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Die Offiziere in seinem Büro waren beide bewaffnet. Desgleichen Marshal Fane, der ihn ebenfalls erwartete. Sie erhoben sich alle, um ihn zu begrüßen, setzten sich wieder, als er hinter seinem Tisch war. Er stellte ihnen die gleiche Frage, die er auf dem Dach dem Sergeanten gestellt hatte.

»Nun, Colonel Ferguson hat gestern abend Commodore Napier um Beistand gebeten, Euer Ehren«, sagte der Offizier in der schwarzen Flottenuniform. »Er äußerte den Verdacht, daß die Stadt infiltriert worden sei. Dieser Verdacht war völlig gerechtfertigt, Euer Ehren; seit Mittwoch nachmittag hat Captain Casagra auf Anweisung Commodore Napiers hier ein Landekommando durchgeführt und damit Vorbereitungen getroffen, die Residenz zu besetzen. Diese Aufgabe ist jetzt erfüllt — Commodore Napier ist hier, und Generalresident Emmert und Generalstaatsanwalt O’Brien befinden sich wegen verschiedener Fälle von Korruption und Amtsmißbrauch in Haft. Damit werden sich Euer Ehren aber nicht zu befassen haben. Man wird die beiden für ihren Prozeß nach Terra schicken.«

»Dann hat Commodore Napier die Zivilregierung abgelöst?«

»Nun, sagen wir, daß er sie kontrolliert; das hängt ganz vom Ausgang dieses Verfahrens ab. Wir möchten wissen, ob die augenblickliche Administration legal ist oder nicht.«

»Dann werden Sie sich in die eigentliche Verhandlung nicht einmischen?«

»Kommt darauf an, Euer Ehren. Wir werden auf jeden Fall daran teilnehmen.« Er sah auf seine Uhr. »Sie eröffnen die Verhandlung erst in einer Stunde? Dann werde ich vielleicht noch Zeit haben, etwas zu erklären.«

Max Fane traf mit ihnen vor der Tür zum Gerichtssaal zusammen und grinste freudig. Dann entdeckte er Baby Fuzzy auf Jacks Schulter und schaute zweifelnd drein.

»Ich weiß nicht recht, Jack. Ich glaube nicht, daß er im Gerichtssaal zugelassen wird.«

»Unsinn«, erklärte Brannhard ihm. »Ich gebe ja zu, daß er ein unmündiges Kind und ein unbedarfter Eingeborener ist, aber er ist der einzige Überlebende der Familie der verstorbenen Goldlöckchen, und als solcher hat er ein Recht, der Verhandlung beizuwohnen.«

Bis zur Eröffnung der Verhandlung war noch eine halbe Stunde Zeit, aber die Zuschauerbänke waren bereits voll und ebenso der Balkon. Auf den Geschworenenbänken hatte eine Anzahl Offiziere in schwarzen und blauen Uniformen Platz genommen. Da dies kein Geschworenengericht war, hatten sie die Bänke offensichtlich mit Beschlag belegt. Auch die Pressebänke waren mit Menschen und Geräten überfüllt.

Baby schaute interessiert auf den großen Bildschirm hinter dem Richtersessel; von hier aus erfolgte die Übertragung der Verhandlung für die Öffentlichkeit, gleichzeitig zeigte der Bildschirm aber auch wie ein Spiegel den Zuschauern die gleiche Szene. Es dauerte nicht lange, bis Baby sich auf dem Bild erkannt hatte, woraufhin er begann, erregt mit den Armen zu fuchteln. In diesem Augenblick gab es an der Eingangstür etwas Unruhe und einen Auflauf, und Leslie Coombes kam herein, gefolgt von Ernst Mallin und zwei seiner Assistenten, Ruth Ortheris, Juan Jimenez — und Leonhard Kellogg.

Coombes blickte zu dem Tisch, wo Jack und Brannhard saßen, entdeckte Baby, der sich selbst in dem großen Fernsehschirm zuwinkte und wandte sich protestierend an Fane. Fane schüttelte den Kopf, Coombes protestierte erneut, erntete aber nur ein weiteres Kopf schütteln. Schließlich zuckte er die Schultern und führte Kellogg an den für sie reservierten Tisch, wo sie Platz nahmen.

Sobald Pendarvis und seine beiden Richterkollegen — ein kleiner Mann mit einem runden Gesicht zu seiner Rechten, ein hochgewachsener schlanker Mann mit weißem Haar und einem schwarzen Bart zu seiner Linken — Platz genommen hatten, begann die Verhandlung sofort. Die Anklagen wurden verlesen, und dann wandte Brannhard als der Ankläger Kelloggs sich an das Gericht.

