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Er hatte sehr viel dagegen. Die ganze Geschichte wuchs sich zu einer spürbaren Last für ihn aus. Aber wenn er Kelloggs Bitte nicht nachkam, würden die drei achtzig oder hundert Kilometer von hier ihr Lager errichten, und dann wären sie von seinem Land weg. Er wußte, was dann kommen würde. Mit Fallen oder mit Betäubungsgas würden sie Fuzzys einfangen, sie in Käfige sperren und Labyrinth- oder Schockexperimente mit ihnen machen. Einige würde man ganz bestimmt sezieren und sich vielleicht nicht einmal die Mühe machen, sie vorher zu töten. Wenn sie auf seinem Land so etwas begannen, konnte er zumindest Maßnahmen dagegen ergreifen.

»Überhaupt nicht. Ich muß Sie nur noch einmal daran erinnern, diese Wesen rücksichtsvoll zu behandeln.«

»Oh, wir werden Ihren Fuzzys nichts tun«, sagte Mallin.

»Nicht einem«, sagte Holloway. »Jedenfalls nicht mehr als einmal.«

Am nächsten Morgen erschienen während des Frühstücks Kellogg und Kurt Borch. Borch hatte sich abgetragene Kleidungsstücke angezogen, dazu hohe Stiefel, und an seinem Gürtel trug er eine Pistole. Sie hatten eine Liste von Dingen bei sich, von denen sie glaubten, daß sie sie für ihr Lager benötigten. Keiner von beiden schien mehr als eine äußerst nebelhafte Vorstellung davon zu haben, was man für ein Lager alles brauchte. Jack machte ein paar Vorschläge, die angenommen wurden. Prompt strich er auch, als er beim Lesen darauf stieß, ein Röntgengerät wieder durch.

»Wir wissen nichts darüber, wie hoch die Strahlungstoleranz der Fuzzys ist«, sagte er. »Und wir werden das nicht auf die Weise herausbekommen, indem einer von ihnen eine tödliche Dosis erhält.«

Zu seiner Überraschung widersprach keiner von beiden. Gerd, Ruth und Kellogg borgten sich seinen Gleiter und flogen nach Norden; er und Borch gingen zu der Lichtung hinüber, und kurz darauf erschienen Rainsford und Jimenez, um Mallin abzuholen. Borch selbst nahm sich ein Boot, um damit nach Red Hill zu fahren. Gegen Mittag kehrte er zurück, und kurz darauf hatten die Experten der Gesellschaft aus Red Hill das neue Lager errichtet.

Zwei Jeeps kehrten am späten Nachmittag zurück, und aufgeregt erzählten die Insassen von den vielen Fuzzys, die sie gesehen hatten. Insgesamt hatte man drei Lagerstätten, eine davon in einem hohlen Kugelbaum, entdeckt. Die ersten beiden hatte man verlassen vorgefunden, die dritte war noch bewohnt gewesen. Kellogg bestand darauf, Jack und Rainsford abends in seinem Lager zu bewirten. Das Mahl war ausgezeichnet, denn sämtliche Gänge waren fertig gekocht geliefert worden und brauchten nur aufgewärmt zu werden.

Rainsford, der am Abend zuvor noch in sein eigenes Lager zurückgeflogen war, kehrte am späten Vormittag von Süden her zurück und landete vor Jacks Haus. Jack war ihm beim Ausladen seines Gepäcks behilflich, dann setzten sie sich unter den großen Federblattbaum, um eine Pfeife zu rauchen und den Fuzzys beim Spielen zuzuschauen. Hin und wieder sahen sie Kurt Borch, der drüben im anderen Lager herumlief.

»Ich habe den Bericht abgeschickt«, sagte Rainsford mit einem Blick auf die Uhr. »Inzwischen dürfte er sich auf unserem Postboot nach Mallorys Port befinden; morgen um diese Zeit ist er bereits im Hyperraum nach Terra unterwegs. Wir werden überhaupt nichts davon sagen, sondern einfach zusehen, wie Kellogg und Mallin sich den Mund fusselig reden, um uns davon abzuhalten.« Er kicherte. »Ich habe ganz eindeutig Vernunft für die Fuzzys reklamiert; als ich soweit war, den Bericht abzuschicken, konnte ich zu keinem anderen Schluß kommen.«

»Ich schon gar nicht. Habt ihr das gehört, Kinder?« fragte er Mike und Mitzi, die herangekommen waren, weil sie irgend etwas von den Männern erwarteten. »Onkel Ben sagt, daß ihr vernunftbegabt seid.«

»Quiek?«

»Sie wollen wissen, ob es gut zu essen ist. Was wird jetzt geschehen?«

»Etwa ein Jahr lang nichts. In sechs Monaten, wenn das Schiff auf Terra eintrifft, wird das Institut den Bericht an die Presse geben, und dann wird man ein Forschungsteam herschicken. Die Regierung wird wohl auch einen Vertreter entsenden. Schließlich sind unterzivilisierte Eingeborene auf kolonisierten Planeten automatisch Mündel der Terraföderation.«

Jack kam zu dem Schluß, daß ihm das gar nicht gefiel. Je weniger er mit der Regierung zu tun hatte, desto besser, und seine Fuzzys waren seine Mündel. Das sagte er auch deutlich.

