»Nun, meine Herren?« forderte er zu Stellungnahmen auf.
»Pancho?« Captain Conrad Greibenfeld, der Erste Offizier, wandte sich an Lieutenant Ybarra, den Chefpsychologen.
»Wie zuverlässig ist das Zeug?« fragte Ybarra.
»Nun, ich habe Jack Holloway vor dreißig Jahren gekannt, das war auf Fenzis. Ich war damals noch Fähnrich. Er muß jetzt über siebzig Jahre alt sein«, betonte er. »Wenn er etwas sagt, glaube ich es. Und Bennett Rainsford ist natürlich absolut zuverlässig.«
»Und wie steht’s mit dem Agenten?« beharrte Ybarra.
Er und Stephen Aelborg, der Geheimdienstoffizier, tauschten Blicke aus, und Aelborg meinte:
»Einer der besten. Einer von unseren eigenen Leuten, Lieutenant in der Marinereserve. Sie brauchen sich wirklich keine Gedanken wegen seiner Glaubwürdigkeit machen, Pancho.«
»Nach dem, was ich gehört habe, scheinen sie vernunftbegabt zu sein«, sagte Ybarra. »Wissen Sie, das ist etwas, was ich die ganze Zeit halb erhofft und halb befürchtet habe.«
»Sie meinen, ein Grund, dort unten in dieses Durcheinander einmal richtig einzugreifen?« fragte Greibenfeld.
Ybarra sah ihn einen Moment ausdruckslos an. »Nein. Nein, ich meine einen Fall von Vernunft, der gerade an der Grenze liegt; etwas, worauf unsere heilige ›Sprache-und-Feuer-Regel‹ nicht zutrifft. Wie haben wir diese Meldung überhaupt erhalten, Stephen?«
»Nun, sie wurde uns vom Kontaktzentrum in Mallorys Port am späten Freitagabend übermittelt. Im übrigen scheinen mehrere Kopien dieses Berichts auf Band zu existieren; unser Agent gelangte in den Besitz einer solchen Kopie, überspielte sie dem Kontaktzentrum, das uns den Bericht mit den Anmerkungen des Agenten übermittelte«, sagte Aelborg.
»Natürlich«, fuhr er fort, »erkannte Grego sofort, was das zu bedeuten hatte. Er schickte Ernst Mallin, den Chef Psychologen der Gesellschaft, und Kellogg sofort auf den Beta-Kontinent, und sie hatten den Auftrag, Rainsfords und Holloways Behauptungen als dummes Zeug darzustellen. Jetzt hofft die Gesellschaft, die Fuzzys als Pelztiere jagen zu können, bis kein Exemplar mehr da ist, an dem man Rainsfords Theorie auf der Erde überprüfen kann.«
»Letzteres war mir bisher noch nicht bekannt.«
»Nun, wir können das beweisen«, versicherte Aelborg ihm.
»Wenn diese Fuzzys vernunftbegabte Wesen sind«, meinte Conrad Greibenfeld, »dann ist da unten doch alles illegaclass="underline" Die Gesellschaft, die Kolonialbehörden, alles. Zarathustra wäre dann ein Planet der Klasse IV.«
»Wir werden nicht eingreifen, solange wir nicht dazu gezwungen werden. Pancho, ich denke, die Entscheidung dazu liegt im wesentlichen bei Ihnen.«
Pancho Ybarra erschrak.
»Großer Gott, Alex! Das kann nicht Ihr Ernst sein. Wer bin ich denn? Ein Niemand. Ein ganz gewöhnlicher Doktor der Medizin und der Psychologie. Die besten Psychologen in der ganzen Föderation…«
»… befinden sich nicht auf Zarathustra, Pancho. Sie sind auf Terra, fünfhundert Lichtjahre, sechs Monate Schiffsreise entfernt. Ein Eingriff liegt natürlich in meinem Kompetenzbereich, aber die Frage, ob vernunftbegabt oder nicht, die liegt bei Ihnen. Ich beneide Sie nicht, aber ich kann Ihnen das nicht abnehmen.«
Gerd van Riebeeks Vorschlag, daß alle drei Besucher im Gleiter schlafen sollten, war nicht sehr ernst genommen worden. Gerd selbst wurde in einer Kammer des Wohngebäudes untergebracht, Juan Jimenez begab sich mit Ben Rainsford für die Nacht in dessen Lager. Ruth Ortheris behielt die Kabine des Gleiters für sich allein. Am nächsten Morgen meldete Rainsford sich am Visifon, während Jack, Gerd und Ruth gerade mit den Fuzzys frühstückten; er und Jimenez hatten beschlossen, die Gegend um die Quelle des Cold Creek abzusuchen, da sie davon überzeugt waren, daß es in den dortigen Wäldern noch mehr Fuzzys geben mußte.
