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»Nun, wir werden nicht nur einen Anklagevertreter haben, Mr. Coombes, sondern zwei. Ich werde Sie und Mr. Brannhard als Anklagevertreter vereidigen, und Sie können Mr. Brannhards Mandanten und er den Ihren unter Anklage stellen. Ich denke, damit wären alle Schwierigkeiten beseitigt.«

Nur mit großer Mühe gelang es ihm, auf seinem Gesicht die Würde aufrechtzuerhalten, die seinem Amt angemessen war. Brannhard dagegen schnurrte wie ein Tiger, der gerade einen jungen Bock gerissen hatte. Leslie Coombes’ Gelassenheit bröckelte dagegen immer stärker ab.

»Euer Ehren, das ist ein ausgezeichneter Vorschlag«, ließ Brannhard sich vernehmen. »Ich werde mit dem größten Vergnügen die Anklage gegen Mr. Coombes Mandanten vertreten.«

»Nun, alles, was ich sagen kann, Euer Ehren, ist, daß dieser Vorschlag Ihren ersten um Längen schlägt, wenn es darum geht, welcher ungewöhnlicher ist.«

»Nun, Mr. Coombes, ich habe das Gesetz und die Vorschriften der Jurisprudenz sehr sorgfältig überprüft, und ich habe nirgendwo eine Vorschrift gefunden, die einem solchen Vorgehen widerspräche!«

»Ich wette, Sie finden aber auch keinen Präzedenzfall in dieser Richtung!«

Leslie Coombes hätte das eigentlich besser wissen müssen, denn in der kolonialen Rechtssprechung fand sich beinahe für alles ein Präzedenzfall.

»Aber gut«, gestand er dann ein. »Ich hoffe nur, Sie wissen, was Sie tun. Auf jeden Fall bekommen diese beiden Verfahren eine Bedeutung, die über ihre eigentliche weit hinausgeht.«

Gus Brannhard lachte. »Natürlich. Es geht um die Freunde der kleinen Fuzzys gegen die große Zarathustragesellschaft. Ich will beweisen, daß die Fuzzys intelligent, vernunftbegabt sind, und Mr. Coombes möchte im Interesse der Gesellschaft dieses auf jeden Fall verhindern, um der Gesellschaft ihren Vertrag zu erhalten. Um nicht mehr und nicht weniger geht es doch.«

Das war unhöflich von Gus. Leslie Coombes hatte bis zum Schluß genau diesen Eindruck verhindern wollen.

Von jetzt an gab es einen nicht endenwollenden Strom von Berichten, wonach hier oder dort Fuzzys gesehen worden waren, oftmals sogar gleichzeitig in weit auseinanderliegenden Teilen der Stadt. Einige stammten von publicitysüchtigen Menschen oder pathologischen Lügnern und Verrückten, andere waren das Ergebnis ausschweifender Phantasie. Es bestand auch Grund zur Annahme, daß eine nicht geringe Zahl davon ihren Ursprung in der Gesellschaft hatte und nur dazu bestimmt war, die Sucharbeiten zu erschweren. Ein Umstand aber machte Jack Holloway Mut: Die Firmenpolizei der Zarathustragesellschaft führte eine gründliche, wenn auch geheime Suchaktion durch, und gleichzeitig beschäftigte sich die Polizei von Mallorys Port, die unter Kontrolle der Gesellschaft stand, mit der Suche nach den Fuzzys.

Max Fane widmete sich beinahe ausschließlich der Suche. Das hing nicht damit zusammen, daß er der Gesellschaft schlecht gesinnt war, obwohl das zutraf, oder weil der Oberrichter ihn dazu drängte. Der Kolonial-Marshal war einfach für die Fuzzys. Das gleiche galt für die Kolonial-Polizisten, über die Nick Emmerts Verwaltung praktisch keine Autorität besaß. Colonel Jan Ferguson, der Kommandant, unterstand direkt dem Kolonialbüro auf der Erde. Er hatte über Visifon seine Mithilfe angeboten, und George Lunt, drüben auf dem Beta-Kontinent, rief täglich an, um sich nach den Fortschritten zu erkundigen, die die Suchaktion machte.

Binnen einer Woche waren die in Holloways Lager gemachten Filme so oft im Fernsehen gezeigt worden, daß das Interesse an ihnen langsam nachließ. Baby Fuzzy jedoch stand immer noch für neue Aufnahmen zur Verfügung, und es dauerte nur ein paar Tage, bis eine Sekretärin eingestellt werden mußte, um seine Verehrerpost zu beantworten. Einmal, als Jack eine Bar betrat, glaubte er, Baby auf dem Kopf einer Frau sitzen zu sehen. Ein zweiter Blick verriet ihm aber, daß es sich um eine lebensgroße Fuzzy-Puppe handelte, die mit einem Kunststoffband festgehalten wurde. Nach einer weiteren Woche sah er in der ganzen Stadt Baby-Fuzzy-Hüte, und in den Schaufenstern der Geschäfte wimmelte es von lebensgroßen Fuzzy-Puppen.