»… bekannt als Goldlöckchen, Angehörige einer intelligenten Rasse… absichtliche Tat, begangen von Leonhard Kellogg… brutaler, ungerechtfertigter Mord.« Er trat einen Schritt zurück und lehnte sich an den Tisch, wobei er mit Baby Fuzzy spielte, während Leslie Coombes Jack Holloway des brutalen Angriffs auf den besagten Leonhard Kellogg bezichtigte und ihm vorwarf, Kurt Borch rücksichtslos niedergeschossen zu haben.

»Nun, meine Herren, ich denke, wir können jetzt mit der Vernehmung der Zeugen beginnen«, sagte der Oberrichter. »Wer beginnt?«

Gus gab Baby Fuzzy an Jack und trat vor; Coombes stellte sich neben ihn.

»Euer Ehren, dieser ganze Prozeß hängt von der Frage ab, ob ein Angehöriger der Spezies Fuzzy Fuzzy Holloway Zarathustra ein vernunftbegabtes Wesen ist oder nicht«, sagte Gus. »Wir sollten jedoch, bevor wir versuchen, diese Frage zu klären, durch Zeugenaussagen feststellen, was in Holloways Lager im Cold Creek Tal am Nachmittag des neunzehnten Juni des Jahres sechshundertvierundfünfzig der Atomära geschah. Sobald darüber Klarheit besteht, können wir uns der Frage widmen, ob das genannte Goldlöckchen ein vernunftbegabtes Wesen war oder nicht.«

»Ich bin einverstanden«, sagte Coombes. »Die meisten der Zeugen werden später noch einmal aufgerufen werden müssen, aber im allgemeinen ist Mr. Brannhards Vorschlag im Zusammenhang mit der Zeitökonomie zu begrüßen.«

Ein Beamter trat vor, nahm einige Schaltungen am Zeugenstuhl vor, dann leuchtete eine Kugel von etwa sechzig Zentimeter Durchmesser, die in einem Gestell schwebte, in hellem Blau auf. George Lunts Name wurde aufgerufen; der Lieutenant setzte sich in den Stuhl, der Helm des Lügendetektors wurde ihm übergestülpt, die Elektroden befestigt.

Die Kugel blieb ruhig und blau, während er seinen Namen und Dienstgrad angab. Dann wartete er, während Coombes und Brannhard miteinander verhandelten. Schließlich zog Brannhard ein silbernes Halbsolstück aus der Tasche, schüttelte es in seinen Händen und schlug es mit der rechten Hand auf das linke Handgelenk. »Kopf«, sagte Coombes, Brannhard hob seine Hand, verbeugte sich leicht und ließ dem anderen den Vortritt.

»Also, Lieutenant Lunt«, begann Coombes. »Als sie in dem provisorischen Lager gegenüber Holloways Camp eintrafen, was fanden Sie dort vor?«

»Zwei tote Leute«, sagte Lunt. »Einen terranischen Menschen, der durch drei Schüsse in die Brust getötet worden war, und einen Fuzzy, den man zu Tode getrampelt hatte.«

»Euer Ehren!« brauste Coombes auf. »Ich muß darauf bestehen, daß der Zeuge aufgefordert wird, seine Antwort neu zu formulieren, und daß die eben gegebene Antwort aus dem Protokoll gestrichen wird. Unter den gegebenen Umständen hat der Zeuge kein Recht, die Fuzzys als ›Leute‹ zu bezeichnen.«

»Euer Ehren«, wandte Brannhard ein. »Mr. Coombes Einspruch ist nicht weniger voreingenommen. Er hat kein Recht, unter den gegebenen Umständen zu behaupten, die Fuzzys wären keine ›Leute‹. Das liefe darauf hinaus, den Zeugen zu zwingen, von den Fuzzys als von unvernünftigen Tieren zu sprechen.«

So ging es fünf Minuten lang hin und her. Jack kritzelte derweil auf einem Stück Papier herum. Baby griff sich auch einen Stift und ahmte ihn nach. Die Zeichnungen sahen den Knoten ähnlich, die er zu binden gelernt hatte. Schließlich griff das Gericht ein und bat Lunt, mit eigenen Worten zu berichten, warum er zu Holloways Lager geflogen war, was er dort gefunden hatte, was man ihm erzählt hatte und was er getan hatte. Einen kleineren Streit zwischen Brannhard und Coombes gab es an einer Stelle noch, worin nämlich der Unterschied zwischen Hörensagen und res gestae liegt. Als er seine Aussage beendet hatte, sagte Coombes: »Keine weiteren Fragen.«

»Lieutenant, Sie haben Leonhard Kellogg auf eine von Jack Holloway vorgebrachte Anzeige wegen Mordes festgenommen. Ich nehme an, daß Sie diese Anzeige als berechtigt ansahen?«

»Jawohl, Sir. Ich war in dem Glauben, daß Leonhard Kellogg ein vernunftbegabtes Wesen umgebracht hat. Nur intelligente Wesen begraben ihre Toten.«