Jimenez war jetzt beinahe ebenso erstaunt wie vorher die Fuzzys. „Aber das ist doch nicht Ihr Ernst?“ Er starrte erst Rainsford, dann Jack Holloway und dann wieder Rainsford an. „Nun, ich rufe jedenfalls zurück, wenn wir das Band gehört haben. Sie sind drei Zeitzonen westlich von uns, nicht wahr? Dann sehen wir zu, daß wir vor Mitternacht nach Ihrer Zeit anrufen — das wäre einundzwanzig Uhr hier.“
5.
Victor Grego drückte seine Zigarette langsam aus.
„Ja, Leonard“, sagte er geduldig. „Das ist sehr interessant und zweifellos eine wichtige Entdeckung, aber ich verstehe wirklich nicht, weshalb Sie die Geschichte so aufbauschen. Haben Sie Angst, daß ich Ihnen Vorwürfe mache, weil Ihnen Leute zuvorgekommen sind, die nicht der Gesellschaft angehören? Oder fürchten Sie, daß irgend etwas, in das Bennett Rainsford verwickelt ist, automatisch ein diabolisches Komplott gegen die Gesellschaft ist?“
Leonard Kellogg verzog schmerzhaft den Mund.
„Worauf ich hinausmöchte, Victor, ist, daß sowohl Rainsford als auch dieser Holloway davon überzeugt scheinen, daß diese Wesen, die sie Fuzzys nennen, überhaupt keine Tiere sind. Sie halten sie für vernunftbegabte Wesen.“
„Aber das ist…“ Er verstummte, als ihm die ganze Tragweite dessen, was Kellogg gesagt hatte, klar wurde. „Großer Gott, Leonard! Ich bitte Sie vielmals um Entschuldigung, jetzt verüble ich es Ihnen nicht mehr, daß Sie es so ernst nehmen. Aber — dann würde Zarathustra ja automatisch zu einem bewohnten Planeten Klasse IV werden.“
„Ganz richtig — und unsere Verträge gelten für einen Planeten Klasse III“, fügte Kellogg hinzu. „Für einen unbewohnten Planeten. Sie würden automatisch ungültig werden, falls auf Zarathustra vernunftbegabte Wesen entdeckt würden.“
„Sie wissen doch, was geschehen würde, wenn das stimmte?“
„Nun, ich könnte mir vorstellen, daß die Verträge neu ausgehandelt werden müßten, und da das Kolonialbüro jetzt weiß, was für eine Art von Planet das ist, würden sie mit der Gesellschaft nicht gerade großzügig sein…“
„Sie würden überhaupt nicht verhandeln, Leonard. Die Föderationsregierung würde einfach die Stellung einnehmen, daß die Gesellschaft bereits ausreichenden Nutzen aus ihren ursprünglichen Investitionen gezogen hat und würde uns — wenigstens hoffe ich das — im Wert unserer gegenwärtigen Besitztümer entschädigen. Der Rest würde an den Fiskus verfallen.“
Und Nick Emmert, guter Freund und wichtiger Aktionär der Gesellschaft, würde verschwinden. An seine Stelle würde ein Generalgouverneur des Kolonialbüros mit Truppen aus der regulären Armee und einer komplizierten Bürokratie treten. Wahlen, eine gesetzgebende Körperschaft, Hinz und Kunz würden das Recht bekommen, für Gesetze zu stimmen, die keinem Menschen Vorteil brachten — oder wenigstens der Gesellschaft nicht — und schließlich sogar eine Kommission für Eingeborenenangelegenheiten, die ihre Nase in alles stecken würde.