Zwei Wochen nach dem Verschwinden der Fuzzys, an einem Spätnachmittag, setzte Marshal Max Fane Jack im Hotel ab. Sie blieben noch eine Weile im Wagen sitzen, und Fane sagte:

»Ich denke, wir sind am Ende, Jack. Wir haben alle Meldungen von Verrückten und Gewinnsüchtigen überprüft. Keiner hat sie wirklich gesehen, was ja an sich nicht so schlimm ist. Schlimmer ist, daß es keinerlei Spuren von ihnen gibt. Es wimmelt überall von Landgarnelen, aber nirgendwo wurde ein geknackter Panzer gefunden. Und sechs aktive, verspielte Fuzzys müßten eigentlich eine Menge anstellen. Normalerweise sollten sie versuchen, Obststände zu plündern oder anderen Unfug zu treiben. Aber nichts dergleichen. Die Polizei der Gesellschaft hat die Suche bereits aufgegeben.«

»Nun, ich werde nicht aufgeben.« Jack schüttelte Fanes Hand und stieg aus dem Wagen. »Sie waren eine große Hilfe, Max. Ich möchte Ihnen von Herzen danken.«

Gus Brannhard war nicht da, als er die Zimmerflucht betrat; Ben Rainsford saß an einem Lesegerät und studierte einen Psychologietext, während Gerd an einem Schreibtisch arbeitete, den sie sich hatten hereinstellen lassen. Baby spielte am Boden mit hübschen neuen Spielsachen, die man ihm gebracht hatte. Als Pappi Jack hereinkam, ließ er sie fallen und rannte auf ihn zu, um sich aufheben zu lassen.

»George hat angerufen«, sagte Gerd. »Sie haben auf ihrer Station jetzt eine Fuzzyfamilie.«

»Oh, das ist ja großartig.« Jack war bemüht, ehrliche Begeisterung zu zeigen. »Wieviele?«

»Fünf, drei Männchen und zwei Weibchen. Sie nennen sie Dr. Crippen, Dillinger, Ned Kelly, Lizzie Borden und Calamity Jane.«

Typisch für einen Haufen Polizisten, unschuldigen Fuzzys solche Namen anzuhängen!

»Warum rufst du die Station nicht mal an und sagst guten Tag?« fragte Ben. »Baby mag sie; es hat ihm Spaß gemacht, wieder mit ihnen zu sprechen.«

Jack ließ sich dazu überreden und stellte die Verbindung her. Es waren recht nette Fuzzys, wenn auch nicht ganz so wie seine Familie.

»Wenn Ihre Familie nicht rechzeitig zur Verhandlung auftaucht, kann Gus ja unsere vorladen«, schlug Lunt ihm vor. »Irgend etwas muß vor Gericht vorgewiesen werden. In spätestens zwei Wochen kann diese Bande hier alle möglichen Dinge ausführen. Ihr solltet sie jetzt mal sehen — und dabei sind sie erst seit gestern nachmittag bei uns.«

Jack sagte, daß er hoffe, daß seine Fuzzys rechtzeitig zurück sein würden — aber er wußte selbst, daß er dabei wenig überzeugt klang.

12.

Ben Rainsford flog kurz danach zum Beta-Kontinent zurück, Gerd van Riebeek blieb in Mallorys Port. Die Polizisten vom Revier Fünfzehn hatten für ihre Fuzzys stählerne Schwert-Schaufeln hergestellt und berichteten von einem merklichen Rückgang der Garnelenplage. Sie fertigten ihnen auch einen Satz verkleinertes Tischlerwerkzeug an, womit sich ihre Fuzzys aus alten Kisten und Brettern ein Haus zimmerten. Ein Paar Fuzzys tauchte auch in Ben Rainsfords Lager auf, der sie adoptierte und ihnen die Namen Flora und Fauna gab.

Ein jeder hatte jetzt Fuzzys, und Pappi Jack hatte nur Baby. Er lag auf dem Boden seines Wohnzimmers und lehrte Baby Knoten binden. Gus Brannhard, der den größten Teil des Tages in dem Büro des Gerichtsgebäudes verbrachte, das man ihm in seiner Eigenschaft als Sonderankläger zur Verfügung gestellt hatte, flegelte in einem Lehnstuhl in einem rot-blauen Nachtanzug und rauchte Zigarren, trank Kaffee. Sein Whiskykonsum war bis auf zwei Drinks pro Tag zurückgegangen, und im Augenblick studierte er auf zwei Lesegeräten zugleich juristische Texte, wobei er hin und wieder Bemerkungen in ein Diktiergerät sprach. Gerd saß am Schreibtisch, wo er große Mengen Papier verbrauchte, um etwas mittels Logikkalkül zu lösen. Plötzlich knüllte er einen Bogen zusammen, warf ihn fluchend auf den Boden. Brannhard sah von seinen Bildschirmen auf.