freunde, in den blauen Kleidern. Jack ging an die Tür und öffnete sie.
Der Wagen landete; George Lunt, zwei seiner Männer und zwei Männer in Zivil stiegen aus. Die beiden letzteren waren bewaffnet, und einer von ihnen trug ein Bündel unter dem Arm.
„Hallo, George, nur hereinspaziert.“
„Wir möchten mit Ihnen sprechen, Jack.“ Lunts Stimme klang rauh, von seiner gewohnten Freundlichkeit und Wärme war nichts zu merken. „Das heißt, diese Männer wollen Sie sprechen.“
„Aber, freilich. Nur herein.“
Er ging in das Zimmer zurück, um sie eintreten zu lassen. Irgend etwas stimmte hier nicht; irgend etwas war passiert. Khadra kam zuerst herein und stellte sich hinter ihm auf. Lunt folgte ihm. Er sah sich schnell um und stellte sich dann zwischen Jack und den Gewehrschrank. Der dritte Polizist ließ den beiden Fremden den Vortritt und schloß dann die Tür. Jack überlegte, ob das Gericht vielleicht seine Kaution gestrichen hatte und erneut seine Verhaftung verlangte. Die beiden Fremden — ein breitschultriger Mann mit einem buschigen schwarzen Schnurrbart und ein kleinerer mit einem schmalen, wieselhaften Gesicht — sahen Lunt erwartungsvoll an. Rainsford und van Riebeek waren aufgestanden. Gus Brannhard beugte sich vor, um sein Glas nachzufüllen, blieb aber sitzen.
„Geben Sie mir die Papiere“, sagte Lunt zu den stämmigen Fremden.
Der andere holte ein zusammengefaltetes Dokument aus der Tasche und gab es dem Polizisten.
„Jack, meine Idee ist das nicht“, sagte Lunt. „Ich tu das ungern, aber ich muß. Ich würde auch höchst ungern auf Sie schießen, aber wenn Sie sich widersetzen, bin ich dazu gezwungen. Und ich bin kein Kurt Borch, ich kenne Sie und werde nichts riskieren.“
„Wenn Sie diesen Gerichtsbeschluß übergeben wollen, würde ich's an Ihrer Stelle jetzt tun“, sagte der Größere von den beiden Fremden. „Quatschen Sie nicht die ganze Zeit herum.“
„Jack“, sagte Lunt zögernd, „das ist ein Gerichtsbeschluß, wonach Ihre Fuzzys als Beweisstücke beschlagnahmt werden. Diese Männer hier sind Beamte vom Zentralgericht; sie haben Anweisung, die Fuzzys nach Mallorys Port zu bringen.“
„Zeig den Schrieb her, Jack“, sagte Brannhard, der immer noch nicht aufgestanden war.
Lunt gab das Schriftstück Jack, der es Brannhard weiterreichte. Gus hatte den ganzen Abend ein Glas nach dem anderen geleert, vielleicht hatte er Angst, daß man das merken würde, wenn er aufstand. Er warf einen Blick auf das Dokument und nickte.
„Gerichtsbeschluß, stimmt, unterzeichnet vom Oberrichter.“ Er gab das Papier zurück. „Sie müssen die Fuzzys mitnehmen, das ist alles. Aber behalte das Dokument und laß dir eine unterschriebene Quittung mit Daumenabdruck geben. Du kannst sie gleich auf der Maschine schreiben, Jack.“
Gus wollte ihn mit etwas beschäftigen, damit er nicht zusehen mußte, was nun geschah. Der kleinere der beiden Gerichtsbeamten hatte das Bündel jetzt fallen lassen, das er unter dem Arm getragen hatte. Es war eine Anzahl von Segeltuchsäcken. Jack setzte sich an die Schreibmaschine und schrieb die Quittung, worin er die Fuzzys namentlich aufzählte und beschrieb und ausführte, daß sie sich bei guter Gesundheit befänden und unverletzt seien. Einer von ihnen versuchte, auf seinen Schoß zu klettern, wobei er herzerweichend quiekte. Der Kleine klammerte sich an sein Hemd, aber er wurde weggerissen. Jack war mit seiner Arbeit fertig, ehe die Eindringlinge ihr Werk beendet hatten. Drei der Fuzzys steckten bereits in Säcken. Khadra fing gerade Cinderella ein. Ko-Ko und Little Fuzzy waren auf die kleine Tür in der Außenwand zugerannt, aber Lunt stand mit den Absätzen davor, so daß sie sie nicht öffnen konnten. Als sie das sahen, begannen beide, in ihren Betten herumzuwühlen. Der dritte Polizist und der Kleinere der beiden Gerichtsbeamten zerrten sie heraus und stopften sie in die Säcke.
Jack stand auf. Er war immer noch benommen und begriff nur undeutlich, was um ihn vorging. Er zog die Quittung aus der Schreibmaschine. Zuerst gab es eine Debatte darüber, aber Lunt forderte die Beamten auf zu unterschreiben oder sich ohne die Fuzzys zum Teufel zu scheren. Schließlich unterschrieben sie murrend und setzten ihre Daumenabdrücke daneben. Jack gab das Papier Gus, wobei er sich bemühte, nicht auf die sechs zuckenden Sacke zu sehen oder die jämmerlichen Laute zu hören.
Dann stand er an der Tür und sah zu, wie sie die Säcke in den Airjeep verfrachteten und dann nachkletterten. Als er wieder an seinem Tisch saß, war er ein gebrochener Mann.
„Die wissen nichts von Gerichtsbeschlüssen“, sagte er. „Sie wissen nicht, warum ich sie nicht verteidigt habe. Sie glauben jetzt, Pappi Jack hat sie im Stich gelassen.“
„Sind sie weg, Jack?“ fragte Brannhard. „Bestimmt?“ Dann stand er auf, griff hinter sich und brachte einen kleinen Ball aus weißem Pelz zum Vorschein. Baby Fuzzy klammerte sich mit seinen zwei winzigen Händchen an seinen Bart und quiekte vergnügt.
„Baby! Sie haben ihn nicht erwischt!“
Brannhard löste die Händchen aus seinem Bart und gab Jack den Fuzzy.