Rainsford nahm Mitzi auf und streichelte sie. »Ein schönes Fell«, sagte er. »Solch ein Pelz würde gute Preise bringen. Und das wird er auch, wenn wir es nicht erreichen, daß diese Leute hier zu vernunftbegabten Wesen erklärt werden.«

Er sah hinüber ins andere Lager und dachte nach. Vielleicht war Leonhard Kellogg auch schon auf diesen Gedanken gekommen und zählte insgeheim schon den Profit aus den Fuzzy-Pelzen für die Gesellschaft.

Kellogg wollte nicht, daß Fuzzys vernunftbegabt waren. Erklärte man sie nicht dazu, waren es einfache Pelztiere. Jack sah vor seinem geistigen Auge schon einige dekadente reiche Witwen, die ihre fetten Leiber in die Felle von Little Fuzzy, Mama Fuzzy, Mike und Mitzi, Ko-Ko und Cinderella, Goldlöckchen und Baby Fuzzy gehüllt hatten. Bei dem Gedanken wurde ihm schlecht.

7.

Der Dienstag begann heiß und windstill; eine scharlachrote Sonne schob sich an einem klaren, messing-farbenen Himmel herauf. Den Fuzzys schien das gar nicht zu gefallen — sie waren an diesem Morgen reizbar und unruhig. Vielleicht würde es doch bald einmal regnen. Jack und sein Besucher beschlossen, sich draußen an den Picknicktisch zu setzen. Nach etwa zwanzig Minuten verabschiedete Ben sich, weil er sein Gewehr holen und auf Jagd gehen wollte.

Kurz darauf kamen Ruth Ortheris und Gerd van Riebeek zu Jacks Haus herüber und leisteten ihm beim Frühstück Gesellschaft.

Kaum hatten sie sich an den Tisch gesetzt, kamen einige Fuzzys herübergelaufen; bisher hatten sie in der Umgebung nach Garnelen gesucht. Little Fuzzy sprang auf den Tisch, um nach Leckerbissen zu suchen, Ruth nahm sich Goldlöckchen auf den Schoß, und als Gerd sich nach einigen Minuten ins Gras ausstreckte, setzte sich Ko-Ko auf seine Brust.

Dann erhob sich in Kelloggs Lager ein Gleiter und schwebte herüber. Juan Jimenez steuerte ihn, und als er herankam, steckte Ernst Mallin seinen Kopf heraus und fragte Ruth, ob sie fertig sei. Dann richtete er Gerd aus, daß Kellogg ihn in ein paar Minuten abholen würde. Nachdem Ruth in den Gleiter gestiegen war, setzte Gerd Ko-Ko von seiner Brust herunter und holte eine Zigarette aus der Tasche.

»Ich weiß nicht, was in sie gefahren ist«, sagte er, während er dem Gleiter nachschaute. »Oder doch, ich weiß es: Sie hat eine Anweisung von oben bekommen. Kellogg hat gesprochen. Fuzzys sind einfach dumme kleine Tiere«, sagte er bitter.

»Sie arbeiten doch auch für Kellogg, nicht wahr?«

»Ja, aber das bedeutet noch lange nicht, daß er meine fachlichen Ansichten diktiert. Wissen Sie, in der schlimmen Stunde, als ich den Job annahm…« Er stand auf, um seinen Gürtel auf der einen Seite hochzuziehen, weil seine Kameraausrüstung schwer daran zog. »Jack, hat Ben Rainsford bereits einen Bericht über die Fuzzys an das Institut geschickt?« wechselte er das Thema abrupt.

»Warum?«

»Wenn nicht, dann sagen Sie ihm, er soll sich damit beeilen.«

Sie hatten keine Zeit, sich weiter darüber zu unterhalten, denn in Kelloggs Lager erhob sich ein zweiter Gleiter — zweifelsohne der Kelloggs.

Jack Holloway ließ sich mit seinen Hausarbeiten Zeit, schob vor allem das Abwaschen lange vor sich her. Nach und nach kehrten die gemieteten Gleiter wieder in das andere Lager zurück, und als Jack sich an seinen Wohnzimmertisch gesetzt hatte, nachdem die Fuzzys ihr Mittagsschläfchen begonnen hatten, war auch Gerd van Riebeek wieder da und klopfte an seine Tür.

»Jack, kann ich Sie einen Augenblick sprechen?«

»Natürlich, kommen Sie ‘rein.«