Ruth, Gerd und Jack saßen draußen am Frühstückstisch im Freien und plauderten und dachten sich Ausreden dafür aus, nicht abwaschen zu müssen. Mama Fuzzy und Baby rannten im hohen Gras herum. Plötzlich stieß Mama Fuzzy einen schrillen Schrei aus und rannte auf die Hütte zu, wobei sie Baby mit der flachen Seite ihres Schwert-Spatens zur Eile antrieb.
Jack rannte ebenfalls sofort ins Haus. Gerd ergriff seine Kamera und sprang auf den Tisch. Ruth entdeckte als erste den Grund für die Aufregung.
»Jack! Dort drüben!« Sie deutete auf den Rand der Lichtung. »Zwei fremde Fuzzys!«
Jack lief weiter, aber statt seines Gewehrs holte er seine Kamera heraus, zwei zusätzliche Schwert-Spaten und ein wenig Ex-Te-Drei. Als er damit wieder erschien, hatten die beiden Fuzzys bereits die Lichtung betreten und standen jetzt nebeneinander da. Beides waren Weibchen, und beide trugen sie Garnelentöter bei sich.
»Haben Sie ausreichend Filmmaterial?« fragte er Gerd. »Bitte, Ruth, nehmen Sie das.« Er reichte ihr seine Kamera. »Bleiben Sie weit genug von mir weg, um alles festhalten zu können, was ich tue und was sie tun. Ich werde jetzt versuchen, gut Freund mit den beiden zu werden.«
»Unsere Fuzzys befinden sich jetzt hinter Ihnen«, sagte Gerd ihm. »Und zwar in einer richtigen Schlachtreihe, die Schwert-Spaten hoch erhoben. Jetzt bleiben sie stehen, etwa neun Meter hinter Ihnen.«
Jack brach ein Stück Ex-Te-Drei ab, steckte es sich in den Mund und aß. Zwei weitere Stücke hielt er dann den beiden Fuzzys hin. Das war zweifellos eine Versuchung für die beiden, führte aber nicht dazu, daß sie unvorsichtig wurden. Schließlich warf er ihnen die Stücke so hin, daß sie sie erreichen konnten. Ein Fuzzy sprang vor, warf seinem Kameraden ein Stück zu, griff sich das zweite und rannte zurück. Gemeinsam knabberten die beiden dann unter leisen Geräuschen des Wohlgefallens daran herum.
Seine eigene Fuzzy-Familie schien nicht sonderlich erbaut davon zu sein, daß er diese Kostbarkeiten an Außenstehende verschwendete. Die beiden Fremden jedoch beschlossen näherzukommen, und bald hatte er sie soweit, daß sie ihm die Notration aus der Hand aßen. Dann nahm er die beiden stählernen Schwert-Spaten heraus und konnte ihnen seine Absicht deutlich machen, sie einzutauschen. Die beiden Fremden waren unglaublich begeistert — das war zuviel für den bereits vorhandenen Stamm, und ärgerlich quiekend rückte er näher.
Die beiden fremden Weibchen zogen sich ein paar Schritte zurück und hoben ihre Waffen. Alles schien mit einem Kampf zu rechnen, und keiner wollte ihn. Nach allem, was Jack aus der Geschichte Terras wußte, war dies eine Situation, die sich zu ernsten Schwierigkeiten auswachsen konnte. Dann trat Ko-Ko vor, schleppte dabei seinen Garnelentöter in offensichtlich friedlicher Absicht hinter sich her. Mit leisem Quieken näherte er sich den beiden Weibchen, berührte dann erst das eine und dann das andere. Dann legte er seine Waffe auf den Boden und stellte einen Fuß darauf. Die beiden Weibchen begannen ihn zu streicheln.
Augenblicklich war die Krise behoben. Der Rest der Mitglieder kam heran, streckte seine Waffen hin und begann, die Fremden zu streicheln. Dann setzten sich alle im Kreis auf den Boden und schwankten rhythmisch mit den Oberkörpern. Schließlich erhob sich Ko-Ko, die beiden Weibchen folgten ihm, und dann marschierten sie alle hintereinander durch das Gras und auf das Haus zu.
»Haben Sie alles aufgenommen?« fragte Jack Holloway.
»Zumindest auf den Film«, antwortete Gerd. »Aber verstanden habe ich das nicht. Was ist geschehen?«
»Sie haben soeben den ersten Film über die Beziehungen zwischen verschiedenen Fuzzystämmen aufgenommen. Das hier ist das Zuhause der Familie, sie will keine fremden Fuzzys in der Nähe haben. Anfangs wollten sie die Mädchen fortjagen. Dann gefiel Ko-Ko ihr Äußeres, und er beschloß, sich mit ihnen zusammenzutun. Damit war alles anders — die Familie stellte fest, daß sehr wohl noch zwei Fuzzys in diesem Lebensraum Aufnahme finden konnten. Schließlich ist Pappi Jack ja ein guter Versorger. Ich schätze, sie zeigen den Mädchen jetzt die Familienschätze. Wissen Sie, die beiden haben in eine sehr wohlhabende Familie eingeheiratet.«