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»Vorsicht, Lieutenant!« rief Mallin ihnen nach. »Er hat immer noch eine Pistole.«

Jack Holloway erzählte ihm die Vorkommnisse, und Lunt fragte immer wieder dazwischen. »Kellogg stampfte also auf dem Fuzzy herum, und Sie schlugen ihn dann. Wollten Sie ihn daran hindern?«

»Ganz richtig. Ich sage das auch unter dem Detektor aus, wenn Sie wollen.«

»Schon gut. Ich werde diese ganze Bande dem Lügendetektor unterziehen. Und dieser Borch hatte sein Schießeisen in der Hand, als Sie sich umdrehten? Schon gut, Jack. Wir werden natürlich ein Verhör machen müssen, aber das hier ist eindeutig Notwehr gewesen. Glauben Sie, daß einer von dieser Bande aussagen wird, ohne daß man ihn verhaften und an den Detektor anschließen muß?«

»Ruth Ortheris, denke ich.«

»Schicken Sie sie mir bitte her, ja?«

Sie war immer noch bei den Fuzzys, die klagend quiekten. Ben Rainsford stand neben ihr, half ihr auf. Dann ging sie zu Lunt hinüber.

»Was ist geschehen, Jack?« fragte Rainsford. Er sah hinüber zu Gerd. »Und auf wessen Seite steht er?«

»Auf unserer. Er hat der Gesellschaft gekündigt.«

Inzwischen schwebte Wagen drei heran; Jack mußte die ganze Geschichte noch einmal erzählen. Lunt verhörte der Reihe nach Jimenez und Mallin und Kellogg, als er mit Ruth fertig war. Dann kamen er und ein Mann aus Wagen drei zu Jack und Rainsford herüber.

Gerd van Riebeek stieß zu ihnen, als Lunt gerade sagte:

»Jack, Kellogg hat Sie wegen Mordes angeklagt. Ich sagte ihm, daß es Notwehr gewesen sei, aber er hört nicht auf mich. Nach dem Gesetz muß ich Sie jetzt verhaften.«

»In Ordnung.« Er schnallte seine Waffe ab und reichte sie dem Polizisten. »Und jetzt, George, erhebe ich Anklage gegen Leonhard Kellogg wegen der Tötung eines intelligenten Wesens, nämlich eines Eingeborenen des Planeten Zarathustra, der allgemein unter dem Namen Goldlöckchen bekannt war.«

Lunt sah zu der kleinen Leiche und den sechs klagenden Fuzzys um sie herum.

»Aber, Jack — juristisch sind sie keine vernunftbegabten Wesen.«

»Sowas gibt es nicht. Ein intelligentes Wesen ist intelligent, und das nicht erst, wenn man es dazu erklärt hat.«

»Fuzzys sind vernunftbegabte Wesen«, warf Rainsford ein. »Das ist die Meinung eines qualifizierten Xenowissenschaftlers.«

»Meine auch«, sagte Gerd van Riebeek. »Dies ist der Leichnam eines vernunftbegabten Wesens. Und das ist der Mann, der es ermordet hat. Lieutenant, verhaften Sie ihn; worauf warten Sie?«

»He, einen Augenblick!«

Die Fuzzys waren aufgestanden und schoben ihre Schwert-Schaufeln unter die Leiche Goldlöckchens und hoben sie auf die stählernen Schäfte. Ben Rainsford richtete seine Kamera auf sie, als Cinderella die Waffe ihrer Schwester aufhob und dem Leichenzug damit folgte. Die anderen trugen die Leiche zum anderen Ende der Lichtung. Rainsford blieb dicht hinter ihnen. Von Zeit zu Zeit machte er Bilder, lief ihnen dann wieder nach.

Sie setzten die Leiche ab. Mike, Mitzi und Cinderella begannen zu graben. Die anderen liefen umher und suchten Steine. George Lunt war ihnen gefolgt. Jetzt blieb er stehen, nahm seine Mütze ab und hielt sie in den Händen. Als die in Gras gehüllte Leiche in das kleine Grab gelegt wurde, senkte er seinen Kopf.

Dann, als der Steinhügel vollendet war, setzte er die Mütze wieder auf, zog seine Pistole und lud sie durch.

»Jetzt kann es losgehen, Jack«, sagte er. »Ich werde jetzt Leonhard Kellogg wegen Mordes an einem vernunftbegabten Wesen verhaften.«

8.

Das war nicht das erste Mal, daß Jack Holloway gegen Kaution freigelassen wurde, aber noch nie war die Kautionssumme so hoch gewesen. Aber die war es beinahe auch wert gewesen, wenn er daran dachte, wie Leslie Coombes Augen sich geweitet hatten und Mohammed Ali O’Brien den Mund aufgerissen hatte, als er den Beutel mit Sonnensteinen auf George Lunts Tisch geknallt und George aufgefordert hatte, sich daraus den Gegenwert von fünfundzwanzigtausend Sols herauszunehmen. Besonders, nachdem Coombes eine große Schau daraus gemacht hatte, Kelloggs Kaution mit einem dieser berühmten beglaubigten Blankoschecks der Gesellschaft zu bezahlen.