„Aber sie können uns doch nicht einfach unsere Verträge wegnehmen“, protestierte Kellogg. „Das wäre doch nicht fair!“ Und dann, als gäbe das den Ausschlag: „Das ist doch nicht unsere Schuld!“
Grego bemühte sich, seine Ungeduld nicht offen zu zeigen. „Leonard, bitte, versuchen Sie sich doch darüber klar zu werden, daß sich die Föderationsregierung den Teufel darum schert, ob es fair ist oder nicht oder wessen Schuld es ist. Die Föderationsregierung bedauert die Verträge, die sie mit der Gesellschaft abgeschlossen hat — und zwar seit dem Zeitpunkt, wo ihr klargeworden ist, was für einen Fehler sie damit gemacht hat. Dieser Planet ist doch mehr wert als Terra jemals wert war, selbst vor den Atomkriegen. Nein, wenn sie auch nur die geringste Chance hätten, sie zurückzubekommen — und noch dazu mit Verbesserungen — glauben Sie dann vielleicht, daß sie diese Chance nicht wahrnehmen würde? Und was kann sie daran hindern? Wenn diese Kreaturen auf dem Betakontinent vernunftbegabte Wesen sind, ist unser Vertrag das Papier nicht mehr wert, auf den er geschrieben ist, und damit ist alles Schluß.“ Er schwieg einen Augenblick. „Sie haben doch das Band gehört, das Rainsford an Jimenez durchgegeben hat. Hat er oder Holloway denn ausdrücklich behauptet, daß diese Biester vernunftbegabte Wesen sind?“
„Nun, ausdrücklich nicht. Holloway bezeichnete sie zwar immer als Leute, aber er ist schließlich nur ein unwissender alter Prospektor. Rainsford hat sich natürlich nicht festgelegt — weder nach der einen noch nach der anderen Seite, aber er hat sich alle Wege offen gelassen.“
„Wenn wir einmal davon ausgehen, daß der Bericht stimmt — könnten diese Fuzzys dann vernunftbegabt sein?“
„Wenn wir die Richtigkeit des Berichtes unterstellen, ja“, bestätigte Kellogg verzweifelt. „Ohne weiteres.“
Kellogg schien das ganz und gar nicht zu gefallen.
„Ich werde Ernst Mallin mitnehmen“, erklärte er schließlich. „Dieser Rainsford versteht von Psychowissenschaften überhaupt nichts. Mag sein, daß er Ruth Ortheris imponieren kann, aber Ernst Mallin bestimmt nicht, wenigstens nicht, nachdem ich mit Mallin gesprochen habe.“ Er überlegte. „Wir müssen diesem Holloway die Fuzzys wegnehmen. Dann geben wir einen Bericht über die Entdeckung heraus, wobei wir sorgfältig darauf achten müssen, daß Rainsford und Holloway auch alle Entdeckerehren bekommen — wir werden sogar die Bezeichnung akzeptieren, die sie für sie geprägt haben -, aber wir werden ganz deutlich darauf hinweisen, daß die Fuzzys zwar hochintelligent, aber keineswegs vernunftbegabt sind. Wenn Rainsford an dieser Behauptung festhält, werden wir das Ganze als aufgemachten Schwindel bezeichnen.“
„Glauben Sie, daß er schon einen Bericht an das Institut für Xenowissenschaften geschickt hat?“
Kellogg schüttelte den Kopf.
„Nun, dann wird er es aber sicher tun, wenn man ihn nicht bald daran hindert, und in einem Jahr haben wir eine Armee von Schnüfflern von der Erde hier. Leonard, Sie müssen Holloway diese Fuzzys wegnehmen, und ich garantiere Ihnen persönlich, daß sie dann bis dahin nicht mehr für Untersuchungen zur Verfügung stehen. Fuzzys“, sagte er nachdenklich. „Es handelt sich doch um Pelztiere oder?“
„Holloway hat in seinem Bericht etwas von weichem, seidenartigem Pelz erwähnt.“
„Gut. Darauf müssen Sie in Ihrem Bericht besonders hinweisen. Sobald der Bericht veröffentlicht ist, wird die Gesellschaft zweitausend Sol pro Stück für Fuzzypelze anbieten. Bis Rainsfords Bericht uns die Leute von Terra hergelockt hat, sind die Biester vielleicht schon ausgerottet.“
Kellogg sah ihn bestürzt an.
„Aber, Victor, das wäre doch Rassenmord!“
„Unsinn! Unter Rassenmord versteht man die Ausrottung einer Rasse vernunftbegabter Wesen. Das hier sind Pelztiere. Es liegt an Ihnen und Ernst Mallin, das zu beweisen.“
Die Fuzzys, die auf dem Rasen vor dem Lager spielten, erstarrten und blickten nach Westen. Dann rannten sie alle zu der Bank neben der Küchentür und kletterten hastig hinauf.
„Was ist jetzt los?“ staunte Jack Holloway.
„Sie hören das Luftboot“, erklärte Rainsford. „So haben sie sich gestern auch benommen, als du mit deiner Maschine reinkamst.“ Er blickte auf den Picknicktisch, den sie unter den Federblattbäumen aufgestellt hatten. „Alles fertig?“
„Alles, außer dem Mittagessen. Das muß noch eine Stunde kochen. Jetzt sehe ich sie.“
„Du hast bessere Augen als ich, Jack. Oh, jetzt sehe ich es auch. Hoffentlich ziehen die Kleinen eine gute Schau für sie auf“, meinte er ängstlich.