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Die Mädchen bekamen die Namen Goldlöckchen und Cinderella. Während des Essens saßen sie alle im Wohnzimmer und hatten den Fernseher eingeschaltet; nach dem Essen begab sich die ganze Bande auf ein Nickerchen in Pappi Jacks Bett. Er selbst verbrachte den Nachmittag damit, die Filme zu entwickeln, während Gerd und Ruth die Notizen ins Reine schrieben, die sie am Tage zuvor gemacht hatten. Am Spätnachmittag, als sie damit fertig waren, kamen die Fuzzys heraus, um herumzutollen und Garnelen zu jagen.

Sie alle hörten den Gleiter lange vor den Menschen und rannten zu der Bank neben der Küchentür. Es war ein Polizeifahrzeug; es landete, zwei Beamte stiegen aus und erklärten, daß sie nur vorbeigekommen wären, um die Fuzzys zu sehen. Sie wollten wissen, woher die Neuen gekommen waren, und als Jack es ihnen erzählte, sahen sie sich an.

»Wenn wieder welche auftauchen, dann ruft uns und haltet sie auf, bis wir hier sind«, sagte einer von ihnen. »Wir könnten auf unserer Station auch noch einige gebrauchen — hauptsächlich wegen der Garnelen.«

»Was hält George denn davon?« fragte Jack. »Als er neulich abends hier war, schien er sich vor ihnen zu fürchten.«

»Ah, das hat sich gelegt«, sagte einer der Männer. »Er hat mit Ben Rainsford gesprochen; Ben sagte, sie wären völlig ungefährlich. Ben sagte sogar, daß sie keine Tiere, sondern denkende Wesen seien.«

Jack begann, den beiden von dem zu erzählen, was sie bisher mit den Fuzzys erlebt hatten. Noch während er damit beschäftigt war, traf ein zweiter Gleiter ein, und diesmal waren es Ben Rainsford und Juan Jimenez. Sie kletterten aus ihrer Maschine, sobald das Antigrav-Feld abgeschaltet war.

»Jack«, begann Rainsford sofort. »Dort oben wimmelt es nur so von Fuzzys. Sie alle bewegen sich in diese Richtung hier, es ist eine echte Völkerwanderung. Wir entdeckten über fünfzig von ihnen, vier Familien, Einzelwesen und Pärchen. Ich schätze, daß ihre tatsächliche Zahl noch zehnmal höher ist.« Dann entdeckte er Goldlöckchen und Cinderella. »He, wo kommen denn die beiden Mädchen her?«

Jack erklärte es ihm.

Kurz darauf näherte sich ein drittes Fahrzeug, diesmal ein großes Flugboot. Auf seinem Vorderdeck befanden sich zwei Männer, und Jack erkannte in dem einen Kellogg — der andere mußte Ernst Mallin sein. Ein dritter Mann kam aus der Steuerkanzel, nachdem das Antigrav-Feld abgeschaltet war. Jack konnte Mallin nicht leiden. Er hatte ein schmales, verkniffenes Gesicht, dem man Arroganz und Bigotterie ansah. Der dritte Mann war jünger. Sein Gesicht war nichtssagend, aber eine Ausbeulung unter der Schulter verriet einiges. Nachdem Kellogg ihn vorgestellt hatte, stellte Mallin seinerseits den jungen Mann als Kurt Borch, seinen Assistenten, vor.

Kaum daß sie sich dem Lager genähert hatten, interessierte Kellogg sich sehr für die Fuzzys. Er hockte sich hin, um sie zu untersuchen. Dann sagte er etwas zu Mallin, der seine Lippen zusammenpreßte und den Kopf schüttelte. Dann meinte er:

»Wir können sie solange nicht als vernunftbegabte Wesen ansehen, bis wir etwas an ihrem Verhalten finden, das sich durch keine andere Hypothese erklären läßt. Wir lägen weitaus richtiger, wenn wir erst einmal Unvernunft voraussetzen und dann versuchen, diese Annahme zu überprüfen.«

Sie aßen draußen am Picknicktisch, wo die Fuzzys sie interessiert beobachteten. Kellogg und Mallin waren deutlich bemüht, sie nicht zu erwähnen. Erst nach Einbruch der Dunkelheit, als die Fuzzys ihren Ball ins Haus brachten und alle im Wohnzimmer versammelt saßen, brachte Kellogg, der sich wie ein Versammlungsleiter aufführte, das Gespräch auf dieses Thema. Lange Zeit ließ er sich darüber aus, welch wichtige Entdeckung sie doch seien, und kein anderer kam dazu, auch nur ein Wort zu sagen. Die Fuzzys selbst ignorierten ihn und begannen, ihre Konstruktion aus Stangen und Kugeln zu zerlegen. Eine Weile sahen Goldlöckchen und Cinderella interessiert zu, dann beteiligten sie sich auch.