Er sah zu der Whiskyflasche, die er in der Hand hielt, und griff dann nach einer zweiten im Schrank. Eine für Gus Brannhard und eine für den Rest der Leute. Hier draußen in den ärmlichsten Vierteln eines abgelegenen Planeten hielt sich hartnäckig das Gerücht, daß Gustavus Adolphus Brannhard nur als Anwalt tätig wurde, wenn es um Schießereien oder Veldtier-Diebstähle ging. Aber das stimmte einfach nicht — niemand auf Zarathustra kannte den Grund, aber Whisky war es nicht.

Jetzt saß Gus im größten Stuhl im Wohnzimmer. Er war ein Hüne von einem Mann, mit lockigem goldbraunem Haar und einem breiten Gesicht unter einem dichten Bart. Er trug eine verwaschene, schmierige Buschjacke mit Patronenstreifen, kein Hemd, sondern nur ein zerrissenes Unterhemd auf einer stark behaarten Brust. Auch unter seinen Shorts quoll eine dichte Beinbehaarung hervor. Auf seinem Schoß saß Mama Fuzzy, während Baby auf seinem Kopf herumturnte. Auf je einem Knie saßen Mike und Mitzi. Die Fuzzys hatten sofort Gefallen an Gus gefunden. Vermutlich hielten sie ihn für einen Riesen-Fuzzy.

»Aah!« grollte er, als die Flasche und ein Glas neben ihn gestellt wurden. »Die Hoffnung darauf hält mich seit Stunden am Leben.« Er füllte sich ein Glas ein, und um sicherzugehen, daß auch alles ihm gehörte, stürzte er den Inhalt in einem Zug hinunter.

»Das ist eine nette kleine Familie, Jack«, sagte er dann. »Wir haben vor Gericht gute Chancen, solange Baby nicht versucht, auf dem Kopf des Richters herumzuklettern.«

»Ich will nur, daß Kellogg überführt und verurteilt wird.«

»Nimm das nicht zu leicht, Jack«, warf Rainsford ein. »Du hast ja beim Verhör gesehen, was wir alles gegen uns haben.«

Leslie Coombes, den Staranwalt der Gesellschaft, war von Mallorys Port in höchster Eile herübergekommen. Mit ihm, geradezu an einer Leine, war Mohammed Ali O’Brien gekommen, der Generalstaatsanwalt der Kolonie, der gleichzeitig auch Hauptankläger war. Sie hatten beide versucht, den Fall für nichtig erklären zu lassen — Notwehr von Seiten Holloways und Tötung eines ungeschützten wilden Tieres seitens Kelloggs. Als sie damit nicht durchgekommen waren, hatten sie in einer verzweifelten gemeinsamen Anstrengung versucht, die Zulassung eines jeden Beweisstücks, das sich auf die Fuzzys bezog, zu verhindern. Schließlich war das Ganze nur ein Klagegericht; Lieutenant Lunt als Polizeichef hatte nur äußerst beschränkte Vollmachten.

»Du hast ja gesehen, wie weit sie gekommen sind, nicht wahr?«

»Ich hoffe, wir hegen nicht den Wunsch, daß sie Erfolg haben werden«, sagte Rainsford düster.

»Wie meinst du das, Ben?« fragte Brannhard. »Was werden sie deiner Meinung nach tun?«

»Ich weiß es nicht. Das beunruhigt mich ja so. Wir stellen uns gegen die Zarathustragesellschaft, und die Gesellschaft ist zu groß, um ganz ruhig verklagt zu werden«, antwortete Rainsford. »Sie werden versuchen, Jack irgend etwas anzuhängen.«

»Am Lügendetektor? Das ist lächerlich, Ben.«

»Glaubt ihr nicht, daß wir beweisen können, daß die Fuzzys intelligent sind?« fragte Gerd van Riebeek.

»Wer soll denn Vernunft definieren? Und wie?« fragte Rainsford. »Coombes und O’Brien können festlegen, daß nur die ›Sprache-und-Feuer‹-Regelung gilt.«

»Ach was!« Brannhard war seiner Sache sicher. »Da gibt es ein Grundsatzurteil von vor vierzig Jahren auf Vishnu. Es ging um einen Kindesmord, dessen eine Mutter angeklagt wurde. Ihr Anwalt beantragte Freispruch, weil Mord als ein Tötungsdelikt an intelligenten, vernunftbegabten Wesen definiert wird; da Vernunft angeblich erst dann vorhanden ist, wenn jemand sprechen, einer Feuer machen kann, trifft das bei einem Kleinkind nicht zu — es kann beides nicht. Das Gericht wies das natürlich zurück — wenn jemand diese Voraussetzungen nicht erfüllt, ist das kein Beweis, daß er nicht vernunftbegabt ist. Sprache und Feuer sind ein positiver Beweis für das Vorhandensein von Vernunft — ihr Fehlen ist aber nicht automatisch das Gegenteil.«