»Unglücklicherweise«, fuhr Kellogg fort, »besteht ein Großteil dessen, was wir wissen, nur aus unbestätigten Angaben Mr. Holloways. Bitte, verstehen Sie mich nicht falsch. Ich selbst bezweifle keine Sekunde lang das, was Mr. Holloway ausgeführt hat, aber Sie müssen sich darüber im klaren sein, daß professionelle Wissenschaftler nur äußerst zögernd unbestätigte Berichte von — entschuldigen Sie bitte — unqualifizierten Beobachtern akzeptieren.«

»So ein Unsinn, Leonhard!« unterbrach Rainsford ihn ungeduldig. »Ich bin professioneller Wissenschaftler und habe ein paar Jahre mehr Praxis als Sie. Ich akzeptiere Jack Holloways Aussagen. Ein Prospektor wie Jack ist ein sehr sorgfältiger und exakter Beobachter. Leute, die das nicht sind, leben auf Grenzplaneten nicht lange.«

»Nein, bitte, verstehen Sie mich nicht falsch«, wiederholte Kellogg. »Ich bezweifle Mr. Holloways Aussagen nicht. Ich dachte nur an die Reaktion auf Terra.«

»Darum würde ich mich nicht sorgen, Leonhard. Das Institut akzeptiert meine Berichte, und ich verbürge mich für die Verläßlichkeit von Jack Holloway. Außerdem kann ich einen Großteil seiner Beobachtungen aus persönlicher Anschauung bestätigen.«

»Und nicht nur das«, warf Gerd van Riebeek ein. »Eine Kamera ist kein unqualifizierter Beobachter. Wir haben eine Menge Filmmaterial über die Fuzzys.«

»Ah ja, solche Filme wurden wohl erwähnt«, sagte Mallin. »Sie haben aber noch keine entwickelt, oder?«

»Eine ganze Menge. Alles bis auf die Aufnahmen, die heute nachmittag im Wald gemacht wurden. Wir können sie sofort vorführen.«

Er zog die Leinwand vor dem Gewehrschrank herunter, holte den Film und legte ihn in den Projektor ein. Die Fuzzys, die gerade eine neue Konstruktion aus Kugeln und Stäben in Angriff genommen hatten, waren zuerst etwas ungehalten, als das Licht erlosch, rannten dann aber aufgeregt herum, als Little Fuzzy persönlich auf der Leinwand erschien, wie er sich eine kleine Abfallgrube grub. Besonders Little Fuzzy war sehr erregt — falls er sich selbst nicht erkannte, dann erkannte er auf jeden Fall den Meißel. Dann sah man ihn, wie er Garnelen tötete und aß, wie er Schraubenmuttern auf- und abdrehte. Dann traten auch die anderen Fuzzys auf, und die Vorstellung endete damit, daß Goldlöckchen und Cinderella zu der Gruppe stießen.

»Die Aufnahmen, die Juan und ich heute nachmittag im Wald machten, sind nicht sehr ergiebig«, sagte Rainsford. »Meist sind nur Hinterteile zu sehen, die in den Büschen verschwinden.«

Mallin und Kellogg sahen sich überrascht an.

»Sie haben uns gar nicht erzählt, daß es noch mehr von ihnen gibt«, sagte Mallin mit einem anklagenden Unterton. Er wandte sich an Kellogg. »Das ändert die Lage natürlich.«

»Ja, allerdings, Ernst«, stieß Kellogg erfreut aus. »Das ist eine wunderbare Gelegenheit. Mr. Holloway, ich gehe doch richtig in der Annahme, daß hier in der Umgebung alles Land Ihnen gehört, oder? Würden Sie uns nun erlauben, auf der Lichtung zu lagern, auf der unser Fahrzeug jetzt steht? Wir werden uns vorgefertigte Hütten besorgen — die nächste Siedlung ist Red Hills, nicht wahr? — und lassen sie von einem Bautrupp der Gesellschaft aufstellen; auf die Weise belästigen wir sie bestimmt nicht. Eigentlich wollten wir nur heute nacht in unserem Fahrzeug hier bleiben und morgen wieder nach Mallorys Port zurückfliegen, aber wenn es hier in den Wäldern von Fuzzys wimmelt, ist daran natürlich nicht mehr zu denken. Sie haben doch nichts dagegen, oder?«